„Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, wir müssen einfach alles daransetzen, das Leben als etwas Einzigartiges zu gestalten, indem wir das gleichförmige Einerlei unseres ach so drögen Alltags nicht länger als gegeben hinnehmen, sondern durch unvorhersehbare Taten in das Abenteuer zu entgrenzen, als welches unsere Kinderseele jeden Tag empfunden hat.“

Unterhalten sich zwei junge Leute, kurz vor dem Abitur, in dieser Art und Weise. Selbst wenn wir die Geschichte an den Beginn dieses Jahrhunderts verlegen?

Der Erzähler der Geschichte wünscht sich einen Speicher im Gehirn, mit dem man vergangene Momente mit allen Sinnen erneut erlebbar machen könnte.

„Das Kind braucht diesen Speicher nicht, weil es nur absolute Gegenwart kennt, das reine Jetzt im unangetasteten Zustand. Und so ganz nah an der verschwenderischen Schönheit der Natur ist, wie sie an jedem Tag unbewusst dem Unendlichen entgegengeht. Ohne die beklemmende Ahnung einer unheilvollen Zukunft oder die raunende Beschwörung des Imperfekts, und nichts scheint so schön wie das Vergangene.“

Der junge Erzähler und ein neu in die Klasse geratener junger Mann, namens Carl, beschließen einer Mitschülerin, Kirsten, zu helfen. Kirsten ist eine sehr talentierte Zeichnerin und wird von der Kunstlehrerin dennoch, nun sagen wir einmal unter der Gürtellinie, kritisiert.

So beginnt eine amüsante Geschichte, ein Ritt durch die Welt der Kunst (und auch der Literatur). „Spitzweg“ von Eckhart Nickel ist ein Roman für Bildungsbürger:innen oder solche, die es werden wollen. Er ist, um mich in der Tonlage des Romans zu bewegen, outriert.

Der Schutzumschlag des Romans ist die Abbildung einer Fassung des Spitzweg Gemäldes „Der Hagestolz“. Ich garantiere allen Lesenden, während der Lektüre immer wieder einmal im Internetz die angesprochenen und zum Teil ausführlich beschriebenen Gemälde anzuschauen.

Der Erzähler lässt uns aber anlässlich eines Besuchs bei seinem Deutschlehrer auch an Ceylon Virgin White Tea nippen und von der Porzellanschokolade kosten.

Was mich von den höchsten Prädikaten bei der Rezension dieses Romans zurückhält oder wie es der Autor, Goethe zitierend, gern läse: „Ein ganzer, großer Eindruck füllte meine Seele.“?

Ich stelle mir vor, dass Herr Nickel bemerkte, er müsse nun langsam zum Schluss kommen. Er zieht das Tempo an, lässt die Geschichte auf ein „Höhepunkt“ zulaufen und endet mit unserer Existenz im unermesslich großen, dunklen Universum.

Und der Lesende in diesem Weltall bleibt ein wenig irritiert zurück.

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