Heutzutage sind „Triggerwarnungen“ en vogue. Bei dem 1935 erschienenen Roman „Das ist bei uns nicht möglich“ des amerikanischen Autors Sinclair Lewis hätte ich wegen der Schilderung brutaler Taten, dafür ein kleines Maß an Verständnis aufgebracht.

Der Roman schildert den fiktiven Aufstieg eines Populisten, Buzz Windrip, der sich gegen Roosevelt und dem fiktiven Kandidaten Trowbridge bei der Präsidentschaftswahl durchsetzen kann. Mit dem Einzug von Präsident Windrip ins Weiße Haus verändern sich die USA. Politisch andersdenkende Menschen werden in Konzentrationslager gesteckt, die vor der Wahl vollmundigen Versprechungen werden nicht gehalten. Die farbige Bevölkerung wird unterdrückt. Die jüdischen Mitbürger werden verfolgt (sie sollen „beschützt“ werden). Lewis malt das Bild nach, das seit 1933 in Deutschland zu betrachten war.

Mit der Figur des lokalen Zeitungsverlegers Doremus Jessup kreiert der Autor einen Antihelden, eine sympathische Erscheinung, des Mannes von nebenan. Die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Faschisten. Die Regierung plant einen Krieg gegen Mexiko, auch über die Eingliederung Kanadas schwadronieren die neuen Herren.

Wer das Papier „Project 2025“ zumindest einmal „quergelesen“ hat, wer die ersten vier Jahre des Präsidenten Trump noch in Erinnerung hat, wird sich nicht wundern, dass der Roman von Lewis wieder oft nachgefragt wird.

Da wird Windrip beschrieben: „…und zwischen seinen Taschenspielerstücken warf er den Massen kalt und fast verächtlich Ziffern und Fakten hin – Ziffern und Fakten, die unfehlbar wirkten, selbst wenn sie, was häufig geschah, in keiner Weise stimmten.“ „Auch in der Geldwirtschaft beschritt Amerika die gleichen ingeniösen Wege wie die Alte Welt. Windrip hatte versprochen, jedermann reicher zu machen, und hatte es fertiggebracht, jedermann, ein paar hundert Bankiers, Industrielle und Militärs ausgenommen, ärmer zu machen.“

Lewis greift auch das Schicksal der Emigranten auf. Er beobachtet, dass nach der anfänglich freundlichen Stimmung in Kanada für die Emigranten, die Bevölkerung „nicht mehr fähig war, immer wieder neues Mitgefühl aufzubringen.“

Der Roman liegt in der deutschen Erstübersetzung von Hans Meisel vor, die hier und da eine moderate Überarbeitung verdient hätte, ohne den Text glätten zu wollen. Sehr lesenswert ist das Nachwort von Jan Brandt!

Dieser Roman ist eine empfehlenswerte Lektüre, allerdings keine ganz leichte Kost!

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