Ich mag die Bücher von Lion Feuchtwanger durchaus. Nur ist bei dem Mann eine gewisse Tendenz zur epischen Breite festzustellen, die nicht immer der Spannung eines Romans angemessen ist. Mit anderen Worten, manchmal werden seine Romane ein wenig langweilig. Das war schon mit dem Roman Goya so und nun ist es mit dem Roman „Erfolg“ wieder so.
Die Geschichte eines Fehlurteils wird geschildert. Eines allerdings absichtlich ergangenen Urteils. Der Mann Krüger wird des Meineids für schuldig gesprochen und in ein Gefängnis gesteckt. Damit ist er aus dem „Geschäft“. Er kann nicht mehr moderne Kunst für die Münchner Gemäldegalerie sammeln. Bilder, die einige Jahre später die Nazis als entartet brandmarken werden. Die Nazis, die Feuchtwanger in diesem Roman als „Wahrhaft Deutsche“ auftreten lässt.
Die ganze Geschichte spielt im München zur Zeit der Inflation und schließt die Ereignisse des Hitler-Putsches mit ein. Es treten viele Personen auf, es gibt viele Porträts von Zeitgenossen und deren Makeln. Was dem Roman fehlt ist ein Verzeichnis der Personen. In meiner Taschenbuchausgabe des Aufbau Verlags befindet sich ein Nachwort von Gisela Lüttig. Sie stellt die Verbindungen zu den Personen der Zeitgeschichte her. Das ist hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Denn viele der Personen sind so gezeichnet, dass sie klar in dem Schlüsselroman erkennbar sind. Verwirrt war ich nur, als an einer Stelle des Roman Ludendorff direkt benannt wird, sonst aber im Romann als General Vesemann verschlüsselt wird.
Feuchtwanger schöpft aus dem Vollen, er zeichnet grandiose Porträts seiner Landsleute: „In den tiefhängenden Wolken des Tabakrauchs schwammen tomatenrote Rundschädel mit Schnauzbärten, graue Tonkrüge.“
Es gibt Kapitel, wie „Herr Hessreiter diniert in Berlin“, das die pulsierende Hauptstadt Berlin grandios beschreibt oder die liebevollen Darstellungen der Johanna Krain, der weiblichen Hauptfigur des Romans, voller Zärtlichkeit und Leidenschaft.
Der Roman hat Tiefe und zeichnet den Weg Bayerns und ganz Deutschlands in die Katastrophe der Nazizeit vor. Seine Warnungen verhallten aber leider.
Feuchtwangers Alter Ego in diesem Roman sagt an einer Stelle: „Ein großer Mann, …, den Sie nicht leiden können, ich übrigens auch nicht, er heißt Karl Marx, meinte: die Philosophen haben die Welt erklärt, es kommt darauf an, sie zu ändern. Ich für meine Person glaube, das einzige Mittel, sie zu ändern, ist, sie zu erklären. Erklärt man sie plausibel, so ändert man sie auf stille Art, durch fortwirkende Vernunft. Sie mit Gewalt zu ändern, versuchen nur diejenigen, die sie nicht plausibel erklären können. Diese lauten Versuche halten nicht vor, ich glaube mehr an die leisen. Große Reiche vergehen, ein gutes Buch bleibt. Ich glaube an gutbeschriebenes Papier mehr als an Maschinengewehre.“
Dieses Buch ist ein gutes Buch!
Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich Ihnen empfehle.