Die Lektüre handelt von einer älteren Frau, die, „früher, als sie eine Bleibe hatte, aber nirgends zuhause war“, auf die Idee kommt ein Haus zu kaufen und für sich herzurichten.
Sie wagt es, diese Idee in die Praxis umzusetzen. Sie wird zur Bauherrin, denn das erworbene Anwesen muss umgebaut werden. Die Frau hat die Vorstellung, die Gebäude in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, allerdings versehen mit unseren heutigen Annehmlichkeiten.
Als Ilse Helbich sich in dieses Abenteuer stürzt ist sie 65 Jahre alt und kränkelt vor sich hin. Ihr wird schnell klar, dass sie vor einer großen Herausforderung steht und „dann steigt Angst vor der Zukunft hoch, einer Zukunft, die sie sich selber hier bereitet hat. Wohin hat sie sich treiben lassen?“
Der Umbau ist nach vielen Mühen und viel Zeit abgeschlossen. Sie arbeitet viel im Garten, erschafft sich ihr Paradies. „Als sie das Beet später noch mit einer niederen Buchshecke einfasste, musste sie lachen über das Lob der Besucher, die taten, als hätte hier der liebe Gott wieder einmal seine erschaffende Vollkommenheit bewiesen und als wäre das alles aus der Erde gerade so hervorgewachsen und nicht das Werk einer Menschenhand. Aber sie hatten ja recht – in seinen glücklichsten Augenblicken ist der Mensch nichts als das Werkzeug einer aus unbekannten Tiefen wirkenden Schöpferkraft.“
Die Frau, kein Zweifel, dass die Autorin ihre eigenen Erfahrungen uns näherbringt, erlebt in dem Haus einen Rohrbruch, eine Überschwemmung, deren Schilderung die Lesenden an die Überschwemmung der Ahr im letzten Jahr denken lässt. Es sterben Tiere und Pflanzen, sie kommt der Nachbarschaft näher, ohne als „Eingeborene“ betrachtet zu werden.
Je älter sie wird, setzt sie sich mit ihrem immer näher rückenden Ende auseinander.
Sie genießt die ihr verbleibende Zeit, aber Ängste bleiben: „Und auch später noch ist in den wieder leichter wiegenden Wochen immer die Angst vor eigenen Verlusten geblieben, die Angst vor Schmerzen und die alte vorm Versagthaben. Und die Angst vor der Weltkatastrophe, von der sie in solchen Stunden gewiss ist, dass sie über die Enkel hereinstürzen wird.
Der Autorin ist mit diesem autofiktionalen Bericht ein stimmiges Werk über das Älterwerden gelungen. „Das Haus“ ist eine lesenswerte Beschreibung über den Mut, auch im Alter Neues zu beginnen.