Die von mir gewählte Überschrift ist der Untertitel des Buches „Höhenrausch“ von Harald Jähner.
Das Buch befasst sich mit der Zeit in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen. Genauer: von den anfänglichen Wirren, den Aufständen, dem Beginn einer parlamentarischen Demokratie über die sogenannten wilden 20er Jahre, dem aufkommenden Faschismus bis zum Ende der „Weimarer Republik“ im Jahre 1933.
Vieles, vielleicht alles von dem, was der Autor hier zusammengetragen hat, konnte man schon an anderer Stelle lesen. Dennoch besitzt dieses Buch einen Wert, weil der Autor manche Ereignisse besonders herausstellt und immer dann, wenn es um Kultur, insbesondere um bildende Kunst geht, zeigt Harald Jähner seine große Fähigkeit der Bildbeschreibung und -interpretation. So, als er das grandiose Gemälde Lotte Lasersteins „Abend über Potsdam“ in Beziehung setzt zu der Gefühlslage deutscher Intellektueller um 1930.
Es gibt Kleinigkeiten zu bemängeln. Beispielsweise manche dem Heute entlehnten Sätze, wie „mehr Kiez, weniger City“ oder der Begriff „Zeitenwende“, mit dem Brücken in die Gegenwart gebildet werden sollen. Ein für mich unnötiges Unterfangen. Auch beziehen sich Referenzen manchmal auf andere Jahreszahlen als diejenigen, die gerade im Fokus der Erzählung stehen.
Und dennoch, das zu Lobende überwiegt!
Die Darstellung der „neuen Frau“ ist zwar nicht neu, aber sehr gelungen, ebenso das gesamte Kapitel über den Verkehr. Er spricht von der „Ökonomie des Wohlbefindens“ und wählt damit einen Begriff, der auch auf unsere Zeit zutrifft. Nicht weit von hier sterben Menschen in einem Krieg und die Ökonomie des Wohlbefindens rät uns „besser nicht daran zu denken“!
Der Autor erläutert einprägsamer als andere Autoren vor ihm den Bruch mit dem Parlamentarismus durch das Instrument der Notverordnung. „Die Umgehung der Mehrheitsverhältnisse bei der Regierungsbildung sollte Folgen haben.“ Vor allem, weil dieses Instrument in den Händen eines Antidemokraten lag. Die Demokratie wurde so zu einer „Staatsform für Schönwetterperioden“ herabgewürdigt. „In vierzehn Jahren, zwölf Reichskanzler an der Spitze von zwanzig Kabinetten.“ So eine Feststellung, zeigt das ganze „Weimarer Drama“!
In einem Epilog werden die Schicksale der „Zeitzeugen“ des Autors jeweils kurz beschrieben. Leider endeten viele im KZ, wo sie von den Nazis ermordet wurden.
Ein sehr lesenswertes Buch.