Zunächst einige historische Fakten! Kaiser Karl V. dankte 1555 ab. Er war krank, er war müde, seine Religionspolitik war gescheitert, der Streit mit seinem jüngeren Bruder Ferdinand setzte ihm zu. Abgedankt, zog er sich in das Kloster San Jerónimo de Yuste zurück, in dem er 1558 verstarb.

Arno Geiger imaginierte nun in dem Roman „Reise nach Laredo“ Karls Tod.

Schon auf der ersten Seite findet sich ein Gedanke Karls: „Der Tod könnte schön sein, wenn man gelebt hat.“ Und etwas später denkt dar abgedankte Kaiser und König: „Man glaubt, dass man ein Lebenswerk schafft, gibt sich die Mühe von fünfundzwanzig Teufeln, damit einen nicht das Gefühl beschleicht, man habe umsonst gelebt.“ Er weiß, was seine Abdankung bedeutete: „Zurücktreten, das heißt, die Welt anderen überlassen, die Welt laufen lassen.“

Er schluckt viel Laudanum, er vernichtet das Manuskript seiner Erinnerungen, er bricht zu einer letzten Reise auf.

Der Anfang des Romans zeigt die Hinfälligkeit Karls, er wird mittels einer mechanischen Vorrichtung in ein Bad gelassen, weil er seinen eigenen Gestank los werden möchte. Dieser Mann ist zu keiner realen Reise mehr fähig, er halluziniert diese Reise, seine „Abenteuer“, die er in Begleitung seines unehelichen Sohnes Geronimo und eines Geschwisterpaares anzutreten glaubt. Der Autor schildert die Abenteuer, die auf dieser Traumreise den Beteiligten begegnen, sehr farbig, mit kräftigen Pinselstrichen gleichsam. Karl denkt an seinen „Hofmaler“ Tizian, dem er sogar einst, zum Erschrecken des Hofstaates, einen heruntergefallenen Pinsel aufhob.

Tizian hatte ihm einmal gesagt, wann ein Gemälde fertig sei: „Fertig ist ein Kunstwerk, wenn man glaubt, einen letzten Pinselstrich machen zu müssen, und es schafft, diesen Pinselstrich zu unterlassen.“

Dieser Roman steckt voller kleiner und großer Weisheiten, dieser Roman ist ein Geschenk an alle Lesenden.

Auf der imaginierten Reise geht es Karl immer besser, das Reiten fällt ihm wieder leicht und er stellt fest: „Schon erstaunlich, wie sehr sich im ganzen Körper das Gefühl verändert, wenn der Glaube an die Zukunft zurückkehrt.“

Geigers Roman ist ein Geschenk, weil diese Geschichte gerade nicht mithilft, „das Getriebe der Welt mit leeren Phrasen zu ölen“.

Dieser Roman ist ein großer Wurf!

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