Vor einiger Zeit fertigte ich ein Haiku über Pfefferminztee an und kam auf die Idee, die artifizielle Intelligenz den gleichen Auftrag zu erteilen. Ich gestehe, dass sich das „künstlich“ erstellte Haiku durchaus lesen lassen konnte.

Nach der Lektüre des Romans „Venedig kann sehr kalt sein“ von Patricia Highsmith, stellte ich mir die Frage, wie wohl eine artifizielle Intelligenz mit dem Auftrag umgegangen wäre, eine Geschichte zu schreiben, die im Wesentlichen in Venedig spielt und in der ein Schwiegervater dem Schwiegersohn die Schuld am Selbstmord der Tochter respektive Ehefrau gibt. Ich kam zu dem Ergebnis, dass dabei nie eine so von Perspektivwechseln geprägte, spannende Erzählung zustande gekommen wäre, wie das der Autorin gelungen ist.

Rachelüstern verfolgt der Schwiegervater den Plan, den nicht geschätzten Schwiegersohn umzubringen. Die schmalen von Touristen weitgehend verlassenen Gassen der Lagunenstadt, die Kanäle, die dunkle, kalte Jahreszeit; all das bildet den Hintergrund des Romans.

Erst versteckt sich der Schwiegersohn vor seinem Verfolger nach einem missglückten Mordversuch, später wird der Schwiegervater untertauchen, aber weiter an seinen Racheplänen festhalten.

Faszinierend, wie Highsmith mit einem halben Satz eine Person charakterisieren kann. Die junge Ehefrau beschreibt sie aus der Sicht ihres Mannes so: „…hellblaue Augen, verwegener Blick und hübsch auf diese eher gewöhnliche irische Art, die nach der Jugend verging.“

Alle Orte in diesem Roman existieren tatsächlich mit einer Ausnahme. Das junge Paar lebte auf Mallorca und der Ort, in dem sich die junge Frau dann auch das Leben nahm, erhält einen Phantasienamen. Die Orte in Venedig sind alle real und man könnte an der einen oder anderen Stelle, diesen Roman sogar als „Stadtführer“ nutzen.

„Chioggia war wie Venedig, nur ohne dessen Schönheit.“

„Dann fuhr er zur Hauptinsel hinüber und ging zur Haltestelle Giglio, der nächsten nach Santa Maria della Salute. Dies war der schönste Teil Venedigs: der Schiavoni-Kai, die Haltestelle Santa Maria della Salute, wo die große Kirche noch größer wirkte vor dem auf einmal kleinen Vaporetto – ein banal-weltliches Transportmittel vor dem Hintergrund des Dogenpalasts und des Campanile auf dem Markusplatz, die so nahe waren, jenseits des Wasserweges.“

Aber ich schweife ab! Der Roman ist ein Beleg für die große Kunst der Autorin eine einfache Geschichte durch kleine Wendungen fortzusetzen und dabei Einblicke in das Seelenleben von Menschen zu gewähren.

Großartig!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert