Ab und an muss ich auf einem meiner literarischen Säulenheiligen zurückgreifen: Honoré Balzac!
Bei der Lektüre der Picasso Biographie von Ina Conzen stieß ich darauf, dass der Maler Abbildungen zu der Balzac-Erzählung „Das unbekannte Meisterwerk“ anfertigte.
„.Im Paris des Jahres 1612 trifft der junge Nicolas Poussin auf die Maler Porbus und Frenhofer. Letzterer will sein unvollendetes Meisterwerk, die ‚Belle Noiseuse‘, mit einer möglichst perfekten Frau vergleichen. Poussin bietet ihm für den Vergleich seine Geliebte Gilette an, die widerwillig zustimmt. Frenhofer kommt zu dem Urteil, seine ‚Belle Noiseuse‘ sei vollkommen. Als aber Poussin und Porbus das Bild betrachten, erkennen sie nur ein Gewirr aus Linien und Farbschichten. Poussin weist Frenhofer darauf hin. Dieser erkennt seine Selbsttäuschung. Er verbrennt seine Werke noch in derselben Nacht und stirbt.“ (weitgehend aus Wikipedia zitiert)
Balzac umgibt den erfundenen Maler Frenhofer mit dem noch jungen Poussin und dem alten Meister Porbus. Und dann erfahren die Lesenden viel über den Kunstsachverstand des Schriftstellers. Als der 1850 starb gab es die Schule von Barbizon seit etwa zwanzig Jahren; er kannte mit Sicherheit die Werke einiger „Barbizoniers“ und er macht aus seinem Kunstgeschmack kein Geheimnis.
„Als ob es die Aufgabe der Kunst wäre, die Natur abzuschreiben! Sie soll die Natur ausdrücken!“ Das hätte auch später das Motto der Impressionisten sein können!
„Wirklichkeit? Sie ist nur eine Hülle des Lebens und keineswegs das Leben selbst.“
Und „Farbe, Gefühl und Zeichnen können – die drei Hauptbestandteile der Kunst.“ Ist sein Credo.
Warum ich ansonsten immer wieder zu Romanen und Erzählungen dieses Magiers greife, möchte ich mit zwei Zitaten aus dieser schmalen Erzählung untermauern: „Sein ernstes und kräftiges Gesicht verlor den Ausdruck der Freude, als er die Unermesslichkeit seiner Hoffnung mit der Armseligkeit seiner Mittel verglich.“
Und zum zweiten: „Alle menschlichen Gefühle kennen eine Frühblüte; sie ist das Geschöpf eines edlen Rausches – aber sie wird schwächer und blässer, bis die Erfüllung schließlich nur noch als Erinnerung bleibt und der Ruhm einer Lüge ähnlich sieht.“
Diese Erzählung ist meine Nachmittagslektüre-Empfehlung für einen verregneten Urlaubstag!