Günter de Bruyn hat zwischen 1999 und 2003 drei Werke zur preußischen Geschichte vorgelegt, die bereits 2004 gemeinsam als „Preußische Trilogie“ erschienen.

In dem Werk „Die Finckensteins“ erzählt der Autor anhand der Lebensläufe dreier Mitglieder der Familie sehr lebendig preußische Geschichte. Eine geniale Idee, diese Familie in den Mittelpunkt zu rücken und so Raum zu gewinnen, detailreich den Lesenden über große geschichtliche Ereignisse ebenso ins Bild zu setzen wie über die kleinen Geschichten, die das Leben sonst so für uns bereithält.

Der erste Finckenstein (Albrecht Konrad), ein Soldat – er bringt es bis zum Feldmarschall – und ein gebildeter Mann ist Erzieher und Vertrauter zweier Kronprinzen. Zunächst von Friedrich Wilhelm, dem späteren Soldatenkönig und schließlich auch von Friedrich, dem Sohn des Soldatenkönigs.

„Es war eine schwierige Aufgabe, die Finckenstein übernommen hatte, und zwar nicht nur, weil er, der gereifte Soldat und feine Hofkavalier, nun täglich mit dem zu Derbheiten neigenden, cholerischen, oft kränkelnden jungen Mann zusammen sein und mit ihm auskommen musste, sondern auch, weil der Wille des Königs, den er zu erfüllen hatte, häufig im Widerspruch zu dem des Kronprinzen stand.“

Dieser „Erzieher“ wird das Gut Madlitz erwerben.

Sein Sohn Karl Wilhelm wird 53 Jahre als Staatsminister mehreren preußischen Königen dienen. Dessen Sohn Friedrich Ludwig Karl wird Regierungspräsident in Küstrin und das Gut Madlitz in einen „Musenhof“ verwandeln. Hier treffen sich immer wieder viele Prominente Namen und genießen den Park und die Gespräche, die offenbar gepflegt wurden. Ludwig Tieck, Clemens von Brentano, dessen Schwager, der Jurist Savigny, Wilhelm von Humboldt, um nur einige Namen zu nennen.

Der älteste Sohn des Regierungspräsidenten, Karl Friedrich Albrecht, wird sich in Rahel Levin verlieben, die diese Liebe durchaus erwidert. Allerdings traut sich der junge Mann nicht, eine nicht adlige Frau jüdischen Glaubens zu ehelichen.

Der zweite Band beschäftigt sich mit der preußischen Königin der Herzen, Luise. De Bruyn spürt dem Mythos nach, der sich um die früh verstorbene bildet und auch diese Lektüre hält einige Anekdoten ebenso bereit wie eine kluge Darstellung der Beziehung zwischen Luise und ihrem Gatten Friedrich Wilhelm III.

Schließlich breitet der Autor im dritten Teil die Geschichte der Berliner „Prachtstraße“ vor den Lesenden aus. Es ist ein großes Vergnügen, dieser Geschichte zu folgen. Dabei hält der Autor mit seiner Kritik an bestimmten Verhältnissen unter den verschiedenen Regimen nicht hinterm Berg. So beklagt er die Abrisse, die immer wieder in dieser Straße stattfanden: „Dass in diesem Teil der Straße Unter den Linden kaum noch Reste der Prachtentfaltung aus Kaisers Zeiten erhalten blieben, ist vor allem dem zweiten Weltkrieg geschuldet, daneben aber auch einem, in Berlin besonders ausgeprägtem Mangel an Ehrfurcht vor dem historisch Überkommenen…Vielleicht ist das auf den immer hohen Anteil an Neuberlinern, besonders auch unter den Regierenden, zurückzuführen, mehr aber wohl auf einen allgemeinen Mangel an historischem Empfinden, der, da alle Kultur sich auf Geschichte gründet, auch ein Zeichen von Kulturlosigkeit ist.“

Dem Autor zustimmend, verbleibe ich mit einer Leseempfehlung!

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