Es ist nahezu unmöglich, eine Biographie über einen Menschen zu verfassen, der an die achthundert Jahre vor uns gelebt hat. Zumal wenn es sich nicht um einen Fürsten handelt.
Im Falle des Malers Giotto di Bondone ist die Quellenlage etwas besser, weil er schon seinen Zeitgenossen als Ausnahmeerscheinung galt. Wer hat es denn schon in Dantes „Göttliche Komödie“ oder in Boccaccios „Decamerone“ geschafft? Wer wurde von seiner Heimatstadt Florenz in einem Ehrengrab zur letzten Ruhe gebettet?
Michael Viktor Schwarz hat in der C. H. Beck Wissen Reihe eine eindrucksvolle Erzählung der Lebensgeschichte von „Giotto“ vorgelegt. Dabei ist es keine ganz einfache Lektüre, verlangt sie doch den Lesenden ein gewisses Maß an Kenntnis der biblischen Geschichte ab.
Aber wieder einmal fühlte ich mich reich beschenkt, weil die „Sehfähigkeit“ gesteigert wird und die Lesenden über die Erklärungen nur dankbar staunen können. Schulstunden des Sehens!
In mir weckte die ausführliche Behandlung der Werke in der Arena-Kapelle von Padua den Wunsch, ganz bald nach Italien aufzubrechen.
Köstlich auch, wie Schwarz einen Bogen schlägt von dem Vater des Stifters der Kapelle, Reginaldo Scrovegni, der auch in der „Göttlichen Komödie“ auftaucht, über Dickens Ebenezer Scrooge bis hin zu der Figur des Scrooge McDuck („unserem“ Onkel Dagobert).
Ich werde die „Grablegung Mariae“, die in der Gemäldegalerie Berlin zu bewundern ist, nunmehr noch aufmerksamer betrachten.