Ein kurzer Blick auf die Vita des Schriftstellers Christoph Hein verrät den Lesenden, dass sein neuer Roman „Unterm Staub der Zeit“ eine „verkappte“ Autobiografie ist.

Weil er, beziehungsweise sein Alter Ego Daniel, Sohn eines Pfarrers in der DDR ist, darf er genauso wie sein älterer Bruder nicht auf das Gymnasium, in der Sprache der DDR auf die Erweiterte Oberschule, gehen. Es gab für diese jungen Menschen die Möglichkeit, im ehemaligen West-Berlin ein Gymnasium zu besuchen. Diese Möglichkeit bestand bis zum Mauerbau im August des Jahres 1961. Wegen der Ferien hielten sein Bruder und er sich zu diesem Zeitpunkt bei den Eltern in der DDR auf. Die Rückkehr nach West-Berlin war nunmehr beiden verbaut.

Hein erzählt in Episoden von seiner Internatszeit, von kleineren oder auch größeren schulischen Ereignissen. Der Zweiklassengesellschaft an dem Gymnasium, in dem die Schülerinnen und Schüler aus der DDR in einem eigenen Schulzweig unterrichtet wurden und es nicht viele Begegnungen mit den Schülerinnen und Schülern aus West-Berlin gab.

Beim Lesen fielen mir Redundanzen auf, die ein sorgfältiges Lektorat sicherlich korrigiert hätte. Bis hin zu gröberen Fehlern. Daniel (Hein) berichtet von seiner ersten Liebe zu einer jungen Schauspielerin (Friederike). Das XII. Kapitel endet mit dem Absatz: „Ich sah Friederike nie wieder, da ich auch die Vagantenbühne mied und nun häufiger ins Schillertheater ging, aber vergessen konnte ich sie nicht.“

Im XIV. Kapitel lese ich dann erstaunt, dass nach den Abschlussprüfungen Daniel und seine Zimmergenossen in ein Café am Hohenzollerndamm einkehren.

„In dem Café saß Friederike mit einer Frau. Ich ging zu ihr, um sie zu begrüßen.“

Nun kann man einwenden, dass ich nicht so pingelig sein sollte; aber diese Fehler zeigen nur, dass dieser „Roman“ nicht gut durchgearbeitet wurde.

Daniel, der begeistert in der Theater AG seines Gymnasiums mitarbeitet, gibt seinem Lehrer ein von ihm verfasstes Theaterstück in der Hoffnung, der Lehrer werde es mit den Schülern zur Aufführung bringen. Der Lehrer geht mit Daniel in ein Café, nachdem er das Stück gelesen hatte. „Im Café … bedankte er sich für das Vertrauen, ihm mein Stück zu zeigen, aber dann sagte er mir, was in meinem Stück alles nicht stimmig sei. Die Figuren wirkten nicht lebendig, die Komödie sei zwar witzig geschrieben, aber ihr fehle der Humor, was ein Mangel sei…“

Auf diesen Roman gemünzt, dachte ich, dass ihm (Daniel/Hein) dieses Mal niemand gesagt habe, was alles fehle.

Schade!

Tief enttäuscht lege ich dieses Buch zur Seite.

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