Ich habe die Lektüre des vorletzten Romans von Andrea Camilleri beendet. Der Verlag hat sich gedacht, man müsste dem Roman einen bedeutungsvolleren Titel geben als „Die Catalanotti-Methode“. So heißt er im Original und mit dem Titel kann auch keine Italienerin und kein Italiener etwas anfangen. Nun heißt er in der guten deutschen Übersetzung von Rita Seuß und Walter Kögler „Ein tiefer Blick in die Seele“!
Das trifft es auch, aber einen Roman von Andrea Camilleri kauft man nicht seines Titels wegen. Die Lesenden wissen, was auf sie zukommen wird. Der alternde Kommissar, seine großartige Mannschaft, die Beschreibung der sizilianischen Landschaft. Die Streitereien mit seiner Dauerfreundin Livia, die auf dem Festland wohnt. Die Schilderung der Produkte sizilianischer Küche. Dieses Mal unter anderem eine mit Makkaroni gefüllte und von Mürbeteig umhüllte Pastete! Und dieses Mal eine Liebelei zwischen dem Commissario und Antonia – ganz großes Kino!
Antonia charakterisiert dann auch die Catalanotti-Methode. Das ist der Name des Opfers in diesem Fall: „Er hatte einen siebten Sinn, ein fast schlafwandlerisches Gespür für emotional labile Menschen, deren Reaktionen nicht immer vorhersehbar waren. Reaktionen, die er im Übrigen gezielt provozierte.“
Der Roman enthält so wundervolle Sätze wie: „Ein Mangel an Beweisen ist nicht zwangsläufig die Bestätigung von Schuld.“ Und am Ende, welches ich natürlich nicht verraten werde, findet sich ein grandioses Gedicht des Autors, der an anderer Stelle den Satz auf das Papier bringt, mit dem alle älter werdenden Menschen umzugehen lernen müssen: „Mit der Unausweichlichkeit dieser verfluchten Wirklichkeit.“
Cosi è la vita!
