Die Geschichte einer Trennung. Die Geschichte: eine Paarbeziehung wird seziert.
Der meistverwendete Satz: „Ich stelle mir vor: …“
Die Idee: „Sein Leben fortan, indem er den Blinden spielt auch unter vier Augen, sein Umgang mit Menschen, die nicht wissen, dass er sie sieht, seine gesellschaftlichen Möglichkeiten, seine beruflichen Möglichkeiten dadurch, dass er nie sagt, was er sieht, ein Leben als Spiel, seine Freiheit kraft eines Geheimnisses usw.
Sein Name sei Gantenbein.“
In einem anderen Roman von Max Frisch steht: „Ich bin nicht Stiller.“ Hier könnte stehen: “Ich bin nicht Enderlin.“ Aber, wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?
Am Beginn der Geschichte von Max Frisch, wenn die Beziehung noch jung und zart ist, stehen unschuldige Fragen: „Wo bist Du gewesen? Noch ist die Frage so arglos, ja, man fühlt sich geschmeichelt durch die Neugierde des anderen; man will ja nicht wissen, bloß zeigen, wie man sich sehnt.“
Später kommt die Ernüchterung, die Routine, es verbraucht sich, nutzt sich ab: „Jede Geschichte ist eine Erfindung … jedes Ich, das sich ausspricht, ist eine Rolle.“
„… sein Ich hatte sich verbraucht, das kann’s geben, und ein anderes fiel ihm nicht ein.“
Abgenutzt kommt der Wunsch nach Neuem: „Alltag ist nur durch Wunder erträglich.“
„… was ich eigentlich mache: – Entwürfe zu einem Ich! …“
Die Erinnerung stellt sich als „Bodensatz der Erfahrung“ heraus.
Und was Du auch tust: „… handeln oder unterlassen, und in jedem Fall, ich weiß, ist es nur ein Teil meines Lebens, und den anderen Teil muss ich mir vorstellen; Handlung und Unterlassung sind vertauschbar; manchmal handle ich bloß, weil die Unterlassung, genauso möglich, auch nichts ändert, dass die Zeit vergeht, dass ich älter werde :“
Und was Du auch tust, es ist nie richtig. „Geständnisse sind maskenhafter als Schweigen … unsere Aufrichtigkeit, wenn sie als solche auftritt, ist doch meistens nur eine schieberische Transaktion von Lügen, Sicherstellung von anderen Heimlichkeiten.“
Und es ist auch klar, es ist ohne Zukunft: „… nicht die Zukunft, aber das Ende einer Vergangenheit, die in keine Gegenwart mehr mündet.“
Ich stelle mir vor, dieser Roman ist ein großes Trostbuch, dass es die Liebe doch gibt. Aber nein, sie gibt es nicht, denn da ist die Zeit: „… die Macht der Zeit, die immer gegen die Liebe ist, also gegen uns.“
Allein wegen dieses Romans, den ich nicht nacherzählen kann/will, hätte der Autor den Nobelpreis für Literatur verdient.
Ein Buch zum Niederknien!