Goethe äußert sich in einem Gespräch mit Eckermann über das wesentliche Merkmal der Novelle: Dies sei „eine sich ereignete unerhörte Begebenheit“! Insofern darf das schmale Buch des schweizer Literaturwissenschaftlers Thomas Strässle als solche bezeichnet werden: „Fluchtnovelle“.

Jedoch trifft der Begriff des Memoirs hier ungleich besser zu. Das Memoir ist eine non-fiktionale Geschichte. Sein Autor nutzt die Ich-Perspektive und gestaltet es mit den literarischen Mitteln des Romans. Auch Szenen und reflektierende Passagen zum Beschriebenen gehören dazu.

Strässle erzählt davon, wie seine Eltern sich kennengelernt haben und zu einem gemeinsamen Leben fanden. Der Vater, ein Schweizer, die Mutter eine Bürgerin der DDR.

Er schildert die Planung und Durchführung der Flucht seiner Mutter aus dem Arbeiter und Bauern Paradies. Keine Tunnel, keine ausgestatteten Kofferräume, kein Ballon.

Es ist eine spannende Geschichte und die Lesenden können kaum glauben, dass so etwas einmal möglich gewesen ist. Es ist die Geschichte einer Liebe und es ist gut, dass sie nun bekannt geworden ist.

Nur ist diese Geschichte sehr nüchtern erzählt, ich stelle mir vor, dass andere eine viel spannendere Geschichte daraus gemacht hätten. Und dennoch lesenswert, weil den vielen Facetten von Fluchtgeschichten eine neue hinzugefügt wird!

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