Kürzlich fiel mir ein Büchlein in die Hand, das nicht nur wegen seines gelungenen Umschlags (eine Reproduktion des Gemäldes von Lesser Ury – Friedensallee mit Siegessäule) mich zum Kauf animierte. Die Geschichte Berlins auf rund 150 Seiten dargestellt zu bekommen, fand ich ein interessantes Unterfangen. Bernd Stöver hat dieses Brevier „Kleine Geschichte Berlins“ 2013 veröffentlicht. Ein Parforceritt durch knapp 800 Jahre.

Natürlich ist dieser Band nicht mit der zweibändigen „Geschichte Berlins“ von Wolfgang Ribbe oder der „Biographie einer großen Stadt“ von Jens Bisky zu vergleichen, was die Breite und Tiefe der Darstellung des Stoffes betrifft. Dennoch bietet das Buch einige interessante Einblicke, beispielsweise in die Zeit der Hausbesetzungen in beiden Teilen Berlins. Und dann findet sich beispielsweise ein so charmanter Satz, wie der folgende: „Eher ironisiert fand sich das Milieu der linken und insbesondere der Hausbesetzerszene seit 1978 in den weit über Westberlin hinaus bekannten Karikaturen von Gerhard Seyfried wieder.“

Dass die Bedingungen für alternative Lebensentwürfe in Ostberlin sehr ungünstig waren, erklärt der Autor wie folgt: „Alternatives Milieu und die Einparteiendiktatur der SED schlossen sich eigentlich von vornherein aus. Abweichende Lebensentwürfe fielen im Zweifelsfall unter den umfassenden Begriff des asozialen Verhaltens, das seit 1961 auch erhebliche strafrechtliche Konsequenzen hatte.“ Dieses lesend, wird klarer, warum gerade in den östlichen Ländern der Nährboden für nationalistische Parteien in einem größeren Umfang vorhanden ist.

Neu war mir, dass die „Preisstoppverordnung von 1936 für Mieten“ in Ostberlin faktisch weiter galt. Ebenso wusste ich nicht: „1987 konnte die ostdeutsche Undergroundband ‚Die Firma‘ zusammen mit der Westberliner Gruppe ‚Element of Crime‘ in der Zionskirche in Prenzlauer Berg auftreten.“

Fazit: Eine lohnende Lektüre!

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