Ein Grünschnabel
Vor einigen Jahren fiel mir in der Buchhandlung meines Vertrauens ein dickes Buch des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewskij auf, dessen Titel ich nicht kannte: „Ein grüner Junge“. In meinem Wegbegleiter für große Literatur, dem großartigen Buch „Die wunderbaren Falschmünzer“ von Rolf Vollmann fehlte dieser Roman. Ich kaufte das Buch und dann blieb es zunächst einmal […]
Durch Berlin flanieren
Dieses Berlin-Buch fehlte mir noch in meiner Sammlung. „Spazieren in Berlin“ von Franz Hessel animiert zum Nachmachen. Raus aus dem Lesesessel und flaniere durch diese Stadt! Das Buch erschien 1929 und leider hat sich viel verändert seit dieser Zeit. Der Krieg legte die Stadt zum großen Teil in Schutt und Asche, die Teilung über Jahrzehnte […]
Wermut heißt auf Ukrainisch „tschernobyl“
Für A. Das Buch liegt schon einige Zeit auf meinem Stapel, ich hatte es geschenkt bekommen. Immer wieder zog ich ein anderes Buch ihm vor, weil ich wohl ahnte, dass es keine leichte Lektüre werden würde. Swetlana Alexijewitsch schrieb „Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft“ in der Zeit zwischen 1986 und 2005. 2015 erhielt Swetlana Alexijewitsch […]
Rath-Krimi Nummer Neun
Seinen Roman „Olympia“ ließ Volker Kutscher mit einem Cliffhanger enden: Gereon Rath an Bord des Luftschiffes Hindenburg auf dem Wege in die USA. Und dann die Beschreibung des Radioreporters Morrison vom 6. Mai 1937 aus Lakehurst: „It’s burst into flames …Oh, the humanity and all the passengers, screaming around me!“ Der neue Roman des Autors, „Transatlantik“, […]
Gestatten, mein Name ist Kranich
Ich lobte nach der Lektüre des Romans „Frau Hempels Tochter“ von Alice Berend den Jaron Verlag für die Wiederentdeckung von Romanen, die in den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts in Berlin spielen. Der Verlag nennt seine Reihe folgerichtig „Die Berlin Bibliothek“. Hier ist nun ein Kriminalroman erschienen, der 1932 unter dem Titel „Die Viper“ herauskam […]
Das kurze Leben zwischen den Kriegen
Die von mir gewählte Überschrift ist der Untertitel des Buches „Höhenrausch“ von Harald Jähner. Das Buch befasst sich mit der Zeit in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen. Genauer: von den anfänglichen Wirren, den Aufständen, dem Beginn einer parlamentarischen Demokratie über die sogenannten wilden 20er Jahre, dem aufkommenden Faschismus bis zum Ende der „Weimarer Republik“ im […]
Überleben und über Leben
2020 erschien in den USA „Kingdomtide“, der Romanerstling von Rye Curtis. Jetzt liegt in der Übersetzung von Cornelius Hartz der Roman mit dem Titel „Cloris“ vor. Cloris ist eine der Hauptfiguren dieses Romans. Zum Zeitpunkt der Handlung 72 Jahre alt, zum Zeitpunkt der Schilderung ihrer Erlebnisse 20 Jahre älter. Ihr Mann und sie stürzen gemeinsam […]
Über die Kunst, Kunst zu sehen und zu beschreiben
Julian Barnes hat über viele Jahre Artikel für Zeitschriften über Künstler und deren Kunst geschrieben. Sie sind in einem Band, hervorragend ins Deutsche übersetzt (Gertraude Krueger und Thomas Bodmer), unter dem Titel „Kunst sehen“ veröffentlicht. Den Auftakt macht ein literarisches Meisterwerk, das in seinem Buch „Eine Geschichte der Welt in 10 ½ Kapiteln“ enthalten ist und […]
Südtiroler Idyll
„Die einen sind für etwas, die anderen dagegen, und die Welt geht desungeachtet sowieso ihren Lauf.“ Darüber räsoniert man häufig in Wirtshäusern, vermutlich in der ganzen Welt; so auch in Klausen, dem beschaulichen Ort in Südtirol. Hier siedelt Andreas Maier seine Geschichte an und erzählt diese im besten Stile eines Thomas Bernhard. 200 Seiten ohne Absätze […]
Zu Gast bei Hempels
Ich bin die sogenannte autofiktionale Literatur leid. Da wird über die schlimme Jugendzeit der Autor:innen berichtet oder über deren Tagesverrichtungen. Ich bin es auch leid, dass eine „Short List“ für den Deutschen Buchpreis heute ganz offensichtlich gewissen selbst auferlegten Zwängen folgen muss: etwas Autofiktionalität, etwas Herkunft und Identität und natürlich auch noch die Diversität nicht […]