I.

Was mir vom Film „Forrest Gump“, der ja vielleicht in diesem Jahr die Mehrzahl der Oscars erhalten wird (?) – zu Recht, wie ich gleich einfügen will -, in Erinnerung geblieben ist, hat nichts mit dem zu tun, was oft über den Film gesagt wird.

Forrest Gump ist gar nicht besonders blöd. Was ist schon die Aussagekraft eines IQ? Er denkt langsamer, aber ausdauernd. Er hat, kein Wunder bei diesem Dauerläufer, einen langen Atem. Damit läuft vor unserem Auge die amerikanische Geschichte der letzten 40 Jahre ab. Und was sind schon 40 Jahre? Das Leben wird weitergehen, schon wird Forrest Gump jun. zum Schulbus gebracht.

II.

Vier Hochzeiten und ein Todesfall

In einem Film vier Hochzeiten und eine Totenfeier darzustellen und sonst fast nichts, ist gewagt. Was soll da schon passieren?

Doch es passiert. Man lernt eine aufregende Frau kennen; schläft mit ihr; verliert sich aus den Augen, sieht sich wieder, stellt fest, sie ist vergeben. So ist das Leben. Also eigentlich nur eine Allegorie auf unser Treiben, unser Dasein? Ja, nur viel komischer!!

III.

Noch eine Hochzeit, die von Muriel oder eigentlich nennt sie sich zu dieser Zeit Mariel. Egal, die Hochzeit ist ihr Traum; sie macht sich etwas vor, aber sie entwickelt sich. Ein hässliches Entlein tritt ins Leben. Sie wird kein Schwan, aber sie wird ihren Weg machen. Eine Spur eines weiblichen Forrest Gump ist in ihr. Und die Erkenntnis, dass man schon etwas tun muss, damit sich etwas bewegt.

IV.

Es gibt Menschen, die sind einfach komisch und es gibt solche, die lernen, komisch zu sein. So ähnlich sagt es ausgerechnet Jerry Lewis, als alter Komiker-Star, im Film „Funny Bones“. So könnte man es auf Filme überhaupt anwenden.

Die Story, sie ist zu kompliziert, um hier nacherzählt zu werden, ist zu konstruiert, aber das macht nichts. Der Film erzählt seine Story atemberaubend, bringt verschiedene Handlungsstränge zusammen, hält einem in Atem und vermittelt richtige Spannung. Zwar überläuft einem nie eine Gänsehaut, aber man ist nahe davor. Der Junior des Komikers, natürlich lange im Schatten seines übermächtigen Vaters, sagt es treffend und wieder gilt es für den Film: Man dreht Pirouetten, nahe am Abgrund; es kann gelingen. Hier gelingt es.

„Smoke“ – mehr als nur ein Film

Nach dem Besuch des Films „Smoke“ fragte mich mein Sohn Felix nach der Handlung. Damit hat er bei diesem Film eine entscheidende Frage gestellt.

Was habe ich da eigentlich gesehen?

Ein Lebensausschnitt einiger Leute, die irgendwie mit dem kleinen Tabakwarenladen an der Ecke zu tun haben, wird in Abschnitten erzählt. Der Ladeninhaber, ein Hobbyfotograf, der seit zehn Jahren an jedem Tag, den Gott gemacht hat, um Punkt acht Uhr von einer bestimmten Stelle aus seinen Laden fotografiert. Man muss langsam hinschauen, sonst sieht man nichts, rät er seinem Freund und Kunden, einem Schriftsteller. Dieser hat seine Frau und ihr werdendes Kind bei einem Überfall verloren, seit dieser Mordtat ist er aus der Bahn. Das ändert sich als der junge Farbige, der ihn vor dem Überfahren durch einen schweren Lkw rettet, seinerseits Hilfe benötigt. Der junge Mann ist auf der Suche nach seinem Vater. Da ist noch eine frühere Freundin des Tabakwarenhändlers, die nach New York kommt, um ihrer Tochter zu helfen von Drogenabhängigkeit wegzukommen. Zwar ist er nicht der Vater dieses Mädchens, trotzdem hilft er ihr oder vielmehr der Frau mit Geld wieder auf die Beine, das aus einem Überfall stammt, den der junge Farbige zufällig miterlebt hat. Weil er die Beute mitgehen ließ, sind die Gangster hinter ihm her. Finden die Spur zum Schriftsteller und hinterlassen heftige Eindrücke der Gewalt bei diesem, bevor die Polizei, vom jungen Mann gerufen, das Schlimmste verhindern kann. Bald darauf werden sie bei einem anderen Überfall beide getötet. Der Schriftsteller darf für die New York Times eine Weihnachtsgeschichte schreiben und bekommt sie von unserem Tabakhändler erzählt. Wir sehen diese Story als Schwarz-Weiß-Stummfilm am Ende des Films und hören die Stimme und die Musik von Tom Waits dazu. Der Film könnte stundenlang so weitergehen, über jede andere Figur ließe sich noch etwas erzählen und man könnte immer so weiter zusehen und zuhören. Nur wenn man langsam hinschaut, erkennt man die Veränderung, der Fortschritt ist eine Schnecke, hat schon Günter Grass gesagt und der Film, mein Sohn, der handelt einfach nur vom Leben, deshalb ist er so spannend, so schön und nie, niemals langweilig.

Mehr Filme I.

Mit Literaturverfilmungen habe ich schon mein Leben lang Schwierigkeiten gehabt. Schließlich kann man in einem Roman einen Charakter sehr viel deutlicher ausformen als in einem Film. Auch die Verfilmung „Schlafes Bruder“ macht dies wieder deutlich. Dennoch ist dem sprachmächtigen Buch ein ausdrucksstarker und klangvoller Film an die Seite gegeben worden. Ich habe mich nur manchmal gefragt, wie ein Filmbesucher, der das Buch nicht gelesen hat mit diesem Film umgehen wird. Er kann meines Erachtens sich nur auf die Bilder einlassen oder er geht unter, weil der Film die Geschichte nur widerstrebend erzählt, und dadurch könnten für den gedachten Kinogänger zu viele Fragezeichen übrigbleiben. Noch eines hätte noch eindrucksvoller gestaltet werden können: die Musik! Hubert von Goisern in Ehren, aber hier passt es nicht, weil diese Neutöne zu sehr verwirren und mich keinesfalls zu Vivat-Rufen veranlasst hätten.

II.

Die Amerikaner scheinen die Tradition der Franzosen und insbesondere der Italiener übernommen zu haben, ruhige in moderaten Farben gemalte Bilder auf die Leinwand zu bringen. Da ist als Beispiel nicht nur Smoke zu nennen, sondern ebenso „Nobody’s Fool“. In einer miefigen amerikanischen Kleinstadt spielt die Story, es wird einfach das Leben einiger Mitmenschen erzählt. Im Mittelpunkt steht Sully, ein alter Mann, dessen Leben sicherlich nicht so verlaufen ist, wie er es sich vorgestellt hat. Doch wessen Leben verläuft schon so?

Und so sehen wir irgendwie unser Leben und sehen, wie wir ohne Lebenslüge auskommen können, wenn, ja wenn man die Kraft hat, die Kraft eines Sully, der einfach sich von niemandem kommandieren lassen will.

III.

Die Amerikaner können einfach die besseren, die leichteren Filme drehen.

Man stelle sich vor, ein deutscher Filmemacher käme auf die Idee, zu zeigen, wie sich ein verwitweter Bundeskanzler in eine Lobbyistin verliebte. Das wäre bemüht bis peinlich und absolut unerträglich. Ganz anders im Film „Hello, Mr. President“. Der Film zeigt, wie der mächtigste Mann dieser Welt Probleme hat, ein Rendezvous zu vereinbaren und was für Schwierigkeiten die Opposition ihm macht. Das alles könnte wahr sein und wirkt echt und berührt gleichzeitig. Die feuchten Augen stellten sich bei mir ganz automatisch ein. Kein großer Film, aber ein netter, unterhaltsamer Film.

IV.

Ich bekenne, dass mir die James Bond Filme Spaß machen.

So auch der neueste seiner Art. Sie gehen mit der Zeit, diese Filme. Nun geht es um den Kampf mit der russischen Mafia, die von einem ehemaligen tot geglaubten Doppel-Null Agenten angeführt wird. Natürlich siegt Bond und das Gute. So kann man sich getrost auf den nächsten Bond Film freuen. Ich tue es. Dieser Film heißt „Golden Eye“.

V.

Nachdem die Crew den Film Smoke abgedreht hatte, so sagt man, habe man so viel Spaß bei der Arbeit gehabt, dass man noch ein wenig weiter arbeitete.

So ist ein zweiter Film entstanden, den man Smoke II nennen könnte. Die Autoren und die Schauspieler, die den Text größtenteils frei gestalten, nannten ihn „Blue in the face“ und haben damit sich und allen, die Smoke lieben eine große Freude bereitet.

Spielt’s noch einmal!

Und weitere Filme I.

Der Film „Guantanamera“ hätte auch in der DDR und nicht auf Kuba spielen können. Geht es doch um einen Leichentransport unter den erschwerenden Umständen des real existierenden Sozialismus. Es geht um Planerfüllung, um die Beschreibung der Lebensverhältnisse, die Möglichkeiten der Menschen, sich in ihren Freiräumen so etwas wie privates Glück und Wohlstand zu schaffen; natürlich geht es auch um die Liebe und um den Tod. So komme ich aus dem Kino in dem Wissen, dass heute der erste Tag meines restlichen Lebens war und hoffe, noch häufig an den Film zurückdenken zu können.

Einen Film „Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herabkam“ zu nennen ist mutig. Und vorstellen kann man sich nicht viel darunter.

Jedoch ist alles klar, da messen Engländer einen, nein den ersten Berg, der Waliser aus und stellen fest, dass er die Definitionshöhe verfehlt. Also gibt es nur eins, man muss den Berg aufschütten, am Ende gibt es einen Todesfall, eine Versöhnung vorweg, eine Verlobung und natürlich ist der Berg nun ein Berg. Ein Film mit Hugh Grant, der das sein darf, was er am besten darstellt, einen bescheidenen Engländer.

II.

Unterschiedlicher können zwei Filme nicht sein. Besser kann man an ihnen nicht den Unterschied zwischen amerikanischem und deutschem Kino verdeutlichen.

Two girls in love ist ein “low-budget-film”. Die Geschichte ist schnell erzählt: Mädchen in lesbischer Familie verliebt sich in ein anderes Mädchen. Dieses erwidert die Gefühle und es kommt zum „ersten Mal“. Der Film erzählt die Gefühle zweier junger Menschen, wie sie sich kennenlernen, wie sie sich verstohlen anschauen, wie sie sich füreinander zu interessieren beginnen und so weiter. Da ist es ziemlich egal, ob da eine aufblühende lesbische Liebe gezeigt wird oder ob es heterosexuell ablaufen würde. Der Film ist kein Sexfilm, sondern schlicht und einfach gut.

III.

Wie anders der deutsche Film „Männerpension“. Was er will ist nicht klar. Obwohl er von zwei Gefängnisinsassen handelt, die an einem Experiment – Hafturlaub – teilnehmen dürfen, ist es kein Gefängnisfilm. Obwohl sich beide Männer in zwei Frauen verlieben, die auf sie warten werden, bis sie endlich aus dem Knast entlassen sein werden, ist es kein Liebesfilm. Obwohl er immer irgendwie lustig zu sein versucht, ist es keine Komödie.

Der Film ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Der Film ist schlicht, einfach schlecht.

IV.

Die diesjährige Berlinale (1996) zeigte, vertraut man den Kritikern, viele mehr als nur annehmbare Filme. Inzwischen habe ich zwei davon gesehen:

Im Familienfest und andere Schwierigkeiten geht es um die Scheinwelt der Familie, die sich am Thanksgiving trifft, um zu demonstrieren, dass man halt zusammengehört. Da reist der schwule Bruder ebenso an, wie die verheiratete Schwester mit ihrer Familie. Natürlich kommt auch Claudia, deren Tochter will lieber mit ihrem Freund schlafen. Da Claudia auch gerade gefeuert wurde und obendrein auch noch erkältet ist, „freut“ sie sich riesig auf das Treffen. Dass das Familienfest mehr wird als nur ein oberflächlicher Schlagabtausch, ist ein Kunstgriff der Drehbuchautoren, die bei Tschechow eine Anleihe genommen haben.

Der Film ist kurzweilig, launig und macht beim Zusehen Spaß.

V.

Sense and Sensibility “ ist mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Gleich vorweg: Zu Recht.

Natürlich kann ich das nur auf den Film, der die nichtzutreffende Übersetzung „Sinn und Sinnlichkeit“ trägt, beziehen, da ich bislang nur einen Konkurrenzfilm gesehen habe. Als Übersetzung wäre Verstand und Gefühl besser geeignet. Doch egal. Kein Film der letzten Jahre erzählt mit so viel Ruhe und in schönsten Bildern die Geschichte der Schwestern, die unter die Haube wollen und sollen. Ein Film aus einer anderen Zeit, ein Film mit viel Gefühl, ohne rührselig zu werden, ein Film aus einem Guss, mit wundervollen Charakteren, so dass nicht einmal Hugh Grant stört, der wie immer einen schüchternen Menschen gibt.

Ein Film, ein Film!

Kinobesuche I.

Im Kino den Film „Der Postmann“ gesehen. Aushilfsbriefträger auf kleiner italienischer Fischerinsel begegnet dem Dichter Pablo Neruda und erfährt den Umgang mit Metaphern. Gewinnt eine wunderschöne Frau und kommt wenige Tage vor der Geburt seines Sohnes Pablito bei einer Demonstration ums Leben. Ein Film, der mit eindrucksvollen Bildern einfache Menschen zeichnet, der sich Zeit nimmt und darum Ruhe ausstrahlt und Schönheit. Ein Film voll Anmut und Geist, in wunderschöner Landschaft, zu passender Musik und der dazu reizt, zu einem Gedichtband von Pablo Neruda zu greifen.

Kino, was kannst du mehr vollbringen?

II.

Der Film „Die Spur der roten Fässer“ beweist es. Doch ist der Film nicht professionell gemacht. Die Schwenks der Kamera teilweise zu schnell, das Verstecken und vor einem Bauern Davonlaufen zu sehr gespielt; die Kinder nicht immer bei der Sache, aber darauf kommt es in diesem Falle nicht an. Es ist ein unterhaltsamer Nachmittag.

Kinderkino muss nicht langweilig sein.

III.

Nach fünf im Urwald“ ist kein Kinderfilm, aber er geht diejenigen an, die heranwachsende Kinder haben, die selbst die Generation um vierzig darstellen und die merken, dass es inzwischen eine neue Generation gibt, die ihrerseits später Erfahrungen machen wird, die nicht so ohne weiteres mit denjenigen der dann nachfolgenden Menschen in Übereinstimmung zu bringen sein werden. Der Film ist keine deutsche Filmklamotte, sondern Kino, das man einfach gern sieht. Ein guter Film. Nicht mehr, nicht weniger.

IV.

Echte Kerle“ sind gesucht, aber es gibt sie nur noch im Film. Das ist die Botschaft, die vor Beginn dieser Voraufführung uns immer wieder erklärt wird. Egal, ob eine Vogelspinne entlaufen ist und sich Freiwillige im Foyer einfinden sollen, die sie wieder einfangen oder der Halter eines Fahrzeugs gesucht wird, der ein Motorrad schrottreif gefahren hat und jetzt sechs nette Freunde des Motorradfahrers auf ihn im Foyer warten. Gags, die auf den Film einstimmen sollen.

Der hat das gar nicht nötig, schließlich wird gleich zu Beginn ein Feuerwerk komischer Einfälle abgebrannt und im Verlauf des Films sind die Dialoge auch noch witzig. Und das Schwule nicht mehr als Lachnummern abgehandelt werden, sondern sehr ernst genommen, ist nicht neu, aber immer noch bemerkenswert. So ist der Film rundum gelungen und ein Spaß. Es ist ein deutscher Spielfilm und dennoch empfehlenswert. Wenn das nicht doch eine Rarität ist.

Flirting with disaster

Eine Sommerfilmkomödie.

Mann auf der Suche nach seinen leiblichen Eltern. Gemeinsam mit Frau, Kind, dem noch kein Vorname zuteilwerden konnte und einer promovierenden Psychologin quer durch Amerika. Ein „road movie“, ein Liebesfilm, eine Verwechslungskomödie und eine nette Art, den Leuten zwei Stunden ihres Lebens zu stehlen, ohne dass es diesen sofort auffällt. Eine amerikanische und gleichwohl neudeutsche Filmkomödie. Ich habe mich unterhalten, teilweise sogar amüsiert und erst am Ende gedacht, dass der Film doch arg konstruiert ist. Egal, ein guter Film hat seine Zuschauer zu unterhalten, in diesem Sinne ist der Film ein guter.

Hippolytes Fest

Zunächst fielen mir meine Mitzuschauer auf. Alles Leute in den sogenannten besten Jahren. Ein distinguiertes Publikum, wie man es auch in den Feinschmeckerrestaurants vorwiegend antrifft. Womit wir beim Thema wären.

Wir besuchen das Restaurant „Au Petit Marguery“, dessen Besitzer hat uns eingeladen am letzten Öffnungstage noch einmal sich von ihm bekochen und verwöhnen zu lassen. Da sind sie, die Freunde seines Sohnes vor allem. Da sind die Erinnerungen an die Kindheit, an die köstliche Leberpastete, die nächtens verputzt wurde, an die Unruhen im Jahre 1968, an den Sturz durch die Glasscheibe. Die anderen haben auch ihre Geschichten, Affären und Probleme. Und sind sie noch so klein, wie das der Mutter, deren Sohn sie immer maman, den Vater jedoch stets Paul nennt. Diese Probleme sind nichts gegen dasjenige von Hippolyte. Er hat Krebs, sein Geruchssinn ist bereits stark eingeschränkt, sein Geschmack lässt nach. So ist er gezwungen, sein Geschäft aufzugeben, obwohl sein Leben daran hängt. Der Mann ist gut. Gut zu seinen Angestellten, zu seiner Frau und zu seinem Sohn. Nur kann er seine Gefühle nicht immer so zeigen, wie er dies vermutlich gerne täte. Doch man spürt es und sein Sohn, ihm sicherlich ähnlich, sagt es ihm auf seine Weise. Als alle etwas auf die Kochjacke schreiben, die nun bald an den Nagel gehängt werden wird, da schreibt er unter den Kragen „papa je t’aime“. und klappt den Kragen schnell wieder um. Eine wundervolle Szene. Eine von vielen.

Viele wundervolle Szenen ergeben einen wundervollen Film. Ein Meisterwerk. Der Film wurde von Laurent Bénégui inszeniert, nach seinem biographisch gefärbten Roman.

Mission Impossible

Natürlich kannte ich die Fernsehserie „Cobra übernehmen sie“. Ich wusste nur nicht, dass diese Serie in den Vereinigten Staaten „mission impossible“ hieß. Die Musik ist stark. Der Film hat spannende Sequenzen. Er hat den technischen Schnickschnack, den ein Film dieser Art einfach benötigt. Er hat interessante Schauspieler und dennoch ist mir ein Bond-Film einfach lieber. Mag sein, dass es an Tom Cruise liegt, aber sicher bin ich mir da nicht. Alles in diesem Film ist eigentlich unmöglich, alles in diesem Film ist Kino. Vielleicht ist es das. Da gibt es eine kleine Szene, die anders ist, aber das ist zu wenig. Emanuelle Bejart nimmt die Hand von Tom Cruise und hält sie an ihr Gesicht. Diese Geste sagt in dem Film viel, aber sofort wird abgeblendet. Schade, denn mehr Szenen dieser Art hätten den Film wirklich gut gemacht. So bleibt er, was er wahrscheinlich sowieso nur sein sollte, gut gemachtes Kino, das viele Zuschauer in seine Aufführung zieht.

Ödipus, Kassandra, Aphrodite und Woody oder die süße Leichtigkeit einer Taxifahrt

Zuerst die Schlüsselszene dieses Films. Der Sportjournalist Lenny Weinrib kehrt mit seiner Frau, einer aufstrebenden Galeristin, von einer Dinner-Party heim. Beide sitzen, es ist spät und Samstagnacht, in einem Taxi. An einer Ampel geht ein junges Pärchen über die Straße und Lenny, der seinem Freund und uns diese Situation beschreibt, beneidet dieses junge Glück, er hat die Sonntagszeitung unter dem Arm und seine Freundin im Arm. Das waren noch Zeiten, als man selbst so frisch verliebt war, als es noch knisterte und funkelte und man sich auf die Zeitung danach freuen konnte. Jetzt sitzt man im Taxi und hört sich die Vorwürfe an, dass man nicht sonderlich aufgeschlossen bei der Party gewesen sei.

Die Zeit vergeht. So ist das Leben. Jemand der eine solche Situation beschreiben und filmisch umsetzen kann, hat Erfahrung, der kennt das Leben, die Liebe und malt eine solche Szene ganz heiter aus. Ja so hat man es selbst schon erlebt, so oder ähnlich. Wer solche Szenen macht, macht große Filme. Wer so erzählen kann, darf sich an klassische Sujets wagen, darf mit alten Griechen, mit Göttern selbst mit Zeus spielen und alles ist leicht und luftig. Ödipus weiß nichts von seinem Schicksal, er schläft mit seiner Mutter nicht absichtlich. Woody, sorry Lenny, schläft mit der Mutter seines Adoptivsohnes durchaus bewusst. Obwohl dieser Beischlaf nicht eigentlich zählt, da er sich einfach trösten musste, rannte ihm doch gerade seine Frau davon. Ist Aphrodite, warum eigentlich Aphrodite, es ihm auch irgendwie schuldig. Natürlich ist dieser Film von Woody Allan wie ein Film von ihm nun mal ist.

Die Psychiater kriegen ihre Packung mit und nun auch Anwälte. Es wird philosophiert, es wird vor allem die zwischenmenschliche Beziehung zur Schau gestellt. Doch diesmal ist alles viel heiterer, unbeschwerter als in früheren Filmen. Es macht nichts, dass das Ende völlig konstruiert ist. In den großen griechischen Dramen ist es das auch. Und der „deus ex machina“ kommt mit dem Hubschrauber. Es macht nichts, dass Zeus sich nicht meldet, sondern nur sein Anrufbeantworter. Es ist richtig, dass Kassandra eine Nörglerin ist, die nicht recht hat mit ihren Prophezeiungen. Es ist gut, dass der blinde Seher Theiresias vor dem griechischen Lokal Akropolis in New York steht und bettelt und Woody die Augen über seine Frau öffnet. „Das sieht doch ein Blinder!“

Alles geht seinen Gang und das muss so sein. Denn ein Film von Woody ist immer ein großes Stück Philosophie, ist ein Stück Hilfe zur Bewältigung des Lebens von Woody. Wir Zuschauer wissen dies und nehmen das hin. Wir erwarten es immer wieder und rufen ihm zu: Mach’s wieder Woody!

Eine Couch in New York

Die Story ist simpel: Ein genervter amerikanischer Analytiker setzt eine Annonce in die Zeitung, um seine Wohnung in Manhattan für sechs Wochen mit einer in Paris zu tauschen. Aus Paris kommt Beatrice. Sie führt, ohne Kenntnisse die Praxis fort, während er, Henry, in Paris ihre Wohnung in Schwung und ihren Verehrer kostenlos behandelt. Er kommt vor der Zeit wieder, stellt fest, dass seine Patienten ein und aus gehen und kommt selbst unter falschen Namen zu Sitzungsterminen. Es kommt, wie es kommen muss. Man verliebt sich ineinander und findet sich glücklich in Paris wieder. Der Plot ist nett, der Film ist nett, aber ohne Schwung, zerfasert in zu langen, nicht weiterführenden Dialogen. Es gibt einige Ungereimtheiten und eine manchmal zu unruhige Kameraführung.

Diesen Film kann man sich ansehen, muss es aber nicht.

Lügen und Geheimnisse

Eine farbige Frau ist nach dem Tod ihrer Pflegeeltern auf der Suche nach der leiblichen Mutter. Eine weiße Fabrikarbeiterin hat Probleme mit ihrer Tochter, die bald 21 Jahre alt werden wird, die Straßenfegerin ist und einen Typen liebt, der Gerüstbauer ist und komisch schräg herumläuft – ein schräger Vogel. Der Bruder dieser Frau ist Photograph, hat es zu relativem Wohlstand gebracht, ist verheiratet und die Hauptbeschäftigung der Gattin besteht in der Verschönerung des Hauses, das das kinderlose Paar bewohnt. Die Menschen sind aus einfachen Verhältnissen und sie leben in bescheidenen Verhältnissen. Der Bruder wird seine Nichte und seine Schwester in sein Haus zu einer Grillparty anlässlich des Geburtstages der Nichte einladen. Zum ersten Mal wird die Schwester das Haus betreten, denn ihre Schwägerin und sie können sich nicht ausstehen. Dass die weiße Frau auch die Mutter der jungen Farbigen ist, wissen wir und sie schon eine ganze Weile, sie bringt sie mit zu der Grillparty und auf einmal werden diese ganzen Geheimnisse gelüftet, wird das Lügengebäude zum Einsturz gebracht und vermutlich, nein, sicherlich wird man nun besser, menschlicher miteinander umgehen.

Der Film des englischen Regisseurs Mike Leigh lässt sich viel Zeit, er erzählt langsam und einprägsam die Geschichte, leuchtet die Figuren aus, gibt uns Anlass, zu schmunzeln und zu weinen.

Wenn Tschechow ein Drehbuch geschrieben hätte, hätte es so oder so ähnlich aussehen können. Ein ganz stiller, unaufdringlicher und gleichzeitig so beeindruckender Film, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht, weil das Leben sich auch nicht in Sprüngen entwickelt, sondern der Fortschritt noch immer eine Schnecke ist.

Kein Wunder, dass dieser Film die goldene Palme in Cannes gewann, dass seine Hauptdarstellerin mit dem nämlichen Preis geehrt wurde. Kein Wunder, dass eine lange Schlange vor dem Kino wartete, um sich diesen Film anzusehen; ich hätte mich glatt wieder anstellen können.

Der Hochzeitstag

Die Frau will sich am 20. Hochzeitstag umbringen. Ihr Ehemann hat einen Killer engagiert, der ihr diese Arbeit abnehmen wird, sobald der Mann, sich ein Alibi verschaffend, per Telefon gemeldet hat (zweimal klingeln).

Natürlich geht das nicht glatt über die Bühne. Der Killer hat noch nie eine Frau getötet, sein Psychiater steht mit ihm in telefonischem Kontakt (einmal klingeln).

Die Frau, gerade noch lebensmüde, kämpft nun doch um ihr Leben, der Mann kommt spät heim und seine Frau begrüßt ihn. Der Killer lebt auch noch und am Ende sind die Karten völlig neu gemischt.

Der Film ist ein Kammerspiel, die Schauspieler sind sehr überzeugend (Cher und Chaz Palmintieri, der auch Autor des Spiels ist).

Man langweilt sich nicht, man wird unterhalten, aber nicht so, dass man den Film nun in den siebten Himmel heben müsste.

Antonias Welt – Ein Film über Tod und Leben

Eine Frau, sie ist nicht mehr jung, weiß, dass ihre Zeit abgelaufen ist, sie wird sterben, heute noch. Ihre Familie soll dabei sein, vor allem ihre Urenkelin. Vor ihr läuft noch einmal ihr Leben ab. Sie kommt zurück in ihr Dorf, gemeinsam mit ihrer Tochter, um ihre Mutter zu beerdigen. Die beiden Frauen bleiben, sie bearbeiten ihr Land, sie gehören zum Dorfleben. Die Tochter rettet ein Mädchen vor der Vergewaltigung, dieses Mädchen schließt sich den Frauen ebenso an wie ein von allen anderen als Dorftrottel empfundener Knecht. Die Tochter beschließt, ein Kind zu bekommen. Einen Mann will sie nicht. Das Kind, Antonias Enkelin, ist außerordentlich begabt, es ist den anderen Kindern weit voraus. Es lernt von einem Mann, der seit Kriegsende sein Haus nicht mehr verlassen hat. Er war einst ein Freund der Großmutter. Die Lehrerin des Kindes wird die Geliebte seiner Mutter. Die „Familie“ wächst, Antonia ist die anerkannte Mitte dieses Lebens. Zum Leben gehört auch der Tod. Also wird auch das Sterben vieler Menschen des Dorfes, der Umgebung gezeigt. Schließlich bekommt die Enkelin eine Tochter, Antonias Urenkelin, ein wundervolles Geschöpf, das noch Lebenden Gedichte schreibt, in denen schon deren Tod betrauert wird. Ein kleiner Todesengel. Die Zeit fließt. Der Film zeigt die verschiedenen Jahreszeiten, den Lauf der Dinge, in dem sich alles bewegt. Scheinbar ohne Ziel und ohne Sinn. Aber das Leben bewegt sich doch. Es geht ständig weiter. Es ist das Wunder, nicht nur jenes in Antonias Welt. Der holländische Film hat den Oscar als bester ausländischer Film 1996 erhalten. Ich kenne natürlich nicht alle anderen Filme, die nominiert worden sind. Ich kenne nun aber diesen Film und ich bin begeistert.

Kino kann so schön sein!

Dreimal Kino für Kinder

Es sind Herbstferien und ich habe meinen Söhnen versprochen mit ihnen ins Kino zu gehen. Natürlich hat sich der eine schon längst „Independence Day“ angesehen, andererseits wenn Vater das Kino bezahlt, schaut er sich auch noch andere Filme an.

Da gab es das „Drachenauge“, einen Film nach einem Buch mit den vier Helden TKKG. Die Bücher hat der ältere verschlungen. In diesem Film versuchen die vier Jugendlichen in den Besitz eines alten Schwerts zu gelangen, in dessen Griff ein großer Rubin eingelassen ist. Die Bösen sind ein wenig gemein, ein bisschen doof und alles ist ganz spannend und unterhaltsam ausgebreitet. Der Film wurde von Bernd Eichinger produziert, eine durchaus lobenswerte Produktion.

Die „Toy-story“ ist der erste computeranimierte Film der Filmgeschichte. Die Story ist schlicht, ein Kind wendet sich von seinem bisherigen Lieblingsspielzeug ab und einem neuen zu. Damit muss ein Spielzeug, das ist ja auch nur ein Mensch, erst mal fertig werden. Am besten ist es dann wenn die beiden Spielzeuge Freundschaft schließen, dann steht dem Happyend nichts mehr im Wege.

Ein ganz normaler Zeichentrickfilm ist der „Goofy Film“ den sehr viele sehr junge Zuschauer sahen. Für sie ist der Film noch nichts, denn die Story handelt vom Erwachsenwerden und den Problemen mit den Vätern (oder mit den Söhnen). Amüsant gemacht und mit der Botschaft durchaus sehenswert.

Drei Filme, nicht nur für Kids.

Ein Tollhaus?

Der Film heißt im Original „Wellcome to the dollhouse“ und wird zum „Willkommen im Tollhaus“. Die Übersetzung stimmt nicht und was wir sehen ist auch kein Tollhaus. Ein pubertierendes Mädchen, hässlich und im spießigen Elternhaus aufwachsend, erlebt so dies und das. Alles ist ganz nett mit anzusehen, alles ist sehr amerikanisch und das heißt auch, sehr provinziell. Es rührt aber nicht an, es ist Unterhaltung der besseren Art. Nicht mehr und auch nicht wert, mehr darüber zu sagen und zu schreiben.

Wellenbrecher von Cannes

Erst die Geschichte. Ein Mädchen eines kleinen abgeschiedenen Nestes in Schottland heiratet einen Mann, der auf einer Bohrinsel arbeitet. Das Mädchen muss den Ältestenrat der Gemeinde um Genehmigung für die Hochzeit bitten. Man heiratet und das Mädchen Bess erlebt die Liebe, die körperliche und die seelische. Sie hält ständig Zwiesprache mit Gott, sie glaubt bedingungslos und verspricht, sich der Liebe würdig zu erweisen, die Gott ihr schenkte. Jan, ihr Mann, muss nach den Flitterwochen zurück auf die Bohrinsel und Bess bleibt bei ihrer Familie zurück. Sie will aber ihren Mann für immer bei sich haben. Sie will mit ihm schlafen und ihm nicht nur am Telefon erzählen, was sie sich gerade ausdenkt. Jan erleidet einen schweren Unfall, er wird gerettet, aber er wird ein Pflegefall bleiben, unfähig sich zu bewegen, unfähig mit Bess zu schlafen. So will er, dass sie sich einen Liebhaber sucht und ihm alles berichtet. Nur wenn sie dies täte und die Erinnerung an Liebe in ihm lebendig bleibe, könnte er weiterleben. Bess tut wie ihr geheißen. Jans Zustand verschlechtert sich und durch ihre sexuellen Anstrengungen rettet sie ihm das Leben. Zufall oder ist Gottes, des Allmächtigen, Walten doch der Grund für dieses „Wunder“? Jans Zustand verschlechtert sich zusehends und Bess ist zum Opfer bereit. Sie hurt auf einem von Perversen bevölkertem Schiff, sie wird dabei so schlimm zugerichtet, dass sie an den Folgen dieser Schandtaten stirbt. Ihr Flehen, die Gebete ihrer Schwägerin, Jan möge geheilt werden, wird erhört. Nachdem Jan sie auf See bestattet hat läuten himmlische Glocken. Bess’ Himmelfahrt, nicht der von dem Pastor der Gemeinde vorausgesagte und wohl auch gewünschte Höllengang.

Ein Film voller Impressionen, mit unruhiger Kamera, die oft tollkühne schnelle Schwenks vollzieht, gedreht. Impressionistische Bilder (lebendige Kamerabilder!) als Einleitung zu den einzelnen Kapiteln. In der Morgenröte oder im Tageslicht, wie die Brücke über den sich rasch bewegenden Fluss und die Durchsicht in ein weites langgestrecktes Tal.

Eine Hauptdarstellerin namens Emily Watson, wie keine zweite. Ein Gesicht, das so beredt Auskunft gibt, ob bei der für Bess enttäuschenden Defloration oder im Dialog mit Gott. Wenn der Film sonst nichts brächte, er hat das Gesicht einer Schauspielerin geboren und damit einen Stoff glaubwürdig werden lassen. Gott hat ein Wunder geschehen lassen! Danke!

Der Film heißt „Breaking the waves“, Regie Lars von Trier, er hat in Cannes die goldene Palme gewonnen und seine Schauspielerin wohl den Felix, Europas Oscar.

Short cuts

Ich gestehe, den Film „Short Cuts“ nicht im Kino, sondern zu Hause auf Video gesehen zu haben. Das ändert an dem Film nichts und auch nicht an den Eindrücken, die er bei mir hinterlassen hat.

Leute in Los Angeles werden gezeigt. Die Zeitgleichheit ist ein wichtiges Element dieses Films. Hubschrauber bekämpfen eine Fruchtfliegenart durch Besprühung mit einem Insektizid. Einige Menschen halten ihre Kinder im Hause fest, sorgen sich um die Wäsche, andere um den Swimmingpool. Alle sind mit allen verbunden irgendwie. Schicksale kreuzen sich, Menschen laufen sich über den Weg, sterben. Andere schlafen miteinander, haben ihre Sorgen, Ängste und Nöte. Was da gezeigt wird, ist schlicht und ergreifend das Leben. Ob die drei Freunde, die einen Angelurlaub machen und eine Leiche im Wasser finden, ob der kleine Junge, der von einem Auto angefahren, sich nicht mitnehmen lässt, weil Mami gesagt hat, dass man so etwas nicht tue, ob die Frau, die ihr Baby wickelt und dabei ihrem Job als Telefon-Sex-Lady nachgeht, ob der geile, korrupte und doch immer wieder zu Mami heimkehrende Polizist, sie alle sind Menschen. Ihre Rollen hat das Leben geschrieben, nichts ist künstlich, alles lebt, alles dreht sich.

Der Film ist eine moderne und viel schönere Variante als die Urfassung des Reigens.

Der Film ist ein Ereignis und er könnte noch zwei Stunden länger sein, er würde nicht langweilig werden. In Abwandlung eines Filmtitels von Woody Allan: Mach’s noch einmal Robert Altman!

Rossini – Ein Film

Womit beginnen?

Vielleicht damit, dass man erklärt, der Name Rossini stehe für ein italienisches Restaurant in einer deutschen Stadt. Fast der gesamte Film spielt hier. Es handelt sich aber nicht um einen Restaurantfilm, das Essen und Trinken ist nicht von besonderem Interesse. Man geht in dieses Restaurant, um gesehen zu werden und andere zu sehen. Manche haben ihren Lebensmittelpunkt hierhin verlegt, lassen sich die Post ins Restaurant schicken, beraten potentielle Patienten, bahnen Geschäfte an und feiern ihre Geburtstage hier.

An Gästen ist der Wirt nicht interessiert, hat er doch so viele gute Freunde. Ein schrulliger Autor kommt zum Essen, wird von seinem Freund, einem Regisseur, bedrängt, doch endlich die Filmrechte für seinen Bestseller ihm und seinem Freund, einem Produzenten zu übertragen. Der Filmproduzent ist pleite, er benötigt den Vertrag, um den Bankern, den Sparkassenonkeln, etwas vorzeigen zu können. Der Produzent ist Liebhaber einer Dame, Schauspielerin vielleicht, die gerade wieder einmal ihren vierzigsten Geburtstag bei Rossini feiern will. Kerzen müssen her, warmes Licht, die Ober schwitzen. Der zweite Liebhaber der Dame ist ein Dichter. Die beiden Liebhaber sind miteinander gut befreundet, betreiben eine Art Wettkampf, wem die Dame nun gerade mehr zuneigt. Die Dame leidet an Verstopfung, wird von einem Arzt geliebt, der Schönheitsoperationen in dem Restaurant anbahnt. Etwas mehr Brust, eine längere Nase gefällig? Die Dame kann und will sich nicht entscheiden, es ist ja auch aufregend zwei Kerle um und in sich zu wissen.

Der Wirt hat eine blonde Schönheit eingeladen, bei ihm zu Abend zu essen. Sie kommt, schläft mit dem Regisseur und wirft sich an den Produzenten ran. Sie will Rollen, eine Frau schläft sich nach oben. Die Dame wird am nächsten Morgen tot in ihrer Badewanne gefunden werden. Selbstmord. Der Autor hat die Filmrechte nicht vergeben, aber die Story der Dame ist auch kein schlechter Filmstoff. Ein neuer Film kann gedreht werden, vielleicht wird er sogar erfolgreich.

Kein Restaurant-Film. Ein Kino-Film. Ein Film-Film. George, Krol, Landgrebe, Ferres, Lauterbach und Adorf. Stars des deutschen Films, vereint im Restaurant. Die Szenen gehen ineinander über, brechen hier ab, werden dort fortgesetzt. Es sprudelt Gags, allerdings keine Plattheiten. Es gibt Situationskomik, es gibt tieftraurige Momente. Eine Gratwanderung, nie in Gefahr abzurutschen, immer genau richtig in der Balance. Gerade richtig gekocht. Ein Menu aus frischen Zutaten, alles genau aufeinander abgestimmt. So wie man es in sehr guten Restaurants erwarten kann.

Drei Kochlöffel für Rossini!

Der englische Patient

Ein Flug über die Wüste in einem Doppeldecker. Vorn im Flugzeug eine Frau, den Kopf aus der Kanzel gebeugt. Die Farben der Dünen ähneln denen der Haut. So fängt der Film „Der englische Patient“ an. Das Flugzeug wird abgeschossen, es herrscht Krieg. Der Pilot wird gerettet, schwer verwundet mit lebensbedrohenden Verbrennungen kommt er ins Lazarett. Er wird von einer jungen, kanadischen Krankenschwester gepflegt, die davon überzeugt ist, dass auf ihr ein Fluch lastet, alle, die sie liebt, dem Tode zu überantworten. Der Patient erinnert sich an sein Leben, seine Liebe zu Katharine, die mit einem anderen verheiratet, mit ihm ein Verhältnis beginnt, eine alles umspannende Liebe, die das Ende bereits in sich trägt.

Ein Film, ein Film, der an „Casablanca“ erinnert; ein Film, der wundervolle Übergänge schafft, von der Rahmenhandlung zur Erzählung. Die mögliche Liebe der Krankenschwester zu einem indischen Minensucher, ihre unmögliche Zuneigung zu dem Patienten, der ein ungarischer Graf ist, der Kartenmaterial an die Deutschen gegeben hat, um seine Geliebte zu rächen, die in einer Höhle mit gebrochenen Rippen und Knöchel liegt, die gerettet hätte werden können, wenn die Engländer ihm geglaubt und ihn mit einem Fahrzeug ausgerüstet hätten. Er bekommt von den Deutschen das Flugzeug und kehrt zurück, um seine tote Geliebte mitzunehmen. Noch mal die Szene vom Anfang, jetzt wissen wir, die Frau liegt nicht malerisch, lüstern aus dem Flugzeug schauend, sondern sie ist tot. Die Dünen der Wüste kommen jetzt dem Betrachter vor, wie die Haut einer Frau und deren vielen großen und kleinen Erhebungen und Tälern. Es ist das Ende eines Films, einer Geschichte von Liebe und Tod. Der Film dauert zweieinhalb Stunden, er ist so schrecklich kurz, er hätte noch dauern und dauern können. Ein Film, ein Film von so großer Bildkraft, von so wunderschöner Poesie.

Ein Film mit herausragenden Schauspielerinnen, allen voran Kristin Scott Thomas und Juliette Binoche, und Schauspielern wie Ralph Fiennes. Diesen Film habe ich nicht zum letzten Male gesehen. Dieser Film will entdeckt werden, Szene für Szene, wie die Wüste Sandkorn für Sandkorn, wie die Haut einer Frau Pore für Pore.

Ein Film, ein Film zum Träumen, zum Schauen, zum Staunen. Ein Film von einem anderen Stern!

Das Leben – eine Baustelle

Zuerst war mir das Plakat in der Programmzeitschrift der Berliner Filmfestspiele aufgefallen, dann las ich einige Kritiken und ein Interview mit dem Regisseur. Schließlich sah ich im Fernsehen einen Bericht über den Film, wie die Kritiken ambivalent in der Meinung, dem Urteil. So lag es auf der Hand, sich den Film “Das Leben ist eine Baustelle“ – selbst anzusehen. Der Inhalt ist nicht einfach in Kurzform zusammenzufassen.

Die Hauptfigur lernt ein Mädchen kennen und beide verlieben sich ineinander. Es gibt Probleme und Hindernisse, man räumt gemeinsam die Hindernisse aus dem Wege, zumindest bemüht man sich darum. Ob es ein Happyend geben wird, weiß man nicht. Doch das ist nun mal so im Leben. Man weiß nicht, nie oder selten, wie es weiter gehen wird. So auch in diesem Film. Und das Leben ist nicht immer bloß lustig, also ist der Film auch keine Komödie. Selbst da, wo ein Mensch gestorben ist, bleibt er aber humorvoll.

Leben in Zeiten der Kohl-Ära ist nicht so leicht, es ist kein unbeschwertes Dasein, aber auch keine Tragödie und wenn man auf das Ergebnis des HIV-Tests wartet, dann fiebert man richtig mit. Schade nur, dass neben einem nicht ein so wundervoll anmutendes Geschöpf wie Christiane Paul sitzt. Die hat eine unglaubliche Ausstrahlung, ganz natürlich, ganz so wie die Frauen, die man selbst kennt oder schon immer gern hätte kennenlernen mögen. Ein Film, aber einer, der einen gefangen nimmt und festhält. Man möchte gar nicht wieder losgelassen werden.

So ist der Film, weil das Leben halt auch so ist.

William Shakespeares Romeo und Julia

Es ist so: Romeo und Julia ist die Liebesgeschichte der Weltliteratur schlechthin. Zwei junge Menschen begegnen sich, nicht ahnend, dass sie die Kinder verfeindeter Familien sind, sie verlieben sich in einem atemberaubenden Tempo ineinander, heiraten heimlich und müssen sich nach der Hochzeitsnacht trennen, weil Romeo, den Cousin Julias umgebracht hat, nachdem dieser Romeos besten Freund ermordete. Julia soll einen anderen heiraten, sie nimmt ein Gift, das sie in einen Zustand des Scheintodes versetzt und will nach „Beisetzung“ und „Auferstehung“ mit ihrem Romeo fliehen. Dieser erhält aber nicht die Nachricht von dem fingierten Tod seiner Ehefrau, nimmt vielmehr Gift und stirbt in dem Moment, wo Julia zu neuem Leben erwacht, in ihrer Gruft an ihrer Seite. Sie tötet sich daraufhin. Das ist der Stoff.

Auf den Bühnen wird er in zahlreichen Variationen dargeboten, ich sah das Stück schon in einer Garage, ebenso in einer Bearbeitung von Thomas Brasch. Man kann es vom Blatt spielen oder sicherlich à la Castorf zerlegen. Es bleibt eine unglaubliche Liebesgeschichte, die deshalb so schön ist, weil sie kurz ist und der Schmerz der Enttäuschung sich gar nicht erst breitmachen kann.

Nun ist der Stoff auch nicht zum ersten Male für die Filmleinwand entdeckt worden. Aber dennoch nun völlig neu, völlig anders.

Verona liegt irgendwo in Florida, die Schwerter sind Pistolen, die Familien ähneln mafiosen Gemeinschaften, die jugendlichen Raufbolde sind kleine Gangs. Man liefert sich Feuergefechte und fährt mit großen Straßenkreuzern durch die Gegend. Und weil Romeo einen großen Liebesschmerz hat, nimmt sein Freund ihn auf ein Fest der Capulets mit. Man hat Drogen genommen, deren Wirkung schnell einsetzt und Romeo versucht einen klaren Kopf zu bekommen, indem er ihn unter Wasser taucht und sich so im Waschraum frisch macht. Die Toiletten sind durch ein Aquarium voneinander getrennt und Romeo verfolgt einige Fische mit seinen Blicken und sieht Julias Gesicht. Sie sehen sich durch die Unterwasserwelt hindurch an und es beginnt augenblicklich ein wunderschöner Flirt (was für ein Einfall!). Sie haben sich verliebt, obwohl Julia gerade ihrem Zukünftigen vorgestellt wird, mit diesem tanzt und doch nur noch Augen für Romeo hat. Man trennt sich, wird getrennt. Doch Romeo kehrt zurück. Er überwindet mit großer Leichtigkeit alle Hindernisse, die Wachmänner sehen auf den Bildschirmen nichts von ihm. Er findet Julia und man schwört sich gegenseitige Liebe am und im Swimmingpool.

Durch das Wasser eines Aquariums hindurch hat man sich kennengelernt, im Wasser eines Pools tauscht man nun die ersten Küsse und Liebesschwüre aus. Hier taucht man unter, um sich vor den Wachleuten zu verstecken und ins Wasser hinein kann man sich auch gemeinsam fallen lassen. Es sind Bilder von so vollkommener Schönheit, dass man sich fragt, warum dieser Film nicht schon längst gedreht wurde.

Egal, nun ist er in den Kinos. Shakespeares Sprache (die Tiecksche Übersetzung, wenn ich mich nicht täusche) klingt zunächst komisch aus den Mündern dieser Menschen von heute, doch schnell habe ich mich daran gewöhnt, mehr noch, fand sie völlig normal und angemessen.

Perfekt, wie die Szenen eingebettet wurden in die Straßen und Strandumgebung. Perfekt, wie die finale Sterbeszene zelebriert wird, ohne Pathos, ohne Kitsch, schlicht glaubwürdig, schlicht überzeugend. Eine zukünftige Theateraufführung wird es schwer haben, das Niveau dieser Inszenierung von hoher Qualität und dauerhafter Gültigkeit zu erreichen. William Shakespeares Romeo und Julia, so heißt der Film, wurde von Baz Luhrmann inszeniert; den Namen muss man sich merken! Und natürlich diejenigen seiner jungen Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und der bezaubernden Clare Danes.

Absolute Power“ – Film von und mit Clint Eastwood

In den Vereinigten Staaten besitzt der Präsident die uneingeschränkte Macht (absolute power) Dinge anzuordnen, die bei uns vom Parlament gebilligt werden müssten. Er kann auch Dinge anordnen, die kriminell sind; kommen diese ans Tageslicht, dann hat er sich zu verantworten.

In diesem Film ordnet der Präsident an, dass eine Frau getötet werden müsste, weil sie die Tochter eines Einbrechers ist, der zufällig den Mord an der Gespielin des Präsidenten mitbekommen hat. Die perverse Neigung des Präsidenten zwang sie zum Widerstand und als sie zum Messer greift, wird sie von den Leibwächtern getötet. Der Einbrecher ist Clint Eastwood, der in aller Ruhe durch den Film marschiert und natürlich am Ende seine Unschuld bewiesen haben wird und ganz nebenbei, dass er auch ein ganz großer Einbrecher ist. Eastwood hat auch Regie geführt und den Film produziert hat er auch noch. Ist ihm alles ganz ordentlich gelungen. So ähnlich wie ein Nudelgericht, alles ist gelungen, Nudeln al dente, Sauce pikant und sättigend. Aber es fehlt irgendwie der letzte Pfiff! Man kann sich diesen Film also gern ansehen, aber man muss es nicht. Man versäumt nichts.

Noch ein deutscher Spielfilm – „Knocking on Heaven’s Door

Endlich habe ich mir den Film „Knocking on Heaven’s Door“ angesehen. Ein deutscher Spielfilm, einer der erfolgreichen; mehr als drei Millionen Zuschauer. Das ist dem Film auch durchaus zu gönnen. Nicht etwa, dass dieser Film nun mein Lieblingsfilm zu drohen verspricht, nicht, dass er die letzten Weisheiten des Lebens transportierte.

Jedoch, hier stocke ich schon. Zeigt der Film nicht klar und deutlich: Carpe diem! Zunächst die Story.

Zwei jungen Männern wird in einem Krankenhaus nach umfangreichen Untersuchungen mitgeteilt, dass sie nicht mehr lange zu leben haben. Sie beschließen, zum Meer zu fahren, das sie beide – wie sich herausstellt – noch nie gesehen haben. Nur wer das Meer gesehen und einen Sonnenuntergang dort miterlebt habe, könne im Himmel, wohin man ja nun bald gelangen werde, mitreden. Man klaut ein Auto und bricht auf. Das Auto gehört nun zwei Gangstern, die blöd bis zur Hemdkrause, einen Koffer mit einer Million Mark transportieren, ohne dies zu wissen. Natürlich gibt es nun eine Verfolgung, die Polizei ist hinter den beiden Moribunden ebenfalls her, da sie eine Tankstelle und eine Bank überfallen haben (man braucht ja schließlich Geld zum Leben). Natürlich erreicht man das Meer, natürlich sieht man noch einen Sonnenuntergang und dann geht’s ans Sterben.

Doch, der Film hat seine Botschaft. Er ist nicht kitschig, nicht nur komisch, nicht peinlich und schon gar nicht blöd.

Ein guter Unterhaltungsfilm. Das ist etwas Neues im Deutschen Filmgeschäft, dass man so etwas hier präsentiert bekommt. Ganz besonders gut hat mir Moritz Bleibtreu als einer der beiden Gangster gefallen. Viele liebe und bekannte Gesichter aus anderen Filmen tauchen auf und so fühlt man sich schnell zu Hause.

Ja die Botschaft ist angekommen: Man muss seine Zeit nutzen! Darauf kommt es an.

Woody, alle sagen: I love you.

Eigentlich (ich weiß, dass man Aufsätze nicht mit dem Wörtchen ‘eigentlich’ beginnen soll!) dachte ich, alle Filme auch alle möglichen zukünftigen Filmgeschichten des Mr. Woody Allen zu kennen. Falsch gedacht!

Woodys Film kommt diesmal im Kleid eines Musicals daher, ein Film in dem zwischendurch einfach gesungen wird oder eine Tanzeinlage kurzfristig die Szene beherrscht. Sonst geht es natürlich um den Stadtneurotiker, dessen gescheiterte Ehe, das Leben seiner geschiedenen Frau und deren neuer Familie. Es geht um die zwischenmenschliche Beziehung, was denn sonst?

Der Ort der Handlung ist nicht nur New York, sondern auch Venedig, wo gerade Allens nächster Film bei den Filmfestspielen gezeigt wird, und Paris („Ein Amerikaner in Paris“!).

Es gibt nichts Neues über Allens Filme zu berichten. Doch, sie sind jedes Mal anders, immer wieder amüsant und gegen Langeweile. Sie sind witzig und geistreich und niemand darf sich beschweren, dass sie immer nur von Thema Nr. 1 handeln.

Der Titel dieses Streifen: Alle sagen, I love you.

Ich wiederhole mich jetzt sehr gern: Bitte Woody, mach noch viele Filme und immer eigentlich die gleichen.

Die Aliens sind unter uns

Derzeit brandet eine Filmwelle über uns, die sich mit den Außerirdischen beschäftigt. Sie können abgrundtief böse sein, wie diejenigen, die es beinahe geschafft hätten, die Welt zu vernichten (Independance Day). Sie können auch lieb und ein wenig putzig sein, jedenfalls teilweise. Dennoch muss die Welt gerade wieder einmal zum Untergang verurteilt sein, wären da nicht jene tapferen Männer und manchmal auch Frauen, die im letzten Moment uns alle retten.

So diesmal die „MIB- Men in Black“. Der Film ist nett, hat einige Gags und hat sich nach spätestens einer Stunde leergelaufen. Aber man sollte sich solche Filme eben auch ansehen. Sie werden nämlich von den Kids und Jugendlichen konsumiert. Sie dringen damit in eine Welt ein, die uns sonst verschlossen bliebe. Also hingehen und so schlimm war es nun auch nicht.

Kolya

Ein tschechischer Musiker, 55 Jahre alt, abgestraft, der nicht mehr im Orchester spielen darf, schlägt sich im Herbst des Jahres 1988 mit Auftritten bei Beerdigungen durch. Tröstet sich und befriedigt seine Libido mit immer neuen Frauen und benötigt Geld. So geht er auf den Vorschlag eines Freundes ein, eine Russin zum Schein zu heiraten, damit diese die tschechische Staatsbürgerschaft erlangt und ausreisen kann. Er bekommt dafür viel Geld, wird seine Schulden los und kann sich wieder ein Auto leisten.

Seine Scheinfrau verschwindet sehr schnell in den Westen und lässt ihren fünfjährigen Sohn Kolya zurück. Als die Mutter stirbt, bei der der kleine Kerl zunächst lebt, wird der Musiker, der ja nun Stiefvater ist, in die Pflicht genommen. Die Geschichte entwickelt sich von der gegenseitigen Abneigung zur Liebe, auch die Einstellung des Musikers zu Familie und Ehe ändert sich. Als der Herbst 1989 die Zusammenführung von Mutter und Sohn wieder ermöglicht bleibt der Stiefvater traurig, aber doch geläutert zurück.

Seine Freundin erwartet ein Kind von ihm, er spielt wieder im philharmonischen Orchester und der kleine Kolya wird, nachdem er tschechisch gelernt hat, nun auch sehr schnell Deutsch lernen. Kolya, der Film, hat den Oscar und den Golden Globe für den besten ausländischen Beitrag erhalten. Dieser Film schildert ruhig und intensiv eine sehr private Geschichte, die nicht möglich war, ohne den zeitgeschichtlichen Hintergrund. Ein schöner Film, der nie seifig, nie schmalzig wird und gerade deshalb den Zuschauer in seinen Bann zieht und erst wieder beim Abspann loslässt.

Zwei Kinobesuche Die Apothekerin

Immer mal zwischendurch lese ich Kriminalromane. Meist sind es biedere Machwerke, ohne großen literarischen Anspruch geschrieben zum Zwecke des Gelderwerbs des Autors und der Ablenkung des Lesers. Auffällig ist, dass immer mehr Frauen diesem Genre frönen, Martha Grimes, Donna Leon, Patricia Cornwell und Ingrid Noll. So schreibt die letztgenannte über vorwiegend männermordende Frauen, die erst dann in einem gewissen Ruhezustand sich befinden, wenn ihr Glück durch nichts und vor allem niemanden mehr gestört wird. Ein Roman heißt „Die Apothekerin“, der jetzt auch verfilmt wurde. Krimis haften bei mir nicht lange im Gedächtnis, aber soweit mir die Handlung noch präsent war, erzählt der Film alles brav nach, setzt in teilweise schönen Bildern das Geschehen um und beschäftigt immer die gleichen Gesichter des nun nicht mehr ganz so neuen deutschen Films. Jürgen Vogel und Ritchie Müller umrahmen Katja Riemann und irgendwann könnte es passieren, dass die Zuschauer ausbleiben, weil sie auch einmal neue „unverbrauchte“ Gesichter zu sehen wünschen. Doch die Leute in der Nachmittagsvorstellung waren sehr amüsiert, eine Zuschauerin bekam sich schier nicht mehr ein.

Brassed off

Eine kleine englische Stadt, deren Lebensader die Zeche ist, aus der Kohle abgebaut wird, stellt den Hintergrund des englischen Films „Brassed off“ dar. Die Menschen leben vom Bergbau und sterben an der Staublunge. Sie haben nicht viele Freuden. Zumal nicht in einer Zeit in der die Regierung Thatcher Zeche um Zeche stilllegen lässt. Das Überleben ihrer Zeche hängt nun ebenso am seidenen Faden. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten wird erstellt und falls die Bergleute ein Entschädigungsangebot nicht annehmen, das Gutachten aber der Zeche eine Rentabilität bescheinigt wird es weitergehen mit dem Abbau der Kohle und mit der Musik. Denn die Bergleute haben ein Blasorchester und das ist auf dem Weg zur Endausscheidung in die Royal Albert Hall. Die einzelnen musizierenden Bergleute, voran ihr schon pensionierter Dirigent, sein hochverschuldeter Sohn, zwei ältere, die längst schon austreten wollen, ein junger Mann, der noch am ehesten einen anderen Job bekommen wird, werden uns nähergebracht. Ihr Leben wird so vor uns entfaltet, dass wir glauben, auf alte Bekannte zu treffen. Wir zittern mit, wenn es bergab mit dem Orchester geht, wir sind stolz, wenn es dann doch reüssiert. Wir heulen wie die Schlosshunde, weil dieser schnulzige Film uns an die Seele packt und schüttelt und uns genau das sagt, was der Dirigent im Film an einer Stelle auch sagt, wenn es um Seehunde oder Grashalme ginge, hätten sich längst Initiativen gebildet, dem Schließen von Zechen mit allen sozialen Verwerfungen schauen wir zu, es geht ja nur um Menschen. Der Film ist so zutreffend besetzt, so auf dem schmalen Grat zwischen Schnulze und Kitsch artistisch entfaltet, dass ich einfach fasziniert bin.

Ein wundervoller Film!

Kino, Kino, Kino

Noch ein Film, der die Arbeitslosigkeit in England zum Thema hat. Sheffield war noch vor wenigen Jahren eine aufstrebende Stadt, ein wahrscheinlich offizieller Werbefilm der Kommune macht das deutlich. Jetzt sind die Stahlwerke geschlossen, stehen Ruinen des Industriezeitalters in dieser Stadt und viele Männer sind arbeitslos, ihre Frauen arbeiten im Supermarkt. Ehen sind zerbrochen, so wie die des Helden dieser Geschichte, der sich um das Sorgerecht seines Sohnes mit seiner früheren Frau streitet. Manche Männer haben es bisher nicht vermocht, ihren Frauen die eigene Arbeitslosigkeit zu gestehen. Da entdecken sie die Chance wieder ein bisschen mehr Selbstachtung zu erlangen, indem sie sich ausziehen. Ein Strip für die Frauen und damit es voll wird, verspricht man alle Hüllen fallen zu lassen („Ganz oder gar nicht“). Je weiter man die Hose herunterlässt, umso stärker die Einblicke, die man erhält. Von sich selbst nämlich, über sich selbst. Ein wunderbar leichter Film, zu einem Thema, das uns zukünftig immer wieder und immer massiver beschäftigen wird. Wir sind ohne Arbeit, aber wir brauchen unsere Würde!

Eine verwirrende Geschichte, eine verworrene Geschichte? Zumindest sind die einzelnen Fäden gut zusammengeführt, sie werden auch immer wieder – von Zeit zu Zeit – aufgegriffen und so entsteht langsam die gesamte Geschichte. Manche Dinge müssen sich zusätzlich im Kopf des Betrachters abspielen. Wir sind im Kino! Der Film heißt „Winterschläfer“, warum eigentlich?

Bergwelt, Winter, Eis und Schnee. Weihnachten ist vorbei, Neujahr steht vor der Tür. Alle kehren zurück von den Familienfesttagen. Der Skilehrer zu seiner Geliebten, die im Hause ihrer Freundin, der Krankenschwester, wohnt. Die Krankenschwester kehrt von ihrer Familie zurück ebenso wie René, der Filmvorführer. Er kommt zufällig nach durchzechter Nacht am Haus der Krankenschwester vorbei und klaut einer alkoholisierten Laune folgend das Auto des Skilehrers, der gerade mit seiner Geliebten im Bett liegt. René wird auf der Landstraße mit Theo, dem Bauern zusammentreffen, der sein Pferd zum Tierarzt bringen muss. Theo ist abgelenkt, weil seine Buben mit dem Funkgerät den Vater zu erreichen versuchen, der Wagen muss demjenigen des betrunkenen Filmvorführers ausweichen, gerät ins Schleudern und kippt samt Anhänger um. Im Anhänger befindet sich nicht nur das Pferd, sondern auch die Tochter des Bauern, die ihr Pferd so gern zum Arzt gegen den Willen des Vaters begleiten wollte. Sie wird aus dem Anhänger herausgeschleudert und bleibt schwer verletzt liegen. René kommt von der Straße ab und wird vom Schnee aufgefangen lässt das Auto und den Unfallgegner zurück und entfernt sich verwirrt vom Unfallort. Theo sieht, im Auto liegend und stark benommen den Unfallgegner, genauer dessen auffällige Narbe am Kopf. René wird die Krankenschwester kennenlernen und wir erfahren, dass sein Kurzzeitgedächtnis seit einem Unfall nicht mehr funktioniert. Die Krankenschwester wird das kleine Mädchen im Krankenhaus betreuen, bis es doch stirbt. Theo wird den Mann mit der Narbe suchen und ihn in dem Skilehrer, der ja der Besitzer des Wagens war, finden. Der Skilehrer, ein Frauenheld, wird tödlich verunglücken, die Mutter seiner Geliebten stirbt und die Krankenschwester bekommt von René ein Kind.

Noch Fragen? Alles klar?

Das Leben ist hier keine Baustelle, sondern findet auf dem Lande statt. Vielleicht ist die Bilanz der Tochter Theos – drei gute Jahre von zehn – gar nicht so übel. Das Leben ist vielschichtig, und nicht schwarz-weiß, schon gar nicht der Schnee, der hat viele Farben und Gebirge sind sehr vielfältig. So ist das Leben. Der Film von Tom Tykwer ist ein kleines Meisterwerk der filmischen Erzählkunst.

Die Maschine des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika („Airforce one “), der allen Terroristen gerade den Kampf angesagt hat, wird von Desperados entführt. Im Alleingang rettet er das Leben seiner Familie, dasjenige der meisten anderen Menschen an Bord und schließlich nicht nur sich, sondern auch die Demokratie und die Glaubwürdigkeit.

Der Film hat mir dennoch gefallen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Noch ein Hochzeitsfilm

Hochzeiten sind im Leben der Menschen tatsächlich bedeutende Ereignisse. Verglichen mit ihrem Rang im menschlichen Leben, spielen sie im Film eine eher unterbelichtete Rolle. In den letzten Jahren haben Homosexuelle eine Scheinehe mit Heterosexuellen geschlossen, um den Eltern etwas vorzuspielen. Wir waren Zeugen gleich mehrerer Hochzeiten (und eines Todesfalles) und wir haben den Traum eines Mädchens von einer Hochzeit erlebt, die Erfüllung aber erst in wirklicher Freundschaft fand (Muriels Hochzeit).

Der Regisseur des letztgenannten Filmes hat sich jetzt nach Hollywood gewagt und dort eine Komödie inszeniert, die wieder die Hochzeit zum Thema hat. „Die Hochzeit meines besten Freundes“ beruht auf der einfachen Idee, dass eine Frau von der Hochzeit ihres besten Freundes erfährt, vier Tage vor dem Ereignis. Freundschaft heißt hier, wie überall, man hat keinen Sex (mehr) miteinander. Man kennt sich aber verdammt gut, weiß von den Schwächen und Liebenswürdigkeiten des anderen nur zu genau und ist überrascht, ja entsetzt über den Gedanken, dass dieser Mensch nun einen anderen heiraten wird. Die Frau stellt auch fest, dass sie sich getroffen fühlt. Eifersucht steigt in ihr auf und sie beschließt, diese Hochzeit zu verhindern und sich den Mann, ihren besten Freund doch lieber selbst zu sichern. Doch alles geht schief, selbst die besonders fein eingefädelten Intrigen zünden nicht oder gehen nach hinten los. Am Ende heiratet der Freund doch jene, die er zu lieben glaubt. Denn das sagt uns der Film in einer seiner einfühlsamsten Szenen überhaupt. Es muss im richtigen Moment dem anderen gesagt werden, dass man ihn liebt, sonst kommt alles zu spät. Der Film ist aus zwei Gründen sehenswert und sehr unterhaltsam:

  1. Zum einen spielt Julia Roberts mit und
  2. zum zweiten gibt Rupert Everett, den Namen sollte man sich merken, ihren homosexuellen Freund, der ihr ein wirklicher Partner sein kann und wird. Wie der Mann diese Rolle ausfüllt, ist sehenswert.

Wahrlich ein ausgesprochen unterhaltender Film, eine Komödie im besten Sinne!

Eissturm

Meine Frau und ich hatten uns für den Film „Eissturm“ verabredet, gleich nach dem Dienst wollten wir uns treffen und den neuen Film von Ang Lee betrachten. Allein das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Gegen Mittag kam ein Eisregen und verwandelte Berlin in eine große Natureisbahn. Man musste sehen, wie man nach Hause kam, der öffentliche Personennahverkehr war für einige Zeit zusammengebrochen und die Menschen bewegten sich vorsichtig, einen Fuß vor den anderen schiebend, vorwärts. Wildfremde Menschen lächelten sich gequält gegenseitig Mut zu und auf den Straßen gab es massenweise Auffahrunfälle und es lief nicht mehr viel.

Als wir dann einen Tag später im Kino saßen und die Bilder des Eissturms sahen, kam uns das alles sehr bekannt vor, hatten wir ja gerade selbst erlebt.

Allerdings nicht diese Erlebnisse, die einige Menschen in einer New Yorker Vorstadt erleben. Hier um Thanksgiving wird ein Mensch sterben, verlieren andere einige Illusionen und am Ende saß ich ratlos in meinem Sessel und fragte mich, was ich eigentlich gesehen hatte, was ich hätte sehen sollen und ob ich nun irgendwie beglückt oder bereichert das Kino verlassen könne.

Ich habe eine Menge Bilder gesehen, die versprachen, einen spannenden Film zu erzählen. Nur brachen die Bilder, die Sequenzen ab. Blieben Stückwerk, entwickelten sich nicht und die Story wird wirr erzählt. Nie entscheidet sich der Regisseur für eine Erzählebene, nicht für die Sicht der pubertierenden Jugend, nicht für die Erwachsenen, die der Midlife-Crisis entgegenschlittern. Ungereimtheiten in der Story, Brüche und nicht logische Entwicklungen. Mir hat der Film nicht die Welt der 70er Jahre nähergebracht, die ich ja schließlich als junger Erwachsener erlebt habe; ich habe keine spezielle Auseinandersetzung der USA mit ihrer jüngsten Vergangenheit erlebt, ich habe einen zusammengestoppelten Film mit teilweise ansprechenden schauspielerischen Leistungen gesehen. Mehr nicht!

Anmerkung: Im Vorspann stand etwas von einer Filmförderung des Landes Hamburg, ich hoffe, dass war ein Versehen, wieso sollte man einen amerikanischen Film, diesen amerikanischen Film, mit Steuergeldern der Bundesrepublik Deutschland fördern?

Bond stirbt nie

Ich habe es schon bekannt, ich mag die James Bond Filme. So auch den neuesten mit dem Titel „Der Morgen stirbt nie“. Der Morgen ist eine Zeitung, die einem geltungssüchtigen Medientycoon gehört, der sich seine Nachrichten lieber selbst erzeugt und so eine Weltkrise heraufbeschwört. Alles geht selbstverständlich gut aus, James Bond sei Dank.

Mich fasziniert immer wieder, wie man die immer gleiche Story immer wieder variiert erzählen kann, so dass man sich nicht langweilt, sondern unterhalten fühlt. Natürlich mag diese Art von Unterhaltung nicht jeder und zugegeben gibt es viel bessere Sujets, die zu Filmen verarbeitet werden sollten und auch wurden, aber im Genre des Action-Kinos gibt es nichts Besseres. Bond ist einfach ein Märchen dieses Jahrhunderts für die Menschen dieses Jahrhunderts. Keine Frage, er wird wieder kommen und wieder und wieder. Die Filme nehmen sich immer mehr selbst auf den Arm, zitieren andere Filme und gleichen sich, doch ach, darauf kommt es bei den Bond Filmen nicht an.

Ich warte bereits auf den nächsten Bond-Film und auf die Video-Version dieses Streifens.

Harmonischer Film mit Disharmonien zum Jahresausklang

Am 30. Dezember haben wir den Film „Comedian Harmonists“ besichtigt. Ein gewaltiger Ausstattungsfilm, ein Film der die ausgehenden zwanziger Jahre und den aufkommenden Nationalsozialismus auf eine sehr eindringliche Art näherbringt. Ein Film im Stil von Hollywood und doch ein Film aus der Bundesrepublik Deutschland. Die deutschen Filmstars wie Ben und Meret Becker, Katja Riemann und Kai Wiesinger. Einige noch nicht so verbrauchte Gesichter wie das von Max Tidorf, aber auch Otto Sander und andere der schon älteren Garde statten den Film mit dem notwendigen Glamour aus. Die Songs der Comedian Harmonists werden eingespielt und von den Schauspielern nachgestellt. Der Aufstieg dieser Gruppe und der Abstieg sowie das Ende werden gezeigt. Denn die drei Juden in dem Sextett durften nur weiter mit Ausnahmegenehmigung spielen, wenn sie sich etwas willfähriger den neuen Machthabern gegenüber zeigten. Wer Eichendorfs „Im Wiesengrunde“ nicht auswendig parat hat, ist halt kein Germane. Die drei entgehen aber dem Schicksal vieler ihrer Glaubensbrüder, sie können Deutschland noch verlassen. Der Film übernimmt sich an einigen Stellen, weil er die vielen Erzählstränge nicht alle in gleicher Intensität entfalten kann. Manches bleibt daher blass, aber nichts bleibt farblos. Der Einbruch der Nazis in den Film verursacht -sehr beabsichtigt- die erwünschte Disharmonie. Man hatte sich in dieses schöne Märchen schon so richtig hineingeträumt, man wird jäh aus diesen Träumen gerissen. Ein wirklich gelungener Film, mehr als nur eine Hommage an eine der ersten Boy-Groups der Geschichte des Schlagers.

Eintauchen, abtauchen, aber nicht untergegangen

Wenn man ein traumatisches Erlebnis hatte, wird gesagt, man stehe noch unter Schock. Man habe die Nachwehen des Erlebnisses noch nicht verarbeitet. Wie sagt man eigentlich, wenn man etwas besonders Positives erlebt hat? Ich träume noch immer?

So geht es mir. Vielleicht träume ich nicht gerade, aber ich stehe noch unter dem Einfluss eines gestern gesehenen Filmes. Der Film heißt „Titanic“. Millionen von Menschen hat er, beziehungsweise die Werbung, schon ins Kino gelockt. Jetzt also auch mich.

Der Untergang des unsinkbaren Schiffes im Jahre 1912 auf seiner Jungfernfahrt hat die Phantasie der Menschen schon immer angeregt. Schon mehrere Filme sind entstanden, schon viele Bücher, ich denke an den wunderbaren Roman „Choral am Ende der Reise“, sind geschrieben worden. Immer wieder war auch das Erklärungsmuster gleich. Der Mensch dieses Jahrhunderts mit seiner Technikgläubigkeit, mit seinem Hang den „exakten Wissenschaften“ zu glauben, nein blindlings zu vertrauen. Die Kette spannt sich vom Untergang der Titanic über den Absturz von Luftschiffen und Flugzeugen, der Sicherheit von Atomkraftwerken bis zur Versicherung, dass die Gentechnik keinerlei Risiken für den Menschen mit sich brächte. Der Untergang der Titanic mahnt uns immer wieder, in Demut innezuhalten und unseren seligen Taumel von der Machbarkeit aller Dinge nicht wirklich ernst zu nehmen („Nichts ist unmöglich“ ist eben nicht nur ein Werbespruch).

Der Film erzählt eine wunderschöne Liebesgeschichte, lässt uns eintauchen (wir sehen Aufnahmen der gesunkenen Titanic) in eine im wahrsten Sinne des Wortes untergegangene Epoche. Wir durchleben die Glückseligkeit eines jungen Paares gänzlich unterschiedlicher sozialer Schichten und das jähe Ende, den Tod, eben den Untergang. Kein Katastrophenfilm, obwohl er teilweise geradezu in den grauenhaften Bildern des Untergangs zu schwelgen scheint. Kein vor Herzeleid berstender Streifen, sondern er hält das Gleichgewicht. Es prickelt, der Film zeigt Leidenschaften, Obsessionen und sogar „Suspense“. Der Film ist auch in Kleinigkeiten perfekt. Ob es die Lehrstunde im Spucken ist, ob es das Versprechen ist, Rose werde im Sattel sitzen (Männersitz), alles hat seinen Sinn, es wird alles aufgelöst.

Natürlich hat der Film eine traumhafte Besetzung mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet. Natürlich hat er Unsummen verschlungen, natürlich feiert die Computeranimation wieder Triumphe. Doch das trifft auf andere Filme auch zu. Dieser Film jedoch hat ein stimmiges Drehbuch, hat den notwendigen großen Atem und er hält sein hohes Niveau. Dieser Film ist einfach sehenswert.

Und bitte jetzt nicht weiter stören, der Autor taucht noch eine Runde ab.

In & Out

Heute lese ich eine Anzeige, die für den Film „In & Out“ Reklame macht mit dem Satz, dass dieser Film mehr Gags habe als mein Zwerchfell verkraften könne. Also muss ich im falschen Film gewesen sein. Meine Erinnerung an diesen Film ist schon arg verblasst, obwohl der Kinobesuch erst eine knappe Woche zurückliegt.

Während einer Oscar-Verleihung bedankt sich ein Jungstar bei seinem High-School-Lehrer und lässt nebenbei die Bemerkung fallen, dass dieser schwul sei. Die Kleinstadt ist in Aufruhr und ebenso die Eltern und die Braut des Mannes. Über den Mann bricht ein Medienrummel zusammen, alle berichten und alle glauben bald, dass unser braver Lehrer nun wirklich vom anderen Ufer stamme. Er selbst leugnet, aber am Tage der Trauung – wieder mal eine Hochzeit im Film – bricht es aus ihm heraus. Ja, er sei schwul, er habe es bisher nur nicht gewusst. Ende seiner Karriere? Natürlich nicht, denn bei der Schuljahresabschlussfeier kommt alles wieder ins Lot.

Natürlich ist der Film lustig, natürlich kann man an vielen Stellen befreit lachen. Nur mein Zwerchfell wurde nicht ernsthaft geschädigt. Teilweise ist der Film schon fast klamottig, teilweise freut man sich aber auch, dass das spießige Amerika dieses Thema in so leichter Form aufgreift und serviert. Ein netter Film, mehr nicht!

Der Campus, nun auch noch ein Film

Das Buch “Der Campus“ von Dietrich Schwanitz habe ich bereits vor einiger Zeit gelesen, nun ist es verfilmt worden. Sönke Wortmann hat dies in Szene gesetzt und manchmal fast ein amerikanisches Format erstellt. Aber alles spielt in der Hansestadt und alles ist wie im Buch. Alles ist gut und fast alles stimmig. Nur der Hauptdarsteller stimmt nicht. Ich finde den Schauspieler Heiner Lauterbach ausgesprochen sympathisch, er ist der geeignete Undercover-Agent, vielleicht auch noch der nicht ganz aufrichtige Filmproduzent, aber keinesfalls ist er Hochschullehrer. Intellektuell und belesen und auch eitel. Nein der Mann ist eine Fehlbesetzung. Nur das macht dem Film nichts aus, nun haben wir auch keinen Tiefgang erwartet, aber gute Unterhaltung. Und der Film unterhält gut.

Noch zwei Filme

Die Story ist einfach, so sind Märchen nun einmal.

Ein armer Junge ist ein Genie und wird von einem Psychiater, der aus ähnlichen Verhältnissen stammt, gerettet. Gleichzeitig bringt die Begegnung mit dem jungen Mann das Leben des Seelenklempners selbst wieder ins Lot und schließlich bricht der Junge auf ins Leben, seiner Freundin und der Liebe hinterher.

Das ist wirklich keine große tiefsinnige und tiefgründige Geschichte, das ist aber andererseits geeignet, elementare Wahrheiten zu transportieren und darüber hinaus Schauspielern Material zur Verfügung zu stellen, die damit brillieren können. Und so geht denn alles gut. Die Dialoge sind witzig, die Darstellung der Charaktere, nicht nur durch die Hauptdarsteller, sind beeindruckend und so kommt einfach ein gutes Gefühl auf, schon beim Sehen des Films und mehr noch im Nachgang.

Übrigens der Film heißt „Good Will Hunting“.

Gespaltener sind die Gefühle, wenn ich an den anderen Film denke, den ich letzte Woche gesehen habe. Er hat den reißerischen Titel „Besser geht es nicht“ im Original wesentlich treffender „As good as it gets“. Hier wird ein Neurotiker geheilt, indem man ihm langsam, aber sicher Verantwortung überträgt und zeigt, dass er nicht allein im Universum umherfliegt, sondern sich in die Gemeinschaft einzubinden hat. Natürlich spielt die Liebe eine nicht zu unterschätzende Rolle, ebenso der homosexuelle Nachbar und nicht zuletzt ein Hund. Der hat einen Oscar verdient, stellte mein Sohn nachher fest und ich kann ihm nur zustimmen. Vielleicht auch noch sogar Jack Nicholson, der den neurotischen Erfolgsautor spielt. Er macht sehr schön deutlich, dass unter der rauen Schale ein weicher Kern und eine verletzliche Seele wohnen. Doch Fazit: Kein so ganz großes Kino, eher Hausmannskost, aber appetitanregend.

Und wieder Kinofilme

Ich kann mit „Science-Fiction Filmen“ im Allgemeinen nicht viel anfangen. Mit Gattaca ist das anders.

Man stelle sich vor, dass zukünftig die Menschen bei der Kindeszeugung kein Risiko in dem Sinne mehr eingehen wollen, dass die gezeugten Kinder irgendwelche Organschwächen haben und schon in frühen Jahren zu sterben drohen. Also nur die besten Gene der Eltern und dann eine Retortenzüchtung. Die noch auf normalem Wege zustande kommenden Kinder werden „Gotteskinder“ genannt. Sie werden die neuen Parias. Nur aus den mit exzellentem Genmaterial ausgestatteten Menschen werden die zukünftigen Eliten gebildet. Es gibt perfekte Kontrollen, die zu unterwandern kaum denkbar erscheint. Und doch gelingt es einem Gotteskind. Sein Traum scheint sich zu verwirklichen, er darf an einer Expedition zu einem der Saturnmonde teilnehmen. Doch da wird in dem hermetisch abgeriegelten Astronautencamp ein Mensch ermordet und man findet eine Wimper, die von ihm, dem Paria, stammt. Nun wird er zum Gejagten. Die Idee der Genmanipulation, der Auslese, der neuen Eliten, das ist so real, dass man sich ängstigt. Nicht wegen der sonst üblichen Monster in Science-Fiction Storys, sondern wegen der drohenden Nähe zur Wirklichkeit. Wir sind näher an Gattaca als wir uns denken.

Einen Tag später sah ich dann einen deutschen Film, der bevor er ins Kino kam und damit einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden war bereits mit einem Filmband in Silber und Preisen für die Schauspieler ausgezeichnet worden war. Ich mag so etwas nicht. Am Ende hat die Jury zu entscheiden, erst will ich mir selbst ein Urteil erlauben, will, wenn denn der Jurorenspruch erfolgt ist, sagen können, ob ich auch so abgestimmt hätte oder nicht. Gleichwohl ist in diesem Fall eine richtige Entscheidung getroffen worden. Die Story ist nicht wichtig, fast schon belanglos. Der Weg ist das Ziel. Ein kleiner Mann kennt sich damit besonders aus. Er weiß alle Bahnverbindungen, er weiß, wo man wann umsteigen muss, damit man schneller an sein Ziel gelangt. Nur auf der Reise nach Inari spielt dies auf einmal keine Rolle, weil er der Liebe seines Lebens begegnet, weil die Frau ihm sagt, dass andere Wege zwar länger dauern, aber unvergleichlich schöner sind. So wird er auch einen Wettbewerb verlieren, der ihn zum besten Kursbuchkenner der Welt krönen würde, aber das ist für ihn nicht mehr wichtig. Und ein anderer, einer der ihn jagt, weil er sich des Verdachtes ausgesetzt hat, ein Verbrechen begangen zu haben, lernt mehr über die Wege und Kursbücher als er sich hat träumen lassen. Jochim Król und Peter Lohmeyer spielen herrlich schräg in diesem wundervollen Film „Zugvögel – Einmal nach Inari“. Hoffentlich gehen viele Leute hin und stellen fest, dass dieser Film sogar mehr als ein Filmband in Silber verdient hätte.

Lola rennt

Im Kino ist ein neuer Film zu besichtigen. Er heißt „Lola rennt“ und Tom Tykwer hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Die Presse hat sich schon im Vorfeld überschlagen und den Film „hochgejubelt“. Nun habe ich ihn auch gesehen und finde ihn gut, aber ich bin weit davon entfernt, ins Schwärmen zu geraten und mich nicht mehr einzukriegen.

Der Film ist ein äußerst intelligentes Machwerk. Dreimal läuft eine Story ab, die nur in Nuancen verändert ist. Alles kann auch anders ablaufen, wenn man um nur wenige Augenblicke zu spät kommt. Mir kann ein Blumentopf auf den Kopf fallen, wenn ich nur einen Schritt langsamer gewesen wäre, hätte er mich verfehlt. So oder so ähnlich funktioniert der Film.

Manni braucht binnen zwanzig Minuten 100000.- DM. Manni wird von Moritz Bleibtreu gespielt, einem der eindrucksvollsten Gesichter auf der deutschen Leinwand. Lola soll, Lola will ihm helfen. Franka Potente ist Lola, die vor allem läuferische Qualitäten beweist und ihr hübsches Gesicht der Kamera anbietet. Vielmehr ist nicht, ist auch nicht nötig. Erst stirbt Lola, dann Manni, dann niemand. Also ist das doch das schönste Ende.

Der Film ist keine platte deutsche Filmkomödie, keine abgehobene Kitschgeschichte á la Rossini, sondern ein Film mit sehr viel Kraft, schnellen, harten Schnitten, die uns aus dem Werbefilmbereich nur zu gut vertraut sind. Ein Film mit lauter Musik, mit Anklängen an anderen Filmen und Büchern (es grüßt die Blechtrommel und Oskars Glas sprengendes Geschrei). Und Berlin war schon lange nicht mehr so schön fotografiert wie in diesem Film. Man kann sich diesen Film anschauen, man muss es aber nicht.

Der deutsche Film wird immer besser

Zunächst muss ich den Filmtitel festhalten: „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“. Also Hand aufs Herz, geht man in ein Kino, um einen Film mit diesem Titel anzuschauen?

Ich ging und habe es nicht bereut. Ich fühlte mich gut unterhalten, mich amüsiert, teilweise animiert und kann diesen Film nur empfehlen. Ein Episodenfilm, Menschen unterschiedlichen Alters in der Großstadt. Alle suchen Liebe, vielleicht auch nur Sex, vielleicht auch mehr. Alle haben ihre Probleme und können damit verschieden gut umgehen. Der eine will sich das Leben nehmen, weil er eine verpfuschte Dichterexistenz zu sein scheint, der andere, weil seine Freundin ihn verlassen hat. Ein blutjunges Paar will endlich ins Bett und eine Frau möchte ihr „hässliches Entlein Image“ abstreifen. Nicht alles gelingt, aber alles bewegt sich auf der großen Bühne, die Leben heißt. Ja, es hat tiefgründigere Filme gegeben, aber auch weniger unterhaltsame und schlechtere obendrein.

Ein Episodenfilm ist auch der Film von Doris Dörrie „Bin ich schön?“. Ein tiefgründiger Film ist es auch, ein schöner obendrein. Wieder Menschen in verschiedenen Situationen, der Tod als Teil des Lebens ist mit von der Partie. Da trägt ein alter Mann die Urne mit der Asche seiner gerade verstorbenen Frau durch Spanien und bringt sie schließlich nach Deutschland, um sie hier zu beerdigen. Da ist ein Mädchen taubstumm, was nicht stimmt; da ist sie todkrank und aus dem Krankenhaus geflohen, um nicht im Bett auf den Tod warten zu müssen. Auch diese Geschichte stimmt nicht, aber die Geschichten könnten stimmen. Da schneidet sich ein Mädchen in der ehelichen Wohnung ihres Geliebten die Pulsadern auf, um Spuren in seinem Leben zu hinterlassen. Der schafft das Mädchen ins Krankenhaus und beseitigt mit viel Schaum und der Hilfe seiner erwachsenen Tochter alle Spuren, bevor die Gattin vom Einkaufstrip zurückkehrt. Kurzzeitig stockt sein Antrieb dies alles zu erledigen und der Zuschauer bekommt den Eindruck, dass der Mann am Ende seiner Lebensbahn angelangt sein könnte. Das trifft auch nicht zu, aber es könnte passieren. Leben und Tod eng beieinander. Die Autorin hat es leidvoll erfahren, ist doch ihr Lebensgefährte zu Beginn der Dreharbeiten gestorben. Aber sie leistet mit diesem Film mehr als nur Trauerarbeit, sie liefert einen wunderschön fotografierten, sehr weichen und gefühlvollen Film ab, ohne je in die Nähe von Kitsch zu geraten. Kino für Fortgeschrittene! Mehr davon, bitte!

Amerika, du hast es (manchmal) besser

Der Film „Out of Sight“ ist schlicht perfekt.

Die Story: Ein Bankräuber, der noch nie eine Pistole bei seinen Überfällen benutzt hat, flieht aus dem Gefängnis und jenseits des Gefängniszauns nimmt ein US-Marshall ihn wieder gefangen. Allerdings mit Hilfe eines Komplizen gelingt es, den Marshall zu überlisten und in den Kofferraum zu sperren. Unser Bankräuber versteckt sich ebenfalls in diesem Kofferraum. Übrigens der Marshall ist weiblich. Man verliebt sich ineinander. Frau jagt Mann, erliegt seinem Charme und am Ende ist man sicher, die beiden bleiben zusammen. Dazwischen jede Menge „Action“, unser Räuber greift auch zum Revolver und es wird heftig herumgeballert. Aber wie gesagt, es gibt ein „Happy End“.

Der Film ist perfekt komponiert. Alles ist aufeinander abgestimmt. Ein wundervoller Film, er ist witzig, spannend, besitzt erotisches Kribbelpulver und zeigt professionelle Schauspieler (Jennifer Lopez und George Clooney). Der Film ist reif für mehr als einen Oscar!

Gar nicht so kurz und schmerzlos

Der Film heißt „Kurz und schmerzlos“ und stammt vom deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin.

Der Inhalt ist kurz und schmerzlos erzählt: Drei Freunde, ein Türke, ein Grieche und ein Serbe testen die Belastbarkeit ihrer Freundschaft. Sie zerbricht, zwei bleiben auf der Strecke, sterben. Der Türke muss das Land, seine Heimat Deutschland, verlassen. Ein knallharter Szenefilm, der Hamburg ganz unsentimental und schmutzig zeigt. Ein Film mit so anrührenden und sanften, so liebevollen und erotischen Abschnitten. Ein Film mit Härte, blutig und einfach gut. Der geht unter die Haut und angenehm auch, neue Gesichter auf der Leinwand zu sehen. Besonders das eindrucksvolle Gesicht von Mehmet Kurtulus und das schöne Gesicht seiner Geliebten, Regula Grauwiller, bleiben mir in Erinnerung. Der Film ist schlicht sehr sehenswert.

Die Truman Show

Noch immer sitze ich sprachlos herum. Mir hat der Film „The Truman Show“ schlicht die Sprache verschlagen. Warum?

Inhalt: Ein Mann wird seit seiner Geburt, seit mehr als 10000 Tagen (30 Jahre!) der Weltöffentlichkeit als TV-Dauerheld präsentiert. Natürlich weiß er selbst nichts davon. Aber alles um ihn herum ist Kulisse. Er lebt in einer Scheinwelt, in dem größten Filmstudio der Welt in der Nähe Hollywoods. Da gibt es alles was man sich denken kann, sogar das Meer auf dem der angebliche Vater bei einem Segeltörn mit seinem kleinen Sohn, unserem wahren Helden, eben Truman, ums Leben -sprich aus der Serie – kam. Alle um Truman herum sind Schauspieler, nichts ist echt. Und Truman bemerkt es schließlich, zwar langsam, zwar zögerlich, aber eben doch. Und er beschließt, auszusteigen. Der allgewaltige Regisseur lässt ihn beinahe auf dem „Ozean“ ertrinken, aber Trumans Wille ist stärker und am Ende steigt er eine Treppe in den Bühnenhimmel empor und wird durch die Tür das Studio verlassen.

Darstellung: Truman ist der nette Junge von nebenan. Er ist verheiratet, vielleicht nicht wirklich glücklich, aber auch nicht unglücklich. Er grüßt seine Nachbarn, ist ein netter Kollege, hat einen besten Freund und alles ist traumhaft gut. Jim Carrey, der schrille Typ mit komischen Grimassen aus Batman und anderen wenig beeindruckenden Werken amerikanischer Filmkunst, spielt hier hinreißend den normalen Menschen von Gegenüber. Gut, er erlaubt sich hier und da mal eine kleine Grimasse, aber er zeigt den Durchschnittsmenschen, er ist wirklich ein „true man“. Der Regisseur, natürlich ist er ein Gott, ein Gott des Filmstudios, ein Lenker der Schicksale, er zeigt Härte und Güte, Macht und Herrlichkeit und schließlich auch das Quäntchen Verständnis, Truman am Ende gehen zu lassen.

Wirkung: Der Film beginnt und das Nachdenken setzt ein.

Alles das und noch viel mehr strömte auf mich ein, nahm mich gefangen und für den Film ein. Wie oft sehen wir hinter die Fassade, wie oft merken wir, dass etwas nur für oder gegen, in jedem Falle aber mit uns inszeniert wird? Deine Kindheitsneurosen alles anerzogen, deine Ängste, deine heile Scheinwelt. Also genau hinsehen, aufpassen, wo Zeichen für die eigene Inszenierung zu erkennen sind. Und in jedem Falle hoffen, dass eines Tages ein Mensch dir über den Weg läuft, der dich um deiner selbst willen liebt, der dich warnt, der dich zum Aussteigen bringt (Wo sind meine Fidschi-Inseln?). Wenn du Glück hast, wird er sich bestimmt irgendwann einmal zu erkennen geben.

Votum: Gebt die Oscars an:

Holocaust-Gedenktag

Es ist kurz nach Totensonntag. Man gedenkt den Opfern der Kriege, der gestorbenen Verwandtschaft. In Berlin und nicht nur hier wird seit geraumer Zeit über den Sinn und Unsinn eines Holocaust-Mahnmals diskutiert. Es gibt Entwürfe und das Für und Wider wird – so ist das nun mal bei den Deutschen – so ausführlich besprochen, bis alles zerredet scheint, bis niemand mehr weiß, was nun eigentlich gut und richtig ist, bis alle die Lust verlassen hat und am Ende nichts geschieht. Das ist nicht so spaßig wie es klingen mag, schließlich geht es hier um die Aufarbeitung einer ungeheuerlichen Schuld, die man nicht sühnen kann, man kann um Verzeihung bitten, aber die Scham muss bleiben, die lässt sich nicht mit dem Hinweis auf die Gnade der späten Geburt vom Tisch wischen.

Die Deutschen tun sich mit ihrer schändlichen Vergangenheit wirklich schwer. Wie anders doch die Italiener! Ich habe davon berichtet, dass mir bei meinem Besuch in Kalabrien eine Mussolini-Straße begegnet ist. Ich plädiere hier ausdrücklich nicht für die Benennung von Straßen nach Hitler, aber die Souveränität im Umgang mit der nationalen Vergangenheit ist bei uns im Lande unterentwickelt. Nun kommt aus Italien ein filmisches Wunderwerk. Ein Film über den italienischen und den deutschen Nazi-Terror, ein Film, der im letzten Drittel im KZ spielt. Eine Komödie!

Ein junger Mann verliebt sich in eine schöne junge Frau, die bereits anderweitig versprochen ist. Er, der im Hotel seines Onkels als Ober arbeitet, überrascht sie immer wieder. Es gelingt ihm, in ihr Herz zu schleichen, sich festzusetzen und schließlich auch sie in sich verliebt zu machen. Er besichtigt als Ministerialrat aus Rom die Schule, in der sie unterrichtet und muss den kleinen Italienern erklären, warum sie einer überlegenen Rasse angehören. Er, der Jude, der so gar nicht dem Ideal des Herrenmenschen entspricht, bringt die gesamte Schule zum Tanzen und verabredet sich beinahe mit der Lehrerin, Dora, der Dame seines Herzens. Er muss durch das Fenster entfliehen, als der echte Schulinspektor, den er am Abend zuvor im Hotelrestaurant bedient hat, eintrifft. Von der Verlobungsfeier seiner Angebeteten entführt er sie auf einem angemalten Schimmel. Das arme Pferd ist von den Faschisten so entstellt worden, weil es schließlich den Wagen eines Juden zieht. Aber die Liebenden sind am Ziel, sie werden sich in dem Blumenhaus des Onkels lieben und: Schnitt. Da ist schon das Produkt der Liebe zu sehen, inzwischen fünf oder sechs Jahre alt. Ein wundervoller intelligenter Junge. Er hilft seinem „Pappo“ in dessen Buchhandlung. Und er hat viele Fragen. Warum beispielsweise Juden in bestimmten Läden nicht erwünscht sind. Das sei ein Spiel, er, der Vater, werde an seinem Laden auch ein Schild anbringen und das Geschäft für Spinnen und Westgoten sperren, erklärt er seinem Sohn. Er will seinen Sohn nicht mit der brutalen menschenverachtenden Wirklichkeit konfrontieren. Selbst als er, sein Onkel und sein Sohn in ein KZ gebracht werden. Seine Frau, obwohl Nicht-Jüdin will mit ins KZ und die Nazi-Schergen tun ihr diesen Gefallen nur all zu gern. Wie es dem Vater gelingt, seinen Sohn vor dem Tod zu bewahren, mit seiner Frau indirekt Kontakt aufzunehmen und schließlich seinen Sohn rettet und die Kinderseele selbst nur Momente vor dem eigenen Tode versteht, reinzuhalten, ist ein filmisches Wunderwerk. Ich habe vergleichbares noch nicht gesehen.

Wenn es die berühmte Frage zu beantworten gelte, welche Filme man auf eine einsame Insel mitzunehmen gedächte, dann stünde „Das Leben ist schön“ weit oben auf meiner Liste. Der wundervollen Nicoletta Braschi und dem famosen kleinen Mann Georgio Cantarini ein langgezogenes Hurra! Und vor dem Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur Roberto Benigni kann man sich nur in aller Ehrfurcht verbeugen.

Hauptbahnhof

Der Film wurde im letzten Jahr, ja so muss man jetzt bereits sagen, mit dem Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet. Der Film heißt schlicht „Central Station“ als Hommage an die englische Synchronisation des Streifens. Nun ist er in deutscher Sprache einem größeren Publikum hierzulande zugänglich.

Der Film zeigt, wie eine alte Frau und ein kleiner Junge, der seine Mutter auf tragische Weise verloren hat und nun seinen Vater in der Weite des brasilianischen „Kontinents“ sucht, zueinander finden. Da man den Vater sucht, auch die Frau sucht im übertragenen Sinne den ihren, reist man durch das Land. So etwas wird neudeutsch „Road Movie“ genannt. Am Ende ein und auch wieder kein Happyend. Wie heißt es so schön in dem Film „Pretty Woman“? Erst rettet der Prinz ihr Leben und dann sie das seine. So auch hier. Die alte Frau ist gerettet, der Junge im Kreise seiner Halbbrüder besser aufgehoben als bei ihr. Was ihnen bleibt ist die Erinnerung an ein paar schöne Tage, die sie miteinander verlebt haben. Auch ein Zitat aus einem anderen Film.

Kein schlechter Filmstart in ein neues Jahr!

Neue Filme

Also wieder im Kino. Zunächst der Film „E-Mail für Dich“. Wahrscheinlich haben sich die Produzenten im fernen Hollywood gedacht, sollte man ein so sympathisches Paar wie Meg Ryan und Tom Hanks öfter zusammenspielen lassen. Schließlich war „Schlaflos in Seattle“ ein sehr erfolgreicher Film. So wurde die Regisseurin des Films kurzerhand gewonnen, ein Remake im doppelten Sinn zu erstellen. Die Aufgabe lautete: Mach „schlaflos“ noch einmal und nimm die Story vom alten Lubitsch-Film mit dem jungen James Stewart („Der Laden um die Ecke“ oder so ähnlich) und dann brummt die Kasse.

Das tut sie tatsächlich, aber ist das der Film wirklich wert? Der Film ist seicht und das ist dann schon besonders freundlich ausgedrückt. Die Story vom reichen Sohn und Mitinhaber einer großen Buchladenkette und der netten Besitzerin eines kleinen auf Kinderliteratur spezialisierten Ladens, der schon der Mutter der heutigen Eigentümerin gehörte, ist aus unseren Tagen. Konzentration und Globalisierung sind die Stichworte unserer Zeit. Und dass man anonym per Mail miteinander verkehrt, ist in unserer zunehmend virtueller werdenden Welt auch schon ganz normal. Ein Film für Menschen von heute, seicht eben!

Ganz anders ein anderer Film aus dem Filmwunderland USA. „Der schmale Grat“ ist ein Kriegsfilm. Er zeigt den Krieg, die Absurdität des Tötens, des Sterbens, der Befehle und des Gehorsams. Er spielt im zweiten Weltkrieg, irgendwo auf einer japanischen Insel, die die Amerikaner unbedingt unter ihre Kontrolle bringen müssen. Der Film könnte aber auch im Dschungel Vietnams oder sonst wo auf dieser Welt spielen. Immer wieder sind harte Schnitte gemacht worden, immer wieder nach heftigsten Kampfhandlungen sehen wir Bilder aus dem Paradies. Fröhliche Menschen in einem Dorf, Kinder die sich im Wasser tummeln. Wir sehen in Baumwipfel hinauf, beobachten Tiere oder sehen Sonnenauf- oder untergänge. Ein gewaltiger Film, von vielen bejubelt und mit dem goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet. Dennoch, nicht mein Film, nicht meine Welt.

Ja, ich akzeptiere die Ästhetik der Bilder, aber ich lehne den Film als solchen ab. Mir fehlt eine Handlungsschiene, mir fehlen Figuren, an denen ich mich orientieren, reiben oder mit denen ich mich identifizieren kann. Nichts von alledem hier. Das ist zu wenig.

Nun zu meinem ganz besonderen Lieblingsfilm: „Shakespeare in Love“ heißt er. Er zeigt auf der Grundlage eines wundervoll intelligenten Drehbuches (Autoren: Marc Norman und Tom Stoppard) die Entstehung von Romeo und Julia.

So könnte das Drama entstanden sein. Der Meister verliebt sich in eine junge Lady und alles was er schreibt ist gerade erlebt, muss irgendwie verarbeitet werden. Da werden die Sinne so richtig bedient. Du tauchst ein in diesen Film und hast nie Atemnot, musst nie an die Oberfläche zurück, um Luft zu schöpfen. So schön kann ein Film sein. Hier stimmen die Charaktere, hier stimmen die Bilder, das Buch sowieso und wenn dann der Film vorüber ist, schwebst du mit all den anderen, die mit dir atemlos im ausverkauften Saal an diesem Montag saßen, hinaus in das noch kühle vorfrühlingshafte Berlin und wünschst dich zurück ins England der ersten Elisabeth.

Aimée und Jaguar – Anmerkungen zu einem Film

Es ist jetzt schon wieder zwei Wochen her, dass ich den Film im Kino gesehen habe. Als wir das Filmtheater verlassen hatten, sprachen wir noch eine Weile von dieser Kriegszeit. Ich konnte und kann mir nicht vorstellen, dass man die ganze Zeit über in einem Überwachungsstaat lebt. Immer auf der Hut zu sein, immer aufpassen zu müssen, was man wem gerade sagt, was man denkt und fühlt. Hinzu kam in der Nazizeit noch die verfluchte Jagd auf jüdische Mitbürger, der Wahn von der Ausrottung dieser Menschen.

Nur Tage später begann die Nato mit der Bombardierung von Jugoslawien. Im Fernsehen Bilder von Konzerten unter freiem Himmel in Belgrad, die der Weltöffentlichkeit suggerieren sollen, dass man keine Angst habe, dass das Leben ganz normal weitergehe. Solche Bilder enthielt der Film auch. Tanzvergnügen in einem Hotel, während draußen die Stadt in Schutt und Asche liegt. Oder später als sich die beiden Frauen, die sich Aimée und Jaguar nennen, bereits lieben und miteinander leben, da vergnügen sie sich unbeschwert an der Havel. Alles ist friedlich, nichts deutet auf den Krieg, auf Gewalt und die Nazischreckensherrschaft hin. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die Frau, die das Morden überlebt hat, hat alles aufschreiben lassen und so liegt ein Dokument über diese Zeit von ganz eigener Kraft und Intensität vor.

Es ist nicht einfach die Geschichte einer Obsession, nicht einfach eine Lesbenromanze. Es ist ein weiterer, teilweise sehr privater Blick auf ein besonders schlimmes Stück deutscher Geschichte. Aimée und Jaguar ist kein besonders schöner Film, er ist kein Film, den ich mir immer wieder anschauen möchte, aber er wirkt durch das konzentrierte Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen, Juliane Köhler und Maria Schrader, und durch die einfache Erzählstruktur. Denn immer wieder wird einem klar, dass Krieg ist, dass die Juden verfolgt wurden, dass sie sterben mussten, wenn man ihrer habhaft werden konnte. Und mir wurde immer wieder klar, dass die Menschen sich ein Stück Privatleben reservieren, wann immer sie gelebt haben oder leben werden. Es kann noch so schlimm sein, es gibt doch irgendwo und irgendwie das stille kleine Glück im Winkel. Der Mensch ist ein Nischenbewohner.

Ned Devine

Ein Mann gewinnt im Lotto und kann dieses Ereignis nicht verkraften, er stirbt. Da der Mann in einem kleinen irischen Dorf jenseits jeglicher Zivilisation lebte, überlegen die Dorfbewohner nicht lange, sondern lassen ihren Ned weiterleben. Solange bis die Lottogesellschaft den gewaltigen Gewinn ausgezahlt hat und man sich die Millionen redlich geteilt hat.

Diese Story ist nett in Szene gesetzt und mit wundervollen Typen besetzt worden. Von diesen Typen, der wundervollen Landschaft und der schrägen Geschichte, die natürlich noch ein paar Überraschungen enthält, die hier nicht verraten seien, lebt der Film, und zwar nicht schlecht! Der Film heißt:“Lang lebe Ned Devine“.

Eine gar nicht so kleine Stimme

Eine schöne Geschichte! Ein Mädchen hält sich vor der Welt versteckt. Sie flüchtet sich in die Songs, die ihr von den Schallplatten ihres verstorbenen Vaters abgespielt werden. Mehr noch, sie kann täuschend echt die Interpretinnen nachahmen. Judy Garland ebenso wie Marylin Monroe. Sie fällt einem ausgelutschten Kleinstadtimpresario ebenso auf wie einem jungen Angestellten bei der Telefongesellschaft, der Brieftauben züchtet und sich auch sofort für das Mädchen interessiert. Sie wird LV genannt, Little Voice, weil sie so wenig spricht. Dafür redet, nein plappert ihre Mutter umso mehr. Sie tritt einmal auf, ihrem toten Vater zuliebe. Sie wird danach nicht wieder auftreten, damit wird der Impresario ebenso ruiniert, wie die ungeliebte Mutter, der LV die Schuld am frühen Tod ihres Vaters gibt. Am Ende verbrennt alles, auch die Plattensammlung wird nicht gerettet werden und LV kann sich nicht mehr verstecken, sie wird dem jungen Mann und seinen Tauben angehören.

Der Film ist ein weiteres Produkt in der Reihe jener englischen Filme, die das reale Leben zeigen. Keine Glitzerwelt, kein Pomp. Vielmehr triste englische Vorstadt, einfache vom Leben gebeutelte Menschen von nebenan. An ihrer Spitze die Mutter von LV, sie plappert ordinär daher. Sie will noch ein wenig vom Leben haben, sie hat so viel erwartet und so wenig erhalten. Es wird auch nicht mehr viel dazu kommen. Sie ist eine arme Sau, und sie weiß es. Der Impresario, Michael Caine, sein aufgedunsenes Gesicht, seine Körperhaltung, alles lässt vermuten, wie dreckig es ihm geht, wie fertig der Mann sein muss. Man kann sein billiges Toilettenwasser geradezu riechen. Der junge Bursche, dem Tauben alles bedeuten, zumindest bis zu dem Moment, wo er LV kennenlernt. Ewan McGregor gibt ihn mit genau dem richtigen Maß an Schüchternheit und Zurückhaltung, die diesen Jungen als Einzelgänger charakterisiert. Schließlich das hässliche Entchen LV, Jane Horrocks. Alles echt, alles von ihr wirklich gesungen. Sie ist ein stimmliches Wunder, sie ist eine ganze Ansammlung von Stars in einer Person.

Schon deshalb, nur wegen ihr, lohnt sich die Besichtigung dieses kleinen feinen Films.

Ein schöner Film, zu einer schönen Geschichte!

Der amerikanischste Film seit langem – Matrix

Ein Motto amerikanischer Filme war und ist und wird sein: Was Du Dir vornimmst, das kannst Du auch erreichen. Ein weiteres Motto: Glaube an Deine Fähigkeiten und Du wirst alles, was Dich am Erfolg hindert, in die Knie zwingen. Und noch ein Motto: Das Gute besiegt stets das Böse.

Alles das wird in Western, in Komödien und auch in Kriminalfilmen gezeigt. Besonders amerikanisch geht es für mein Empfinden dann zu, wenn nicht gebürtige Amerikaner das Drehbuch geschrieben haben oder gar die Regie führen. Das war bei dem Film des Deutschen Roland Emmerich „Independence Day“ so, auch der Deutsche Wolfgang Peters mit seinen Filmen, wie zuletzt „Airforce one , führt es uns immer wieder vor. Nun auch, offensichtlich aus Polen stammende Brüder, Andy und Larry Wachowski, machen den für mich bisher amerikanischsten Film.

Die Idee ist gut: Längst haben die Maschinen die Weltherrschaft angetreten, längst leben die Menschen nur noch als „Viren“ in einer Scheinwelt. Wir essen ein Steak aber wir schmecken es nicht wirklich. Die wahre Welt ist längst vernichtet, Menschen dienen den Maschinen als Energiequellen, nur noch tief im Erdinneren gibt es ein paar natürliche Menschen. Und es gibt ein paar Rebellen, die diese Scheinwelt, die Matrix zerstören wollen, die die Menschheit befreien wollen aus ihrer Sklaverei. Diese wenigen hoffen auf den Auserwählten. Man glaubt, ihn gefunden zu haben, weist ihn in alle Geheimnisse ein, trainiert ihn für den Endkampf mit den Schutzmächten des Bösen und wird fast vernichtet. Der Auserwählte (Keanu Reeves) erfährt von einem Orakel, dass er keineswegs auserwählt sei, aber sich irgendwann entscheiden müsse zwischen seinem Leben und demjenigen des Anführers der Rebellen. Doch diese Weissagung setzt in unserem Auserwählten jene Kräfte frei, zu denen wir alle imstande sind, wenn wir nur fest genug daran glauben. Daher wird das Böse in aller letzter Sekunde besiegt; wir können aufatmen.

Wir können durchatmen und wenn wir das Kino verlassen, dann sehen wir ein wenig anders die Dinge um uns an. Denn vielleicht ist ja mehr an diesem Film dran als nur eine spannende Unterhaltung. Dieser vereinigt übrigens in sehr ironischer Weise Elemente des Western, des Krimis und natürlich der Komödie. Leben wir nicht längst in dieser Matrix, sehnen wir uns nicht auch nach dem Messias, der uns zurückführt? Doch der Film lehrt uns, dass die Kraft dazu nicht von außen kommt, sondern sie ist in uns, wir müssen sie nur freisetzen.

Jetzt merke ich, wie die amerikanische Hefe in mir aufgeht und bevor ich explodiere, schließe ich. Einer meiner Söhne sah den Film als er zu Besuch des Kirchentages in Stuttgart war. Ich dachte, nachdem ich den Film auch gesehen habe, dass das nicht einmal die schlechteste Art sei, den Film als eine „Rahmenveranstaltung“ des Kirchentages zu betrachten.

Notting Hill

Ja, ich habe die Kritik im Spiegel gelesen. Ein Verriss des Films. Mittelmäßige Schauspieler, ein Aufguss. Nicht der Rede wert.

Ja, kann man so sehen. Doch dann muss man sich ernsthaft fragen, was eigentlich das Kino soll? Was soll ein Film denn anderes, als Spaß bringen, als Unterhaltung? Klar, er kann auch ein bestimmtes Problem aufzeigen, kann Denkanstöße vermitteln und sogar Lösungsmöglichkeiten präsentieren. Doch so ist die Welt nun einmal nicht, so sind die darauf herumlaufenden Menschen nicht, dass sie immer nur Probleme und deren Lösungen sehen wollen.

Ich jedenfalls habe mich darauf gefreut, mir einen Film anzusehen, der mich einfach mitnimmt in ein Märchen.

Es war einmal die berühmteste Filmschauspielerin der Welt, die in London in eine kleine Spezialbuchhandlung für Reiseliteratur geht und dem netten Durchschnittsmenschen von nebenan begegnet. Man kommt sich näher, unser Buchhändler verliebt sich in die Diva. Diese auch in ihn und nach einigen Turbulenzen gibt es eine rauschende Hochzeit und am Ende sieht man den gerundeten Bauch der Filmgröße, Mutterfreuden verheißend.

Sie wird von Julia Roberts , er von Hugh Grant gespielt. Der Film heißt: „Notting Hill “ und ich bekenne, den Film zu mögen.

Zwei ganz verschiedene Filme

Ein Western, der mehr wie ein Science-Fiction Film daher kommt. Ein Western, der mehr wie ein James Bond Film daherkommt. Ein Western schließlich, der sich selbst ständig auf die Schippe nimmt. So könnte man über den Film „Wild Wild West“ berichten. Man könnte die netten Hauptdarsteller Will Smith und Kevin Kline sowie den fiesen Schurken gebenden Kenneth Branagh erwähnen und Einzelheiten des Films schildern. Nur das ist zu viel Ehre für einen gut gemachten Unterhaltungsfilm, der ablenkt und zerstreut.

Mehr nicht, nicht weniger.

Ganz anders der neueste Film von Claude Chabrol „Die Farbe der Lüge“. Er unterhält auch, aber er zerstreut nicht.

Das will er auch nicht. Er kommt als Kriminalfilm daher, als französischer „Tatort“. Ein kleines Mädchen wird ermordet und missbraucht aufgefunden. Als Täter kommt der Zeichenlehrer in Frage bei dem das Mädchen zuletzt gewesen war; er ist Maler, der sich ein wenig Geld mit dem Unterricht verdient, um nicht gänzlich abhängig zu sein von seiner Frau. Er beteuert seine Unschuld und nur seine Frau glaubt ihm so recht. Ihr wird der Hof gemacht von einem Prominenten, der hier in diesem bretonischen Städtchen immer einige Monate des Jahres in seinem Haus verbringt. Es kommt zu einer Affäre, die letztlich keine wird. Der Prominente schließlich wird tot aufgefunden, nachdem der Maler ihn nach einem Abendessen zu dritt nach Hause gebracht hatte. Als Todesursache wird ein Infarkt festgestellt. Und die ruhige Kommissarin löst auch den Mord an dem Mädchen. Es wird viel in diesem Film von Wahrheiten gesprochen und von Lügen. Und man lügt ja auch, fast jeder belügt hier jeden. Und die Farben haben Bedeutungen, das Blau vor allem. Das Meer und das Wetter auch. Ein französischer Film mit viel Atmosphäre und einigen bemerkenswerten schauspielerischen Leistungen. Besonders Jacques Gamblin und Sandrine Bonnaire als Maler und Frau erzielen große Intensität.

St. Pauli Nacht

Wieder ein Film, der in einer episodischen Erzählweise daherkommt. Wieder ist es die richtige, die angemessene Form. Wieder ist es schwierig, den Inhalt des Films kurz zusammengefasst darzustellen.

Alles ereignet sich an einem Nachmittag, einem Abend und einer Nacht in dem Hamburger Stadtteil. Da will ein Gangsterboss, dass ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Mensch verschwindet. Dieser lebt mit seiner Freundin zusammen, wird angerufen und ihm wird der schnelle Tod in Aussicht gestellt. Ein Streich dummer Jungs, wie sich später herausstellen wird. Grund für den Mann, sich im Kiez umzuhören. Der Taxifahrer, der ihn fährt, ist der frühere Freund der Ex-Gangsterbraut. Er wird auch noch eine Rolle spielen. Erst einmal überfährt er beinahe einen Postboten. Der wird wenig später erfahren, dass seine Frau ihn verlassen will, er wird sich heftig betrinken, im Puff eine Pistole an sich bringen und nackt auf der Reeperbahn herumlaufen und schießen. Schließlich wird er unserem Ex-Gangster ein Loch in den Kopf brennen. Und der Reigen geht weiter. Es lässt sich gar nicht richtig erzählen, was dieser Film alles enthält.

Man muss sich diesen Film einfach ansehen und sich an seinen Einfällen erfreuen. Und an der Schauspielkunst einiger „Helden“, denn eine Hauptrolle kann es in einem derartig konzipierten Film naturgemäß nicht geben. Und an der Regiekunst von Sönke Wortmann. Also eine Vielzahl von Gründen im Kino, diesen Film zu betrachten und zu genießen.

PS: In der 17.00 Uhr Vorstellung am Dienstag saß ich im Kant-Kino gemeinsam mit einer älteren Dame. Zwei Leute (Einnahme des Kinos 18.- DM)!

Zwei Filme, Drehbuchautor Shakespeare

Ach Shakespeare, du unerschöpflicher Quell von Geschichten! Immer wieder kann man sich auf deine Ideen zurückziehen und ist sich des Erfolgs schon so gut wie sicher. Man kann deine Stücke einfach hernehmen und auf ein Filmformat bringen. Man kann auch nur die Grundidee von dir aufgreifen und dann das Spiel ins Hier und Jetzt verlagern, alles kein Problem. Zu beiden Vorgehensweisen gibt es nun wieder neue Beispiele.

Direkt die Bühnenvorlage übernimmt der Film „Ein Sommernachtstraum“. Mit Filmstars gespickt kommt eine gut verdauliche Inszenierung daher. Ich habe schon bessere Bühnenversionen gesehen, aber auch schon weniger ansehnliche. Der Film ist einfach entspannend, er tat mir wohl, aber ein Highlight war er nicht.

Den anderen Weg geht der Film „10 Dinge, die ich an dir hasse “. Hier haben die Drehbuchautoren der Widerspenstigen Zähmung hergenommen und in das Seattle unserer Tage versetzt. Ein Teenage-Film ist dabei herausgekommen, keimfrei, freundlich, teilweise mit netten, flotten Dialogen. Das Zuschauen macht Spaß und würde man nicht im Film Shakespeare zitieren, würde kaum jemand im Zuschauerraum wissen, wem man eigentlich das Ganze zu verdanken hat. So fragt vielleicht der eine oder andere hinterher doch: „Verdammt noch einmal, wer ist eigentlich dieser Shakespeare gewesen?“ Nicht der schlechteste Effekt dieses Films!

Ein Film aus Spanien

Ein spanischer Film wird derzeit hoch gelobt. Ein Grund für mich, ihn zu sehen und mir selbst mein Urteil zu bilden. Der Film heißt „Alles über meine Mutter“ und ist von Pedro Almodóvar. Der Titel erinnert an „Alles über Eva“ und tatsächlich zitiert der Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hat, diesen Film. Er wird seinen Film am Ende Schauspielerinnen wie Bette Davis, Gina Rowlands und Romy Schneider gewidmet haben und vielen anderen und seiner Mutter.

Der Film erzählt das Leben der Krankenschwester Manuela, deren Sohn auf tragische Weise ums Leben gekommen ist. Esteban rennt einem Taxi hinterher in dem Huma Rojo sitzt, eine berühmte Schauspielerin, von der er gern ein Autogramm hätte. In Barcelona wird Manuela für Huma arbeiten, wird sogar für deren Freundin auf der Bühne einspringen und die Stella in „Endstation Sehnsucht“ spielen. Sie wird Rosa helfen, der Nonne, die ihr Arbeit geben wollte, als sie nach Barcelona kam. Sie wird später den Job bei Huma an einen Transvestiten weitergeben und sich nur noch um Rosa kümmern, die ein Kind bekommt, von einem anderen Transvestiten. Der ist auch der Vater Estebans gewesen. Rosa mit HIV infiziert, wird die Geburt nicht überleben. Das Virus wird nach einigen Jahren bei dem Kind Rosas, um das sich nun Manuela kümmert nicht mehr nachgewiesen werden.

Reicht das als Inhaltübersicht? Die Handlung ist kaum nachzuerzählen. Der Stoff ist dicht gepackt, aber wundervoll erzählt. Mit Humor, mit Liebe und unendlicher Kenntnis des Milieus in dem der Regisseur zu Hause ist. Wunderbare schauspielerische Leistungen und das schönste Kinogesicht seit langer Zeit: Penélope Cruz als Rosa.

Ein Gesicht zum Verlieben, ein Film für die Erinnerung!

Und wieder Bond

Ein neuer Film mit dem unverwüstlichen Geheimagenten im Zentrum. Der Film ist ein Remake all der anderen Bond-Filme. Aber das ist egal, es ist einfach spannend zuzusehen, wie man perfekte Filme inszeniert. Am Ende liegt Bond auf der neuesten Eroberung und nach einem Kalauer wird der Zuschauer getröstet, dass Bond wiederkommen wird. Nichts anders haben wir gedacht, gehofft, gewusst! Der neueste Film heißt: „Die Welt ist nicht genug“. Die Filmwelt ist ohne Bond-Filme nicht zu denken.

Ein wirklich schöner Film

Ich habe einen wirklich schönen Film gesehen. Man musste sich auf ihn einlassen, aber wenn dies geschehen war, dann war es das pure Vergnügen. Der Film erzählt langsam, fast schon betulich seine Geschichte.

Ein alter Mann, der nicht mehr sehr gut sehen kann, weshalb er auch keinen Führerschein mehr besitzt, der nicht sehr gut zu Fuß ist, erfährt vom Schlaganfall seines Bruders. Mit diesem hat er sich vor zehn Jahren zerstritten, nun drängt es ihn, den Bruder noch einmal zu sehen. Da unser Mann in Iowa lebt, der Bruder aber in Wisconsin, muss eine lange Reise angetreten werden. Unser Mann nimmt den Rasenmäher als fahrbaren Untersatz und das Abenteuer beginnt.

Alles wird ruhig entwickelt, alles erklärt. Nur nicht sofort, manchmal zwei Sequenzen später. Opulente Landschaftsbilder verzaubern den Betrachter und immer wieder die Ruhe, die Gemütlichkeit.

Es werden keine schönen Menschen präsentiert, kein Glanz, sondern das Leben, das einfache, das wahre Leben.

Unser Mann kommt an, der Bruder lebt noch, es geht ihm vielleicht sogar besser. In jedem Fall werden die beiden auf der Veranda des Hauses sitzen und die Sterne betrachten können, so wie sie es schon als Kinder gemeinsam taten. Der Film war ein Blick in die Sterne! Ein wahrhaft großer Film!

Der Film beruht auf einer wahren Geschichte, 1994 hat Alvin Straight diese Reise tatsächlich unternommen, ihm ist der Film gewidmet. „The Straight Story“ heißt er oder in der deutschen Adaption „Eine wahre Geschichte“. David Lynch hat dieses Meisterwerk geschaffen!

Ein amerikanischer Film

Rote Rosen spielen eine bedeutende Rolle in dem Film „American Beauty“, den ich gerade gesehen habe. Der Protagonist (Kevin Spacey) ist Anfang vierzig, lebt in einer typischen amerikanischen Vorstadt mit einer als Immobilienmaklerin tätigen Ehefrau und einer halbwüchsigen Tochter. Er fühlt sich ausgebrannt, leidet unter der Unfähigkeit, mit seiner Tochter reden zu können. Hat sich von seiner Frau emotional weit entfernt und ist im Beruf nicht gerade erfolgreich. Seine Frau (Annette Benning) züchtet Rosen, die ihr Stolz sind. Als sie die Tochter, die in einer Cheerleader-Gruppe auftritt, von einer Sportveranstaltung abholen wollen, lernt unser Mann eine Schulfreundin seiner Tochter kennen. Von nun an hat er einen Traum vor Augen, mit diesem Mädchen noch einmal die Liebe durchzubuchstabieren. In seinen Phantasien badet sie in roten Rosenblättern, ein Bad, das er ihr aus den Rosen seiner Frau bereitet hat. Er fängt wieder an, Kraft zu schöpfen, trainiert, weil das Girl auf durchtrainierte Kerle steht, seine Kondition. Wirft seinen Job hin, begehrt auf, bekommt wieder Linie in sein Leben. Das ist der Hauptstrang dieses Films, der viele weitere Handlungsstränge besitzt und doch kein Episodenfilm ist. Vielmehr erzählt er seine Geschichte sehr sicher und künstlerisch gekonnt. Da wird die Videomanie des Nachbarsohns herangezogen um wundervolle Bilder, leicht amateurhaft verfremdet, in diesen Film einzubeziehen. Der Junge zeigt der Tochter des Filmhelden einige seiner aufgezeichneten Filme, er hat sich, nur nebenbei bemerkt, in dieses Mädchen verliebt, seine Liebe wird erwidert und dieses junge Paar ist das eigentlich glückliche dieses Films. Ein Film (Regie: Sam Mendes) zeigt eine Plastiktüte, die im Wind herumgewirbelt wird, Spielball der Natur. Im Abspann sehen wir den Film noch einmal. Die Tüte wirbelt durch die Luft, schwerelos scheinbar, losgelöst von irdischen Hemmnissen.

Ein amerikanischer Film, der so viel Poesie besitzt, ist nicht wirklich amerikanisch, er ist einfach schön. Verständlich, dass er einige Golden Globes erhalten hat und wohl auch bei der Oscar-Verleihung nicht zu übergehen sein wird.

Ein Werk, ein Film!

Gottes Werk und Teufels Beitrag heißt ein Film, der in den letzten Tagen in unseren Kinos angelaufen ist. Es ist die Verfilmung eines Romans von John Irving. Das Buch kenne ich nicht, vor kurzem erst habe ich zum ersten Male einen Roman von Irving gelesen, der mir nicht sonderlich gefallen hat, obwohl er mich unterhalten hatte. Dieser Film spielt in der Zeit zwischen 1943 und 1945 in den Vereinigten Staaten, genauer in Maine, einem der Neuengland Staaten.

St. Clouds ist eine Bahnstation, sie führt zum Waisenhaus, das auf einer Anhöhe liegt und in dem Dr. Larch das Regiment führt. Er ist ein guter, ein gütiger Mediziner. Er liebt seine Kinder sehr, wahrscheinlich haben es viele der hier aufwachsenden Waisen besser, als wenn sie irgendwo anders groß werden müssten. Besonders nahe steht ihm der junge Homer Wells, der ihm bei Geburten und auch bei Abtreibungen assistiert, obwohl er diese aus religiösen Gründen ablehnt. Homer ist die rechte Hand von Larch und so muss es diesen besonders schwer treffen als Homer eines Tages beschließt, das Heim zu verlassen. Ihm bietet sich eine Mitfahrgelegenheit mit dem Fliegeroffizier Wally, der seine Freundin zum Abort in die Klinik gebracht hatte. Auf der Apfelplantage von Wallys Mutter wird Homer nun Äpfel pflücken, Regeln und deren Nichtbeachtung lernen und der Liebe begegnen. Wallys Freundin kann nicht allein sein und so wird Homer in das Leben eingeführt. Er lernt das Meer kennen und Hummer, er erlebt eine Messerstecherei mit und muss erfahren, dass die Tochter seines Vorarbeiters von ihrem eigenen Vater geschwängert wurde. Homer wird die Abtreibung vornehmen, er wird dem Vater des Mädchens in die schon erkaltende Hand versprechen, dass nicht das Mädchen ihrem Vater mit dem Messer einen tödlichen Stich beigebracht hat, weil sie sich seiner vermeintlichen erneuten Zudringlichkeit erwehren wollte, sondern dass der Vater selbst Hand an sich legte, weil er den Entschluss seiner Tochter, ihn zu verlassen nicht ertragen konnte. Beides ist richtig und so schlägt Homer ein. Seine und Wallys Freundin kehrt zu Wally zurück als dieser querschnittsgelähmt aus dem Krieg zurückkehrt. Und Homer geht zurück nach St. Clouds, um die Nachfolge von Dr. Larch anzutreten, der im Ätherrausch das Zeitliche segnete. Larch hinterlässt ihm gefälschte Diplome, die Homer als Arzt ausweisen und ihn als legitimen Nachfolger von nun an sich allabendlich von den Kindern mit dem Spruch verabschieden zu können: „Schlaft gut ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neuengland.“

Der Film ist mit langem Atem gedreht, er zeigt wunderschöne Landschaftsbilder und Aufnahmen der darin lebenden Menschen. Er zeigt ein fröhliches und doch auch bedrückendes Leben in dem Waisenhaus, er nimmt sich Zeit, einzelne Kindercharaktere zu entwickeln und er nimmt sich noch mehr Zeit, die Entwicklung Homers darzustellen.

Der darf sich nicht zu schnell bewegen, weil er ein Herzleiden hat und deshalb auch nicht zum Militär eingezogen worden ist. So ruhig, wie sich Homer bewegt und bedächtig alle Eindrücke in sich aufnimmt, so gibt uns der Film die Bilder wieder frei. Es ist eine wundervolle Langsamkeit, keine Langeweile, sondern Ruhe, aus der bekanntlich die Kraft resultiert. Die Filmmusik passt ebenso wie die Leistung der Schauspieler, allen voran Michael Caine als Dr. Larch und Tobey Maguire als Homer. Aber auch die Kinder sind hervorragend dargestellt. Und die Schönheit von Charlize Theron besitzt so viel Ehrlichkeit, dass sie sich wohltuend einbettet in dieses Gesamtkunstwerk. Darum nämlich und um nichts anderes handelt es sich bei diesem Film. Ein ganz außergewöhnlich gelungener Film, ein schlicht wundervoller Film! Ein Meisterwerk!

Regie: Lasse Hallström. Der Film ist für insgesamt sieben Oskars nominiert und es würde mich nicht überraschen, wenn er sie erhielte, verdientermaßen!

Übrigens stellt sich am Ende heraus, dass Homer gar kein Herzleiden hat, sondern dies nur zu seinem Schutz und mit Hilfe von Aufnahmen eines anderen Waisenkindes von Dr. Larch erfunden war. Aber da ist der Film wie gesagt schon,

Manila

Jetzt hätte ich mich über einen von der Kritik hoch gelobten Film zu äußern. Manila ist dessen Titel und eine Fülle deutscher Leinwandgrößen sind vertreten. Nur was soll ich sagen?

Dieser Film, als Episodenfilm angelegt, dessen Buch den unfreiwilligen längeren Aufenthalt eines Urlauberflugzeugs auf dem Flughafen von Manila zum Inhalt hat, ist schlicht schlecht!

Was soll er, wofür steht er? Mehr Licht waren angeblich Goethes letzte Worte auf dieser Erde. Er kannte diesen Film nicht, sonst hätte er „mehr nicht!“ gerufen. Schon diese Notiz ist diesem Film zu viel Ehre angetan. Schluss also!

Noch eine unmögliche Mission

Da der Film „Mission Impossible“ ein sehr erfolgreicher war, lag es nahe, das nächste Abenteuer zu drehen. Man nennt den Film einfach „MI 2“ natürlich mit riesigen auf der Höhe der Zeit liegenden Spezialeffekten, mit einem Hauptdarsteller auf der Höhe seiner Kraft (Tom Cruise).

Doch das ist alles nicht genug, der Film ist unglaubwürdig, er ist teilweise sogar langweilig. Das liegt daran, dass der Regisseur sich nicht entscheiden konnte, ob er einen spannenden Liebesfilm oder einen Thriller mit Liebesszenen abliefern sollte. So ist der Film ein ziemlich misslungenes Machwerk.

Luna Papa

Ein Mädchen im fernen Usbekistan träumt vom Theater, will Schauspielerin werden, wahrscheinlich auch, um sich nicht mehr um ihren Bruder kümmern zu müssen, der im Krieg ein Hirntrauma erlitten hat und nun auf der Stufe eines kleinen Kindes ständig für Unruhe im heimatlichen Kleinstädtchen sorgt. Das Mädchen wird geschwängert und der Vater ist dem Mädchen unbekannt, es geschah im Mondschein von hinten. Nun wird von ihrem Vater und ihrem Bruder (Moritz Bleibtreu in einer fulminanten Rolle!) Luna Papa gesucht. Er kann nur ein Schauspieler sein, denn das Mädchen war zu spät zu einer Vorstellung in der nächsten größeren Stadt gekommen, aber rechtzeitig zu ihrer Entjungferung.

Im Stil eines Western im fernen Osten werden die möglichen Väter examiniert, wird einer schließlich gefunden, der sich bereit erklärt, das Mädchen zu heiraten, das in der Nachbarschaft angefeindet wird. Der arme wird gemeinsam mit ihrem Vater von einer vom Himmel stürzenden Kuh – eigentlich war es ein Stier – erschlagen. Der richtige Vater taucht auf, gibt sich zu erkennen und wird von Bruder und Schwester erschossen. Das Mädchen fliegt mit dem Dach ihres Elternhauses davon!

Ein wundervoller Film, voller surrealer wunderschöner Bilder (vom Aralsee?). Ein Film wie eine bebilderte Geschichte aus Tausend und einer Nacht. Ein Film, ein Film!

Besuch im Buena Vista Social Club

Also zugegeben, der Film Buena Vista Social Club, ein Dokumentarfilm, ist nicht neu, aber ich hatte ihn noch nicht gesehen. Nun gab mir die Waldbühne die Gelegenheit dazu.

Also zugegeben, die Musik gefällt mir einfach und die Freude in den Augen der alten Musiker und die Bilder des heruntergekommenen Havannas und die Äußerungen der Alten als sie in New York sind und die Stadt einfach großartig finden.

Doch ein Kultfilm ist es nicht, für mich nicht. Warum auch? Was ist das Besondere? Ich kam nicht dahinter. Wim Wenders hat diesen Film gedreht und damit mehr Aufmerksamkeit erregt als mit seinen Spielfilmen.

Die Musiker sind wundervolle Typen, die wundervolle Musik machen, aber da lege ich lieber eine CD auf und höre mir die Songs in häuslicher Abgeschiedenheit an, nicht in der aufgeregten und verrauchten Sommernacht der Waldbühne.

Kubanisch reisen

Es gab einmal einen Traum vom Sozialismus auf Kuba. Da waren alle Menschen gleich, man nahm Rücksicht aufeinander und wenn etwas fehlte wurde es durch Initiative und Kreativität ersetzt. Irgendwie hat der Traum nicht realisiert werden können. Auf die Beantwortung der Frage warum, wird noch einzugehen sein.

Die Wirklichkeit auf der Insel Kuba sieht anders aus und spätestens seit man die maroden Abbilder in dem Film Buena Vista Social Club sah, weiß man es quasi aus eigener Anschauung. Kuba verströmt einen morbiden Charme. Und Kuba überrascht immer wieder mit schönen Filmen, die den real existierenden Sozialismus bebildern.

Das war schon so in dem Film Guantanamera und nun auch wieder in dem Film „Kubanisch reisen“(Regie: Juan Carlos Tabio).

Kubanisch reisen steht offensichtlich als Metapher für die Möglichkeit eine Reise antreten zu können, die dann aber wegen objektiv unüberwindbarer Probleme zumindest auf unbestimmte Zeit verschoben werden muss. Man geht nicht einfach zum Schalter und löst einen Fahrschein, sondern man fragt, wer der letzte sei, reiht sich ein und wartet bis der Bus, der nicht nach Fahrplan verkehrt angekommen ist und über Lautsprecher verkündet wird, ob und wie viele Plätze zur Verfügung stehen.

Dann bildet sich die Reihe und die Schlacht um die Fahrkarte tobt, aber selbst wenn man eine Karte hat, heißt das nicht, schon befördert zu werden. Möglicherweise fährt der Bus auch weiter, ohne neue Passagiere aufgenommen zu haben.

So wird den Zuschauern eine wundervolle Geschichte erzählt, die die Menschen in der Ausnahmesituation des Wartens zeigt. Sie reagieren gelassen, gereizt, freundlich oder mürrisch. Sie flirten oder greifen zu Tricks, um sich Vorteile zu verschaffen. Sie bilden eine Gemeinschaft, einige, andere schließen sich aus, weil sie Skrupel oder etwas zu verbergen haben.

Man verbringt eine Nacht auf dem Busbahnhof und träumt. Alle haben den gleichen Traum und das ist der Traum vom Zusammenstehen der Menschen, vom sich aufeinander einlassen und miteinander arbeiten und füreinander eintreten. Das ist der Traum von der Liebe und den schönen Dingen des Lebens.

Man erwacht und stellt fest, dass sich nichts geändert hat oder fast nichts. Manche Blicke sind inniger geworden, manche Berührungen nicht mehr zufällig. Manche Leute sind ein wenig aufrichtiger geworden. Der kubanische Sommernachtstraum hat seinen Zauber nicht ganz verloren.

Warum aber Träume sich nicht immer realisieren lassen, ist auch offensichtlich, denn hinter all den Entwicklungen stecken Menschen, mit all ihren Schwächen. Die Egoisten und die Hundertzwanzig prozentigen Funktionäre, wegen denen nichts funktionieren kann. Der kubanische Sozialismus ist ein wunderschöner Traum, der leider nicht funktionieren kann und das Erwachen wird noch ganz schön schmerzlich werden für die Menschen.

Der Film „Kubanisch reisen“ ist ein wunderschöner Film, der leider irgendwann zu Ende geht und man steht dann aus seinem bequemen Kinosessel auf und wünscht sich, dass der Film gleich noch einmal von vorn beginnen möge.

Im Juli

Was gibt es doch für schöne Filme!

Wieder so einen gesehen, der das Herz aufgehen lässt, weil er dich eintauchen lässt und mitnimmt auf seine Reise. Diese Reise führt nach Istanbul, ein Roadmovie sagt der Kenner. Ein Film, der dem Motto folgt, dass der Weg das Ziel sei. Ein Weg, der genügt, um zu erfahren, wen man wirklich liebt und dann ist das Happyend auch schon da.

Der Film wurde von Fatih Akin inszeniert, der schon mit „Kurz und schmerzlos“ großen Eindruck hinterlassen hat. Hier nun spielen Moritz Bleibtreu und Christiane Paul das Paar, das später zueinander findet.

Onegin verfilmt

Nun ist dieses Meisterwerk russischer Dichtkunst verfilmt worden. Nun leben die Bilder und nehmen uns mit in eine andere Welt. Der Schlitten wird durch die weite weiße Welt Russlands gezogen, zum Gut des Onkels, der dem Müßiggänger Onegin alles vererbt hat, der schon tot ist, als Onegin eintrifft.

Die Langeweile, die er schon in Petersburg verspürte, hat er mit in dieses Gut gebracht. Nur sein Interesse an einem schönen Gesicht scheint sein Gemüt aufzuhellen. Tatjana oder Tanja ist in sein Leben getreten. Sie verliebt sich in ihn und wird ihm einen Liebesbrief schicken. Er wird extravagant diesen Brief und die Botschaft zurückweisen. Er reist ab, nachdem er seinen Freund, den er hier in der Nachbarschaft kennengelernt hatte und der der Verlobte von Tanjas Schwester ist, im Duell getötet hat.

Jahre später sieht er Tanja wieder, sie ist die Frau seines Cousins geworden, eine Prinzessin von atemberaubender Schönheit. Nun verfällt er ihr. Er liebt sie, schreibt ihr einen Liebesbrief, wirft sich ihr schließlich zu Füßen und fleht um ihre Liebe. Sie kann sie ihm nicht mehr gewähren, auch wenn sie ihn noch immer liebt.

Wir nehmen Abschied von unserem Helden und der Film fährt aus der Handlung heraus. Schluss, Ende, Aus.

Wenn ich den Versroman nicht gelesen hätte, hätte ich mich möglicherweise sehr gelangweilt. Hätte auch das Ende nicht verstanden, so aber ist alles für mich nur visualisierter Reim, ist wunderbar bebilderter Roman.

Ein Film, der keine Massen anziehen wird, der nicht Schlagzeilen hervorruft und der dennoch schlich schön ist.

Er wurde von der Engländerin Martha Fiennes inszeniert, ihr Bruder Ralph spielt die Titelrolle, ein weiterer Bruder hat sehr folgerichtige und dennoch moderne Musik komponiert und das wunderschöne Gesicht der Tanja stammt von Liv Tyler.

Kalt ist der Abendhauch

Tatsächlich ist es frisch als wir das Kino verließen. Das wunderschöne Herbstwetter konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Abende bereits kühl sind.

So wie im Leben kam uns auch der Film („Kalt ist der Abendhauch“, Regie Rainer Kaufmann, mit Heinz Bennent, Gisela Trowe und August Diehl) daher. Herbstliche Bilder, die Menschen im Spätherbst ihres Lebens in Erinnerung aber mit ihrem Frühling beschäftigt. So auch die Protagonistin des Films, die in ihrem Leben nur einen Mann geliebt hat, Hugo, den sie als Geliebten lange Zeit genießen konnte, aber den sie zum Gatten nicht bekam. Am Ende wird die gemeinsame Leiche im Keller wortwörtlich hier – entsorgt und dann darf, dann muss Hugo sterben. So ist das Leben im Kino. Die Bilder sind schön und die Darsteller spielen mit viel Ehrgeiz und viel Ironie ihre Rollen, die Alten wie die Jungen. Und wenn man mal ein wirklich hübsches Stupsnäschen sehen möchte, dann muss man sich nur Fritzi Haberlandt ansehen.

Mehr ist über den Film nicht zu sagen, das wäre ihm sonst zu viel der Ehre angetan!

Dancer in the dark

Der Film von Lars von Trier ist sehenswert.

Das ist das Fazit, damit könnte ich schließen. Wenn ich nicht noch bemerken wollte, dass man Björk, diese isländische Sängerin einfach gesehen haben muss, oder Catherine Deneuve. Dass man keinen besseren Film gegen die Todesstrafe zu sehen bekommt, ist klar. Ebenso, dass man heulen kann, wenn man dieser Frau auf dem Lebensweg, den sie konsequent zu Ende geht, verfolgt. Die junge Frau neben mir heulte und überhaupt wurde um mich herum unermüdlich in das Taschentuch geschnieft.

So ein Film hat die goldene Palme von Cannes verdient und es macht auch nichts, dass man sich an die Handkameraführung gewöhnen muss, es macht nichts, dass manche Songs nicht so eingängig sind, wie sie in einem „Musicalfilm“ sein könnten. Für alles wird man entschädigt, wenn man in das Gesicht von Björk schauen darf, das einem ganz nah, fast schon porentief präsentiert wird.

Dancer in the dark“, das ist ein Film, der ist sehenswert!

Zwei Filme wurden besichtigt.

Der eine ist ein angenehmer Liebesfilm, der gleichwohl etwas blass bleibt. „Es begann im September“ lässt den alternden Liebhaber Richard Gere mit der todkranken Winona Ryder zusammentreffen. Der Film endet im Dezember, eine kurze Zeit für eine große Liebe. Mir fehlte etwas, ich ging nicht so ganz beglückt und befriedigt aus dem Kino, aber schlecht war der Film nicht (Regie: Joan Chen).

Der andere Film ist eine amüsante Odyssee dreier ausgebrochener Strafgefangener durch den US-Bundesstaat Mississippi. Der Film ist voller wundervoller Musik und herrlichen Bildern. Ein Feuerwerk an Ideen, eine wundervolle Besetzung und ein geniales Regiepaar machen aus diesem Film ein kleines Meisterwerk. Der Film unterhält und ist einfach intelligent erzählt. Viel mehr will man doch von einem Kinofilm kaum jemals!

Der Film heißt „O Brother, where art Thou?“ (Regie: Joel Coen, Buch nach Homer: Ethan Coen; mit George Clooney und John Turturro).

Tanzen will er

Manche Filme sind einfach schön. Da schaut man zu und fühlt sich beglückt, einer bekannten Kinowerbung folgend, bin ich geneigt zu sagen, solche Filme verleihen Flügel.

Nach einer solchen Vorrede ist klar, dass der Rezensent genau aus einem solchen Film heraus geflattert kommt und nun voll des Lobes über diesen Film berichten muss.

Der Film gehört in die Kategorie der englischen Bergarbeiterstreifen, die nur möglich geworden sind, weil die britische Premierministerin Thatcher für eine gnadenlose Schließung unrentabler Zechen in der Mitte der achtziger Jahre einstand. Brassed off oder „Ganz oder gar nicht“ sind so entstanden und haben den Alltag verschönt.

Nun kommt ein Film daher und erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen (na ja, alles ist relativ, er ist 11 Jahre alt), der lieber tanzt als boxt und der talentiert genug ist, eine Aufnahmeprüfung an einer berühmten Ballettschule zu versuchen. Die Familie besteht nur noch aus dem Vater, einem älteren Bruder und einer altersschwachen Großmutter. Die Mutter ist gestorben, Vater und Bruder arbeiten beide im Bergwerk beziehungsweise streiken. Natürlich wird dem Jungen das Tanzen zunächst verweigert, natürlich wird er dann doch die Prüfung machen und angenommen und natürlich wird er einige Jahre später der große Star des Balletts geworden sein. Das kling sicherlich ein wenig märchenhaft, ist es aber nicht, weil der Film nicht aus Hollywood kommt, sondern von der Insel und daher der notwendige Realismus erhalten bleibt. Der Film wird nie kitschig, nie blöd, sondern er wird in einer feinen Balance gehalten, die eine Leichtigkeit erzeugt, die nur mit der Anfangs- und Endsequenz des Filmes zu vergleichen ist. Da sieht man den Jungen auf einem Trampolin springen und sich drehen und so läuft der Film ab.

Dazu hat der Regisseur (Stephen Daldry) wunderbare Darsteller gefunden, die der Großmutter, die der ersten Ballettlehrerin (Julie Walters) und natürlich den Jungen selbst, dessen Gesicht so vielsprechend und vielversprechend ist, wie schon lange keines mehr derjenigen Gesichter von professionellen Schauspielern (Jamie Bell).

Der Film heißt „Billy Elliot – I will dance“ und ist ein absolutes Muss!

In the mood

Im Moment kann in den Kinos ein Film aus China besichtigt werden, der auf dem Filmfestival in Cannes ausgezeichnet worden ist und der sich nun einem breiteren europäischen Publikum stellt. „In the mood for love“ ist kein Film, der auf den ersten Blick für sich einnimmt. Man muss sich einsehen. Die Sequenzen sind kurz. Zwei Menschen, beide verheiratet, leben Tür an Tür als Untermieter. Ihre Ehepartner sind auf Dienstreisen oder haben Schichtdienst. Erst allmählich wird ihnen klar, dass sie sie miteinander betrügen. Die Reaktion ist nicht die „Rache“, sondern das langsame sich näher kennenlernen, des betrogenen Leidensgenossen. Man kommt sich näher, verliebt sich vorsichtig ineinander und endet nicht in einer Amour fou, sondern trennt sich, nach der ersten Nacht. Man wird sich nicht wiedersehen. Man versucht zwar die Spur des anderen noch einmal aufzunehmen, aber vergebens. Es bleibt nichts als sein Geheimnis in ein Loch zu flüstern und dieses dann zu verschließen.

Der Film kommt ruhig daher, er fängt seine Betrachter ein und nimmt diese mit auf den Weg der beiden wunderschönen Menschen. Die Filmmusik begeistert und die einfachen Bilderfolgen, die immer wieder an den gleichen Orten spielen, kommen uns schnell ganz vertraut vor. Der Film ist nicht das ganz große Kino, aber er ist schön und anmutig, wie seine Hauptdarsteller. Ein wirklich gelungener Film eben!

Brot und Tulpen

Es gibt einen italienischen Feministinnen-Slogan, der „Gebt uns Brot, aber auch Tulpen!“ lautet. Von diesem Slogan ist der Titel, des mit Abstand schönsten Filmes dieses Jahres abgeleitet.

Die italienische Hausfrau Rosalba hat einige Probleme mit den Dingen ihrer Umwelt, da geht schon mal ein gerade auf einer Busreise mit ihrer Familie gekaufte Dose kaputt, weil sie diese ungeschickt fallen lässt. Da fällt ihr Ehering ins Klo, da läuft sie gegen eine geschlossene Türe und da ist der Bus einfach losgefahren, ohne auf sie zu warten. Sie trifft eine Frau und diese nimmt sie mit, Rosalba will nach Hause, endlich mal einen Tag ohne die Familie, die aus zwei fast erwachsenen Söhnen und einem Mann besteht. Sie fährt mit einem anderen Wagen per Anhalter weiter und wird auf den Gedanken gebracht, Venedig einen Besuch abzustatten, das sie noch nie gesehen hat.

Also Venedig! Hier lernt sie den isländischen Kellner Fernando kennen, bei dem sie nächtigt, in allen Ehren versteht sich, denn Fernando hat an der Frau gar kein Interesse, schließlich will er seinem Leben mit einem Strick gerade ein Ende machen. Sie bleibt in Venedig, arbeitet bei einem Blumenhändler (schließlich benötigt man/Frau ja Brot und Tulpen!) und lernt Fernandos Leben kennen, er ist Großvater, war im Gefängnis und ist nun in einem kleinen, wenig feinem Restaurant Kellner.

Rosalbas Ehemann wird aktiv, schickt einen „Detektiv“ hinterher und wird kurzfristig zu ihrer Familie zurückkehren, aber Fernando, der inzwischen sich seiner Gefühle sicher ist, holt sie zurück. Die Liebe siegt und alle sind glücklich, auch die Zuschauer, die sich ihren Weg aus dem Kino bahnen mussten, weil der Andrang für die nächste Vorstellung ganz wundervoll riesig war.

Rosalba wird von einer wundervollen Schauspielerin namens Licia Maglietta gespielt, Fernando vom hinreißenden Bruno Ganz. Silvio Soldini hat die Regie geführt, der Oscar für den besten ausländischen Film ist ihm sicher!

Zwei Filme, kaum der Rede wert

Robert Altman hat sehr gute Filme gedreht, allem voran „Short Cuts“. Nun kann man in den Kinos sein neuestes Werk betrachten: „Dr. T. and the women“. Das ist eine flache Geschichte, mit flachen Leistungen der Schauspieler und hier vor allem der Schauspielerinnen. Sie tragen das Gesicht eigentlich nur des Make-ups wegen und das ist zu wenig. Nicht einmal komisch ist der Film und nur ganz wenig unterhaltsam.

Bounce“ – der Aufprall, der große Krach – ist der andere Film. Er ist deutlich unterhaltsamer, aber das ist natürlich relativ, verglichen mit dem Dr. T., ist er es jedenfalls. Ein ziemlich unangenehmer Werbemanager überlässt einem Familienvater das Flugticket. Die Maschine stürzt ab, es gibt keine Überlebenden. Der Manager hat Schwierigkeiten, mit diesem Absturz fertig zu werden. Er lernt die Witwe kennen, man verliebt sich und der zweite große Aufprall passiert, als sie erfährt, wer er eigentlich ist. Aber am Ende, der fiese Manager hat sich ganz schön geändert, gibt es ein Happy End. Man kann sich diesen Film ansehen, muss es aber nicht!

Schokolade

Chocolat, so heißt ein Film, der in einer kleinen französischen Stadt spielt, in Amerika gedreht wurde und mit wundervollen Schauspielern ein Märchen für Erwachsene erzählt.

Es ist eine Lust, diesem Spiel zuzusehen, es zu verfolgen und immer wieder das Gefühl zu bekommen, jetzt unbedingt auch eine köstliche Praline oder eine heiße Schokolade mit einer Spur Chili genießen zu müssen.

Der Film ist über alle Maßen unterhaltsam, liebenswert und schlicht ein Ereignis. Das ist endlich mal wieder ein richtig guter Film!

Eine hohle patriotische Nuss

Stell dir vor, du siehst einen Film, der von drei Menschen handelt. Zwei Männer, die eng miteinander befreundet sind, seit frühester Jugend und eine Frau. Die trifft auf den einen der beiden Freunde und die beiden verlieben sich ineinander. Leider tobt der Krieg und der Mann, ein wagemutiger Pilot, zieht in die Schlacht. Er wird abgeschossen, gilt als tot und die Frau und auch sein Freund sind unglücklich und hadern mit ihrem Schicksal. Aber, da das Leben bekanntlich weitergeht, verlieben die beiden sich ineinander und sie wird schwanger, sagt es ihm aber nicht sogleich. Da taucht der Totgeglaubte wieder auf und das friedliche Idyll ist gestört. Der Dramaturg weiß nicht weiter, schließlich kann der Schluss ja nicht in einer unmoralischen Menage á trois bestehen. Also muss der Krieg noch einmal herhalten, die Japaner greifen Pearl Harbour an und nun zählen nur noch patriotische Gefühle, keine persönlichen Verletzungen. Und es kommt, wie es kommen muss, bei einem waghalsigen Angriff kommt der Freund, derjenige, der Vater werden wird, ums Leben. Die anderen beiden bleiben zusammen und ziehen das Kind groß. So lebt der Freund auch noch weiter unter ihnen.

Ich habe das ein wenig schmalzig erzählt, aber so ist der Film. Und mittendrin wird er unterbrochen von den Angriffsszenen auf Pearl Harbour. Man hätte einen sehr spannenden Film daraus machen können, einen Antikriegsfilm oder einen Liebesfilm. Nur alles zusammen gelingt nicht. So bleibt der Film, technisch gut gemacht, eine hohle patriotische Nuss. Ich habe ihn nun gesehen und kann mitreden, aber man müsste ihn nicht wirklich angeschaut haben.

Blau

Ein alter Mann, dreißig Jahre als Gastarbeiter in der Schweiz tätig, erfindungsreich und von seinem Arbeitgeber schamlos ausgebeutet, hat die Türe gesehen, ist aber noch nicht hindurchgegangen. Was da so blumig umschrieben wird ist der Tod. Er hatte einen Herzinfarkt, aber er wurde noch einmal gerettet. Viel Zeit bleibt ihm wahrscheinlich nicht mehr und so versucht er, seiner blinden Enkelin zu helfen. Eine Hornhauttransplantation könnte sie sehend machen, nur der Preis für eine solche Operation ist sehr hoch, zu hoch für einen alten Mann, der nur wenige Schweizer Franken in seiner Schatulle aufbewahrt, die dazu noch als Geldscheine gar nicht mehr im Zahlungsverkehr sind. Aber schließlich hat ihm sein Arbeitgeber einst versprochen, immer für ihn dazu sein, wenn er denn mal Probleme haben sollte. Damals hat der Patron ihm auf diese Weise das Patent für einen Bitumen abgeschwätzt, mit dem unser Mann selbst sehr reich hätte werden können.

Aber zehn Jahre verändern die Dinge, wenn man von Italien nach der Schweiz kommt. Der uneheliche Sohn ist erwachsen, er hat den Betrieb seines „Vaters“, des Patrons, übernommen. Nur leider geht die Firma nicht mehr und so irrt der alte Mann mit seiner blinden Enkelin durch Genf.

Dass alles gut wird, versteht sich in diesem Film „Azzurro“ von selbst und der Alte stirbt auch nicht bevor die Enkelin nicht sehen kann. Alles wird gut, ist aber dennoch nicht die Botschaft dieses Films. Vielmehr zeigt man uns die Gastarbeiter der ersten Stunde, zeigt ihre Nöte und ihre Lebenslügen, allerdings zurückhaltend, nicht mit moralischem Zeigefinger. Das alles sanft und zart. Ein entspannender Film, ein unaufgeregter und amüsanter Streifen. Mit einem großartigen alten Mann, Paolo Villaggio, und einer ebenbürtigen Enkelin, Francesca Pipoli,  an seiner Seite.

Süßer November

So geht das mit den Kritiken. Da liest man vorher einige recht deprimierende Äußerungen über einen Film, wie schwach, wie schlecht er doch sei und hat dann schon gar keine rechte Lust mehr sich „so einen Film“ noch anzuschauen.

Geht man dann doch ins Kino, wird gar noch eingeladen, dann kann man angenehme Überraschungen erleben. Zugegebener Maßen auch die Bestätigung all der kritischen Anmerkungen!

Im vorliegenden Fall aber war alles doch ein bisschen anders!

Der Film heißt „Sweet November“ und behandelt die „Novemberliebe“ einer jungen todkranken Frau, die einige Männer retten will und sich damit auch so ganz nebenbei noch ein kleines Denkmal setzen will für die ihr verbleibende Restzeit auf Erden. Retten will sie Kerle, die irgendwie geschädigt sind, zu schüchtern, zu geringes Selbstwertgefühl oder aber solche, die von Arbeitswut verzehrt werden.

Um einen solchen handelt es sich im Film. Der Mann wird von Keanu Reeves gespielt, die Frau von der sehr attraktiven Charlize Theron. Natürlich verliebt er sich in sie und sie auch in ihn, und der Schmerz ist groß, weil sie ihn nicht mit ihrem Siechtum und ihrem unvermeidbaren Tod belasten will. So gehen sie auseinander am Ende des Novembers, und man ist schon traurig, nicht zu sehr, weil es ja doch nur ein Film ist, aber schon ein wenig. Und man versteht die Kritiken nicht, weil der Film nicht als triefendes Drama und auch nicht als Schmonzette daherkommt. Es ist ein Film, ein Film, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zwei Filme nach dem Urlaub

Was habe ich nicht alles über den französischen Wunderfilm vorher in der Presse gelesen. Also Amelie (Die fabelhafte Welt der Amélie; Regie Jean-Pierre Jeunet) sei einfach ein „Muss“. Sechs Millionen Franzosen oder wieviel auch immer diesen Film gesehen haben, können sich doch nicht irren und auch nicht der französische Staatspräsident! Nun bin ich immer vorsichtig, wenn nur gejubelt wird, wenn leisere Töne gar nicht zu vernehmen sind. Man kann sowieso nur eine Meinung haben, wenn man sie sich gebildet hat. Also hinein. Gleich nach dem Urlaub. Die Haut noch gewärmt von der Sonne Korsikas sitze ich im ausverkauften Kinosaal und freue mich auf diesen Film.

Meine Stimmung bleibt den ganzen Film hindurch auch unverändert erhalten, nur die ganz große Euphorie, das Abheben der Sinne, stellt sich nicht ein. Es ist ein gelungener frischer frecher fröhlicher Film. Und die Augen der Hauptdarstellerin (Audrey Tautou) sind beeindruckend. Aber sonst? Nichts vom Wunderwerk und nichts vom Meisterwerk. Ein Film, der unterhält, ein Film, der entspannt und gute Laune verbreitet, aber keiner, an den ich mich noch in dreißig Jahren erinnern werde.

Das trifft auch für Lammbock (Regie Christian Zübert) zu: Dieser Haschisch-Komödie aus deutschen Landen. Die ist holprig, da stimmen die Dialoge nicht, da stimmt die Story nicht und da hat man gegen Ende den Eindruck, jetzt muss irgendjemand den Film zusammengeschnitten und beendet haben, ohne auf die Handlung noch so richtig wert zu legen. Der Film war nichts, trotz Moritz Bleibtreu, dessen Art sich langsam auch totläuft, der stellt sein interessantes Gesicht zur Verfügung, redet so daher und fertig ist der deutsche Filmschauspieler. Also eher Lammscheiß, als Lammbock. Vielleicht auch einfach Bockmist.

Ein schrecklich langweiliger Film

Wie macht man einen Film, der natürlich möglichst viele Zuschauer ins Kino führen soll? Man braucht prominente Schauspielerinnen und Schauspieler. Sagen wir Catherine Zeta-Jones und Julia Roberts, John Cusack und Billy Crystal. Dann braucht man eine einfache Geschichte, die den Kinogänger nicht überfordert. Zum Beispiel die gute Schwester, die sich der berühmten Schwester, die im Hauptberuf Filmdiva ist, unterordnet. Die schon lange den gehörnten Gatten der Schwester liebt. Der arme Mensch ist, seitdem seine Noch-Ehefrau mit ihrem spanischen Liebhaber zusammenlebt, völlig von der Rolle. Doch plötzlich wird auch ihm klar, dass er seine Schwägerin liebt und alles wird gut.

Dass das Ganze sich noch um einen Film dreht, der eigentlich vorgeführt werden soll, aber andererseits so gar nicht existiert, ist eigentlich schon völlig irrelevant.

Das Ganze ist ein flaches Produkt, das nur dadurch Leute ins Kino lockt, weil man die oben genannten Personen gern auf der Leinwand sieht. Aber das reicht dann doch nicht und so ist der Film einen Kinobesuch auf keinen Fall wert. Das Machwerk heißt übrigens America’s Sweethearts.

Berlin liegt in Deutschland, Wuppertal auch

Im Schulheft seines Sohnes, den er erst wenige Tage vorher kennengelernt hat, liest der Mann den Satz „Berlin is in Germany“. Er kann damit nichts anfangen, Englisch hat er in der DDR nicht gelernt und elf Jahre saß er im Gefängnis, die Wende, die unendlich vielen Neuerungen hat er nur im Fernsehapparat verfolgen können. Nun ist er unter Bewährungsauflagen frei, aber er braucht Zeit, sich in der Freiheit zurechtzufinden. Der Film mit dem Schulheftsatz als Titel kommt leise daher, er will nicht anecken, er ist nicht klamottig, nicht mal wirklich komisch. Er ist authentisch. Und wie Bieberkopf am Alex, so rutscht auch unser Mann ab, aber er geht nicht unter, wir können mit ihm hoffen und haben die Erfahrung wieder einmal gemacht, dass der Grat zwischen der bürgerlichen Wohlanständigkeit und dem gesellschaftlichen Abseits ein schmaler ist.

Der Film spielt in Wuppertal. Das ist nicht bedeutungsvoll. Der Film zeigt junge Menschen, mit all ihren Problemen, kurz nach dem Abitur. Hatte ich damals auch diese Probleme? Bestimmt, nur weiß ich es heute nicht mehr und so sitze ich verlassen da und verstehe manches nicht. Zum Beispiel warum dieser Film von vielen so bejubelt wird. Es ist ein Debütfilm. Der Regisseur hat mit diesem Film seinen Abgang von der Akademie geschafft. Da wackelt die Handkamera, da fehlt die durchgängige musikalische Untermalung, da werden zu viele verschiedene Techniken gezeigt und vor allem, da wird Wuppertal in kuriosen Grautönen oder schmuddeligen Brauntönen gezeigt. Ich finde die Typen, alles junge unbekannte Gesichter, die nun bloß nicht denken sollen, sie seien Schauspieler, ganz gut ausgesucht. Doch dann gefällt mir Marie-Lou Sellem als Schwester Anna besonders gut, weil man ihre schauspielerische Grundausbildung spürt. Das alles geht in dem Film nicht so recht zusammen. Und bitte schön, muss man denn wirklich eine Flasche Schnaps aus einer Tankstelle klauen, ein Regal mit Pullen umstoßen und den Tankwart mit Benzin abspritzen, nur weil man nichts versäumen will?

Ich habe nicht bereut, den Film gesehen zu haben, aber er ist kein Ereignis, er ist ein deutsches Filmchen. Mehr sollte man nicht mehr dazu sagen. Der Filmtitel lautet „Nichts bereuen“.

Natürlich blond

Natürlich blond heißt der Film, natürlich blöd, wäre besser. Ein fürchterlich blöder Film. Selten so unter Niveau gelacht. Eine gequirlte amerikanische Scheiße. Mehr kann ich nicht dazu sagen.

Zwei sehr sehenswerte Filme

Kurz hintereinander hatte ich Gelegenheit zwei sehr unterschiedliche Filme zu sehen.

Der eine Film handelt vom plötzlichen Tod des Sohnes einer italienischen Familie. Der Vater ist Psychiater und weil er einen Patienten besuchen muss, kann er nicht wie eigentlich beabsichtigt mit seinem Sohn joggen, sondern der geht zum Tauchen, verunglückt und stirbt. Die Familie ist von der Trauer überwältigt, Mutter, Schwester und der Vater versuchen getrennt mit dem Unglück, dem Leid, der Trauer fertig zu werden. Am Ende des Films ist nicht klar, ob es ihnen gelingen wird, aber ein verhaltener Optimismus ist angezeigt.

Der Film „Das Zimmer meines Sohnes“ ist in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden (Regie und Hauptdarsteller Nanni Moretti), es ist ein ruhiger Film, der sich Zeit nimmt, seine Figuren zu beobachten und sie behutsam mit der Kamera begleitet. Er ist auch ein Denkanstoß für denjenigen Kinobesucher, der selbst Kinder hat, der sich fragen muss, was er eigentlich von seinen Kindern weiß, wieweit sie ihn teilnehmen lassen an ihrem Leben. In einem anderen Film sagt ein „Filmvater“ einmal, dass er nur noch am Spielfeldrand säße. Aber immerhin kann man sagen, man sieht noch dem Spiel zu. Was aber, wenn man nicht einmal mehr das von sich behaupten könnte?

Ein wirklich bemerkenswerter Film!

Der andere Film ist von Woody Allen. Diesmal eine Kriminalkomödie (Im Bann des Jade Skorpions) mit Anleihen aus den Gangsterfilmen der schwarzen Serie, mit Anleihen aus früheren eigenen Filmen und vor allem mit gewaltigem Wortwitz. Es ist ein reines Vergnügen diesem Film zuzuschauen. Man ist herzlich gut unterhalten, man ist bezaubert – nicht hypnotisiert (!) – man ist einfach hingerissen. Dieser Film ist ein Muss, nicht nur für die eingefleischten Woody Fans.

Nicht von dieser Welt

Der Film ist gut! Er ist von dieser Welt.

Da setzt ein junges Mädchen, die von ihrem Stiefvater geschwängert wurde ihr Baby im Park aus. Ein Jogger drückt es einer Nonne in die Arme und die Nonne bringt das Kindchen ins Krankenhaus. Die Jacke, in der das kleine Würmchen eingepackt war, trägt noch die Marke einer Reinigung und nun fängt die Nonne an, Detektivin zu spielen. Der Besitzer der Reinigung hilft ihr, weil er selber der Vater des Kindes sein könnte, schließlich hatte er eine kurze Affäre mit dem jungen Mädchen.

Der Besitzer der Reinigung und die Nonne, die kurz vor ihrem endgültigen Gelübde steht, kommen sich menschlich näher. Nun beweist der Film, dass er im guten alten Europa, in Italien und nicht in Amerika gedreht wurde. Die Nonne kehrt ins Kloster zurück, der Reinigungsbesitzer ist um eine Illusion ärmer und um viele Erfahrungen reicher.

Ein Film von dieser Welt, ein guter Film!

Zweimal Kino

In kurzem Abstand habe ich zwei Filme besichtigt, die eine gute Presse haben und sehr viel Publikum in die Kinos ziehen.

Der Herr der Ringe wurde verfilmt, in drei Portionen verpackt und wird nun immer zu Weihnachten den Leuten präsentiert. Gelesen habe ich ja Tolkiens Buch gern. Es machte einfach Spaß und regte die Phantasie enorm an. Nun zeigt mir der Film, wie ich mir die Figuren vorzustellen, wie ich die Metzeleien zu sehen habe und auch wie ich mir die Landschaften schließlich auszumalen habe. Und das ist mir zu wenig. Ich war enttäuscht, ich war auf etwas ganz Großes gefasst und dann kam normales Kino, nicht so wie ich es erwartete.

Ganz großes Kino sollte auch der Film Ocean’s Eleven sein. Nun ja, dieser Film ist glanzvoll produziert, er lebt von einer großartigen Besetzung (Clooney, Pitt, Garcia, Roberts) und einem ziemlich gewagten Plot. Aber so richtig vom Hocker hat mich der Film, die Geschichte und das Ende auch nicht gerissen.

Liegt es an mir, bin ich satt? Oder liegt mir dieses amerikanische Kino einfach nicht mehr, dieses hohlköpfige Kino, das nur Gut und Böse, das nur wenig Farbe kennt. Ich weiß es nicht.

Déjà vu!

Das kann man auch nicht alle Tage machen. Innerhalb kürzester Zeit sieht man praktisch den gleichen Film zweimal. Es geht überhaupt nur, weil der Amerikaner Tom Cruise einen Film des Spaniers Alejandro Aménabar sah, den dieser 1997 gedreht hatte und diesen Film wollte Cruise unbedingt für Amerika noch einmal drehen. Nach der Besichtigung des Originals Abre los ojos (Öffne Deine Augen) und der „Kopie“ (Vanilla Sky) fragt man sich natürlich, warum um Himmelswillen die Amerikaner nicht einfach den spanischen Streifen besehen konnten, der ist kein Jota unmodern oder typisch europäisch. Egal. Nun gibt es zwei Versionen dieses Films und was den Effekt, den kenne ich doch, noch steigert ist die Tatsache, dass Penélope Cruz in beiden Filmen jenes zauberhafte Wesen spielt, in das zu verlieben einem mittelmäßig phantasiebegabten Mann nicht schwerfallen sollte.

Die Geschichte ist eine geniale. Sie hat mehrere Ebenen und es wird mit diesen erfolgreich gespielt, erfolgreich verwirrt und so die Aufmerksamkeit bis zuletzt wachgehalten.

Das wir letztendlich in einen Traum stecken, ist möglicherweise wahr, möglicherweise aber nur ein Traum. Wir wissen es nicht und die Aufforderungen am Anfang des Films und an dessen Ende, die Augen zu öffnen, richten sich an uns ebenso wie an die Protagonisten. Irgendwann sagt der Held, er möchte gern auf dem Boden sitzen bleiben, weil er da das Gefühl habe, dass es echt sei. Aber auch der Boden kann nur in unserer Einbildung existieren. Wir wissen es nicht. Wir visualisieren, wir phantasieren. Vielleicht gibt es uns auch nur in unserer Vorstellung, vielleicht ist alles wie in Platons Höhlengleichnis, vielleicht ist die Realität ein Traum und nur die Träume sind real. Wir wissen es nicht, aber wir haben Spaß an diesen Gedanken, Spaß an diesen Ideen und Spaß an diesem Film im Doppelpack. Ich vermag nicht zu entscheiden, wer besser ist. Als Europäer entscheide ich mich wohl für das Original, aber Cruise hat mir auch nicht schlecht gefallen. Und eine Überdosis Penelope kann sowieso nicht schaden.

Italienisch für Anfänger

Vorneweg: So wenig ich Theateraufführungen ohne Bühnenbilder mag, so wenig mag ich mit Handkamera abgedrehte Filme. Diese Streifen erinnern an die alten Super 8 Urlaubsfilme der Verwandtschaft. Filme mit Handlungen sollten anders gefertigt werden, was nicht heißt, dass eine Handkamera nicht ab und an als „Stilmittel“ für gewisse Situationen eingesetzt werden könnte. Aber den ganzen Film in dieser wackligen Manier abzudrehen, muss nicht sein.

Wenn dann ein Film mich dennoch in seinen Bann zu ziehen versteht, ich mich nicht einmal an der schlechten Tonspur der Kopie in dem Kino meiner Wahl störe, dann muss der Film etwas haben, was ihn abhebt, was ihn besonders macht.

Der dänische Film dieser Gruppe von Leuten, die sich dem Einsatz der Handkamera verschrieben haben, heißt „Italienisch für Anfänger“ (Regie: Lone Scherfig).

Er erzählt die Geschichte von sechs Leuten, deren Lebensläufe sich in einem Sprachkursus kreuzen. Es ist eine Geschichte vom Sterben der Eltern, von dem Empfinden der ganzen gewaltigen Wucht des Lebens, wenn man sich einsam und allein fühlt. Es ist die Geschichte von Sehnsüchten und Liebe. Und wenn man sich in Venedig trifft, hat sich für diese Menschen viel ereignet und geändert. Nichts ist so schön, wie einfache natürliche Geschichten zu erzählen und zu verfilmen. Nichts ist so schön wie das Abfilmen des Lebens, sogar mit der Handkamera.

Genie und Wahnsinn

Der Film ist für viele Oscars nominiert. Der Hauptdarsteller Russel Crowe legt es geradezu auf einen Oscar an. Die Maskenbildner haben auch einen Preis verdient, weil sie einen Darsteller über fünfzig Jahre begleiten und altern lassen.

Der Film erzählt die Geschichte des Mathematikers Nash, der schon früh an Schizophrenie erkrankt, der genial genug eine Doktorarbeit verfasst, die ihm Jahrzehnte später den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften eintragen wird.

Der Film ist eine Liebesgeschichte, eine Geschichte über die Kraft über die Menschen, natürlich vor allem Amerikaner, verfügen, Krankheiten zu überstehen, wenn schon nicht zu besiegen.

So sind solche Filme. Sie beeindrucken den Betrachter, sie nehmen ihn mit und entspannen ihn. Das ist viel für einen Film, ob das nun für Oscars reicht, ist eine inneramerikanische Angelegenheit.

Die deutschen Mönche

Endlich einmal ein deutscher Film, der sich von denjenigen der letzten Zeit gesehenen absetzt. Eine Komödie, eine gute Geschichte, angenehme Bilder und alles gut verpackt, mit Musik angereichert und frisch dargeboten. Musik ist ein ganz wichtiges Element, schließlich geht es um Mönche, deren Ordnung besagt, dass ihr Gottesdienst durch Gesang erbracht wird, nur durch Gesang. Ihr Orden ist klein und bevor der Abt stirbt, stellt er den verbleibenden drei Mönchen die Aufgabe, ihr Kloster zu verlassen, das sowieso schon längst nicht mehr ihnen gehört und nach Italien zu gehen, um sich in dem Stammkloster des Ordens einzufinden.

Auf geht’s. Ein Mädchen taucht auf, das dem jüngsten Mönch die weltlichen Dinge sehr schnell näherbringt. Der zweite Mönch trifft seine alte Mutter wieder und der dritte Mann wird durch die Jesuiten korrumpiert. Als alles auseinander zu platzen droht, gibt es dennoch einen Kitt, der alles zusammenzuhalten scheint: Die Musik, den Gesang.

Doch am Ende ist die Liebe des jungen Mannes stärker und das ist auch ein schöner Schluss.

Der Film heißt „Vaya con Dios“ und ist schlicht sehenswert!

Bella Martha

Den Film gleichen Namens gesehen: Köchin kommt zu Kind und Mann. Der Weg ist steinig, aber er führt zum Ziel. Am Ende wird in Italien die Hochzeit gefeiert. Eine wundervolle Martina Gedeck (hat die schon immer gelispelt?). Ein Film, dessen Geschichte, insbesondere die Szenen in der Restaurantküche, durchaus überdurchschnittlich. Leider musste ich immer denken, dass die Amerikaner aus dieser Geschichte mehr gemacht hätten.

Fazit: Film gesehen, nicht weiter der Rede wert.

Gosford Park

Solche Filme mag ich, die sich Zeit nehmen, die in Ruhe ihre Geschichte ausbreiten und bei denen man sich selbst auch Zeit nehmen muss, die einzelnen Handlungsstränge zu entwirren und sich mit den Personen langsam auszukennen, sie zuordnen zu können und schließlich einzutauchen in den Märchensee.

So ein Film ist Gosford Park von Robert Altman. Der Film ist auch ein Krimi, was aber nicht die Hauptsache ist, auch nicht, wer der Mörder ist. Wichtig allein ist der Weg, also der Film an sich. Oben im Schloss die dekadente Herrschaft, zur Jagd vereint. Aber gespalten durch Neid, Missgunst, Geilheit und Geldnöte. Unten die Dienerschaft, die auswärtigen Diener tragen die Namen ihrer Herrschaft, geben ihre eigene Identität auf. Das ist bedeutsam, weil sich nicht alle daranhalten werden, weil hier – in der Identität – auch der Schlüssel zum Verbrechen liegt. Oben und unten haben natürlich auch Verbindungen miteinander, aber die dürfen nicht an die Oberfläche gelangen. Geschieht dies dennoch, so gibt es Ärger und mehr. Dann werden Hausangestellte entlassen, dann können Morde geschehen. Man hat sich an die Konventionen zu halten. Das ist der Kanon. Und diese Geschichte spielt im guten alten England kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs. Ob sich da viel geändert hat? Wenn der Film dann Stunden später, ohne dass einem aufgefallen wäre, wie schnell die Zeit vergangen ist, zum Ende kommt, dann stellt man sich diese Frage. Dann wünschte man auch noch mehr über den weiteren Lebensweg der Figuren zu erfahren. Aber es wird abgeblendet. Schade, schade! 

Acht Frauen

Acht Frauen in einem Haus, das von der Außenwelt abgeschlossen ist. Eine muss einen Mord begangen haben. Welche?

Der Herr des Hauses liegt ermordet in seinem Bett. Die Frauen um ihn herum haben alle ihre Geheimnisse. Die Frauen geben immer nur so viel zu, wie gerade sowieso an die Oberfläche gelangt ist. Dann am Ende gibt es die große Überraschung, die wird natürlich nicht verraten.

Zwischendrin immer wieder Musikeinlagen. Chansons, denn wir betrachten einen französischen Film. Wir sehen die großen Damen (jedweden Alters) des französischen Kinos. Alle großartig, ganz geheimnisvoll. Einige ungemein erotisch, alle irgendwie witzig. Das Ganze ist ein Kammerspiel, ein Lustspiel, lustvoll, üppig und gut anzusehen. Der französische Regisseur Ozon hat gut Arbeit geleistet.

Ein schöner Film!

Ein wundervoller Film

Die Geschichte ist nicht ganz einfach.

Zwei Männer lernen sich über die Frauen kennen. Nur diese Frauen sind nicht so wirklich lebendig, tot sind sie allerdings auch nicht. Sie liegen im Koma. Die eine bereits seit vier Jahren, sie wird von einem Mann gepflegt, der sich in diese Frau verliebt hat. Er war schon in sie verliebt, als sie noch nicht den Autounfall erlitten hatte, der zu dem Koma führte. Er ist als Pfleger engagiert, er redet mit dem Opfer, er geht in Ballettaufführungen, er sieht sich Filme an. Und immer berichtet er seiner Freundin über diese Erlebnisse. Die andere Frau, ist Torero, wird vom Stier schwer verletzt und liegt nun im Koma. Im gleichen Krankenhaus, wie die gut betreute junge Balletttänzerin. Die Frau hatte einen Geliebten, war viele Jahre mit ihm liiert und nach der Trennung, lernte sie einen Autor kennen, der sich in sie verliebte. Aber sie war bereits wieder mit ihrem langjährigen Freund zusammen. Hatte aber keine Gelegenheit mehr, es dem Autor zu beichten. Als er es erfährt, kehrt er der komatösen Stierkämpferin den Rücken und verlässt das Land. In dieser Zeit nun wird die junge Balletttänzerin von ihrem Pfleger geschwängert, sie bringt das Kind tot zur Welt, kehrt aber selbst wieder in diese zurück. Der arme Kerl wird ins Gefängnis gesteckt. Sein Freund, kehrt aus dem Ausland zurück und versucht ihm zu helfen. Am Ende will der Pfleger, der immer noch davon ausgeht, dass seine Geliebte im Koma liegt, ihr nachfolgen. Die Dosis der Pillen aber ist tödlich. Schließlich sehen wir den Freund und die junge Frau in einer Ballettaufführung, sie könnten ein Paar werden, es ist denkbar.

Ja, die Geschichte ist nicht einfach. Aber der Film ist so leicht, so unkompliziert. Es ist ein europäischer Film, aus Spanien, von Pedro Almodóvar. Ein wundervoller Film, mit wundervollen Schauspielern, keinen smarten Typen aus Hollywood, sondern Gesichtern von Menschen von hier, aus dem Leben. Alles ist aus dem Leben, alles ist so wundervoll flüssig, so traurig und doch auch so komisch.

Und wie er die Ballettszenen in den Film einbezieht, ist meisterhaft, wie er die Musik wirken lässt ist es genauso und wie er in einem nachgebildeten Stummfilm die Vereinigung mit der im Koma liegenden Tänzerin erzählerisch vorwegnimmt, ist schlicht genial.

Der Film heißt „Sprich mit ihr“, einen Rat, den der verliebte Pfleger seinem Freund in Bezug auf seinen Umgang mit der im Koma liegenden Stierkämpferin gibt. Ein Film mit so viel Musik, so viel Gefühl, so wundervoll anders. Ein Ereignis!

Das Kino war voll und das hat dieser wundervolle Film auch verdient.

PS: Eine Woche später sah ich den Film noch einmal. Seine Wirkung war eher noch tiefer. Das ist ein Meisterwerk, eine meisterhafte Komposition. Nichts wurde dem Zufall überlassen, ein Geniestreich!

Ein amerikanischer und ein deutscher Film

So wie ich mich dazu bekenne, die James Bond Filme zu mögen, so stehe ich auch dazu, den Schauspieler Tom Cruise gern zu sehen. Er ist kein Charakterdarsteller, er hat nur wenige Gesten, sein Gesicht kennt man, wenn man einige seiner Filme gesehen hat, es ist nicht so wandlungsfähig. Die Filme, in denen er mitwirkt, sind aber fast immer spannend, immer unterhaltsam.

Der neueste Streifen im Herbst 2002, in dem Cruise mitwirkt, ist nun zu allem Überfluss von Steven Spielberg. Also muss, wenn Geld, ein Regisseur aus der ersten Reihe und ein Superstar der Leinwand zusammenfinden, der Film einfach alle Dimensionen sprengen.

In Wirklichkeit ist „Minority Report“ ein höchst durchschnittlich spannender, konventionell abgedrehter Streifen aus Hollywood. Die Geschichte aus dem Jahre 2054 will uns erzählen, dass Verbrechen bereits im Vorfeld durch Seher verhindert werden können. Tatsächlich ist es damit aber gar nicht so weit her. Als schließlich unser Superheld, zum potentiellen Täter gestempelt, den Versuch unternimmt sich zu rehabilitieren, da gerät das Ganze schnell ins Wanken.

Der Film ist ein amerikanischer, das heißt er ist ein Reißer, er zieht in nur einer Woche so viele Menschen ins Kino, wie andere Filme nicht über ihre Gesamtspielzeit. Ich kann die Menschen nicht tadeln, die ins Kino gehen und diese Filme sehen, aber ich wünschte mir schon, dass mehr Menschen auch andere Filme betrachteten.

Zum Beispiel den kleinen Film von Andreas Dresen „Halbe Treppe“. Der Film ist mit einer Handkamera gedreht, er lässt an die Kollegen aus Dänemark denken.

Seine vier Hauptdarsteller hatten keine festen Dialoge, sondern sie improvisieren. Sie stellen die Situation dar und finden sich darin zu recht. Manchmal hat der Film fast etwas Dokumentarisches. Seine Figuren werden sogar direkt befragt und geben Auskunft, bevor sie zurück in die Rolle, zurück in den Film finden.

Die Geschichte ist die einfachste der Welt. Der Mann des einen Paares beginnt ein Verhältnis mit der Frau des anderen Paares. Das Verhältnis wird entdeckt und die Konsequenzen werden nun diskutiert und gezeigt.

Der Film spielt in Frankfurt an der Oder, er könnte an jedem anderen Ort in diesem Lande spielen. Durch den Film zieht sich die Musik einer Gruppe, deren Musik sogar durch das Klo zu kommen scheint. Der Film ist nicht traurig, seine Figuren scheitern nicht; der Film ist keine Komödie, er ist einfach ein Film.

Kaurismäki und Akin

Der finnische Filmemacher Aki Kaurismäki hat in seinem neuesten Film – Der Mann ohne Vergangenheit – ein gar schrecklich tristes Bild seiner Heimat gezeichnet.

Schläger prügeln Menschen fast tot, Menschen wohnen in Containern und die Bürokratie feiert fröhlich Urständ. Ein Mann, der auf seinen Bus wartet, wird im Schlaf auf einer Parkbank von drei jugendlichen Schlägern überfallen und brutal misshandelt. Er überlebt – wie durch ein Wunder – kann sich aber an seine Vergangenheit nicht erinnern. Er verliebt sich in eine Heilsarmistin, gerät in polizeiliche Untersuchungen und schließlich erfährt er seine Vergangenheit, klärt alles und kehrt zu seiner Freundin zurück.

Ein Film mit markigen Typen, düster und komisch zugleich. Ein Film aus Finnland.

Solino heißt der italienische Heimatort der Familie, die in den 60er Jahren nach Deutschland kommt, hier eine Pizzeria eröffnet und sich einlebt. Oder auch nicht einlebt.

Dieser Film ist die Geschichte zweier Brüder, ist die Geschichte von der Liebe zur Heimat, zur Familie und die Geschichte über eine Liebe, die die Zeit überdauert. Es ist die Geschichte über die Liebe zum Film und zum Kino. Es sind zu viele Geschichten, es könnte eine drei oder vierteilige Fernsehserie daraus werden. Es ist aber nur ein Film. Aber ein schöner, mit schöner Musik und interessanten Schauspielern. Moritz Bleibtreu ist einer von ihnen, aber auch der Darsteller des kleinen Gigi ist so sehenswert. Kein ganz großer Film, aber einer, der das Herz erwärmt in dieser tristen, kalten Novemberstimmung. Ein Film von Fatih Akin.

Hurra, der neue Bond-Film der ist da

Es war wieder so weit. Dezember 2002 und James Bond lässt die Kassen süßer klingeln, die Kinokassen zumindest. Wieder jagt er Schurken um den Erdball. Dieses Mal einen fiesen Koreaner, einen aus Nord-Korea versteht sich. Aber er selbst lässt vierzehn Monate Folter und Einzelhaft in einem nordkoreanischen Kerker über sich ergehen. Am Ende hat er alle wieder besiegt und die schöne amerikanische Geheimagentin eigentlich auch. Ms. Moneypenny hat eine virtuelle sexuelle Begegnung mit James und die Zeit ist reif, dass die beiden es auch einmal wirklich „miteinander treiben“. Aber das ist ja das Schöne an dieser Filmreihe, man kann getrost auf den nächsten Film warten.

Alles in allem war dieser Film kein ganz großer Bond-Genuss, aber egal, der wahre Fan nimmt es, wie es eben kommt.

Mach weiter, James und stirb an einem anderen Tag!

Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm

Mein Sohn Felix hatte mich auf diesen Film aufmerksam gemacht. An mir wäre er wohl vorbeigegangen. „Bowling for Columbine“ (Regie Michael Moore) geht der Frage nach, warum in den Vereinigten Staaten von Nordamerika mehr Menschen durch Schusswaffenmissbrauch sterben als in irgendeinem anderen Land dieser Welt.

Das Ergebnis dieser Recherche, die nicht ohne Ironie, nicht ohne Witz vor sich geht, ist, dass Amerikaner offensichtlich mehr verunsichert werden als andere Menschen. Die Presse schürt Angst. Angst vor jeglicher Art von Bedrohung. Die starke Waffenlobby tut ein Übriges. Am Ende sind dann unschuldige Menschen, häufig Kinder und Jugendliche, die Opfer.

Eindrucksvoll das Interview mit dem Schauspieler Charlton Heston, der Präsident der amerikanischen Waffenvereinigung ist. Ein Mensch entlarvt sich als ahnungslos und gerade daher als besonders gefährlich.

Ein bemerkenswerter Film, dem man viele Zuschauer wünscht. Aber die sehen sich ja lieber die Schlachten um Mittelerde an oder wie Bond die Welt rettet.

Der Sohn der Braut

Kurz vor Ende des Jahres 2002 habe ich mir einen Film aus Argentinien angesehen, der mit Spaniern koproduziert worden ist und sehr europäisch daherkommt. Aber wieso sollte sich ein Film aus Argentinien überhaupt von einem Film aus Spanien unterscheiden?

Der Mann ist 42 Jahre alt, raucht wie ein Schlot, arbeitet zu viel und ist auch sonst stark infarktgefährdet. Seine Ehe ist über sein Restaurant, was er im wirtschaftlich zerrütteten Land führt, kaputt gegangen. Einmal pro Woche ist die Tochter bei ihm und er schafft es kaum, sie pünktlich abzuholen. Dann ist da noch der Vater, der verlangt, dass sein Sohn wenigstens am Geburtstag seiner Mutter diese im Altenheim, wo die alte Dame ihrer Alzheimer Krankheit wegen untergebracht ist, besucht. Kein Wunder also, dass er zusammenbricht und wegen des Infarkts vierzehn Tage auf der Intensivstation verbringt. Diese Zeit verändert sein Leben, seine Einstellung zu den Dingen. Er gibt sein Restaurant auf, er widmet seiner Tochter mehr Aufmerksamkeit und seiner jungen Freundin. Schließlich hilft er dem Vater, seine Mutter „kirchlich“ zu heiraten. Am Ende sitzt man zusammen im gerade erworbenen Café und irgendwie wird das Leben nun leichter weitergehen.

Ein schöner Film, ein optimistischer Film. So klar erzählt, so sentimental wie nötig, aber nie schnulzig. Die Schauspieler brillant ausgesucht und sehr authentisch. Der Film „Der Sohn der Braut“ (Regie: Juan José Campanella) war ein schöner kinematographischer Ausklang dieses Jahres.

Filme

Nur der Vollständigkeit halber seien zwei Filme aufgeführt, die in der letzten Zeit betrachtet wurden, ohne dass ich große Lobeshymnen auf diese anstimmen möchte.

Zum einen geht es um eine griechische Hochzeit . Sie ist Griechin in den USA und verliebt sich in einen Amerikaner. Das ist für die griechische Familie der Braut nicht gerade leicht zu akzeptieren. Aber schließlich gibt es eine große Hochzeit und alles ist wundervoll!

Zum zweiten geht es um einen amerikanischen Hochstapler, der frühreif in jeder Hinsicht, betrügt und lügt, dass sich die Balken biegen. Ihm auf den Fersen ein Polizist, der den Hochstapler verfolgt, schließlich auch fängt und ganz am Ende ihn für seine Arbeit einsetzen kann. Klingt nach Hollywood, ist auch Hollywood, aber beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit. Kaum zu glauben, aber wahr. Der Film ist unterhaltsam, ist sogar gut, obwohl ihm der ganz große Wurf nicht nachzusagen ist.

Noch mehr Filme

Ein Musical Film ist nicht jedermanns Sache. Vor vielen Jahren gab es den Film „Cabaret“, ein Ereignis vor allem wegen der unglaublichen Liza Minelli. Nun gibt es einen neuen Film dieses Genres, für viele Oscars nominiert und mit Catherine Zita-Jones, Renée Zellweger und Richard Gere besetzt. Chicago heißt das Werk und die einzelnen Shownummern sind wirklich sehr beachtlich, sind sehenswert. Die Geschichte ist dümmlich und verbindet eigentlich nur die einzelnen Nummern. Aber ich fand den Film unterhaltsam, ob er allerdings reif für Oscars ist, wage ich zu bezweifeln, vielleicht ist das Angebot an guten Filmen aber wirklich nicht so besonders reichhaltig.

Alex ist um seine Mutter besorgt, die Frau liegt nach langem Koma im Bett und darf sich nicht aufregen. Als lupenreine Genossin der SED in der DDR würde sie dies aber unweigerlich tun, wenn sie erführe, dass ihr geliebtes Heimatland nicht mehr existiert. Sie hatte die Wende buchstäblich verschlafen. Alex unternimmt alles, seiner Mutter eine Scheinwelt vorzuspielen und alle in ihrem Umfeld müssen mitmachen. Am Ende, ihrem Ende erfährt sie aber doch noch alles und nur Alex glaubt bis zu ihrem Ableben, seine Mutter getäuscht haben zu können. Der Film scheint so etwas wie einen Kultstatus zu erlangen. Ein deutscher Film mit riesigem Zuspruch, das ist erfreulich. Aber so gut ist der Film nun auch wieder nicht. Er ist deutsch, sehr deutsch .

Über Schmidt

Das Thema dieses Films ist eine der Haupttriebkräfte menschlichen Arbeitens. Wenn der Mensch nicht nur arbeitet, um zu überleben, dann arbeitet er daran, etwas zu tun, was ihn, seine irdische Existenz überdauert. Das ist das Motiv der Dichter und Denker aller Zeiten. Was tue ich auf dieser Erde, was bleibt von mir, nachdem ich nicht mehr sein werde?

So geht es auch diesem Schmidt in dem amerikanischen Film „About Schmidt“ (Film von Alexander Payne). Der Mann ist in Pension gegangen, muss feststellen, dass sein Rat in der Firma nicht mehr benötigt wird, seine Akten, die er in das Firmenarchiv verfügte, wurden zum Müll gestellt. Er stellt fest, dass er sonst nichts zu tun hat. So spendet er einer Organisation Geld, die Kinder in der dritten Welt betreut. Er schreibt seinem Patenkind und schreibt sich alles von der Seele, was ihn beschäftigt, was ihn umtreibt. Kurze Zeit, nachdem er in Pension gegangen ist, stirbt seine Frau. Nun hält er sich an seine Tochter, die aber ihn auf Dauer gar nicht aufnehmen will, wohl aber möchte sie, dass er ihre Hochzeit finanziert. Dazu bricht er zu einer Reise in einen anderen US-Bundesstaat auf und erlebt ein wenig das Leben. Nach der Hochzeit kehrt er zurück in sein einsames Haus und freut sich über eine Zeichnung seines Patenkindes.

Mehr hat er nicht, mehr wird er nicht hinterlassen.

Ein Leben?

Der Film „The Hours“

Ein Film beginnt, er wird langsam aufgebaut. Die Orte der Handlung springen. Eine Frau verlässt ihr Haus und geht ins Wasser, die Taschen mit Steinen gefüllt. Eine andere Frau, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit bereitet ein Fest für ihren kranken Freund vor, der für sein dichterisches Lebenswerk geehrt werden soll. Eine dritte Frau wiederum an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit beginnt den Tag sehr langsam, schmökert in einem Roman der Virginia Woolfe. Diese, wir erkennen die Frau, die sich das Leben gerade nahm, wird am Beginn ihres Tagewerks an anderer Stelle und anderer Stunde gezeigt. Sie wird gerade an diesem Tage das Konzept ihres Romans, den jene junge Frau als Bettlektüre vor sich hat, fertig stellen.

Ein solcher Anfang, er ist komponiert, wie der Beginn des ersten Satzes einer Beethoven Sinfonie, nimmt den Kinobesucher sofort gefangen.

Der Film heißt „The Hours“ und ist der beste Film, den ich seit Jahren gesehen habe. Ein Wunderwerk, ein Geniestreich. So etwas, auf das man immer gewartet hat, wofür man immer ins Kino rennt, und hofft, so beglückt und aufgewühlt, so beseelt und verstört zugleich wieder aus dem Kino heraus zu treten.

Der Roman der Virginia Woolfe ist „Mrs. Dalloway“. Das ist auch der Spitzname jener Frau, die für den AIDS–kranken Dichter ein Fest ausrichtet. Wir sind in New York des Jahres 2001. Meryl Streep spielt diese Lektorin, die den Mann, der vor unseren Augen dahinsiecht (sehr überzeugend Ed Harris) einst liebte, der nun allein gelassen, sich vor dem Fest fürchtet und nur noch, ihr zuliebe lebt. Richard, so heißt er im Film, ist uns als kleiner Junge schon begegnet. Er ist der Sohn der Frau, die den Roman liest, die ihrem Mann eine Geburtstagstorte backen wird, die misslingt, eine zweite, die gerät, die sich ein Hotelzimmer mietet, um sich umzubringen, sich entschließt, weiterzuleben, ihr zweites Kind auszutragen und dann die Familie zu verlassen. Julianne Moore spielt diese Frau, so verletzlich, so durchsichtig, so zerbrechlich, schlicht so wundervoll, dass es allein ihretwegen lohn den Film zu sehen. Meryl Streep ist nicht weniger wundervoll, sie ist nervös, sie ist am Rande des Nervenzusammenbruchs und sie ist stark. Wundervoll auch, wie sich die Tochter, die ihrer Mutter bei den Festvorbereitungen helfen will, in das Spiel einfügt, wunderbar Clare Danes in dieser Rolle. Ja, und um das Maß vollzumachen, da ist der kleine Richard, ein derartig ausdrucksstarker Charakter, wie er alles sieht, betrachtet und erfasst, wie er beobachtet und ahnt, das ist eine grandiose Leistung. Dann ist da noch die Darstellerin der Virginia Woolfe, Nicole Kidman, die für diese Rolle sogar den diesjährigen Oscar erhielt. Sie ist auch sehr gut, nur nicht so ausdrucksstark, wie die Streep und die Moore, aber das ist auch schlecht möglich, weil hier zwei Frauen auf der Höhe ihres Könnens arbeiten. Frau Kidman tut dies auch und sie spielt die verhuschte, vergeistigte Schriftstellerin mit sehr viel Zurückhaltung. Wunderschön, wie sie mit ihrer kleinen Nichte über den Tod spricht, und den kleinen toten Vogel, den die Nichte gerade bestattet hat, betrachtet.

Die Komposition des Films (meisterhafte Regie Stephen Daldry) wird durchgehalten, die Wechsel erfolgen wie der Stabwechsel beim Staffellauf. Präzise, ansatzlos und genau zum richtigen Zeitpunkt.

Am Ende sehen wir noch einmal, wie Virginia ins Wasser geht. Richard hat sich das Leben genommen, seine Mutter, Frau Moore auch hier großartig, trifft mit der Lektorin zusammen. Das Licht erlischt, ein Tag ist vorüber, ein einziger Tag. So wie im Roman, so wie häufig im Leben. Ein Tag, der vieles veränderte. Und die Welt dreht sich doch weiter und das Wasser des Flusses strömt weiter zum Meer.

Der Zuschauer tritt wieder in den Lärm des vorösterlich gestimmten Kurfürstendamms und wird von nun an ihn zu seinen Lieblingsfilmen rechnen und noch häufig und mit Genuss betrachten.

Herr Wichmann von der CDU

Andreas Dresen hat einen eindrucksvollen Dokumentarfilm über den Wahlkampf des Herrn Wichmann gedreht. Dieser Mann, 25 Jahre alt, trat in der Uckermark als Direktkandidat für die CDU bei der letzten Bundestagswahl an. Man sieht ihn, wie er den Monat bis zur Wahl verbringt, wie er sich um Wählerstimmen bemüht. Im Altenheim und bei abendlichen Parteiveranstaltungen, vor allem aber an zugigen Ecken in Fußgängerzonen. Bei Gesprächen mit den einfachen Leuten. Er schimpft auf die Grünen und natürlich auf die Regierung, die können es nicht, es müsse frischer Wind in den Bundestag. Die Grünen würden sich schützend vor jede Brache und jeden Frosch stellen und so dafür Sorge tragen, dass es mit der Wirtschaft nicht aufwärts geht. Die Welt des Herrn Wichmann ist ziemlich einfach; er hört nicht wirklich zu, er arbeitet mit Schablonen, er ist jetzt schon genauso abgewirtschaftet, wie die Politiker, die schon lange im Parlament sitzen. Seine junge Freundin ist schwanger, himmelt ihn an und versteht noch nicht sehr viel. Angela Merkel kommt pünktlich zu dem gemeinsamen Wahlkampfauftritt, Jürgen Rüttgers nicht. Bei einer Diskussionsveranstaltung mit anderen Politikern stört er die Rednerin der SPD, und bekommt dieses Stören von den Zuhörern auch tatsächlich sofort als Fehler angekreidet.

Irgendwann gibt es ein Bild auf die weite Landschaft der Mark Brandenburg im Glanze der untergehenden Sonne und im Vordergrund eine Laterne mit einem Plakat von Herrn Wichmann. Dann ein Schnitt und ein wunderschöner Frosch hüpft durch das Bild.

So schön kann ein Dokumentarfilm sein. Dann der Abend des 22. September, die Hoffnung des Wahlsieges und die Ernüchterung. Am Schluss wird festgestellt, dass Herr Wichmann den Anteil der CDU von 20 auf 21 Prozent steigern konnte. Sein übermächtiger Gegenkandidat, Markus Meckel, trat im Film nur auf Plakaten auf, und war doch immer präsent. Herr Wichmann ist aber in vier Jahren wieder da, dann wahrscheinlich auf der Landesliste abgesichert. Herr Wichmann wird seinen politischen Weg machen, er ist einer jener Protagonisten, die wir garantiert in diesem Lande nicht brauchen, aber genau die, die wir immer und immer mehr bekommen werden.

Die russische Arche

Die Idee ist bestechend, man läuft mit der Kamera durch die Petersburger Eremitage und lässt die Jahrhunderte russischer Geschichte dabei an einem vorbeilaufen. Man stattet das alles opulent aus, spart nicht an Material und Menschen (viele Statisten in wunderschönen Kostümen) und ohne den Film zu schneiden, kommt ein Wunderwerk heraus.

Denkste, spricht der Berliner!

Der Film ist grottenschlecht, bringt mir allenfalls die wundervoll restaurierten Gemächer des Petersburger Schlosses näher, aber auch das nicht so ganz. So habe ich mich im Kino selten gelangweilt und geärgert. Die Versuchung, aufzustehen und vorzeitig zu gehen war noch nie so groß und einzig der Gedanke, dass das ganze nur knappe neunzig Minuten dauert, hielt mich auf meinem Kinosessel. Aber in neunzig Minuten gab es schon so manche wundervollen Fußballspiele, Theateraufführungen und Kinofilme, ganz zu schweigen von anderen Genüssen, die manchmal weitaus kürzer sind.

Bekenntnisse

Der Schauspieler George Clooney hat ein viel beachtetes Regiedebüt absolviert. Er hat die Bekenntnisse eines amerikanischen Fernsehproduzenten verfilmt Geständnisse – Confession of a dangerous mind.

Das klingt nicht so sonderlich aufregend. Na ja, denkt man, da wird es um Sex gehen. Man kennt ja die Produzentensofas aus den bunten Blättern. Ja, darum geht es auch und um die Intrigen, das Absetzen nicht mehr quotenträchtiger Sendungen. Aber das eigentlich Interessante ist, dass der Mann nebenberuflich ein Killer der CIA war. Das ist dann schon ein Stöffchen, das zu verfilmen sich lohnt.

Und Clooney gelingt ein interessanter Film, viele seiner engen Kumpel aus Hollywood helfen ihm selbst in winzigen Rollen und das ganze lässt sich gut ansehen. Der Mann ist jedenfalls intelligent und hat nicht nur ein hübsches Filmgesicht. Das zumindest hat er mit diesem Film bewiesen.

Zwei deutsche Filme

Kurz hintereinander habe ich zwei Filme aus deutscher Produktion gesehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die zeigen, dass das immer wieder auftretende Gerede von der Filmkrise in Deutschland nichts als Panikmache oder Kritikergerede ist.

Der eine Film heißt „Lichter “ von Hans-Christian Schmid, der schon Filme wie 23 oder „Nach fünf im Urwald“ gedreht hat. Hier nun zeigt er Menschen, die nach Deutschland wollen. Sie stammen aus der Ukraine und nur einem wird es gelingen nach Berlin zu kommen und die Lichter am Potsdamer Platz zu sehen. Die Lichter, die die Flüchtlinge zunächst zu Gesicht bekommen, sind die der polnischen Grenzstadt an der Oder, dem deutschen Frankfurt benachbart. Dort leben auch Menschen mit Problemen, wie der hoffnungsfrohe, hoffnungslose westdeutsche Jungunternehmer, der in die Pleite gleitet, aber vielleicht eine Frau an seiner Seite gewinnt. In der polnischen Grenzstadt sind die Probleme der Menschen sehr ähnlich. Die Familie des Taxifahrers hat nicht genügend Geld, um der Tochter ein Kommunionskleid zu kaufen. Die Frau des Fahrers wird gerade von dem Jungunternehmer entlassen, weil sie es zugelassen hat, dass ihm seine sämtliche Ware – Matratzen – vom Großhändler wieder eingezogen wird. Der Taxifahrer wird einer jungen ukrainischen Familie, die vergeblich die Oder durchqueren will, Geld stehlen und das ersehnte Kleid kaufen, um dann festzustellen, dass seine Frau dem Mädchen längst ein wunderschönes Kleid aus ihrem Brautkleid genäht hat. So steht er denn in der Kirche wie ein begossener Pudel. Die Tat war sinnlos. Eine andere Tat war einfach undankbar. Der einzige Ukrainer, der nach Berlin gelangt, weil ihm eine junge Frau, ihres Zeichens Dolmetscherin beim Grenzschutz, hilft, stiehlt ihr eine Fotoausrüstung, die dem Freund der Frau gehört und die sich des Grenzgängers wegen mit ihm zerstritten hat.

Ein Film, der mit Handkamera gedreht, beinahe Dokumentarcharakter zu haben scheint. Ein Film, der berührt und ein größeres Publikum verdient hätte, aber der es nicht bekommen wird.

Auch der andere Film hat wohl nicht den Zuspruch genossen, der ihm angemessen wäre.

Adam und Eva“ ist ein Film über eine „Beziehungskiste“, eine Komödie, geistreich und interessant erzählt. Aus unterschiedlichen Perspektiven, manchmal wieder in die Vergangenheit zurückblendend, ist er dem Zuschauer immer ein paar Minuten voraus. Auch das trägt dazu bei, dass man sich bestens unterhalten fühlt. Eine wundervolle leichte Kinosommerkomödie, leider fast unter Ausschluss von Zuschauern. Der Regisseur Paul Harather, ein Name auf den man achten sollte.

Kino, Kino

Häufig trifft man im Film das Stilmittel der Gefühlsduselei an. Ich lasse einen kleinen Jungen am Grab einer Frau auftreten, die nebenbei bemerkt gar nicht wirklich gestorben ist, lasse den Jungen sagen, wie sehr er diese Frau geliebt habe und dass sie seine schon gestorbene Mutter von ihm im Himmel grüßen solle. Da ist klar, dass die Tränendrüsen dem Druck nicht länger standzuhalten vermögen und das Wasser sich aus den Augen quetscht.

Das funktioniert auch mit einem Mädchen, die zeigen will, dass sie genauso wertvoll, wie ihr bei der Geburt gestorbener Zwillingsbruder ist, dass auch sie ihren Volksstamm als Häuptling goldenen Zeiten entgegenführen kann. Ja, dass sie in der Lage ist, einen Wal, auf ihm reitend, wieder in den Ozean führen kann.

Der eine Film ist eine englische Komödie, nicht weiter der Rede wert, weil er zu sehr versucht, an andere wirklich gute englische Filme anzuschließen, was ihm nicht gelingt, weil das Drehbuch zu bekloppt ist und nur selten die Leichtigkeit wirklich guter Unterhaltung erreicht. Der Film hat einen sagenhaft blöden deutschen Titel erhalten und kann ganz schnell vergessen werden: „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“.

Der andere Film allerdings ist weitaus wichtiger. Er spielt an der neuseeländischen Küste bei den Maoris. Er zeigt die in der Spannung uralter Traditionen verhafteten Menschen und deren Anstrengungen in diesem Jahrhundert in dieser Welt zu leben. Er zeigt ein junges unverbrauchtes Mädchengesicht und einen wundervollen alten Häuptling. Der Film heißt „Whale Rider“ und ist einen Besuch wert.

Fröhliche Selbstmordversuche

Wilbur will sich umbringen, immer und immer wieder. Allein es klappt nicht. Er wird immer wieder gerettet. Man ist sich gar nicht so sicher, ob er es wirklich so ganz ernst meint. Ihm steht sein Bruder immer wieder zur Seite. Dieser Bruder verleugnet sich lieber, als seinem Bruder ein Leid zuzufügen. Dieser Bruder erzählt immer wieder, dass Wilbur der Liebling des Vaters war, dass eigentlich dem Bruder der Laden mit den antiquarischen Büchern gehören würde. Nur einmal ist er vorn, er heiratet eine Frau, die ein kleines Mädchen mit in die Ehe bringt. Dann allerdings wird klar, dass der Bruder nur noch wenig Zeit haben wird, er ist sterbenskrank. Er feiert noch Weihnachten mit den Seinen und nimmt sich das Leben. Wilbur hat keinen Grund mehr, seine Selbstmordversuche fortzusetzen. Er verliebt sich in seine Schwägerin, er kümmert sich um den Laden, er wird leben!

Das ist ein toller Film (Wilbur wants to kill himself). Er ist nicht traurig, er macht geradezu fröhlich oder zumindest heiter. Es ist ein dänischer Film der Regisseurin Lone Scherfig des wunderbaren Films Italienisch für Anfänger.

Diese Frau scheint eine große Fähigkeit zu haben, Alltagssituationen wunderbar leicht und fröhlich zu erzählen. Ein großes Talent.

Ein Heimatfilm

Der Film kommt als Heimatfilm daher, Anzengruber lässt grüßen. Hierankl heißt der Film, heißt der abgelegene Hof, auf dem der Mann seinen 60zigsten Geburtstag feiern will. Die Familie hat sich eingefunden, sogar die Tochter ist gekommen, diejenige, die so lange nicht mehr daheim war. Es wird ein Wochenende der Abrechnungen. Es kommt alles auf den Geburtstagstisch. Die Konstellation ist derjenigen in Goethes Wahlverwandtschaften nicht unähnlich. Bezeichnender Weise schenkt die von der Ehefrau eingeladene Geliebte jener eine Taschenbuchausgabe des Romans. Der Sohn sagt seinem Vater, er fühle sich in einen Heimatfilm versetzt. Das ist alles sehr schön in Szene gesetzt und die Berge des Chiemgaus grüßen so einladend. Die Schauspielertruppe müht sich nach Kräften und dennoch kommt nicht der große Film heraus. Es ist ein interessanter Film, ein ambitionierter Film, aber nicht mehr.

Am Ende bleibt der Zuschauer ein wenig ratlos zurück, ein wenig unbefriedigt. Der Film ist zu hochgelobt, er kann diesen Empfehlungen, diesen Lobhudeleien nicht gerecht werden. Ein ansehnlicher Heimatfilm ist er dennoch.

Herr Lehmann

So also war es in Kreuzberg anno 1989.

So will es uns jedenfalls Sven Regener in seinem – von mir (noch) nicht gelesenen – Roman uns weismachen. So ist es auch in dem gleichnamigen Film von Leander Haußmann übersetzt worden.

Eigentlich passiert nichts, man erlebt einige in Kneipen tätige Kreuzberger „Philosophen“, die bekanntlich viel soffen. Man sieht Herrn Lehmann, den man so nennt und doch duzt, was der Mann nicht gut findet, immer wieder anmerkt, aber nicht ändern kann. Schließlich gibt es eine Männerfreundschaft, eine Liebelei mit der Küchenfrau und einen Besuch seiner Eltern, den man ein bisschen etwas vorspielen muss. Schließlich kommen sie aus Westdeutschland in das große Berlin und erleben mit viel Genuss, dass ihr Sohn es doch irgendwie geschafft hat.

1989 war doch noch etwas? Ja, genau, die Mauer fiel. Genau an dem Tage wurde Herr Lehmann 30. Seine Küchenfrau hat einen anderen, aber Herr Lehmann wird wahrscheinlich durch die Serviererin getröstet. Man steht an der Mauer, man fragt sich, was der Film eigentlich soll und das Buch wahrscheinlich auch. Ich habe mich gut unterhalten und das ist doch auch etwas.

Zweimal im Kino

Das Wunder von Bern war vielleicht gar keines, aber es ging dem Wirtschaftswunder voraus und war insofern wichtig für die Psyche der Deutschen. Es geht aufwärts und im Fußball sind wir auch wer. So etwas käme jetzt auch nicht schlecht, aber die Deutschen verlieren gegen die großen Mannschaften dieser Welt standesgemäß mit 3:0 und gegen die kleinen zittern sie sich zum Sieg oder zum Remis.

Der Film Sönke Wortmanns vermag neben dieser Fußballstimmung noch das Schicksal eines aus der Kriegsgefangenschaft ins Ruhrgebiet zurückkehrenden Soldaten zu schildern. Das ist rührselig oder fast jedenfalls und die Taschentücher können gezückt werden, wenn der Vater mit dem Sohne ins ferne Bern aufbricht und wenn dann noch die Jungs nach einem Rückstand ausgleichen, dann müsste nur noch Rahn kommen und schießen!

Ein wahrhaft europäischer Film ist der Streifen „L’Auberge espagnol“. Das ist die Geschichte eines jungen Franzosen, der zum Zwecke der Karriere ein Jahr nach Barcelona geht, um im Rahmen des Erasmus Programms dort zu studieren. Er zieht in eine Wohngemeinschaft, die aus einer Spanierin, einer Engländerin, einem Italiener, einem Deutschen und einem Dänen besteht. Er wird noch eine Belgierin nach sich ziehen, er wird amouröse Erlebnisse haben, die Sprache lernen und am Ende wird ihm klar geworden sein, dass Karriere nicht alles im Leben ist.

Der Film ist witzig, intelligent erzählt, von sympathischen unverbrauchten Gesichtern getragen und einfach sehenswert. Ich wünsche diesem Film so viele Zuschauer wie dem Film „Der Herr der Ringe“ oder so.

Na ja, man wird sich doch noch etwas wünschen dürfen.

Liebe tatsächlich

Der Film heißt „Tatsächlich Liebe“, ein Episodenfilm von den Machern so erfolgreicher Filme, wie „Notting Hill“ oder „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Also auch mit Hugh Grant, hier als englischer Premierminister. Alle Episoden drehen sich darum, dass man einen Partner finden möchte. Ob der kleine elfjährige Junge oder dessen Stiefvater. Auch unser Politiker selbstverständlich. Und fast alle werden am Ende zumindest zunächst glücklich sein. Nur eine arme Seele, die ihren schwermütigen Bruder beschützen muss, verzichtet auf den Liebhaber und die Frau und Mutter, die von dem Betrug ihres Gatten weiß, bleibt vielleicht allein zurück, auch wenn sie ihren Gatten gerade vom Flughafen abholt. Aber das ist schon nicht mehr der Film, dieser Film will uns fröhlich machen, glücklich zurücklassen in dieser Vorweihnachtszeit. Denn der Film ist auch ein „Weihnachtsfilm“.

Und ja, mir hat er gefallen. Und ich stehe dazu!

In Tokio oder anderswo

Der Film heißt „Lost in Translation“. Eine Filmkomödie, sagt man.

Natürlich kann man sich über die witzigen Stellen dieses Films amüsieren. Zum Beispiel erhält unser Held, ein älterer amerikanischer Filmstar, der für Aufnahmen eines Werbefilms nach Tokio eingeflogen wurde, von dem japanischen Regisseur Anweisungen. Sein Ton ist wenig herzlich und er redet lange. Die Übersetzerin sagt unserem Filmstar, er solle sich langsamer nach rechts drehen. Der Mann ist irritiert, soviel Worte für so wenig Inhalt? Man ist auf Übersetzung angewiesen, man ist verloren ohne diese oder Freunde, die man trifft. Man versteht den Arzt, der den möglicherweise gebrochenen Zeh untersucht nicht, man kann sich mit den Leuten nicht die Bohne verständigen.

Der weniger lustige Teil des Films ist die schonungslose Offenlegung der Einsamkeit von Menschen, auf Geschäftsreisen zumal. Man kommt sich manchmal mit anderen Menschen näher als es einem schon kurze Zeit später lieb ist. Man begegnet aber vielleicht auch jemandem wie der jungen Frau, die ihren Mann, einen Fotografen, begleitet und sich fürchterlich langweilt. Die beiden so ungleichen Menschen treffen sich, klammern sich aneinander wie zwei auf einem schmalen Floß befindliche Gekenterte auf den Weiten des Meeres. Was diesen Film aus der Meterware Hollywoods herausragen lässt, ist unter anderem, dass die beiden nicht miteinander schlafen. Sie werden sich vielleicht in Amerika wiedersehen und dann, und dann. Wir wissen es nicht, er läuft ihr in der Fußgängerzone hinterher, nachdem der Abschied im Hotel sehr kühl, sehr förmlich ausgefallen war. Er flüstert ihr etwas ins Ohr, wir werden nicht erfahren, was er ihr gesagt hat. Das alles ist aufregend. Oder die schöne Szene, in der beide im Bett liegen, sich unterhalten und einschlafen, endlich Schlaf finden. Er findet mehr zufällig ihren Fuß und hält ihn ganz vorsichtig fest.

Schön!

Die beiden Schauspieler – Oscar verdächtig – Anna Faris und Bill Murray; Regie Sofia Coppola

Kino, Kino

Montags in der Sonne ist ein Film aus Spanien, er greift, englischen Filmen ähnlich, das Thema der Arbeitslosigkeit auf.

Das scheint immer nur unter konservativen Regierungen möglich zu sein. Männer sind aus einer Werft geflogen, der Schiffsbau findet in Korea statt. Wie gehen die Männer mit dieser Arbeitslosigkeit um? Sie versuchen wieder Arbeit zu bekommen, sie gaukeln sich an der Wirklichkeit vorbei, sie ersaufen ihren Kummer. Ihre Ehen stehen auf der Kippe oder sind schon gescheitert. Wie auch immer, es ist das Leben, was hier abfotografiert wurde. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist es, was den Film so echt, so traurig und jawohl auch so heiter unbeschwert erscheinen lässt. Am Ende schaukeln vier Kerle auf dem Meer in der Fähre, die sie sonst in die Geschäftsviertel Barcelonas brachten. Am Ufer warten, diejenigen, die Arbeit haben und werden zu spät kommen. Alle stehen sie in der Sonne. Welchen Tag haben wir eigentlich heute?

Mona Lisas Lächeln ist ein ganz anderer Film.

Er hat mich nach einem langen, sehr anstrengenden Arbeitstag wundervoll unterhalten. Aber gleichwohl bekam ich mit, dass er hohl, aussagearm und verkitscht ist. Na schön, es spielt Julia Roberts mit, aber ihr Gesicht ist im Prinzip auch verbraucht, man kennt es, man kennt ihr Lächeln und all das. Man hat vor Jahren den wundervollen Film über den Club der toten Dichter gesehen und weiß nun, dass dieser Film hier nicht das weibliche Pendant darstellt. Es ist ein schmalziger Ersatz, er kommt so daher, als sei er mehr, aber er ist nur schlichte Unterhaltung. Das schafft er, wie gesagt sehr ordentlich, aber es ist nichts, was von Bedeutung wäre. Tiefgang ist Fehlanzeige, so ist er, der amerikanische Film, so liebt ihn das breite Publikum.

21 Gramm

Wenn ein Mensch stirbt, soll er im Augenblick des Übergangs vom Leben in das Schattenreich 21 Gramm verlieren. Sind diese 21 Gramm das Gewicht der Seele? Wie schwer wiegt Schuld? Wie kann man mit einer Schuld leben, kann man mit ihr leben?

Ein strenggläubig gewordener Mann, ein trockener Alkoholiker, ein „Knacki“, überfährt einen Mann und seine zwei Töchter. Er begeht Fahrerflucht, stellt sich später, wird freigelassen, kommt aber mit der Situation und der Tatsache drei Menschen auf dem Gewissen zu haben nicht klar. Die Witwe, die kinderlose Mutter flüchtet sich in Drogenräusche, in den Alkohol und verliebt sich in einen Mann, der sie gesucht hat, der ihr nachläuft bis sie sich ihm anvertraut. Und er sich ihr, denn er lebt mit dem Herzen ihres verunglückten Mannes weiter. Er ist bereit den Täter, jenen sich vor Schuldzuweisungen zerfressenden Mann umzubringen. Der Mann mit dem Herzen des Gatten hat keine Zukunft, das Herz wird nicht angenommen, er wird nicht mehr lange zu leben haben.

Es kommt zum „Showdown“, es endet anders als man denkt. Immer wieder weiß man schon ein wenig mehr als die Figuren, weil nicht nur Retrospektiven uns die Geschichte erzählen, sondern auch Ausblicke in die Zukunft. Das macht diesen Film nicht einfach. Man muss sich „einsehen“, genau aufpassen, nichts fürs Heimkino, wo man mal schnell zwischendurch die nächste Pulle Bier aus dem Kühlschrank holen kann oder die letzte zum Klo trägt.

Aber es ist ein wundervoller, sehr intensiver Streifen. Die Kamera ist immer dicht bei den Menschen, also nah am Geschehen. Ein Film, der viele Zuschauer verdiente, aber sie leider nicht bekommen wird, weil er eben nicht die ganz leichte Hollywood Kost ist. Ein Film mit wundervollen Schauspielern, die richtig gut sind, die verblüffend realistisch bleiben. Alle hätten sie Oscars verdient, aber es ist kein Film des Mainstreams, sondern schmuddelig und etwas neben der Spur eben.

Der Film ist so sehenswert!

Die fabelhaften Schauspieler sind Naomi Watts, Sean Penn und Benicio Del Toro. Der Regisseur heißt Alejandro González Iñárritu.

Noch mehr Kino

Da haben sich einige Filme angesammelt über die der Chronist noch Rechenschaft abzulegen sich verpflichtet fühlt.

Da war die Verfilmung einer Geschichte aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Da haben sich Jugendliche geschworen, aus dem Leben zu scheiden, wenn man den Höhepunkt der Liebe erlebt hat und nichts mehr nachkommen kann.

Der Film heißt „Was nützt die Liebe in Gedanken“ (Regie: Achim von Borries). Ein schwerblütiger Film, der durch schöne Bilder besticht, der aber ein wenig an eben dieser Schönheit zu sterben droht. Am Ende bleibt einer der Jugendlichen zurück und wird nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt. Ein Gesicht bleibt mir im Gedächtnis, das Gesicht einer jungen Schauspielerin, deren Namen ich mir nicht merken konnte.

Sie möchte ich wiedersehen, den Film nicht.

Wenn man einem blinden Menschen beschreiben soll, wo auf seinem Teller das Gemüse liegt, so kann man sich der Uhr bedienen, vorausgesetzt die Kellnerin kann die Uhrzeit ablesen, kommt eine vernünftige Information zustande. So entstand der Titel des Films „Erbsen auf halb sechs“ (Regie: Lars Büchel). In dem Film kennt die Serviererin leider die Uhr nicht.

Aber darum geht es nicht. Es geht um die Liebe einer Blinden, die in einem Zentrum für erblindete Menschen arbeitet, um denen zu helfen, mit ihrer Situation zu Rande zu kommen. Der durch Unfall erblindete Regisseur wird sich in dieses Mädchen (Fritzi Haberlandt) verlieben, sie in ihn und so gibt es ein Happyend. Man hätte aus dieser Filmidee viel mehr Funken schlagen können; herausgekommen ist ein ziemlich müdes und sehr unwahrscheinliches Roadmovie.

Der Film „Gegen die Wand“ hat den goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele gewonnen. Ich weiß jetzt, dass dies kein unbedingtes Gütemerkmal darstellt. Der Film ist mir zu flach, es werden Videoclips aneinandergereiht. Das Aufkommen von Gefühlen, die Entwicklung von Personen kommt auf diese Weise nicht zu Stande. Der Film wird durch Musik einer türkischen Musikgruppe, die am Bosporus aufspielt, immer wieder unterbrochen, Zwischenaktmusik.

Fatih Akin neigt dazu in seinen Filmen auch die Gewalt darzustellen, sie nicht auszublenden. Mir gefällt das nicht, ebenso wenig, wie die Tatsache, dass fast jeder zweite Satz das Wort ficken enthält. Ich bin nicht prüde, aber ich benötige diesen Verbalsex nicht. Der Film ist mir zu oberflächlich, enthält, weil er sich nicht die Zeit nimmt, wirklich eine Geschichte zu entwickeln, obwohl er mir verdammt lang vorkam, zu viele Brüche und Ungereimtheiten und ist auch durch seine Darsteller – Pornokinovergangenheit hin und her – nicht sehenswert. Na ja, man kann nicht immer die großen Filme sehen, jene, die einem bleiben werden, solange man die Kraft zum Erinnern besitzt.

Na, wenigstens von zwei Filmen will ich denn berichten, die ich für sehenswert hielt.

Der erste ist ein kleiner Film, ein Vorfilm von Tom Tykwer. Es geht um einen blinden jungen Mann, der mit einer Schauspielerin zusammenlebt, bis diese ihn anruft, um ihm mitzuteilen, dass die Geschichte vorbei sei. Er legt auf und in seinem Kopf läuft ein Film ab, vom Kennenlernen bis zum Anruf. Ja er hat sie kennengelernt, als sie sich gerade auf die Aufnahmeprüfung an einer Schauspielschule vorbereitete. Sie würde genommen sagt er ihr, weil sie ihn, den Blinden überzeugt habe, sie sei authentisch gewesen. Dann kommt man sich näher und näher; um sich mehr und mehr zu entfernen. Dann der erneute Anruf, der ihn aus seinen Erinnerungen reißt. Ihre Stimme fragt, wie sie gewesen sei, es war wieder nur eine Übung, ein Probevorsprechen. Ein beglückender kleiner Film, den der Regisseur seiner großen Liebe Franka Potente gewidmet hat.

Der andere Film ist ein liebenswürdiger Film über das Altwerden, das Leben und den Tod.

Ein alter Mann, durch schicksalhafte Umstände zum Schmetterlingssammler geworden, geht auf eine Expedition in die französischen Berge. Ein kleines Mädchen, von ihrer sehr jungen Mutter eher vernachlässigt, aber geliebt, begleitet ihn. Die beiden führen einen gegenseitigen Erziehungsprozess und am Ende, dies ist ein fröhlicher, ein beglückender Film, steht ein angenehmes Miteinander. Der Film ist leicht, die Dialoge sind es, obwohl sehr häufig die großen Fragen des Lebens angeschnitten werden. Aber ich konnte mich in diesen Film hineinfallen lassen, konnte ihn genießen und gaukelte aus dem Kino, wie ein Schmetterling, berauscht vom Nektar der genossenen Blüten. Der Schmetterling – Le Papillon heißt dieser schöne Film mit dem großartigen Michel Serrault und der noch großartigeren Claire Bouanich (Regie Philippe Muyl).

Monsieur Ibrahim

Ein kleiner feiner Film, den ich da besichtigt habe. Die Verfilmung eines Buches des französischen Schriftstellers Schmitt.

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans heißt er und es ist die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem alten Mann, eben jenem Monsieur Ibrahim, der einen Feinkostladen besitzt und dem jungen Moses. Der eine wird sein Leben bald vollendet haben, der andere startet gerade seinen Lebensweg. Der Film kommt ruhig daher, erzählt die manchmal doch arg traurige Geschichte (da lässt ein Vater einfach so seinen Sohn im Stich; da verleugnet sich ein Sohn seiner Mutter gegenüber) dabei mit sehr viel Abstand und lässt es doch zu, ganz nahe an die Akteure heranzurücken. Die Langsamkeit ist das Geheimnis des Glücks, heißt es an einer Stelle dieses Films und als der junge Moses den Laden und auch den Koran des Alten erbt, da findet er Blumen in diesem Koran, getrocknete blaue Blumen. Die Suche nach der blauen Blume war von Erfolg gekrönt, aber das wäre ja eine ganz andere Geschichte.

Schultze

Horst Krause ist ein Schauspieler, dessen Gesicht, dessen Figur man sich sofort einprägt, hat man ihn einmal gesehen. Er spielt in Fernsehfilmen mit, in denen er häufig den Dorfpolizisten spielt. Er ist ein Ossi, er ist wirklich einer von seiner Biographie her und er ist einer auf der Leinwand. Zu fett, irgendwie täppisch, stiernackig und immer ein wenig der Depp.

Will man einen Film drehen, der in Sachsen-Anhalt spielen soll, diesem nun überhaupt nicht blühenden deutschen Bundesland, dann ist der Mann eine hervorragende Besetzung. Er spielt einen Bergarbeiter, Schultze, für den Schicht im Schacht ist. Er bekommt gemeinsam mit seinen zwei ebenfalls in den Vorruhestand entlassenen Kollegen Salzlampen geschenkt. Jene Kristalle, in denen eine Glühbirne eingelassen ist, und die dann so zartrosa leuchten. Jener Gipfel an Scheußlichkeit des guten Geschmacks. Die Möbel in der Wohnung Schultzes sind wunderschönster DDR-Stil. Nun hat der Mann Zeit mit seinen Kumpeln zu angeln und allein sich um seinen Kleingarten an der Kalihalde zu kümmern. Es ist wenig los in diesem Film bis dahin. Man redet nicht viel, was sollte man auch sagen? Die Bilder sind von einer stupenden Schönheit. Die Landschaft, so hässlich sie bei Lichte betrachtet sein mag, hat ihre Schönheit und eine gewisse Verheißung nach Weite und Weltläufigkeit.

Die Bilder, die man später aus den USA sehen wird, sind nicht sehr anders; auch hier überwiegt das Hässliche und das ist überraschend: Sachsen-Anhalt und irgendwelche Landschaften in Texas sind gar nicht so weit voneinander entfernt.

Schultze spielt Akkordeon und immer nur Polka. Das soll auch beim anstehenden Fest seines Musikvereins wieder so sein. Aber zufällig hört er im Radio einen amerikanischen Song, einen bestimmten Blues. Er sieht im Reisebüro die Anzeige für einige hundert Euro nach Louisiana zu gelangen und nimmt jede Menge Jobs an, um sich diese Reise finanzieren zu können. Als er das Geld zusammen hat, hat sich die Reise bereits deutlich verteuert. Doch kommt er dennoch nach Amerika. Sein Verein soll zur Partnerstadt einen Vertreter entsenden und er bekommt von seinem Verein diese Reise als Geburtstagsgeschenk. Er erlebt erst einige Schocks, zum Beispiel spielen die Amerikaner in New Braunschweig Polka und jodeln. Aber mit einem kleinen Boot dringt er weiter nach Süden vor und er bekommt seinen Blues, er entdeckt seine Welt. Frauen interessieren sich für ihn und dann holt ihn seine Lungenkrankheit ein. Bergmannsschicksal. In seiner alten Heimat wird er beigesetzt und seine neuen und seine alten Freunde und Freundinnen geben ihm das letzte Geleit.

Der Film „Schultze gets the blues“ von Michael Schorr wurde in einer mehr als außergewöhnlichen Weise gelobt. Ich habe mir diesen Film sehr wohlwollend angeschaut, ich habe soeben gelobt, was man an ihm loben kann. Aber außer, dass er schöne Landschaftsaufnahmen bietet, dass er ruhig dahinfließt, wie die Ströme im Süden der USA, dass er einen treffend besetzten Hauptdarsteller hat, ist nichts an diesem Film dran. Was ihn so heraushebt, ist mir verborgen geblieben. Ich habe mich nicht gelangweilt, aber auch nicht in besonderer Weise unterhalten, ich habe nichts gesehen, was mich veranlassen könnte, diesen Film weiterzuempfehlen, zu loben, in den siebten Kinohimmel zu heben.

Spielwütige

Dokumentarfilme sind eine Leidenschaft meines jüngeren Sohnes. Also animierte er seinen Vater, mit ins Kino zu gehen, um die Spielwütigen zu sehen. Da wurden vier junge Menschen mit der Kamera über nahezu sieben Jahre begleitet. Sie schaffen die Aufnahme in die Schauspielschule oder auch nicht. Sie beißen sich durch die Semester. Sie sind frustriert, werden hart rangenommen und sind teilweise massiv enttäuscht. Aber sie machen weiter. Sie haben eine Vision, sie wollen Schauspieler werden. Der Griechisch stämmige Mann ebenso wie die drei jungen Frauen. Sie offenbaren unterschiedliche Talente, sie sind zum Teil unfreiwillig komisch. Sie bewegen einen und man möchte viel mehr von ihnen sehen, wünschte sich, dass man nicht nur einen neunzigminütigen Film sähe, sondern einen dreimal so langen. Am Ende wird einem gesagt, was die vier jetzt so machen und man wünscht ihnen allen – trotz der unterschiedlich verteilten Sympathie – alles Gute. Die Spielwütigen ist ein gelungener Film von Andreas Veiel.

Der Bahnhofsvorsteher

Ein kleiner und doch irgendwie großer Film. Und dazu noch aus Amerika. Kein Kino, wie es sonst über den großen Teich zu uns herüber schwappt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Zwerg, ein kleinwüchsiger erwachsener Mensch. Er arbeitet in einem Modelleisenbahngeschäft. Der Chef ist ein alter Farbiger. Abends geht man zusammen zu Eisenbahnliebhabern, die Filme von besonderen Lokomotiven und Zügen anfertigen; verwackelt zwar, aber alle haben ihren Spaß. Eines Tages stirbt der Farbige, das Geschäft wird aufgelöst und für unseren Zwerg, namens Finn, bleibt eine Erbschaft, die aus einem alten Bahnhofshäuschen besteht. Schon lange halten da keine Züge mehr. Alles ist recht heruntergekommen. Doch schnell kümmern sich Menschen um Finn. Er will mit diesen gar nichts zu tun haben. Aber bald entwickelt sich so etwas wie eine Freundschaft zu dem jungen Kubaner, der den kleinen Imbiss seines Vaters übernehmen musste, weil dieser erkrankt ist. Zu der jungen Bibliothekarin, zu der Malerin, die von ihrem Mann getrennt lebt und den Tod ihres Kindes nicht verwinden kann. Eine seltsame Mischung von Menschen, alle am Rande der Gesellschaft und doch näher bei uns als irgendeine reiche, blutarme Hollywoodfigur.

Der Film „Station Agent“ ist ein kleiner und doch irgendwie großer Film (Regie: Thomas McCarthy).

Höllentour

Der deutsche Filmemacher Pepe Danquart, vor Jahren mit einem Oscar für einen Kurzfilm ausgezeichnet, hat die Tour de France dokumentiert und seinem Film den Titel „Höllentour“ gegeben.

Vor wenigen Tagen hat die diesjährige Tour begonnen und schon liegt der Amerikaner Armstrong wieder vorn. In dem Film spielt er allerdings kaum eine Rolle. Hier haben die Fahrer Zabel und Aldag das Heft in der Hand. Der Film ist dann am schönsten und auch ganz nahe bei den Fahrern, wenn diese nach einer Etappe zu philosophieren beginnen. Über die Probleme, die sie hatten, das Leben, das was am folgenden Tag kommen wird, was man versäumte und was man erträumte. Dann ist der Film ganz stark, ansonsten sind da noch schöne Bilder einer großen Sportveranstaltung, die man sich als Fernsehsportler locker im Sessel anschauen kann, ohne zu ahnen, dass es eine Höllentour sein kann. Ein guter Dokumentarfilm, der allerdings noch eindrucksvoller hätte werden können.

Ob wohl Armstrong zum sechsten Mal in Folge diese Höllentour gewinnen kann?

Vom Lachen, das im Halse stecken bleibt

Im Kino gibt es einen Film zu betrachten, der mit sehr geringen Mitteln erstellt wurde, der mit einigen Preisen bedacht wurde und sich beim Publikum eines gewissen Interesses erfreut. Muxmäuschenstill heißt der Film.

Seine Hauptfigur Herr Mux hat es übernommen, für Recht und Ordnung einzutreten. Er stellt die Raser auf den Straßen, er geht gegen Schwarzfahrer vor und gegen jene, die ins Badewasserbecken pinkeln. Dabei geht er mit brachialer Gewalt vor, er ist ein kleiner Faschist, er bezahlt Leute dafür, dass sie ihm Tipps geben, wo und von wem denn nun wieder ein Gesetzesverstoß verübt wurde. Er stellt einen Langzeitarbeitslosen ein, der die Aufgabe hat, ihm bei der Arbeit zu filmen. Im Privatleben ist er schüchtern und hat einen Ehrenkodex aus dem letzten Jahrhundert. Wir wollen uns aufheben, sagt er seiner Auserwählten. Die sieht das anders, bläst einem Bekannten einen und wird darauf hin von Herrn Mux erschossen. Seine Firma aber expandiert, er selbst geht nach Italien, die Italiener haben auch ein wenig mehr Recht und Ordnung nötig. Aber bei seinem ersten Versuch, einen Raser zu stoppen, wird er überfahren. Der Film von Marcus Mittermeier (Regie) und Jan Henrik Stahlberg (Herr Mux) ist teilweise zum Brüllen komisch, aber jedes Mal erstirbt das Lachen in der Kehle, weil da immer ein fader Beigeschmack zu spüren ist. Das ist beabsichtigt, das ist die eigentliche Kunst dieses kleinen Films.

Die fetten Jahre

Der Filmregisseur Hans Weingartner hat im Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ den Versuch unternommen, sich mit den revolutionären Bestrebungen der heutigen jungen Generation auseinanderzusetzen.

Er konfrontiert gleichzeitig die alten „68er“ und die danach geborenen mit den Ideen der heute jungen Menschen. Ihre Botschaft ist einfach, wir sollen uns nicht durch das Fernsehen verblöden lassen und aus dem System aussteigen, das uns doch so schön weich bettet und uns so nett trägt. Die jungen Revolutionäre brechen in die Villen der Reichen ein und rücken Möbel zusammen und arrangieren die Ausstattung neu. Sie zerstören aber nichts und klauen auch nicht. Sie nennen sich die Erziehungsberechtigten und alles droht zu scheitern, als ein Mädchen in ihre revolutionäre Gemeinschaft einbricht und als man von einem jener Manager überrascht wird, die zu erziehen, man sich vornahm. Es ist ein Spiel um revolutionäre Ideen der Jugend, die Angepasstheit der Alten und deren Lügen. Es ist aber auch das Spiel um die Frau, das ewig gleiche Spiel und am Ende, der optimistische Ausblick, dass vielleicht ja doch eines Tages die Bildschirme in Europa eine Weile dunkel bleiben, damit die Verblödung nicht weiter galoppiert.

Sogar der Schauspieler Daniel Brühl überrascht mich angenehm, im Gegensatz zu seiner weiblichen Mitstreiterin Jule Jentsch, die schlicht unglaubwürdig in ihrer Rolle bleibt.

Agata

Vor einigen Jahren erfreute der italienische Filmregisseur Silvio Soldini ein großes Publikum mit dem schönen Film „Brot und Tulpen“. Nun hat er einen neuen sehr gut anzuschauenden Film vorgelegt: „Agata und der Sturm“.

Der Sturm ist ein Gefühlssturm. Die nicht mehr ganz junge Agata (die wunderschöne Licia Maglietta) verliebt sich in einen deutlich jüngeren Mann und immer wenn sie sich irgendwie aufregt, dann gehen Glühlampen kaputt, ganze Straßenzüge werden dunkel und Ampeln schalten falsch. Eine nette Familiengeschichte läuft da vor unseren Augen ab und wir langweilen uns keine Minute, sondern fühlen uns zwei Stunden bestens unterhalten. So schön kann Kino sein!

Ein weiterer amerikanischer Film

Klar ist es nett, wenn man so viele amerikanische Stars in einem Film auf der Leinwand zu sehen bekommt.

Also musste eine Fortsetzung eines erfolgreichen Films her. Er heißt „Ocean’s Twelve“ und wieder sind sie alle dabei. Die Geschichte ist noch ein wenig haarsträubender, die Drehorte sind nun in Europa und man muss höllisch aufpassen, damit man nichts verpasst. Am Ende sind die Damen und Herren gerettet und das Ende ist so angelegt, dass es auch noch eine Fortsetzung geben kann. Ich habe auch schon einen Titel: „Oceans’s Thierteen“. Na, wollen wir mal schauen!

Der große Chaplin

Der Film des großen Charles Chaplin „Der große Diktator“ ist mal wieder in den Kinos und ich habe mir das Werk zum zweiten oder dritten Mal angeschaut. Man kennt die berühmte Tanzszene mit dem Globus, man kennt die wundervolle Ansprache des Diktators und die anrührende Rede des Friseurs zum Schluss des Films. Man erinnert sich an den Kampf – wer ist der größte Idiot, nein, Machtmensch zwischen dem Diktator und seinem Kollegen (jene Mussolini Figur). Was mir nicht mehr in Erinnerung war, ist die Rasurszene zu der Musik von Brahms. Ein wundervoller Film, nie eine Klamotte, nie zu rührselig, sondern die Balance haltend und daher wahr und zu Herzen gehend: Nie wieder Faschismus, nie wieder Totalitarismus!

Zucker

Auf so eine Geschichte muss man erst einmal kommen.

Ein nicht gläubiger Jude wird mit seinem gläubigen Bruder zusammengebracht, um gemeinsam das Erbe der verstorbenen Mutter antreten zu können. Der eine lebte in der DDR, schlägt sich nun als Zocker durch das Leben, er spielt Billard, er täuscht schon mal einen Infarkt vor, um an einem wichtigen Turnier teilnehmen zu können. Der andere lebte in der alten Bundesrepublik und ist – obwohl kein Spieler – auch in finanziellen Schwierigkeiten. Es geht also um unsere deutsche Vergangenheit und um die Schwierigkeit, ein Jude zu werden, wozu es nie zu spät sei, wie eine Kassiererin in einem Geschäft, in dem man koschere Lebensmittel kaufen kann, erklärt.

Henry Hübchen ist ein wundervoller exkommunistischer Nicht–Jude und Udo Samel sein wundervoller Bruder. Der Rest der Truppe ist genau richtig in den Rollen und Dany Levi hat Regie geführt. Eine, nein die, beste deutsche Filmkomödie seit Jahren. Alles auf Zucker, na was denn sonst?!

Erst der Film, dann ein Glas Rotwein

Der Film heißt „Sideways“ (Film von Alexander Payne), was so viel wie seitlich oder seitwärts bedeutet. Dazu muss man aber den Film schon gesehen haben, um eine Ahnung davon zu bekommen, was der Titel denn meinen könnte.

Zwei Freunde wollen eine Woche miteinander verbringen. Der eine von ihnen wird am Ende der Woche heiraten, er ist ein mäßig erfolgreicher Schauspieler, aber ein Freund der Frauen. Er will noch einmal so richtig auf die Pauke hauen, bevor ihn der Ehealltag ereilt. Der andere ist ein Freund des Weins – besonders des Rotweins, ein Lehrer, der gern Schriftsteller wäre, der aber in der Woche mit seinem Freund erfahren wird, dass sein Romanmanuskript kein Verleger annehmen will. Er ist geschieden und über die Scheidung nicht hinweggekommen. So geht man also auf diese Reise. Es geht in das Weinanbaugebiet in der Nähe von Los Angeles. Der Beinaheehemann kommt in der Woche nicht zu kurz, allerdings auch nicht ohne Blessuren davon, der verhinderte Schriftsteller findet vielleicht sogar die neue Liebe seines Lebens. Man muss von Los Angeles kommend nur irgendwann mal von der Autobahn abbiegen, seitwärts fahren, dann lernt man etwas kennen. Man muss von seinen eingefahrenen Wegen abweichen, wenn man neues entdecken will. Man kann auch Merlot trinken oder den Spätburgunder. Man sollte guten Wein nur nicht aus einem Styroporbecher trinken. Aber in der Not geht vielleicht sogar das.

Wenn man aus dem Kino tritt, kann man immer wieder die Besucher beobachten, die nun noch gern ein Gläschen trinken mögen. Diejenigen, die jetzt vielleicht die Nebenwege benutzen wollen, kann man schwerer identifizieren.

Ein schöner Film, ich wünsche ihm Oscars, vor allem aber viele Besucher.

Drei Filme Garden State

Hochgelobt, dieser Debütfilm des Amerikaners Zach Braff. Was alles da hineininterpretiert wurde! Ich habe einen unterhaltsamen, leidlich komischen Film gesehen, mit dem schönen Gesicht der Schauspielerin Natali Portman geschmückt.

Die Geschichte eines jungen Mannes, der nach vielen Jahren – anlässlich der Beerdigung seiner Mutter – wieder nach Hause zurückkehrt, seine alten Kumpels trifft, der Liebe seines Lebens begegnet und vielleicht sogar mit seinem Vater und seiner bisherigen Lebensgeschichte besser klarkommen wird.

Ein unterhaltsamer Film; mehr nicht.

Die Dolmetscherin

Ein flotter Actionfilm, eine interessante Geschichte und ein vielversprechendes Paar im Plot. Sie – Nicole Kidman – die Dolmetscherin mit Vergangenheit, der man aber immer alles, was sie sagt, glaubt und sich nicht täuschen wird und er – Sean Penn – als Agent und frisch verwitwet und vielleicht bald mit der Dolmetscherin, die nach Afrika zurückgeht, liiert.

Ein unterhaltsamer Film; mehr nicht.

Willenbrock

Wieder ein Film (Willenbrock) von Andreas Dresen, wieder mit Axel Prahl, wieder aus dem vollen Leben, nicht nur dem aus Deutschland Ost. Da geht ein Emporkömmling, einer aus dem Osten, der verstanden hat, wie der Hase läuft, seinen Weg. Er liebt das Leben und die Frauen. Er schläft mit einer ab und an, er liebt seine Frau und er sehnt sich nach einer anderen. Beinahe aus der Bahn wirft ihn ein Überfall in seinem Ferienhaus, die Bedrohung von außen, die in unsere Idylle einzubrechen vermag, aus dem Nichts heraus und darum so peinigende Angst über uns kippt. Seine Frau trennt sich von ihm gerade in dem Moment, wo er sich neu auf sie einlassen will. Am Ende liegen sie sich in den Armen, man ahnt, dass es mit der Trennung nicht weither sein wird. Ein schöner Film, der wahrscheinlich aber nicht so viele Zuschauer ziehen wird, wie all diese Sternenkriege und sonstiger Schwachsinn.

Code 46

Ein sonderbarer Film (Code 46, Film von Michael Winterbottom), irgendwie nicht richtig fertig.

Eine düstere Zukunftsvision, eine Welt draußen, die nicht kontrollierbar erscheint und eine Welt innen, die steril gehalten wird, in der Fehltritte mit dem Löschen der Erinnerung bestraft werden. Ein Scheißleben.

Und vielleicht doch kein so sonderbarer und nicht fertiger Film. Vielleicht ist es einfach das Gefühl der Beklemmung, der Abwehrmechanismus des Körpers, der gegen den Film in Stellung bringt. Ein Film, den man nicht gesehen haben muss, ein Film, den man aber durchaus ansehen kann.

Melinda doppelt

Natürlich kann man sich die Situation vorstellen: Man sitzt im Restaurant und schwadroniert über das Leben, über die Komödie und die Tragödie. Dann erzählt einer eine Geschichte und die über komödiantischem und tragischem Streitenden variieren die Erzählung. So leitet Woody Allen seinen neuesten Film „Melinda und Melinda“ ein.

Melinda und ihre Geschichte wird in zwei verschiedenen Entwicklungssträngen vorgeführt. Amüsant ineinander geschnitten und trotzdem auf den zwei Erzählebenen bleibend. Am Ende läuft es in beiden Varianten darauf hinaus, dass man sein Leben leben muss, man hat nur diese eine Chance, es gibt keine zweite. Und es kann ganz schnell vorbei sein, ein Fingerschnipp und es ist aus.

So – genauso – zumindest endet dieser Film.

Mit meiner Freundin im Zimmerkino

In Berlin gibt es wundervolle kleine Kinos, in Kreuzberg zum Beispiel. Der Vorführraum ist nicht größer als ein großes Wohnzimmer. Die Vorführerin sagt an, dass in der Mitte des Films, die Rolle gewechselt werden muss und wünscht uns viel Spaß. Wir haben in der ersten Reihe auf Sofas Platz genommen. Man rutscht hinein und wenn einem die Frau an seiner Seite den Arm um die Schulter legt, dann fühlt man sich im siebten Himmel!

Der Film bringt viel Spaß. Er heißt „Kebab Connection“ und erzählt von den Abenteuern der Türken in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland, ihrer Liebe zu den Frauen, dem Eingebundensein in ihre Familientradition und der Liebe zum Film. Man lacht, man amüsiert sich und fühlt sich wohl. Erstens, weil man in den Armen der Frau ruht, die man liebt und zweitens, weil der Film so richtig gut unterhält.

L A Crash

Ein Episodenfilm der besonderen Art, ein Film von der Fremdenfeindlichkeit in dem Land des George W. Solche Filme sind immer etwas konstruiert, weil sich gewisse Leute in dem Streifen einfach über den Weg laufen müssen. Dennoch kann so etwas tatsächlich passieren. Es ist alles möglich. Und irgendwie möchte man, wollte ich, dass der Film gar nicht aufhört. Ein packender und gut inszenierter Film (LA Crash, Regie Paul Haggis). Sehenswert!

Dreimal Kino

Mit meinem Sohn Felix habe ich mir den Film „L.A. Crash“ noch einmal angeschaut. Auch nach der zweiten Besichtigung hat mich der Film bewegt. Diese unterschwellige Gewalt, dieser Rassismus, diese brodelnde Unfreundlichkeit. Das kann nicht alles nur im Drehbuch und in den Köpfen der Autoren des Films vorhanden sein, davon muss man auch in dieser Stadt und vielleicht sogar in den ganzen USA etwas spüren. Das ist ein sehr wenig schmeichelhafter Blick auf „Gottes eigenes Land“ und keine gute Zensur für seine politische Führung.

Da kommt doch dieser nette Film aus Großbritannien ganz anders daher. Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs wird ein junger Pole, der sich auf dem Weg nach Amerika befand, an den Strand Cornwalls geschwemmt. Zwei alte Schwestern nehmen sich seiner an, pflegen ihn und die eine verliebt sich in den Jungen, der bequem ihr Enkel sein könnte. Der junge Mann kann außerordentlich gut Geige spielen, wird von der Schwester eines berühmten Geigers entdeckt und so startet der Junge seine Karriere. Alle Dorfbewohner lauschen am Radiogerät der Konzertübertragung und die beiden Schwestern sind nach London gefahren. Warum der Film „Der Duft von Lavendel“ heißen muss ist mir nicht klargeworden. Und Daniel Brühl hätte von mir die Rolle des jungen Polen nicht erhalten, aber die beiden alten Schwestern von Judi Dench und Maggie Smith gespielt, sind schon eine Besichtigung wert.

Nun war der Film „Shakespeare in Love“ ein Erfolg, bekam zu Recht Oscars und da ist vielleicht jemand auf die Idee gekommen und wollte daran anknüpfen. Die Geschichte von „Stage Beauty“ ist schlechter, aber der Film und die Botschaft, dass die Liebe alle Hindernisse aus dem Weg räumen kann und die Liebe zum Theater eine große Kraft freisetzen kann, ist so schlicht und schön, dass ich beglückt aus dem Kino gegangen bin. Und manchmal will man (ich) nicht mehr, nur das!

Stolz und Vorurteil

Natürlich habe ich diesen Roman von Jane Austen gelesen, allerdings habe ich vergessen, darüber mein Urteil abzugeben.

„Stolz und Vorurteil“ ist ein klassischer Roman der Austen. Alles ist idyllisch, alles sehr kompliziert und am Ende kriegen sie sich. Natürlich ist eine Verfilmung immer mit Risiken behaftet, nicht aber wenn man die wunderschöne englische Landschaft fotografiert und man Schauspieler zur Verfügung hat wie Judi Dench, Donald Sutherland und allen voran Keira Knightley. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen und man amüsiert sich, man geht in dem Film auf und freut sich, dass er eine Überlänge hat, weil man so ein wenig länger genussvoll schwelgen kann. Regie: Joe Wright.

Himmlisch

Wie im Himmel“ ist die Erzählung über einen begnadeten und kranken Musiker, der nach einem Herzinfarkt in sein Dorf zurückkehrt, um dort mit dem Kirchenchor zu arbeiten. Er holt aus den Menschen alles raus. Die Musik, die in ihnen steckt und die Kraft, mit ihren Schwächen, besser umzugehen.

Ein wundervoller Film, ein kleines Meisterwerk. Regie: Kay Pollak.

Verschiedene Wahrheiten

Der erfolgreiche Anwalt James Manning (Tom Wilkinson) und seine Frau Anne (Emily Watson) führen ein beneidenswertes Leben. Die Wochenenden verbringen sie im beschaulichen Städtchen Maidley in Buckinghamshire, wo sie ein herrschaftliches Country House besitzen, unter der Woche residieren sie ebenfalls standesgemäß in London. Ein perfektes Leben – man wähnt sich auf der Sonnenseite und genießt das Erreichte. Das ändert sich allerdings schnell, als der Ehemann der Putzfrau Maggie (Linda Bassett) in Maidley von einem Land Rover erfasst und schwer verletzt wird, während der Fahrer Unfallflucht begeht. Schnell keimt in James der Verdacht auf, dass der soeben aus den USA zurückgekehrte Bill Bule (Rupert Everett) etwas mit dem Unfall zu tun haben könnte, zumal dessen Land Rover einen verräterischen Kratzer aufweist. Doch als James den schnöseligen jungen Mann zur Rede stellt, findet er heraus, dass seine eigene Frau eine Affäre mit Bill hat und tiefer in die tragischen Geschehnisse verwickelt ist, als er dachte. Aus Schweigen werden Lügen und aus Lügen ein Verbrechen, bis Anne kurz davor ist, gepeinigt von Schuldgefühlen die Nerven zu verlieren.

Oberflächlich betrachtet geht es in Geliebte Lügen / Separate Lies um die Frage, wer am Steuer des Wagens saß, welcher den Mann der Haushälterin tötete. Doch das ist nur ein – äußerst effizientes – dramaturgisches Mittel, um mit messerscharf sezierendem Blicken die Abgründe der britischen Upper Class freizulegen. Zwischen Country House, Londoner Stadtresidenz und schicken Restaurants brodeln die verborgenen Emotionen und bahnen sich nur mühsam ihren Weg durch den Panzer der Wohlanständigkeit und Beherrschtheit, um endlich die unterdrückten Sehnsüchte, die Langeweile und all das Unausgesprochene zu enthüllen.

Wie bereits in Gosford Park, für das Fellowes das Oscar-prämierte Drehbuch schrieb, ist Fellowes fasziniert von den Standesunterschieden der britischen Gesellschaft, von den sehr viel stärkeren Regeln, denen jede Schicht unterworfen ist, und von den Lügen, die dieses starke „Klassenbewusstsein“ hervorbringt. Trotz seiner Konzentration auf die Lebenslügen der Bourgeoisie transportiert Fellowes aber auch allgemein gültige Fragen wie Schuld und individuelle Verantwortung und zaubert so ein ganz und gar unaufdringliches Lehrstück auf die Leinwand. Auch wenn Geliebte Lügen/Separate Lies nicht an die Klasse von Gosford Park heranreicht und auch nicht die klassische Wucht des ähnlich gelagerten Matchpoint besitzt, bietet er doch intelligente Unterhaltung mit exquisiten Schauspielern. (Quelle: kino-zeit.de!)

Lebensmittel global betrachtet

Der Dokumentarfilm „We feed the world“ des Österreichers Erwin Wagenhofer besticht zweifach.

Erstens hat er ausdrucksstarke Bilder, da rauscht das Korn, da werden riesige Berge von nur wenigen Tagen alten Brotes gezeigt und auch die gnadenlose Art, wie Hühner gezüchtet werden (nein sie werden produziert, wie Automobile oder Küchentische).

Dann ist da zweitens die Art, wie er Leute ausführlich zu Wort kommen lässt. Der Film kommentiert nicht ständig, weiß nicht alles besser und gibt auf Äußerungen, die den Autoren nicht gefallen hämische Seitenhiebe. Nein, dieser Film lässt die Meinung vom Chef des Nestlé Konzerns einfach stehen und so wirkt sie viel stärker in ihrer Schlichtheit (oder ist es schon Einfalt?).

Der Film zeigt, wie meine Frau nach der Betrachtung feststellt, nichts wirklich Neues, aber er bringt die Botschaft eindringlich hinüber: Wir müssen mit dem globalen Wahnsinn der Lebensmittelindustrie endlich Schluss machen. Mit jeder Tomate, die wir aus Andalusien essen, mit jedem Stück Fleisch, das nur wachsen konnte, weil es durch Soja gezüchtet wurde, das in Südamerika angebaut wurde und für das Regenwälder „geschlachtet“ wurden, verschlimmern wir die Situation. „Essen global“, so der zweite Titel des Films ist nicht zum Billigtarif zu haben. Uns interessieren aber nur die Preise, Lebensmittel sollen nichts kosten, müssen aber qualitativ hochwertig sein. Das geht nicht; das müssen wir lernen. Und der Film hilft uns dabei!

Der ewige Gärtner – der Film

Schon der Roman von John Le Carré hatte mir sehr gut gefallen. Auf die gleichnamige Verfilmung war ich sehr gespannt; irgendwie hatte ich den Film im Kino verpasst und so bin ich froh, dass in den vielen Freiluftkinos, die Berlin derzeit bieten kann, der Film immer wieder gezeigt wird.

Die Verfilmung ist gelungen, man hält sich sehr weitgehend an das Buch, zeigt sogar besser als im Buch, warum der Mann eigentlich als ewiger Gärtner bezeichnet werden kann. Und tatsächlich zeigt er am Ende, ich hatte bei meiner Besprechung des Romans schon darauf hingewiesen, wie der Anwalt unseres Helden die Angelegenheit publik macht, weil er die Unterlagen erhalten hat, die den ganzen Skandal offenlegen. Fernando Meirelles ist der Regisseur und Ralph Fiennes und Rachel Weisz sind die Protagonisten. Die Schauspielerin hat sogar einen Oscar für die beste weibliche Nebenrolle erhalten. Der Film ist sehenswert!

Film in der Karibik

Natürlich habe ich den ersten Teil dieses als Trilogie angelegten global-galaktischen Menschheitsdramas nicht gesehen. Ich gestehe, nichts versäumt zu haben. Aber Millionen Menschen in diesem Lande und auf der ganzen Welt, gingen in die Netze der Piraten.

Nun kann ich nur den zweiten Teil beurteilen und dieser Film ist absoluter Schwachsinn. Das ist amerikanisches Popcorn–Kino. Man hat einige Stunden seines Lebens sinnlos verprasst. Natürlich leben viele Menschen davon und insofern habe ich etwas Gutes getan, aber dass ich die gigantischen Gagen von Schauspielern indirekt auch subventioniere, stört mich schon. Der Film heißt „Fluch der Karibik 2“ und Regie führte ein Mann namens Gore Verbinski; die Namen der Leute, die da ihre Gesichter in die Kamera halten spare ich mir, eine schauspielerische Leistung war nicht auszumachen.

Volver, das heißt umkehren oder zurückkehren

Zu Beginn des Films „Volver “ von Pedro Almodóvar befindet man sich auf einem Friedhof in der spanischen Provinz. Der Wind macht nicht nur ein ständiges Putzen der Grabsteine notwendig, er macht auch die Menschen wirr. So meinen sie, dass eine totgeglaubte Frau zurückgekehrt sei, um ihre kranke Schwester zu pflegen. Die Töchter dieser Frau sind die zentralen Figuren dieses genialen, wundervoll leichten Films.

Er hat Anleihen bei Hitchcock genommen und sicherlich auch bei anderen. So muss eine Leiche verschwinden, so klärt sich das Geheimnis der vermeintlich Toten auf und so kommen sich die Mutter und ihre Töchter wieder näher. Da ist alles ziemlich schrecklich in der Vergangenheit gewesen, aber die Zukunft scheint wesentlich leichter zu werden. Dieser in Cannes ausgezeichnete Film ist ein Meisterwerk, daran besteht für mich kein Zweifel. Und diese wundervolle Penélope Cruz, die alle Hollywoodmädels aus dem Felde schlägt, bezaubert nicht zuletzt in dem Moment, als sie dieses wunderschöne Lied „Volver“ singt. Und die anderen Frauen in diesem Film stehen ihr fast in nichts nach. Wundervoll. Zwei Stunden, die ich nicht missen möchte!

Filme, die man nicht unbedingt gesehen haben muss

Im Sommer fand die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland statt. Soenke Wortmann durfte die Nationalmannschaft, die den Freunden des Spiels mit dem runden Lederball viel Freude geschenkt hatte, während der Vorbereitungszeit und durch das gesamte Turnier begleiten. Der Film „Deutschland – ein Sommermärchen“ liegt nun vor und wurde hochgelobt.

Ich fand den Film nicht kritisch genug, ein Dokumentarfilm muss ganz nah an die Menschen ran, das tut dieser Film nur sehr selten. Er ist höflich, distanziert und hat nur wenige Momente, aus denen man ableiten kann, wie die Kraftlinien in der Mannschaft, in dem Umfeld eigentlich verlaufen. Das ist schade. Er hat wenige komische Momente und diese sind noch nicht einmal besonders herausgehoben worden. Etwa wenn Köhler, der Bundespräsidentenmime, nach der Niederlage kondoliert und Meyer-Vorfelder sich an ihm vorbei in die Kabine drückt, während der Köhler sprachlos und ratlos ob des richtigen Handelns, diese schnell wieder verlässt.

Man kann diesen Film sehen, muss es aber nicht.

Gleiches gilt für „Thank you for smoking“. Der Film ist witzig in Maßen, unterhaltsam, aber die ganz große Linie, die – Verzeihung – zündende Idee fehlt ihm. Man entspannt und ist hinterher aber irgendwie auch unbefriedigt, genauso wie nach dem „Genuss“ einer Zigarette.

Borat – Ein Film

Dieser Film wurde von vielen als wahres Gesicht Amerikas gefeiert. Ein gnadenloser Komiker tourt als kasachischer Journalist durch die USA und zeigt allen das amerikanische Provinzleben. Als alle Leute busselnder Provinzler, als Hymnen singender Rodeobesucher, als Diskussionsteilnehmer mit amerikanischen Feministinnen oder als Gast eines Essens. Immer fängt alles harmlos an und eskaliert dann zur Katastrophe.

Das kennt man von Sendungen wie der „Versteckten Kamera“ auch. Hier ist es nur ein wenig verschärfter, weil man den Menschen zu schnell ans Leder will. Da reagiert kaum einer komisch. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Situation eskaliert. Denn auch wenn ich nicht Pamela Anderson bin, will ich mich nicht mit einer „Hochzeitsdecke“ entführen lassen. Also bleibt das Lachen im Halse stecken und wird schnell durch ein peinliches Gefühl abgelöst. Der Film ist massiver Klamauk und nun kenne ich dieses Genre und benötige es nicht weiter.

Der neue Bond

Nun ist er da, der neueste Bond Film „Casino Royal“.

Ein neuer Hauptdarsteller, Bond ist nun blond. Der Film und sein Hauptdarsteller wurden im Vorfeld vielfach kritisiert. Alles passe nicht, alles ganz schrecklich. Ich habe mir den Film mit meinem älteren Sohn – einem noch größeren Bond Film Experten als ich es bin, angesehen. Der Film ist gelungen, der Film ist sehenswert und auch der neue Darsteller Daniel Craig ist es. Ein sehr ehrlicher Film, weil er nicht zu sehr auf Technik setzt, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

ch, als Bond Begeisterter, bin hingerissen gewesen.

Zwei andere Filme

Little Miss Sunshine ist eine Familiengeschichte der besonderen Art. Der Film ist auch ein Roadmovie. Der Film ist vor allem kurzweilig und unterhaltsam.

Die ganze Familie muss das kleine Mädchen zum Wettbewerb um die kalifornische Miss Sunshine begleiten. Die Kleine ist nicht im mindesten niedlich oder besonders talentiert. Opa stirbt an einer Überdosis Schnee – vielleicht. Der selbstmordgefährdete Onkel erweist sich als sehr hilfreich, der mit Schweigegelübde versehene Bruder fängt wieder zu sprechen an und der Vater, der so gerne ein großer Buchautor wäre und allen Menschen sein Erfolgsrezept verkaufen würde, stellt sich als Verlierer heraus, gewinnt aber sehr an Sympathie.

Babel ist ein ganz anderes Kaliber. Ein Episodenfilm, alles hängt mit allem zusammen. Der Gewehrschuss eines marokkanischen Hirtenjungen auf eine amerikanische Touristin in einem Reisebus mit dem mexikanischen Kindermädchen dieser Amerikaner und schließlich auch mit der tauben Japanerin in Tokio, die so gern ihre Jungfräulichkeit verlöre.

So unterschiedlich die Sprachen so ähnlich die Probleme. Wir leben in einem großen Dorf namens Erde, wir kennen uns nur noch nicht alle. Aber wir sind alle Menschen mit gleichen Wünschen und Sehnsüchten. Wir wollen leben, wir wollen lieben und Spuren hinterlassen. Und wenn uns das Schicksal greift und schüttelt, dann jammern wir und begreifen die ganze Erbärmlichkeit unserer irdischen Existenz.

So können Filme sein. So ist dieser Film. Vielleicht der beste des Jahres 2006, sicherlich ein sehr sehenswerter.

Neues aus dem Kino

Princesas sind Nutten in Madrid. Solche, die aus Spanien stammen und jene, die aus Übersee kommen und in diesem Gewerbe, wie Fremdarbeiter in anderen Branchen auch den Einheimischen heftig Konkurrenz machen. Dennoch freunden sich zwei Vertreterinnen unterschiedlicher Herkunft an. Man kommt sich näher, hilft sich und ist schließlich befreundet.

Ich will nicht mehr über den Inhalt dieses wunderschönen Streifens verraten. Wer Sex erwartet wird enttäuscht, wer einen unterhaltsamen und dennoch anspruchsvollen Film sehen möchte, ist gerade richtig. Die beiden Hauptdarstellerinnen sind sehr intensiv in ihren Rollen, sie machen den Film zu einem Kunstwerk!

Vier Minuten benötigt die junge Pianistin für ihren Auftritt bei einem Nachwuchswettbewerb, den zu gewinnen sie große Chancen besitzt. Danach mag die Polizei die junge Frau, die wegen Mordes hinter Gittern sitzt, wieder einfangen. Diese junge Frau ist eine junge Schauspielerin, Hannah Herzsprung, deren Namen man sich unbedingt merken sollte. An ihrer Seite die besessene alte Klavierlehrerin, die nur das Ziel verfolgt, dieses Talent zu pflegen und seiner Bestimmung zuzuführen. Diese alte Dame ist Monika Bleibtreu und ihre verschrobene Alte und die schmuddelige junge Kriminelle nebeneinander agieren zu sehen ist das Eintrittsgeld wert. Der Film des jungen Regisseurs Chris Kraus ist vielleicht noch nicht perfekt, aber sehr sehenswert!

Nun schlägt es 13

Der dritte Film einer Serie wird immer dann gedreht, wenn die Leute den Eindruck haben, man kann noch mehr aus dem Publikum rausholen. Die Leute gehen ja auch in alle möglichen Filme. Man kann es kaum verstehen, aber wieso bitte sehen sich Millionen Menschen so eine gequirlte Kacke wie diese Karibische Seeräuber Trilogie an. Da ist doch die Reihe der Ocean Filme von anderem Format. Hier nehmen sich die Schauspieler nicht ernst und der Regisseur nimmt den Zuschauer erst recht nicht für voll. Nun also Ocean’s Thirteen. Ja, Julia Roberts spielt nicht mit, aber das Staraufgebot wird immer beeindruckender. Bei Ocean’s Seventeen wird es keinen Hollywoodstar geben, der nicht dabei gewesen sein wird.

Wieder muss ein finsterer Spielbankbesitzer um sein Geld gebracht werden, weil Dannys Freund von diesem Schurken übers Ohr gehauen wurde.

Natürlich geht alles gut und alles ist Spaß und gute Laune. Man hat sich amüsiert und das ist doch auch die Hauptaufgabe eines Films sagen sich die Millionen Menschen, die in diesen Film strömen werden und sich die DVD kaufen werden.

Also strömt, also kauft und entspannt Euch. Brot und Spiele anno 2007!

In Brüssel im Kino

Die Katze auf dem heißen Blechdach. Natürlich ist dieser Film ein wenig angestaubt. Er trägt die Patina großer Hollywoodfilme. Er leugnet nicht, ein Kammerspiel zu sein. Und er hat einfach hervorragende Schauspieler versammelt, die die Geschichte von Big Daddy und seinen Söhnen sehr kompakt realisieren. Natürlich ist das Happyend ein wenig unglaubwürdig. Man hat sich einen Tag und eine Nacht mal so richtig die Meinung gesagt und dann ist fast alles wieder im Lot? Wäre schön, wenn die Welt so einfach funktionierte. Aber die Idee, auch diejenige des hinter dieser Verfilmung liegenden Bühnenwerkes von Tennessee Williams, ist, der Lebenslüge entgegenzuwirken und nach wahren Wertmaßstäben zu leben. Reichtum ist nichts, Glück ist woanders zu Hause. Und das sagt dieser Film, zwar etwas angestaubt, aber nicht weniger wahr!

Gesehen habe ich diesen Film in der Originalversion an einem Abend in Brüssel.

Jakobsweg

Drei Geschwister müssen zusammen den Jakobsweg bewältigen, wenn sie gemeinsam das nicht unbeträchtliche Vermögen ihrer Mutter erben wollen. So sieht es das Testament vor. Also heißt es, alle Aversionen über Bord zu werfen. Die drei wandern nicht allein, sondern gemeinsam mit einem Führer und einer krebskranken Frau, zwei Mädchen nach dem Abitur und zwei Jungs, einer in eins von den beiden Mädchen verliebt und der andere auf dem Weg nach Mekka (die Jungs sind Moslems), um lesen zu lernen. Seine Mutter hat dafür Geld zusammengetragen.

Am Anfang herrscht Chaos, die Geschwister im Streit vereint, die anderen mit zu viel Gepäck und anderen Problemen belastet.

Doch dann löst sich alles auf. Ich werde nichts weiter über den Inhalt dieses wunderbaren Films verraten. Ich sage nur, dass die Bilder von großer Kraft sind, auch die Traumsequenzen. Der Film Saint Jacques … Pilgern auf Französisch ist wunderschön und ich habe noch mehr Lust, den Jakobsweg selbst kennenzulernen.

Ein wunderbarer Episodenfilm

Fatih Akin hat einen neuen Film fertiggestellt. „Auf der anderen Seite“ heißt er.

Ein alter Türke in Bremen lernt eine Landsfrau im Puff kennen und macht ihr den Vorschlag, zu ihm zu ziehen, nur noch mit ihm zu schlafen und ihm seine alten Tage zu verschönern. Der Alte erleidet einen Herzinfarkt, beschuldigt seinen Sohn, einen in Hamburg lehrenden Germanistikprofessor, mit seiner Freundin geschlafen zu haben und tötet diese im Streit durch einen unglücklichen ausgeführten Schlag.

Der Professor sucht nach der Tochter der Toten. Diese Tochter lebt im Untergrund in Istanbul. Kommt auf der Suche nach ihrer Mutter, deren Hilfe sie benötigt, nach Deutschland und lernt hier eine Studentin kennen. Die beiden Frauen verlieben sich ineinander. Die Türkin wird von der Polizei verhaftet und nach gescheiterten Gerichtsverhandlungen ausgewiesen und in der Türkei inhaftiert. Die deutsche Freundin folgt ihr und wird, als sie ihrer Freundin einen Dienst erweisen will, erschossen. Die Mutter kommt nach Istanbul und wohnt genau bei dem Mann, bei dem schon ihre Tochter ein Zimmer gemietet hatte. Es ist der Germanistikprofessor, der mittlerweile eine deutsche Buchhandlung eröffnet hat.

Nun die Geschichte klingt kompliziert, sie ist aber wunderbar leicht erzählt. Sie erinnert an Filme aus den USA, ist aber doch irgendwie deutsch und türkisch und somit europäisch. Ein großer Film und ich freue mich auf weitere Filme von Akin.

Nicht der Kritik wert

Der Film kommt unter dem deutschen Titel „1 Mord für 2“ in die Kinos. Na ja. Im Original heißt er „Sleuth“, was so viel wie die Spur bedeutet.

Der Film ist ein Kammerspiel in einem alten englischen Herrenhaus, das wundervoll modern eingerichtet ist. Das Kammerspiel hat zwei Schauspieler, denen zuzusehen lohnt. Michael Caine als durchtriebener Krimiautor und Jude Law, der insbesondere in einer Verwandlung, sehr überzeugend daherkommt, als arbeitsloser Schauspieler, der in des Autors Gattin verliebt ist.

Am Ende stirbt einer. Die Spuren müssen verwischt werden. Mehr ist nicht zu berichten. (Regie. K. Branagh)

Zwei Filme mit vielen Oscars

Der beste amerikanische Film des Jahres 2008 heißt in der Übersetzung „Kein Land für alte Männer“. Die Coan Brüder haben ein brutales Machwerk wahnsinnig schön verfilmt. Die Schauspieler geben Figuren ab, die so wundersam realistisch in all ihrer Verschrobenheit sind, sie sind alle irgendwo in der amerikanischen Provinz zu Hause. Und dann ist da der irre Killer und der alte, müde Sheriff, immer ist der eine ein wenig weiter. Und der Polizist hat Glück, dass der Killer ihn nicht umbringt. Und dann ist der Film vorbei, so wie er begonnen hat, ganz plötzlich.

Bemerkenswert auch der fast vollständige Verzicht auf Filmmusik!

Ich muss diesen Film nicht noch einmal sehen.

Michael Clayton ist da anders, das ist ein gelungener – und nun zögere ich – Thriller (?). Der Anwalt Clayton ist in einer großen Kanzlei als „Ausputzer“ tätig, sucht nach seinem Kollegen, der eine große Chemiefirma vertritt und plötzlich irre geworden zu sein scheint. Alles geht sehr flott voran, die den größten Teil des Films einnehmende Rückblende und das Finale ist geschickt montiert und lässt diesen Film durchaus aus der normalen Ware herausragen.

Aber ob all die Oscars gerechtfertigt sind, wer will es sagen? Ist nicht alles nur ein Vermarktungstrick, auf den wir Menschen allzu gern hereinfallen?

Unsere Erde

Der Film „Unsere Erde“ von Engländern und Deutschen gemeinsam produziert, soll den Menschen ein Gefühl für die Welt geben, in der wir leben. Wir Menschen reagieren auf Jungtiere besonders emotional. Ach, ist der süß; so ist auch die Euphorie um Knut zu verstehen. Eisbären spielen in dem Film auch deshalb eine besondere Rolle, weil deren Lebensraum bedroht ist. Wenn die Eismassen weiter so schmelzen, dann verringert sich der Lebensraum der Eisbären so massiv, dass sie vom Aussterben bedroht sein werden.

Der Film pflügt von Nord nach Süd durch unseren Planeten. Er zeigt das Fressen und das Gefressen werden. Diese Erde ist einfach wunderschön, aber der Film ist zu süß, zu glatt. Er wird unsere Probleme nicht lösen helfen, er wird vielleicht – im besten Falle – helfen, ein wenig mehr Bewusstsein bei den Menschen zu bilden. Und das wäre ja auch schon etwas.

Tödliche Entscheidung

Zwei unterschiedliche Brüder planen das Juweliergeschäft der eigenen Eltern zu überfallen. Und es passiert, was nicht passieren darf: Die Mutter wird bei dem Überfall getötet. Und damit nicht genug, die Familie zerfällt. Eine Tragödie, fast griechischen Ausmaßes. Auch hier wieder mehr Tote als nötig, mehr Gewalt als notwendig.

Allein, der Film ist genial gedreht. Er erzählt immer von einem gewissen Ausgangspunkt nach vorn, springt dann in die Perspektive eines der anderen Familienmitglieder und erzählt das Ganze aus einem etwas anderen Blickwinkel. Das allein ist spannend, das allein ist großes Kino. Das vollbringt einer der alten großen Regisseure: Sidney Lumet. Und die schauspielerische Leistung von Philip Seymour Hoffman und Ethan Hawke machen aus dem Film („Tödliche Entscheidung“) dann doch so etwas wie den filmischen Höhepunkt des Jahres.

Spielball

Als ich mir die DVD des Films Match Point ansehe, fällt mir auf, dass ich diesen Film nie vorher besprochen habe. Ich kann es gar nicht glauben, einen Film von Woody Allen nicht sofort nach Besichtigung, besprochen zu haben. Nun ja, besser spät als nie.

Ein auf die Netzkante auftreffender Ball kann bei einem Tennisspiel sowohl auf die Seite des Gegners kullern oder auf die eigene zurückfallen. Man kann in beiden Fällen nichts mehr dagegen tun.

Diese Situation kennt der Ex-Tennisspieler, der sich als Lehrer in einem Londoner Club verdingt. Er ist ehrgeizig und darauf bedacht, nach oben zu kommen. So lernt er einen reichen Jüngling kennen, dessen Schwester sich in ihn verliebt und so wird er bald unter den Fittichen des künftigen Schwiegervaters aufsteigen. Wäre da nicht die Freundin des zukünftigen Schwagers, wäre alles im Lot. Diese junge Amerikanerin, die gern Schauspielerin werden möchte, die aber immer beim Vorsprechen durchfällt, diese junge Frau weckt in unserem Tennisprofi die Begierde ans Netz vorzustürmen und den entscheidenden Ball zu spielen.

Natürlich wird er seine Frau mit ihr betrügen und wer wollte standhaft bleiben, wenn Scarlett Johansson die Frau der Begierde gibt. Doch damit gerät sein Gebäude einer sicheren Zukunft ins Wanken. Und als seine Geliebte schwanger wird, brechen die Dämme.

Und wäre dann nicht ein Ring, den man in die Themse werfen will, um sich seiner zu entledigen und würde dieser nicht zurück auf die Promenade fallen, wer weiß, wie das Match dann ausgehen würde.

Also ein sehr guter Film vom Meister Allen.

Ansehen!!!

Ein amerikanischer Film, wieder einmal

Ein Mann verliert seinen Job bei der CIA; seine Frau will ihn verlassen und sammelt zunächst einmal alle Daten über seine Vermögensverhältnisse und auch ein wenig Dienstliches. Sie gibt die CD-ROM ihrem Anwalt zur Prüfung; dessen Sekretärin verliert eine Kopie in dem Umkleideraum eines Fitness Studios, wo sie von den Angestellten gefunden wird und von zweien zu Geld gemacht werden soll. Nun ist das Material aber gar nicht brisant und man will die Daten gar nicht. Aber trotzdem gibt es jede Menge Verwicklungen und jede Menge Turbulenz. Wie bei den Coen Brüdern üblich, gibt es Tote und so richtig unbeschadet kommt niemand aus dieser Geschichte heraus.

Sieht man von den unnötigen Gewaltszenen ab, ist die Geschichte einfach witzig und man unterhält sich vortrefflich. Die Herren Malkovitch, Clooney und Pitt spielen sich und die Zuschauer einfach schwindlig und man merkt dem Film an, dass wahrscheinlich alle Spaß an der Produktion hatten. (Burn after reading!)

Ein Quantum Bond

Der Film beginnt mit einer Intensität, dass einem der Atem stockt, man möchte eigentlich gern, dass der Film sich verlangsamt, aber er dreht weiter so hochtourig. Eben noch in Siena, schon am Bodensee und so weiter.

Der Film ist einfach gut. Daniel Craig ist ein hervorragender Bond. Er will seine Aufgabe erledigen, dabei erledigt er manchmal zu schnell seine Gegner. War im letzten Bond Film, die Musik erst am Ende zu hören, die als Bond-Thema jedermann kennt, so kommt diesmal Bond am Ende daher, wie sonst am Anfang der Filme, er geht, dreht sich in die Kamera und schießt, die Linse färbt sich und aus. Der nächste Film, wird sicherlich dann wieder im Standard sein, und auch Ms. Moneypenny wird wieder dabei sein und der Nachfolger vom guten alten Q. Aber darauf müssen wir jetzt noch einige Zeit warten und in der Zwischenzeit das ein oder andere Mal, diesen Film sehen. Das ist ein Quantum Trost!

Ein kleiner Reiseführer durch Barcelona

Woody Allen hat wieder einen Film gedreht. Und wieder hat er viele prominente Schauspielerinnen und Schauspieler um sich versammelt und wieder, wie immer, geht es um das eine, das was uns bewegt, was diese Welt bewegt. Es geht um Liebe, um die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Also auch andere Filme haben mit der Idee gespielt (Tootsie beispielsweise); und ein Freund erzählte mir einst, dass er einen Mann kannte, der auf Parties von Frau zu Frau ging und einfach fragte, ob die angesprochene Person mit ihm schlafen wolle. So geht es den beiden jungen und attraktiven Amerikanerinnen (wundervoll Rebecca Hall und Scarlett Johansson!). Sie werden von einem Maler (auch ganz ausgezeichnet Javier Bardem!) angesprochen und eingeladen ein Wochenende mit ihm zu verbringen. Mit allem Drumherum!

Erst geht die eine, dann die andere mit ihm ins Bett. Mit letzterer bleibt er eine Weile zusammen; seine Ex-Frau taucht auf (noch eine wundervolle Darstellerin, die unvergleichlich schöne Penelope Cruz), man lebt zu dritt eine Weile und dann trennt man sich.

Am Ende kehren die Amerikanerinnen nach Hause zurück und wir sind durch Barcelona geführt worden, wir haben uns gut unterhalten und bleiben Fan von Woody.

Vicky Cristina Barcelona ist ein netter Film, ein sehr europäischer Film zudem. Und ansehen ist Pflicht!

Kinobesuche

Da waren doch einige Filme in der letzten Zeit, die ich sah.

Das Geheimnis“, die Verfilmung des gleichnamigen Buches, die ich eindeutig besser fand als seine literarische Vorlage.

Ein Film von Tom Tykwer „The International“, einem Thriller, in dem eine Bankgesellschaft versucht, ihre schmutzigen Geschäfte zu vertuschen und dabei über Leichen geht.

Wer wird Millionär in Indien? Oder „Slumdog Millionaire“. Der mit vielen Oscars ausgezeichnete Film überzeugt durch die wundervolle Darstellung des Hauptdarstellers in den unterschiedlichen Altersstufen. Die Geschichte ist nachvollziehbar und der Film balanciert erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Kitsch und Kommerz. Und so etwas kann man Kunst nennen.

Star Trek“ oder wie alles anfing. Wenn die Stars bereits tot sind oder sehr alt, dann erzählt man nach hinten, was war denn ganz am Anfang? So war es mit Bond und so ist es auch hier. Und das Beste an dem ganzen Film: Man unterhält sich!

Zwei Filme

Schon mehr als zwei Monate ist es her, dass ich mir den Film „Verblendung“ angesehen habe. Ich kannte den Roman nicht, der dem Film zugrunde liegt. Es ist eine Romantrilogie eines schwedischen Autors, der inzwischen gestorben ist. Die Hauptfiguren sind ein Journalist, der gerade einen Prozess und ein Teil seines Renommees verloren hat und eine junge Frau, deren bestellter Vormund sie vergewaltigt und von dem sie sich „emanzipiert“. Sie kennt sich mit Rechnern aus und wird mit dem Journalisten eine Gemeinschaft bilden und einen Fall lösen. Der Film hält sich, so sagen kundige Menschen, die den Roman lasen, eng an seine Vorlage. Ja, der Film ist gut, spannend und macht Appetit auf die nächsten Teile.

Woody Allen hat seinen nächsten Film gedreht; diesmal wieder in New York. Whatever works funktioniert. Ein typischer Film von ihm. Man ist amüsiert, man freut sich auf den nächsten Streifen von ihm und lehnt sich entspannt in den Kinosessel zurück.

Das weiße Band

Als die zwei ältesten Kinder des Pastors eines kleinen Dorfes in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg noch kleiner waren, trugen sie weiße Bänder an ihrer Kleidung oder – das Mädchen – im Haar. Das Zeichen für Unschuld, die Mahnung auch so zu bleiben und nicht Sünden anheimzufallen. Als sie älter werden und eines Tages zu spät nach Hause kommen, erhalten sie nicht nur Schläge, sondern auch wieder diese Bänder, damit sie sich erinnern können, an die Unschuld, an das Gute. Aber die Zeiten sind nicht mehr so. Der Junge wird nachts an das Bett gefesselt, damit er nicht onaniert und das Mädchen begehrt später auf. in dem es den kleinen Vogel des Vaters, der in einem Käfig im Arbeitszimmer des Pfarrers zwitschert, auf ziemlich grausame Art umbringt. Dass die Kinder auch die Anführer einer kleinen Bande sind, die ein Seil über den Weg spannt, den der Arzt des Dorfes mit seinem Pferd benutzt, zu Fall kommt und einige Wochen im Krankenhaus zubringen muss, ist klar. Sie verprügeln auch den Sohn des Gutsherrn und einen kleinen behinderten Jungen, den Sohn der Hebamme. Die wird vom Doktor verstoßen, dessen Geliebte sie viele Jahre hindurch war. Der vergeht sich an seiner Tochter. Der älteste Sohn einer Bäuerin rächt den Unfalltod seiner Mutter an den Kohlköpfen des Gutsherrn. Ist sie doch im Sägewerk des Barons ums Leben gekommen.

Der Film ist ein Sittenbild eines kleinen Dorfes kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs. Was aus den Menschen werden wird, wissen wir nicht. Der Film in schwarz-weiß gedreht, blendet sich aus dem Gottesdienst, der seine jungen Männer in den Krieg entlässt, aus.

Ein sehr guter Film! (Das weiße Band, ein Film von Michael Haneke)

Mammuth

Der Name dieses Films steht nicht für den fetten Depardieu, sondern für ein Motorrad (Münch Mammuth). Mit dem fährt Depardieu durch Frankreich und versucht Bescheinigungen zu sammeln, die er benötigt, damit er eine Rente bekommen kann. Er hat sich mit verschiedenen Arbeiten durch das Leben geschlagen und meist offensichtlich schwarzgearbeitet. Der Film „Mammuth“ ist wirr.

Eine alte Schuld, seine erste Geliebte starb offenbar bei einem Motorradunfall, holt ihn immer wieder auf dieser Fahrt ein. Er lässt sich seine Dokumente von einer Blondine stehlen. Seine Nichte ist einfach ein wenig beschränkt – wie er auch -und am Ende hat er sein Motorrad verkauft und kommt auf einem Mofa wieder zu Hause an.

Der Film ist wirr und nicht – jawohl – nicht sehenswert!

Ein Amerikaner in den Abruzzen

Der Film „The American“ kommt sehr spannend daher. Man befindet sich in Schweden und sieht einem Paar in einer Hütte zu, wie es nackt in das Kaminfeuer blickt und dem Sex von eben nachlauscht.

Die nächste Einstellung zeigt das Paar auf den Weg in den nächsten Ort. Der Mann entdeckt eine Spur, er begreift in Sekundenschnelle, dass hier ein Jäger unterwegs ist, einer, der es auf ihn abgesehen hat und nur wenig später ist dieser Jäger tot, der Komplize an einem Auto wartend auch und die Frau auch. Unser Mann will keine Zeugen. Er fährt nach Italien, er wird von seinem Auftraggeber in ein entferntes Dorf in die Abruzzen geschickt, soll dort ein Gewehr für eine Kollegin bauen, Killer wie er selbst. Der örtliche Priester interessiert sich für ihn und bald auch die Prostituierte, bei der unser Amerikaner zum Stammkunden wird. Mehr verrate ich nicht, nur so viel. Es bleibt nicht so spannend, wie am Anfang. Der Text, den die Schauspieler sprechen müssen, ist übersichtlich und immer wieder schwärmt die Kamera von der Landschaft, von den Dörfern und den Schmetterlingen. Die Farben des Films sind gedämpft. Wie der Schuss eines Revolvers durch einen Schalldämpfer weniger geräuschvoll erscheint, malt die Kamera mit diesen Farben die Landschaft weich. In diesem Film bewegt sich der Filmstar George Clooney wie ein Vogel Strauß in der Fußgängerzone. Er wirkt fremd, irgendwie fehl am Platz.

Einige Filme

Der Film „Goethe“ behandelt die Phase des jungen Genies als dieser seinen Werther schreibt und zum Star avanciert. Der Film ist ein wenig so gestaltet wie der großartige „Shakespeare in Love“ nur ist hier alles ein wenig provinzieller, ein wenig deutscher, also bieder. Dennoch hat der Film schöne Momente und lohnt sich, angesehen zu werden. (Regie Philipp Stölzl)

Dieses Urteil kann ich dem zweiten Film in dieser Besprechung nicht zugestehen. Der Film „Orly“ soll ein Episodenfilm sein und Menschen auf dem französischen Flughafen kurz vor ihren Abflügen zeigen. Das ist eine gute Idee und daraus hätte man einen wundervollen Film machen können. Hat man hier aber nicht, hier hängen die verschiedenen Zipfel mehr oder weniger in der Luft und ich war froh, als der Abspann kam. Wir hätten Gelegenheit gehabt, mit der Regisseurin zu sprechen, aber das wollte ich dann auch nicht. (Regie Angela Schanelec)

Woody und die Kinder vom Samenspender

Ich sehe den Mann Deiner Träume sagt die Wahrsagerin zu ihrer Klientin. Die glaubt das, weil sie es glauben will. Ihr Gatte trennte sich von ihr und lebt mit einem blonden nur ein Drittel so altem Busenwunder zusammen. Die Tochter aus der gescheiterten Ehe lebt mit einem erfolglosen Schriftsteller zusammen, der einer Nachbarin schöne Augen macht und sie selbst ist in ihren Chef verliebt, einem Galeristen und unglücklich Verheiratetem.

Das ist Woody Allens Personaltableau in seinem neuesten Film. Woody Allen kann Filme machen, die so unendlich beschwingt daherkommen und doch ganz viel Arbeit ahnen lassen. Und seine Schauspieler sind die besten, die man bekommen kann für die Rollen, die er zu besetzen hat. Anthony Hopkins ist der alte Kerl, der sein Alter nicht akzeptiert und schrecklich enttäuscht wird von der blonden Schlampe an seiner Seite. Und Naomi Watts ist eine phantastische Tochter und Antonio Banderas ein wundervoll erfolgloser Schriftsteller und so geschickt im Nachsteigen der Nachbarin und dann hat er schließlich auch noch eine Idee, wie er aus der Erfolglosigkeit herauskommen kann. Ich warte auf den nächsten Film!

Der Film „The Kids are all right“ ist nicht geeignet ebenso enthusiastisch gefeiert zu werden. Allerdings ist er auch nicht schlecht oder langweilig. Er ist nur einfach weniger witzig, weniger intelligent und weniger tiefgründig. Er ist amerikanischer Machart. Nur die Schauspielerinnen Annette Benning und Juliane Moore sind als lesbisches Paar, das von ein und dem gleichen Samenspender je ein Kind bekommen hat, sehr sehenswert. Der Film zeigt uns, dass wir eine normale Familie vor uns haben, die eine Krise durchläuft und am Ende sich wieder zusammenrauft. Ein netter Film, kein Highlight, kein Ärgernis.

Kino vom Feinsten

Die Oscars sind vergeben und die Rede des Königs bekam die wichtigsten ab. Grund genug, diesen Film zu besichtigen.

Der Titel bleibt im Original, einem Trend, an dem man schon seit Jahren nicht vorbeikommt. Es empfiehlt sich auch diesen Film im Original zu sehen, weil es königliches Englisch ist, das da an unsere Ohren dringt. The King’s Speech ist ein vom Wort und dem historischen Bezug lebender Film. Der überraschend zum König proklamierte Georg, ein Stotterer, wird das Vereinigte Königreich in den Krieg gegen die Nazis führen müssen. Er muss Reden halten, die sein Volk zusammenhalten, es zum Durchhalten überzeugen soll. Er hat schon viele Lehrer gehabt, die ihn versuchten vom Stottern abzubringen. Niemand kann ihm helfen. Und dann entdeckt die Frau des späteren Georg einen Mann, der mit ungewöhnlichen Methoden offensichtlich schon erfolgreich Menschen vom Stottern befreien konnte. Die beiden Männer müssen sich aufeinander einlassen. Das geht nicht ohne Verletzungen, aber es geht und es gelingt beiden, das Beste daraus zu machen. Der Vater von Königin Elisabeth wird sein Volk mir der starken Frau (Queen Mum) an seiner Seite und einem Freund, der ihn bei allen wichtigen Reden begleiten wird, durch den Krieg führen. Ein großer Film, weil er Schauspielern die Gelegenheit zum Spiel gibt. Und die drei Hauptdarsteller Helena Bonham Carter, Geoffrey Rush und Colin Firth zeigen, was sie können. Ein gelungener Film (Regie: Danny Cohen)!

Ein anderes Sujet, eine Antwort auf jenen früheren Berliner Finanzsenator und Angestelltem der Bundesbank, dessen Namen in meinen Aufzeichnungen nicht erscheinen wird, der der Auffassung ist, dass Deutschland sich abschafft, weil die Kultur der Ausländer die eigene auffressen werde.

Hier sieht man das Gegenteil. Ein wundervoll witziger Film zweier türkischer Schwestern (Nesrin und Yasemin Samderili). „Almanya – Willkommen in Deutschland“ zeichnet die Erlebnisse eines türkischen Gastarbeiters (des einmillionsten!) nach. Der Mann holt seine Familie nach und man wird deutsch. Alle fahren 45 Jahre später zurück nach Anatolien, man will Urlaub machen. Einer kommt nicht mehr mit zurück und einer stirbt. Aber was diesen Film ausmacht ist die genaue Beobachtung und der Witz der Situationen. Dieser Film geht einem leicht unter die Haut, man ahnt, dass er mehr bedeutet als er auf dem ersten Blick von sich preisgibt. Aber er kommt eben leicht daher, kein erhobener Zeigefinger, sondern ein breites Lächeln über das bärtige Gesicht. Wundervoll die vielen Stellen, wie beispielsweise diejenige, wo die Enkelin ihrem Großvater gesteht, schwanger zu sein und der Freund ein Engländer sei. „Ein Engländer“, sagt der Opa, „warum denn nicht wenigstens ein Deutscher?“.

Kein Kommentar, hingehen, sich amüsieren und nachdenken.

Joschka im Kino

Der Dokumentarfilm Joschka und Herr Fischer von Pepe Danquart ist, so der Untertitel des Filmplakats eine Reise durch 60 Jahre deutsche Geschichte. Das stimmt ohne Zweifel. Was mich erschreckte war der Umstand, dass mir viele der von Fischer in diesem Film angesprochenen Themen gar nicht mehr so präsent waren, wie ich das von mir selbst erwartet hätte. Der Film ist mit mehr als zwei Stunden Spielzeit sehr lang und ich hatte den Eindruck, dass es nicht stimmte. Man hätte sich um mehr Zeitzeugen kümmern sollen, die Auswahl, die der Film präsentiert, ist sehr zufällig und manchmal fragt man sich, was der Mensch da nun eigentlich zu sagen hatte. Mich hat der Film nur an wenigen Stellen wirklich berührt; ich glaube man hätte viel mehr daraus machen können, ja müssen.

Harry Potter

Ich habe die Geschichte über den Jungen, der die Welt vor dem Bösen rettet, nicht gelesen. Einige der Filme habe ich jedoch gesehen, weil ich Anja begleitete. Es ist schwierig, diese Filme zu sehen, ohne die Bücher gelesen zu haben. Andere Verfilmungen stehen für sich selbst, nicht diese Filme und schon gar nicht der letzte Teil. Der ist in 3D gedreht und man muss viele „Action“ – Szenen aneinanderreihen, weil sich der Film sonst schnell als Langweiler erweisen würde. Die Kampfszenen erinnern an den Herrn der Ringe, die Besichtigung von Schlachtopfern wiederum an vom Winde verweht. Für jeden etwas also. Und der Harry trottelt irgendwie durch den Film dem Ende entgegen. Nun gibt es keine Fortsetzung mehr. Und das ist auch gut so!

Ein kleiner Film

Nichts zu verzollen, ist ein unterhaltsamer kleiner Film über die menschlichen Schwächen, den anderen, den Nachbarn als Fremden zu betrachten. Ich wunderte mich am meisten, dass die Grenzen zwischen Frankreich und Belgien erst in den neunziger Jahren meines Geburtsjahrhunderts verschwanden. Ich dachte, die wären schon ewig nicht mehr existent. Das bleibt im Gedächtnis von diesem Film, den man sonst ganz getrost schnell vergessen kann.

Der Gil in uns

Immer wenn es 12 schlägt in Paris wird Gil von einem Auto in die Vergangenheit abgeholt. Er ist erfolgreicher Drehbuchautor und schreibt an seinem ersten Roman. Er steht kurz vor der Heirat mit einer blonden Schönheit, deren Eltern stockkonservativ und stinkreich sind. Man ist zusammen in der Seine Metropole.

Und Gil wäre sogar mit den großen Helden der Epoche zusammen, die er über alles schätzt. Diesen goldenen zwanziger Jahren. Und genau dies passiert ihm Nacht für Nacht. Er lernt auf den verschiedenen Feiern Hemingway und Cole Porter ebenso kennen wie Picasso und Gertrude Stein, die seinen Roman liest und ihm Anregungen gibt. Er lernt die Muse Picassos kennen, verliebt sich in diese schöne Frau und gerät mit ihr in eine andere Zeit. In jene Belle Époque, von der die Schönheit wiederum träumt und in der sie gerne leben wollte. Und wir erkennen, so sehr wir uns mit diesem Gil auch identifizieren, dass jede vergangene Zeit zwar unsere Sehnsüchte bedient, aber unser Leben nicht weiterbringt. Wir leben hier und jetzt. Und wenn wir nicht aufpassen, ist das Leben bereits vorbei. Und deshalb lässt Gil seine Schönheit ziehen, die aus seinen Träumen ebenso, wie die aus seinem Leben. Und da steht auch schon die junge Frau aus dem Antiquitätenladen, bei dem er Schallplatten mit Aufnahmen von Cole Porter gekauft hat, auf dem Pont Neuf neben ihm und das Leben geht weiter. Midnight in Paris ist der romantischste Film von Woody Allen.

Le Havre

Aki Kaurismäki hat sich dem Problem der Flüchtlinge zugewandt, die aus Afrika kommen.

Diese hier wollen nach England, schaffen es aber nur bis nach Le Havre. Ein Junge entkommt der Polizei und ein Schuhputzer nimmt den Jungen auf. Die Frau des Schuhputzers scheint unheilbar krank. Aber so, wie der Junge nach London gelangen wird, steht die Frau geheilt auf und kehrt nach Hause zurück. Ein entzückendes kleines Märchen in der tristen Wirklichkeit unserer Tage.

Nachdeckung

2008 gab es den großen Bankenkrach. Erinnern wir uns noch? Im Moment kracht der Euro. Was wissen wir eigentlich über die Hintergründe? Wir haben keine Ahnung. Das zeigt der Film „Der große Crash – Margin Call“.

ch gestehe, den Film nicht im Original gesehen zu haben, weil ich fürchtete, nicht genug von dem „Wirtschaftsenglisch“ zu verstehen. Ich gestehe, ich habe in der synchronisierten Fassung auch nur wenig verstanden. Ein gerade gefeuerter Angestellter hat eine Rechnung hinterlassen, ein Risikoschätzung, aus der hervorgeht, dass die Bank, um die es hier geht, schon Verluste produziert und wenn die Zahlen sich noch ein wenig schlechter entwickeln als man das im Allgemeinen annimmt, dann ist die Firma pleite. Also muss alles verkauft werden. Weitere Leute werden gefeuert und den Verlust werden dann andere tragen. Da sind eine Reihe von Stars am Start, die diesem Film Leben einhauchen wollen. Allen voran Kevin Spacey und Jeremy Irons. Spaceys Figur trauert am Ende mehr über den Tod seiner Hündin als darüber, dass viele Menschen arbeitslos werden und Leben zusammenbrachen. Und doch ist er noch die sympathischste Figur. Mir graut vor dem Euro Krach, denn auch hier geht es um Margin Calls, um Nachdeckungen. Und hier wie dort gibt es viele fröhliche Dilettanten!

Ein Ein-Sterne Hotel

Das Hotel Lux war der Ort, in dem sich die Kommunisten aus verschiedenen Ländern Europas in Moskau sammeln konnten.

Hier waren beispielsweise viele der deutschen Genossen zusammen, weil sie aus dem faschistischen Deutschland fliehen mussten. In dieses Hotel verschlägt es auch den Komödianten Zeisig, der eigentlich nur auf der Bühne stehen will und spielen möchte. In den Wirren der Zeit wird er von den Nazis verfolgt, so dass er ebenfalls fliehen und sich nach Moskau retten muss. Er kommt in eine aberwitzige Verwechslung hinein, aber da der russische Geheimdienst keine Fehler machen kann, kommt er aus den unmöglichsten Situationen gerade so heraus, kann Stalin die Idee näherbringen, sich mit den Nazis einzulassen und da das Ganze mit einer Liebesgeschichte verknüpft ist, geht es noch ein wenig weiter bis am Ende alles für unseren Helden gut endet. Leander Haußmann hat diese Geschichte für den Film eingerichtet. Dieser Film ist keiner in der Tradition des „Sein oder Nichtsein“. Und Haußmann ist kein Lubitsch. Nur ein wenig unterhaltsam ist der Film schon, wenn auch nicht so komisch, wie das vielleicht möglich gewesen wäre.

Unter die Haut

Ein neuer Film von Pedro Almodóvar ist in den Kinos zu besichtigen: Die Haut, in der ich wohne. Eine schwierige Geschichte. Der begnadete Hautarzt hat vor Jahren seine untreue Ehefrau verloren. Sie hatte ihn mit seinem Halbbruder betrogen, bei einem Autounfall schwer verletzt überlebt sie, aber als sie ihr entstelltes Gesicht in einer Fensterscheibe sieht, springt sie aus dem Fenster, ihrer jungen Tochter, deren Gesang sie überhaupt an das Fenster gelockt hatte, gerade vor die Füße. Die Tochter wird jahrelang psychologisch betreut, hatte sich gerade gefangen, als ein Vergewaltigungsversuch sie schier um den Verstand bringt. Kurze Zeit später stirbt sie. Der Vater verfolgt den Vergewaltiger, bringt ihn in seine Gewalt und operiert so lange an ihm herum bis er eine neue Haut – feuerresistent – hat und ein neues Geschlecht. Diese neue Figur erhält das Gesicht seiner verstorbenen Frau. Der Halbbruder taucht mal wieder auf und vergewaltigt, weil er davon überzeugt ist, seine ehemalige Geliebte vor sich zu haben, diese. Der Arzt erschießt seinen Halbbruder. Vera das Kunstgeschöpf erschießt den Arzt und dessen Mutter und kehrt selbst zurück nach Hause. Die Haut, in der er/sie wohnt wird er nicht mehr ablegen können.

Antonio Banderas und Marisa Peredes überzeugen in diesem Film, der ein echter Almodóvar ist. Ein spannender Film, wundervoll konstruiert und mit allen üblichen Zutaten ausgestattet. Die Geschlechtsverwechslungen sind natürlich sein Thema. Das nicht in die Haut passen, sich in der Haut nicht wohlfühlen. So gut können Filme sein.

Mit Jung und Freud im Kino

Der Film von David Cronenberg „Eine dunkle Begierde“ geht auf eine wahre Geschichte zurück.

Die junge Sabina Spielrein kommt zu dem Therapeuten C. G. Jung. Der wendet die gefährlichen Methoden (so der Originaltitel) des Psychotherapiepapstes Siegmund Freud an. Jung verliebt sich in seine Patientin und ein anderer Patient, der neurotische Kollege Otto Gross, rät seinem Therapeuten, doch mit der Frau zu schlafen, seinen Trieben nachzugeben. Er tut es, er setzt natürlich Karriere und Familie aufs Spiel und es kommt auch zum Krach zwischen Jung und Freud und zur Trennung der Liebenden. Der Film ist ein ruhiger, sehr wortlastiger Film mit einem großartigen Schauspielerteam Fassbender, Knightley, Mortensen, Cassel, Gadon.

Einfach darauf einlassen und die Geschichte inhalieren.

Unmögliche Mission

Mir ist es nicht möglich, in nur wenigen Zeilen, den Inhalt des Films „Mission Impossible 4“ Das „Phantom Protokoll“ zu erzählen.

Ein überintelligenter Verrückter will einen Atomkrieg zwischen den Russen und den Amerikanern provozieren, in der Hoffnung, dass dies eine reinigende Wirkung auf die Hinterbliebenen hätte. Nur die Truppe des MIF (Mission Impossible Forces) kann das verhindern, allen voran Ethan Hunt, der wieder von Tom Cruise gespielt wird. Der Mann klettert selbst an der Glasfassade des höchsten Hauses der Welt hoch. Der Mann braucht keine Stuntmen, er macht das alles selbst. Der Film ist gute Unterhaltung, der Inhalt des Films ist nicht so wichtig. Eine gute Unterhaltung ist es allemal.

Amerikanischer Wahlkampf im Kino

George Clooney hat wieder Regie geführt und einen erstaunlichen Film abgeliefert. „The Ides of March“ schildern den amerikanischen Vorwahlkampf der demokratischen Kandidaten, die noch übriggeblieben sind. Und im Bundesstaat Ohio soll eine Vorentscheidung fallen. Der eine Mr. Morris liegt vorn, der andere hat nur eine Chance, wenn ihn auch die Republikaner wählen, damit man den leichteren Gegenspieler im Wahlkampf bekommen würde. Ein Ränkespiel wird vor unseren Augen entwickelt, das der Spannung wegen hier nicht im Einzelnen auseinandergenommen werden kann. Im Mittelpunkt steht aber nicht der Gouverneur Morris, der von Clooney gespielt wird, sondern sein ehrgeiziger Berater, gespielt von Ryan Gosling, einem sympathischen frischen Gesicht. Ein guter Film und man glaubt sofort, dass amerikanischer Wahlkampf genauso ablaufen kann.

Zweimal Kino zu Beginn des Jahres 2012

Sherlock Holmes hat uns im Film schon oft erfreut. Die Abenteuer dieses Genies werden normalerweise so gezeigt, dass der Mann als Geistesriese dasteht. Dieser Holmes (schon der zweite Film mit Robert Downey und Jude Law als Dr. Watson) schlägt sich und wird mit dem Oberschurken in die Tiefe der Schweizer Alpen gerissen. Er taucht dann doch wieder auf, was ein klarer Hinweis darauf ist, dass man sich auf einen dritten Film freuen kann. Viel Action und viel Spaß, was will man zu Beginn des neuen Jahres mehr? Der Film heißt „Spiel im Schatten“, Regie Guy Ritchie).

Noch mehr Spaß, eigentlich fast schon eine unanständige Attacke auf die Lachmuskeln ist der französische Film „Ziemlich beste Freunde“. Ein superreicher Querschnittsgelähmter sucht einen Betreuer, er findet den jungen Mann, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, der nur eine Bestätigung für das Arbeitsamt benötigt und die beiden kommen prima miteinander aus. Ein Märchen wird hier erzählt und das schönste daran ist, dass es auf einer wahren Begebenheit fußt. So schön ist diese Welt, so schön kann das Kino sein. Ein wundervoller Film. Hingehen, auch mehrfach!

Dame, König usw.

Den Roman „Dame, König, As, Spion“ von John le Carré las ich nicht. Auch sah ich wissentlich keine frühere Verfilmung.

Insofern bin ich gänzlich unbelastet ins Kino gegangen und sah einen sehr betulich daherkommenden Film (Regie: Tomas Alfredson). Den Titel hat er von den Schachfiguren an dem der ehemalige Chef des MI 6 Fotos seiner engsten Mitarbeiter befestigt hat. Einer von denen muss ein Maulwurf sein. Wir befinden uns in den siebziger Jahren, im kalten Krieg und der russische Geheimdienstchef hat es geschafft, seinen Mann ganz weit oben zu installieren. Der englische Geheimdienstchef muss nach einer gescheiterten Aktion in Budapest gehen, kurze Zeit später stirbt er. Sein ehemaliger Mitarbeiter Smiley, mit ihm in Pension geschickt, erhält den Auftrag, nach dem Maulwurf zu suchen. Man sieht keinen James Bond, sondern einen grauen Herrn mit zu groß geratener Brille, der kaum spricht und viel kombiniert. Am Ende hat er das Rätsel gelöst, den Schuldigen gefunden und sieht sich als Chef des Geheimdiensts rehabilitiert. Mich hätte es nicht gestört, wenn der Film in schwarz – weiß gedreht worden wäre. Es hätte zum Film gepasst.

Barbara

Was für ein wundervoller Film von Christian Petzold.

Barbara Wolf ist Kinderärztin und wegen eines Ausreiseantrags in die DDR-Provinz nach Mecklenburg–Vorpommern versetzt worden. Sie plant mit ihrem westdeutschen Geliebten die Flucht über die Ostsee. Sie ist eine leidenschaftliche Ärztin, wie ihr neuer Vorgesetzter. Er ist von der Stasi als IM eingesetzt und soll über sie berichten. Aber er verliebt sich in diese wundervolle Frau (von Nina Hoss so grandios gespielt), er ist unendlich traurig, als sie nicht zu der ihm und doch eigentlich auch ihr wichtigen Operation eines Jungen erscheint. Doch was dann geschieht, wird hier nicht verraten. Was ich verrate, ist etwas anderes: Diesen Film darf man sich auch ein zweites Mal anschauen. Ein hinreißender, ein begeisternder Film. Chapeau!

Altersruhesitz in Indien

The Best Exotic Marigold Hotel pfeift aus dem letzten Loch, der Sohn hat das Hotel vom verstorbenen Vater geerbt und auch dessen träumerische Ader. Er holt alte Leute aus dem Vereinigten Königreich nach Indien und verspricht ihnen einen sorgenfreien Alltag. Aber in einer völlig neuen, einer exotischen Umgebung. Die Motive der Menschen, die sich hier versammeln sind so vielfältig, wie die indische Fauna und Flora. Das Ehepaar flieht vor der normierten Seniorenresidenz in England, zumal nicht klar ist, wie gut die finanzielle Ausstattung der beiden wirklich ist, hat man doch der Tochter ein nicht unerhebliches Startkapital überlassen und man weiß ja nicht was daraus werden wird. Da ist der schwule Richter, der seiner großen Liebe nachspürt, die alte Dame, die eine Hüftoperation benötigt und diese in Indien deutlich günstiger ist als in Großbritannien. Der alte Herr, der seinem Lebensglück nachjagt, ebenso wie die schon in den besten Jahren befindliche Frau und schließlich auch noch eine, deren Mann gestorben und Schulden hinterlassen hat, die nicht bei den Kindern leben will, sondern endlich einmal eine eigene Entscheidung im Leben treffen will. Diese mit großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern hochbesetze Runde findet sich, verliert sich und findet doch zumindest scheinbar zu sich selbst.

Der Film ist unterhaltsam, vielleicht eine Spur zu kitschig (ein wenig weniger Bollywood wäre mehr gewesen), aber sehenswert, zumal im Original, allemal.

Sibirien

Der Mann muss beruflich nach Sibirien. Da trifft man auf die typische Schlamperei; Putin ist weit. Die Landschaft sowieso. Und wenn man dann noch eine betörende Frau trifft, dann lässt man das bisherige Leben einfach hinter sich und versucht es in Sibirien. Dass der Mann von Joachim Król gespielt wird, ist ein besonderes Vergnügen.

Ausgerechnet Sibirien.

Die Russen in der Reihe hinter mir haben sich herzlich amüsiert.

Kochen im Film

So einfach geht das also.

Man droht den dritten Stern zu verlieren. Man schnappt sich einen Mann, der kochen kann und Geschmack hat und binnen weniger Tage kann man den Trend wenden. Ende gut alles gut. Der Film ist nicht lustig, er unterhält nicht wie andere französische Filme der letzten Zeit. Er ist seicht und oberflächlich. Schade, ich hatte mir so viel mehr versprochen.

Der Film heißt „Kochen ist Chefsache“, eine blöde Übersetzung, weil Chef ja einfach der Chefkoch ist. Der Regisseur Daniel Cohen.

Auf dem Jakobsweg

Nun haben auch die Amerikaner den Jakobsweg entdeckt.

Der Amerikaner Emilio Estevez, Sohn von Martin Sheen, hat mit seinem Vater den Film „Dein Weg“ gedreht. Der Plot ist einfach: Der Sohn kommt am ersten Tag seiner Wanderung auf dem Camino ums Leben und der Vater geht nun diesen Weg zu Ende, obwohl er dies nie vorhatte. Er findet auch ein paar Wegbegleiter und so filmt die Kamera den Weg, die Hauptorte an diesem Weg und so wandert man mit. Es ist ein langweiliger und so wenig inspirierender Streifen, dass man ihn ganz schnell vergessen sollte.

Raus aus dem Altenheim!

Es scheint derzeit einen Boom zu geben, sich mit dem Alter im Film auseinander zu setzen. Das Hotel in Indien, ein von mir nicht gesehener französischer Film über eine WG aus Alten und Jungen und nun ein deutscher Spielfilm. Bis zum Horizont, dann links. Frau Domröse spielt mit und Otto Sander. Eine alte Ju und schließlich das Meer. Alles ganz nett, aber etwas zu betulich. Ein wenig mehr Schwung, hätten auch die Alten vertragen. Und so ist der Film ganz unterhaltsam, aber kein Hit.

Liebesgrüße aus Rom

Ja, wieder ein Film von Woody Allen. Nun in Rom. Verneigung vor der ewigen Stadt und dem Bond Filmtitel „From Russia with Love“. Daher „To Rome with Love“! Wieder ein Staraufgebot ohne Ende. Die wunderschöne Penelope Cruz und Alec Baldwin, um nur zwei zu nennen. Verwirrend die Geschichte um den Mann, der aus dem Nichts berühmt und ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwindet. Nun das hätte nicht sein müssen. Woody ist auch mal wieder zu sehen und dann das sensationelle Gesicht der Alessandra Mastronardi. Ich fand die Episode in Paris den Vorgängerfilm dichter und viel schöner, aber Woody ist immer sehenswert. Mach es noch viele Male, Woody.

Ganz viel Kino

The Angel’s Share bezeichnet jenen Teil des Whiskeys, der durch die Fässer diffundiert und den Engeln gehört. Das ist die Erkenntnis, die ich aus diesem Film von Ken Loach mitgenommen habe. Eine kleine britische Unterschicht-Komödie. Nett, aber nichts Bewegendes.

Oh Boy ist – so sagt man – ein Berlin-Film. Er ist in Schwarz-Weiß gedreht und spielt an einem Tag oder ein wenig mehr, weil der Morgen des nächsten Tages auch noch eine Rolle spielt. Ein Episodenfilm. Die Hauptfigur, ein junger Wiedergänger des Eichendorffschen Taugenichts. Der Junge lebt von Vaters Geld, war seit zwei Jahren nicht mehr in der Uni, verliert wegen wiederholten Fahrens eines Wagens unter Alkoholeinfluss den Führerschein. Stolpert von einer Unglücksgeschichte in die nächste. Und wird auch am Morgen des Folgetages nichts an seinem Leben ändern wollen.

Ein guter Film, ein außergewöhnlich guter Film, der es schwer haben wird, viel Publikum zu erreichen und der irgendwann gegen Mitternacht in der ARD laufen wird.

Das ist mit Skyfall anders. Dieser neueste Bond Film ist gut, vielleicht der bisher beste überhaupt. Er hat Bezüge zu den früheren Filmen, er ist Western und Schnulze und natürlich Krimi und Action und und und. Der Film hat am Ende auch endlich wieder eine Miss Moneypenny und es steht zu lesen, dass Bond wiederkommen wird. Hoffentlich bald!

Ein Western, der gar keiner sein will

Also mein Zahnarzt riet mir, mich nicht in die ersten fünf Reihen des Kinos zu setzen. Weil das Blut so weit spritzen würde. Das war ein wichtiger Hinweis.

In dem Film Django Unchained von Quentin Tarantino wurde mit dem besonderen Saft nicht gegeizt. Der Film spielt im Jahre 1858, also zwei Jahre vor dem amerikanischen Bürgerkrieg und 150 Jahre von heute entfernt. Heute regiert ein Farbiger die USA. In dem Film regiert ein farbiger Kopfgeldjäger. Sitzt auf dem Pferd, wo er doch eigentlich in Ketten neben solch edlen Tieren herlaufen sollte. Der Film zeigt eine längst tote Gesellschaft des Südens der USA. Er ist so unglaublich brutal und auf der anderen Seite so unwahrscheinlich lustig, dass man gar nicht mehr merkt, wann einem wieder etwas im Halse stecken bleibt oder man es mit lautem Gelächter geradewegs wieder herausbringt.

Man muss diesen Film nicht mögen, aber man muss ihn gesehen haben.

Nachtrag

Vor einiger Zeit schon haben wir uns den Film Beasts of the Southern Wild angesehen. Ich konnte mit diesem Film nichts anfangen; ich gestehe es ohne Scham. Meine Güte. Ein Film um ein kleines Kind und dessen schwerkranken Vater. Dem Süden der USA, wo man nicht leben will, weil das Land jeder Zeit unter Wasser stehen kann. Die Phantasie der Kleinen, die ihre Monster sehr plastisch zu träumen in der Lage ist, aber das ist es auch. Nicht mein Film. Regie: Benh Zeitlin.

Zweimal Berlinale und zurück

Nach Jahren der Abstinenz endlich wieder einmal bei Filmen der Berlinale gewesen. Nicht im Wettbewerb, sondern im Panorama und in einer Retrospektive. Der Reihe nach. Rock the Casbah ist ein Film aus der Zeit der Intifada. Er geht an die Nerven, er berührt. Er zeigt junge israelische Soldaten im Ausnahmezustand. Sie haben gerade einen Kameraden verloren, sie haben Angst, ein ähnliches Schicksal zu erleiden und sie haben Wut. Wut auf die Palästinenser, auf die Politik, ihre Vorgesetzten und vieles mehr. Man kann diese Art von Krieg nicht gewinnen, sagte nach der Vorstellung der Regisseur Yariv Horowitz. Recht hat er, nur warum sieht das in Israel sonst niemand ein?

In der Retrospektive die Klamotte Some like it hot. Dieser Film von Billy Wilder ist ein Meisterwerk. Denn eine Klamotte muss man erst einmal inszenieren. Es ist mit so viel Tempo, mit so viel Witz gedreht, dass man nur den Hut ziehen kann. Und dann dieser göttliche Schlusssatz: „Nobody is perfect“. Man möchte anfügen, but this movie is, isn’t it?

Zwei hab ich noch

Im Juni 1939 versichert sich der junge englische König George VI., den wir aus The King‘s Speech bereits kennen, der Hilfe des amerikanischen Präsidenten. Ihm ist klar, dass es Krieg geben wird und dass das Vereinigte Königreich auf die Hilfe der Vereinigten Staaten von Nordamerika angewiesen sein wird. Dieser Präsident ist Franklin Roosevelt, an den Rollstuhl gefesselt wegen einer Kinderlähmung und kein Kostverächter, was das andere Geschlecht anbelangt. Der König und dessen Frau werden auf dem Landsitz der Mutter des Präsidenten Hyde Park am Hudson empfangen. Und der Präsident tröstet den Stotterer, dass hier zwei Behinderte aufeinandertreffen, was aber nicht problematisch sei, weil die Menschen nur das sehen, was sie sehen wollen. Dass Daisy, die Cousine des Präsidenten, eine Rolle spielt, ist klar, wird doch die Begebenheit von ihr erzählt. Ein Film, so ruhig, wie der Hudson sich durch die amerikanische Landschaft schlängelt. Überragend Bill Murray als Roosevelt und Samuel West als George.

Der diesjährige Oscar für den besten Film ging an Ben Afflecks Argo. Die wahre Geschichte von der Heimholung sechs Amerikaner. Die sich aus der amerikanischen Botschaft in Teheran vor dem Mobb in Sicherheit bringen konnten und nun von einem CIA Agenten als Filmteam getarnt außer Landes gebracht werden. Man weiß, dass es gut ausgeht, trotzdem fiebert man mit bei dem Film, der mit einfachsten Mitteln Spannung erzeugt und diesen Spannungsbogen sehr lange halten kann. Eine sehr amerikanische Geschichte, für die ein amerikanischer Film einen amerikanischen Filmpreis durchaus verdient haben kann.

Gambit

Ein kleiner sehr intelligenter Film. Was Wunder, schließlich haben die Coën Brüder das Drehbuch verfasst. Schlicht geht es um einen Kunstbetrug. Ein unzufriedener Kurator, will seinem Boss ein gefälschtes Bild verkaufen. Da hat er sich ein nettes Szenario überlegt. Es gibt aber Hindernisse, es gibt Irrungen und Wirrungen und am Ende noch einen sehr hübschen Dreh. Alles sehr professionell, alles sehr gescheit. Ein schöner Film! Gambit!

Möbius-Affäre

Ein Agententhriller, der nicht ganz leicht zu durchdringen ist. Ein Liebesfilm von besonderer Tiefe. Der Film (Möbius-Affäre)kommt leicht daher, er spielt am Mittelmeer und alles ist Verwirrung, auch die Gefühle verwirren sich. Und irgendwann fragt ein Geheimagent den Hauptdarsteller, ob er das Möbiusband kennte. Nein, das tut der Mann nicht. Dabei ist es so einfach. Man nehme ein Band verdreht es einmal und klebe es zusammen. Nie kommt man dort an, wo man gestartet ist. Alles klar? Regie Éric Rochant. 

Frances Ha

Ein Schwarz-Weiß Film. Ein Film über eine junge Frau kurz vor dem dreißigsten Lebensjahr. Nichts auf die Reihe gebracht, aber so ungeheuer sympathisch, dass man sich in sie verlieben könnte. Sie heißt nicht Ha, sondern hat einen viel längeren Namen. Als sie diesen auf einen Zettel geschrieben hatte, um den in das vorgesehene Feld des Briefkastens an ihrer Wohnung anzubringen, stellt sie fest, dass der Zettel zu lang geraten ist. Also knickt sie einen Teil des Namens weg. Nun steht da Frances Ha. So ist auch ihr Leben, sie knickt ein Stück weg und dann kann es weitergehen mit dem Leben. Regie Noah Baumbach; Greta Gerwig als Frances Ha.

Einige Filme

Eine Zeit lang war ich faul, ich habe den einen oder anderen Film gesehen, dann aber mich nicht hingesetzt und einige Sätze aufgeschrieben, um mich in noch späteren Jahren an das eine oder andere erinnern zu können.

Nun habe ich wenigstens die Kinokarten aufgehoben, sonst hätte ich wahrscheinlich einige der nachfolgend aufgelisteten Filme bereits wieder vergessen. Also Westen, Blue Jasmine, Ummah – Unter Freunden, Grand Budapest Hotel, Exit Marrakech und fliegende Liebende. Möglicherweise, dass ich doch den einen oder anderen kurz erwähnt habe, aber insgesamt alles nicht so eindrucksvoll, dass ich mir jetzt eine längere Abhandlung aus den Fingern saugen müsste. Filme, einige Filme halt.

Und noch zwei Filme

Drei Menschen, die vor dreißig Jahren bereits in einer Wohngemeinschaft zusammenlebten, versuche es aufs Neue. In dem Wohnhaus lebt noch eine andere WG, drei Studenten im Prüfungs- und Beziehungsstress. Die wollen Ruhe und Ordnung und das passt nicht zu den drei Altkommunarden. Der Film „Wir sind die Neuen“ macht sich über so manches Klischee lustig und ist unterhaltsam. Es könnte die einzelnen Charaktere ausleuchten und ein wenig mehr Tiefgang entwickeln, aber wer sich einfach ein wenig gut unterhalten will, ist in diesem Film sehr gut aufgehoben.

Eine laue Sommernacht brachte uns in ein Freiluftkino und bescherte uns dort den Film „Fuck you Goethe“. Noch ein deutscher Unterhaltungsfilm, auch hier nicht wirklich ein Tiefgang zu erkennen. Aber das lag sicherlich nicht in der Absicht der Filmemacher. Wäre der Ton im Kino besser ausgesteuert gewesen, hätte ich noch einige Gags mehr akustisch verstanden und mich noch ein wenig mehr amüsiert.

Ja, beide Filme sind nicht aufregend, aber nett anzuschauen.

Schiller und die Schwestern

Der Regisseur Dominik Graf hat einen wundervollen Film gemacht. Er schildert das Dreiecksverhältnis der Schwestern Lengefeld mit dem Titanen Schiller. Was für ein Film, ich versank im Kinosessel, ich war berührt und gerührt. Einen so sentimentalen, so anrührenden Film habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Großartiges Kino! Großartige Darsteller. Allen voran die beiden Schwesterndarstellerinnen. Hannah Herzsprung und Henriette Confurius sowie der Schiller des Florian Stetter. Mir ging es wie Schiller, ich konnte mich auch nicht entscheiden, wen von den beiden furiosen Schauspielerinnen ich meine Gunst schenken sollte. Ich nehme sie beide. Ich hoffe, dass dieser Film sogar international Aufsehen erregen wird. Ein Ereignis, eine Sensation. Ich gefühlsduseliger Mensch könnte jetzt noch vor Glück heulen. Die geliebten Schwestern heißt das Meisterwerk.

Who am I

Ein toller Film, knallhart, sehr schnell, sehr anregend, sehr gut. Sehr gute Schauspieler. Ein typisch amerikanischer Spielfilm. Nein stimmt ja gar nicht.

Der Film ist eine deutsche Produktion, mit deutschen Schauspielern! Ganz großes Kino, wäre es eine amerikanische Produktion, wäre es ein Kassenschlager. Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt.

Kein System ist sicher, so ist der Untertitel dieses Films.

Der meistgesuchte Mann

Ich habe mir neulich den Film A most wanted man angeschaut. Eine Verfilmung eines Romans von John Le Carré, Ich habe das Buch nicht gelesen und bin insofern ohne Vorkenntnisse in diese sehr spannende Geschichte geraten.

Der Film verfolgt am Anfang mehrere Fäden, die dann aber alle zu einem spannenden Finale zusammenlaufen. Bis auf einem Crash gegen Ende des Films kommt dieser Film ohne Schießerei aus. Keine Actionszenen, keine Bettszenen. Alles sehr diskret. Und der Held, der tragische, wird vom viel zu fetten Philip Seymour Hoffman gegeben (seinem letzten Film übrigens). Der ist nun – im wahrsten Sinne des Wortes – beileibe kein James Bond. Wunderbar sympathisch die junge Anwältin der mir bis dato unbekannten Rachel McAdams. Regie führte Anton Corbijn. Ein guter Film.

Kino im Neuen Jahr

Ich bin in eine Kino Matinee gegangen; das kleine Kino war an diesem ersten Sonntag des Jahres ausverkauft. Es gab den Film von Mike Leigh „Mr. Turner“. Er schildert einen Teil des Lebens des von mir sehr geschätzten Malers des Lichtes, des Meeres und des Übergangs von einem Zeitalter in eine neue nunmehr technisierte Ära

Wundervolle Filmaufnahmen sind gelungen und die Auswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler ist superb. Ein toller Film, ein stiller Film. Kein schlechter Beginn eines neuen Jahres.

Süße Gier

Ich weiß ja nicht, was sich Menschen denken, die fremdsprachige Filme auf den deutschen Markt bringen wollen und sich Titel einfallen lassen müssen. Titel, die vielleicht ein wenig reißerisch erscheinen oder ein wenig erotisch oder, ach, ich weiß es nicht. Der hochgerühmte italienische Film Il capitale umano hat jedenfalls den deutschen Titel Die süße Gier nicht verdient.

Der Film des Regisseurs Paolo Virzi ist jedenfalls ein Glücksfall. Er schildert aus dem Blickwinkel dreier Personen das Geschehen vor einem halben Jahr und dann zum Zeitpunkt der filmischen Erzählung. Der wenig erfolgreiche Immobilienmakler, dessen Tochter, die mit dem Sohn eines Finanztycoons liiert zu sein scheint und der Frau dieses Kapitalisten, der einen Fonds verwaltet, der auf den Niedergang des Staates setzt und für den nur das Geld zählt. Zum Teil sehen wir die gleiche Szene aus anderem Blickwinkel, sehen auf einmal etwas anderes. Die Geschichte ist immer ein wenig anders als es auf dem ersten Blick zu sein scheint.

Das ist ein außergewöhnlicher Film, bei dem es oberflächlich betrachtet darum geht, wer einen Radfahrer angefahren und Fahrerflucht begangen hat. Der Fahrradfahrer wird seinen Verletzungen erliegen. Unter dieser Oberfläche bildet sich unsere Gesellschaft ab, da zeigt sich das Gesicht der Oberschicht genauso ungeschminkt, wie dasjenige der Mittel- und der Unterschicht.

Die Schauspielerinnen Matilde Gioli und Valeria Bruni Tedeschi ragen aus einem sehr starken Ensemble heraus.

Ein wundervoller Kinofilm!

The Imitation Game

Der zweite Weltkrieg wurde nicht nur an den verschiedenen Fronten von den Soldaten entschieden, sondern auch von den Geheimdiensten. Er wurde entschieden, weil die eine Seite mehr über die andere wusste. Weil sie die Funksprüche entschlüsseln konnte, die über den Äther rauschten, obwohl diese mit einer Verschlüsselungsmaschine bearbeitet worden waren und deren Code lange Zeit als „unbreakable“ galt.

Alan Turing hatte die Idee, der einen Maschine, der Enigma, eine andere Maschine entgegenzusetzen. Das gelang, natürlich nicht sofort und schon gar nicht ohne schreckliche Verluste und persönliche Verletzungen. Doch es gelang. Unter anderem deshalb, weil man darauf kam, dass die Deutschen jeden Morgen eine Wettermeldung absetzten und viele Botschaften mit dem bekannten Heil … abschlossen. Ironie der Geschichte, dass diese Grußformel zur Entschlüsselung beitrug. Der geniale Mathematiker wurde nach dem Krieg wegen seiner Homosexualität verurteilt und nahm sich 41jährig das Leben; erst 2013 wurde seine Leistung durch Rehabilitation der Königin gewürdigt. Ein großer Film dieses „Imitation Game“ (Regie Morton Tyldum, Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch).

Wirklich großes Kino!

Wüste Geschichten

Also es gibt sie doch noch diese magischen Momente im Kino, die einen ganzen Film lang halten. Obwohl der Film, den ich jetzt loben möchte, eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten ist. Gar keine durchgängige Erzählung. Kein Roman, sondern sehr böse Kurzgeschichten.

Der Regisseur Dámian Szifron hat ein Wunderwerk vollbracht. Meist kommen die Geschichten honigsüß und klebrig daher, wie bei dem Griff in die Tüte mit dem süßen Popcorn, wo immer etwas an den Fingern kleben bleibt, was den Wunsch erzeugt, sich die Hände waschen zu müssen. Egal ob man die Geschichte der Hochzeit besonders mag oder was entstehen kann, wenn man beim Überholen, den langsameren Fahrer beschimpft. Ob es um den Mann geht, der überzeugt ist, dass sein Auto zu Unrecht abgeschleppt wurde und dessen Geschichte wie eine moderne Variante der Geschichte des Michael Kohlhaas ausschaut oder um den Autounfall mit Fahrerflucht, die mit Abstand brutalste Geschichte, immer besticht die Kameraführung, der Erzählstil und nicht zuletzt die grandiose schauspielerische Leistung der argentinischen Schauspielerinnen und Schauspieler.

Ach ja, und noch eine Warnung, seien sie vorsichtig, wenn sie einen Flug geschenkt bekommen, das kann tödlich enden.

Ganz großes Kino, ein Film „Wild Tales“, den ich gern wiedersehen möchte.

Superfilm aus Frankreich

Verstehen Sie die Béliers? Nein natürlich nicht, die können nur Gebärdensprache. Mutter, Vater und der Sohn sind taubstumm. Den Krach, den sie morgens beim Frühstück machen, können sie nicht hören. Im Gegensatz zu ihrer Tochter, die ist ihr Sprachorgan. Die muss beim Frauenarzt übersetzen und auf dem Markt, wo die Familie den von ihnen produzierten Käse verkauft. Dann entdeckt man bei der Tochter das sängerische Talent, ihre großartige Stimme und sie will an einem Wettbewerb teilnehmen und im Erfolgsfall in Paris auf eine spezielle Schule gehen. Das bringt Unruhe in die Familie. Die Tochter erlebt auch ihre erste Liebe und überhaupt, dieser Film ist einfach schön. Schön anzusehen, eine Superkomödie. Ein toller Film aus Frankreich. Eine herausragende Schauspielerin in der Rolle der Tochter (Karin Viard). Regie Eric Lartigau.

Kein österreichischer Heimatfilm

Ich gestehe, die sogenannten Brenner Romane des Wolf Haas bisher nicht zu kennen. Ich gestehe auch, die früheren Verfilmungen nicht gesehen zu haben.

Nun habe ich mir „Das ewige Leben“ angeschaut. Den völlig runtergekommenen Detektiv Brenner gibt der österreichische Kabarettist Josef Hader. Tobias Moretti und die attraktive Nora von Waldstätten sind in den anderen tragenden Rollen zu sehen.

Was man zu sehen bekommt, ist ein veritabler Kriminalfilm. Freilich keine Actionszenen, wie bei Bond, aber ganz gemütlich geht es hier auch nicht zu. Und fast hat der Film Anklänge an den „film noir“. Ein größeres Kompliment kann man dem österreichischen Kino kaum machen.

Ein nicht so spannender Film

Von dem Film „Die Lügen der Sieger“ von Christoph Hochhäusler hatte ich mir mehr versprochen. Er zeigt einen Journalisten, der in die Machenschaften einer undurchsichtigen Einrichtung gerät. Er erzählt eine Geschichte, die so heute vielleicht in Deutschland möglich sein könnte. Aber er tut dies nicht mit der genügenden Spannung, nicht mit der kuriosen Wendung. Er ist erstaunlich glatt und langweilig. Schade.

Cruise auf unmöglicher Mission

Der nunmehr fünfte Film der Reihe Mission Imposible ist vielleicht der spannendste. Allemal unterhaltsam ist er. Zwar kommt man sich ständig wie in anderen Filmen vor, aber das tut der Liebe keinen Abbruch. Da grüßt der Bond, der fulminante Szenen in der Oper hatte; diesmal Turandot und niemand schläft, vielmehr ist Tom Cruise wieder einmal hellwach. Überhaupt Bond, der ist auch an anderen Stellen präsent, aber Zitate sind erlaubt. Und bevor der Film losging, lief der Trailer für den nächsten Bond. Würde ich jetzt twittern, schriebe ich #Vorfreude.

Zweimal wieder im Kino

Der erste Film ist ein britisches Produkt und beschreibt ein altes Ehepaar am Punkt eines blinden Flecks, der durch einen Brief offenbar wird, den der Ehemann erhält. Der Brief informiert darüber, dass die Leiche einer Frau in den Alpen gefunden wurde, mit der unser Mann unterwegs war. Die Gattin wusste nichts von dem Verhältnis, es war zwar vor ihrer Zeit, aber wenn man so lange zusammen ist, dann denkt man doch, dass man alles von dem anderen weiß. 45 Jahre (45 Years) sind eine lange Zeit und doch nicht lang genug, um alles übereinander zu erfahren. Ein großer Auftritt für zwei Schauspieler: Charlotte Rampling und Tom Courtenay. Regie: Andrew Haigh.

Der zweite Film ist ebenfalls ein Fest für Schauspieler. Diesmal für Burghart Klaußner und Ronald Zehrfeld.

Der Staat gegen Fritz Bauer ist der Versuch zu zeigen, wie die Bundesrepublik Deutschland die alten Nazis zu schützen versuchte und wie engmaschig das Netzwerk dieser Menschen in den fünfziger und sechziger Jahren war. Bauer, der hessische Generalstaatsanwalt, will den Organisator der Judenmorde Adolf Eichmann in Deutschland vor Gericht stellen. Wie wir aus der Geschichte wissen, kam es dazu nicht. Vielmehr wurde er vom israelischen Geheimdienst entführt und dann in Israel der Prozess gemacht. Warum es dazu kam und was die Verfolgung von schwulen Männern in diesem Zusammenhang bedeutete bringt dieser Film uns näher. Ein guter Film. Regie: Lars Kraume.

Kino

Der Regisseur Lars Kraume hat auch Familienfest abgedreht. Ein Film mit vielen guten deutschen Schauspielern besetzt. Voran der derzeit unvermeidbare Lars Eidinger, der als todkranker Sohn zum siebzigsten Geburtstag seines Vaters, eines weltberühmten Pianisten, in sein Elternhaus zurückkehrt, um zu sterben. Der Vater ein egomanes Scheusal. Seine Mutter eine Alkoholikerin, seine Brüder mit allen eigenen Problemen auch am Start. Ein Fest für Schauspieler, ein toller Film.

Bond ist wieder da

Spectre heißt der neueste Bond Film.

Seit Daniel Craig diesen letzten Kämpfer der Gerechtigkeit und Demokratiewerte darstellt, haben die Filme einen Zusammenhang. Und das geht auch in diesem Film so weiter. Jetzt ist Blofeld wieder da, der Bösewicht einiger Bondfilme früherer Zeit. Christoph Waltz gibt diesen Schurken und er ist es auch, der mich hoffen lässt, es wird einen weiteren Film mit Craig als Bond geben, den besten Bond-Darsteller, den wir bisher auf der Leinwand gesehen haben.

Woody ist 80!

Der neueste Film von Woody Allen heißt Irrational Man.

Der Philosophieprofessor ist in einer Lebenskrise, da helfen weder die neue Hochschule noch die geile Kollegin. Die junge Studentin auch nicht, zumindest anfänglich. Erst als er einen, natürlich den perfekten, Mord plant, der anderen nützt und keinerlei Verdacht auf ihn richtet. Doch dann kommt es alles anders und auch der Schluss wird nicht verraten. Es ist wahrscheinlich nicht sein stärkster Film, aber immer wieder schön und ich hoffe, es ist nicht sein letzter.

Gott lebt in Brüssel

Der liebe Gott in diesem belgischen Film ist alles andere als lieb, er ist ein gnadenloser Stinkstiefel, der seine Frau für bescheuert hält, seinen Sohn aus dem Haus gegrault hat und seine Tochter einfach verprügelt. Er regelt alle Dinge dieser Welt von einem altersschwachen Computer aus. Seine Tochter rebelliert und veröffentlicht per SMS alle Lebensdaten der Menschen. Jede/r hat nun schwarz auf weiß, wie lange er/sie noch leben wird. Jesus gibt seiner Schwester den Rat zu fliehen und sechs neue Apostel zu suchen, weil 18 die Lieblingszahl von deren Mutter ist. Der Film „Das brandneue Testament“ ist eine wundervolle Parabel über unser begrenztes Leben, ein toller Film und mein Wunsch ist, dass dieser Film von Jaco Van Dormael ganz viele Zuschauer bekommen wird.

Tatort im Kino

Tschiller off duty ist der Fortsetzungsfilm der Tatorte des Norddeutschen Rundfunks mit Til Schweiger. Der Film ist im Kino zu besichtigen und ist aktionsreich und hat seine witzigen Momente und hat seine spannenden Momente, aber er konnte mich nicht vom Hocker reißen. Denn Action gab es schon in so vielen Varianten und Witz und Spannung liegen auch in anderen Filmen oft ganz dicht beieinander. Mehr ist da nicht zu sagen.

Der Geschmack der Wunder

Da fährt die junge Frau einen Mann über den Haufen. Sie ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder, sie hat nach dem Tode ihres Mannes nicht nur die Kinder zu erziehen, sondern sich um eine Obstplantage zu kümmern, mit der Bank rumzuschlagen und einen Nachbarn, der gern mehr als das sein möchte. Der Mann, den sie mit ihrem Auto erwischt, ist nur leicht verletzt und will sich nicht behandeln lassen, sondern bleibt in der Natur sitzen und sagt als erstes zu ihr, dass sie ein schönes Kleid trage.

So beginnt der schönste Liebesfilm der letzten Jahre. Der im deutschen den Titel Birnenkuchen mit Lavendel trägt, obwohl Lavendel nicht wirklich im Film eine wichtige Rolle spielt. Im Original heißt der Film „der Geschmack der Wunder“ und das ist viel poetischer und passender. Denn dieser Film ist direkt von einer Fee geschrieben worden. Der junge Mann hat das Asperger-Syndrom, was ihn liebenswert schrullig macht, aber nicht irre und schon gar nicht blöd. Der Film kommt ohne Sex aus, er ist einfach schön, denn natürlich werden die beiden ein Paar und werden wahrscheinlich auch noch Kinder zeugen. Das ist hier aber nicht wichtig. Entscheidend ist, dass man gute anderthalb Stunden Urlaub in Frankreich macht und die Seele baumeln lassen kann.

Die Kommune

Ein interessanter Film von Thomas Vinterberg. In Kopenhagen bildet sich eine solche Wohngemeinschaft mit sehr unterschiedlichen Menschen. Es ist die Geschichte einer Familie, die auseinanderbricht. Der Mann verliebt sich in eine viel jüngere Frau, seine Studentin. Die Frau will ihn zurück, sie willigt sogar ein, dass die junge Frau in die Kommune zieht, aber das kann nicht gut gehen. Die Tochter der beiden wird indes erwachsen. Sie ist die eigentliche Heldin dieses Films, ihre Darstellerin ist großartig, ihr Gesicht würde ich gern in anderen Filmen wiedersehen.

Das Leben der Anderen

Ich habe vor Kurzem erneut den Film „Das Leben der Anderen“ im Fernsehen wiedergesehen. Der Film zeigt das Spitzelsystem der DDR, er zeigt das kleinbürgerliche Verhalten der Regierungssozialisten und er zeigt den guten Menschen, er zeigt eine überwältigende Liebesgeschichte. Dieser Film ist schlicht großartig. Seine Schauspieler sind es und auch der Mann, der wahrscheinlich nie wieder an diesen Erfolg anschließen kann: Florian Henckel von Donnersmark.

Drei Filme im Sommer 2016

Verräter wie wir“ ist eine Verfilmung eines Romans von John le Carré. Mithin spielt der Film im Agentenmilieu. Ein englischer Literaturdozent gerät in einen Fall der russischen Mafia. Eigentlich wollte er sich nach einem Seitensprung nur mit seiner Frau aussöhnen und zu diesem Zweck ein Wochenende in Marrakesch verbringen. Dann lernt er einen russischen Geldwäscher kennen und dann ist man mittendrin im Agenten- und Mafiastück. Man muss diesen Film nicht gesehen haben. Film: Verräter wie wir, Regie: Susanna White

Toni Erdmann nennt er sich, der Vater der klugen und gestressten Industrieberaterin. Er will ihr näher sein, besucht sie überraschend in Bukarest, wo sie eine Firma berät, wie man den Gewinn auf Kosten der Freisetzung möglichst vieler Arbeiter steigern kann. Der Film lebt von zwei überragenden Darstellern und von einigen witzigen Szenen. Es bleibt bei mir aber am Ende die Frage, was will der Film mir sagen? Welche Botschaft wollte die Regisseurin Maren Ade mir vermitteln? Die beiden großartigen Protagonisten übrigens sind Sandra Hüller und Peter Simonischek.

Da ging mir der dritte Film wesentlich mehr unter die Haut. „Vor der Morgenröte“ bringt uns in einigen Szenen die letzten Lebensjahre des Autors Stefan Zweig näher. Wie er durch Südamerika als geachteter Schriftsteller reist, aus seinem Land vertrieben, anderen Flüchtlingen helfend, dankbar darüber, dass einige Länder sie immer noch aufnehmen (ja da ist der Zeitbezug deutlich hergestellt!). Zweig auf einem Empfang, auf einem Schriftstellerkongress, auf einer Pressekonferenz, auf einer großen Zuckerrohrplantage, in New York und dann auf seiner letzten Station wieder in Brasilien, wo er sich gemeinsam mit seiner Frau das Leben nimmt. Was nicht klar wird, warum er dies tut. Ist es nur der von ihm in New York gegenüber seiner ersten Frau angedeutete Überdruss, sich um alles kümmern zu müssen? Oder war er leer, ausgebrannt? Die große schöne Morgenröte, von der er schreibt, hat er nicht mehr erlebt. Der Film ist sehr sehenswert, auch weil er mit Josef Hader, Aenne Schwarz und Barbara Sukowa durch Maria Schrader hervorragend besetzt ist. Und die Kameraführung mit langen feststehenden Bildern, eine Änderung des Bildes nur mit Hilfe eines Schrankspiegels, das ist wahrlich großes Kino!

Der Olivenbaum

Ich habe mir den spanischen Film El Olivio angeschaut. Das ist kein Blockbuster Film, der wird leider nie sehr viele Zuschauer erreichen. Das ist schade. Es ist ein anrührender Film, weil es eine anrührende Geschichte ist.

Die Geschichte eines alten Mannes, der über den Transfer seines uralten Olivenbaumes nicht hinwegkommt. Den Verkauf haben seine Söhne eingefädelt, weil sie sich vom Erlös, ein Restaurant am Strand finanzieren wollen. Das Restaurant gibt es nicht mehr, aber der Olivenbaum ziert jetzt als ökologisches Feigenblatt das Atrium eines deutschen Energiekonzerns. Und die Enkelin (überzeugend von Anna Castillo gespielt), ihren Großvater liebend, möchte ihm den Baum zurückholen. Also auf nach Düsseldorf mit einem Schwerlaster und der Kraft der modernen Medien. Sie sitzt dann, wie in alten Zeiten auf dem Ast des Baumes als sie vom Tode des Großvaters erfährt. Und das Ende des Films verrate ich nicht, aber dieser Film ist schlichtweg schön. (El Olivio, Regie Icíar Bollaín)

Woody Allens neuester Geniestreich

Die Filme des Meisters werden immer besser, immer unterhaltsamer. Woody Allen at his best! Café Society heißt dieses neueste Meisterwerk. Der Soundtrack umwerfend, der Plot, den ich hier nur andeuten werde, genial und die Schauspielerinnen und Schauspieler wunderbar.

Ein junger Mann kommt in den dreißiger Jahren nach Hollywood und hofft auf einen Job in der Firma seines Onkels. Das gelingt nicht so ganz, aber immerhin verliebt er sich sterblich in eine reizende Frau. Ja, wie es weiter geht, wird hier nicht verraten. Man muss einfach hin, rein ins Kino und selber im Glück schwelgen. Woody, bitte mach ganz schnell den nächsten Film.

Ein Malerleben

Dieser Film wird kein Blockbuster, sondern es gehen ein paar zehntausend Menschen ins Kino, dann wird man ihn abends im Fernsehen zeigen, zu später Stunde und auch dort wird er keine hohe Einschaltquote erzielen. Egon Schiele – Tod und Mädchen, wen soll das locken? Wie viele Menschen kennen denn diesen grandiosen Maler überhaupt?

Aber alle, die sich auf den Film einlassen, gehen bereichert aus diesem Film heraus. Das pralle Leben schaut dich an und die Schauspieler sind so überzeugend ausgesucht und spielen ihre Rollen hinreißend. Ein starker Film; mir bleiben besonders die Darstellerinnen der Schwester und der Geliebten Wally in Erinnerung (Maresi Riegner und Valerie Pachner). Regie: Dieter Berner

Ein Malerinnenleben

Die sogenannten Biopics haben im Film Konjunktur.

Jetzt kann man das kurze Leben der Paula Modersohn-Becker betrachten. Mir hat der Film Paula nur mittelmäßig gefallen. Er ist nicht tiefgehend genug, vieles, allzu vieles bleibt an der Oberfläche. Christian Schwochow vermochte es nicht, diese Figur mehr auszumalen. Vielleicht ist über sie auch einfach zu wenig bekannt, aber dann sollte man keinen Film drehen. Die Hauptdarstellerin Carla Juri ist eine interessante Frau, aber sie sah der „echten“ Paula nicht wirklich ähnlich, sie ist – pardon – zu schön. Ein Vergleich zwischen der Schauspielerin und der Selbstbildnisse der Malerin bezeugt dies.

Aber genug davon: Man muss den Film nicht gesehen haben!

Filme zu Beginn des Jahres 2017

Lady Susan ist eine Erzählung von Jane Austen, die ich bisher nicht gelesen habe. In deren Mittelpunkt steht diese starke Frauengestalt Susan, die verwitwet ist und die nun immer bei Verwandten unterkommen muss, deren Tochter zunächst auf einem Internat ist, dann aber ebenfalls mit der Mutter gemeinsam bei den Verwandten Unterschlupf findet. Die Lady ist sehr attraktiv und heute würde man sagen durchtrieben. Sie will ihre Tochter gut unter die Haube bringen und sich selber auch. Dabei liebt sie einen verheirateten Lord, flirtet mit ihrem Cousin und heiratet später den etwas einfältigen reichen Junggesellen, den sie eigentlich für ihre Tochter vorgesehen hatte. So verheiratet kann sie mit ihrem Geliebten ungestört ein Verhältnis pflegen und der Tochter bleibt der Cousin. Ich fand – als Austen Fan – den Film sehr ansprechend; aber gesehen haben muss man ihn nicht unbedingt. Love and Friendship.

Muss man die Überglücklichen gesehen haben, frage ich mich gerade und antworte, auch nicht unbedingt. Der Film ist ein Märchen. Es stehen mal wieder psychisch auffällige Menschen im Mittelpunkt. Eine junge Frau mit schweren Depressionen und eine etwas ältere mit bipolarer Störung. Der Film bringt die beiden zusammen und in Freiheit, er erzählt von den verschiedenen Leben der beiden und schafft es, am Ende alles gut ausgehen zu lassen. Ein Märchen eben. Ein schöner Film mit zwei grandiosen Schauspielerinnen: Valeria Bruno Tedeschi und Micaela Ramazzotti. Wegen der beiden lohnt sich der Kinobesuch dann doch schon.

Auch bloß eine Liebesgeschichte

Ich schreibe normalerweise meine „Kritiken“ nach einer Zeit des Wartens, des sich setzen lassen. In diesem Fall mache ich es am Tage nach der Besichtigung.

Ich sah den Film „Die Blumen von gestern“. Es wurde im Vorfeld diskutiert, ob man über das Sujet dieses Films eine Komödie drehen sollte oder besser gesagt drehen darf. Es geht um einen Holocaustforscher, der über die Beschäftigung mit diesem Thema sogar impotent geworden ist, der seiner Frau streng nach Plan das Treffen mit Liebhabern erlaubt. Das Paar hat eine farbige Adoptivtochter und nun ist der Leiter seines Instituts gestorben, ein internationaler Kongress ist vorzubereiten. Mit dem Nachfolger des Leiters, seinem früheren Freund überwirft er sich und verprügelt den Mann und darüber hinaus hat er nun auch noch eine französische Praktikantin am Hals. Diese wiederum ist erstens die Geliebte seines neuen Chefs und früheren Freundes und zweitens die Enkelin einer Schulfreundin seines Großvaters. Der war als Nazi für die Ermordung der jüdischen Mitbürgerinnen in Riga verantwortlich. So auch für den Tod seiner ehemaligen Schulfreundin und der Großmutter besagter Praktikantin. Diese hat sich schon vor einigen Jahren im Zuge ihrer Nachforschungen über die Ermordungen ihrer jüdischen Vorfahren in den Forscher verliebt, weil dieser ein Buch über die Gräueltaten auch seines Großvaters verfasst hatte. Nach vielen Turbulenzen, die im Zusammenhang mit der Durchführung des Kongresses stehen, verbringen die beiden in Riga eine Liebesnacht zusammen. Unser Forscher ist von seiner Impotenz geheilt, seine Trennung von Frau und Adoptivtochter scheitert und die Aussage seiner geliebten Praktikantin, sie sei just in der Nacht von Riga schwanger geworden, stellt sie nur wenig später als Lüge heraus. Jahre später trifft man sich zufällig in einem Kaufhaus im Weihnachtstrubel. Das Kind ist doch von ihm. Der Enkel eines vielfachen Mörders und die Enkelin einer ermordeten Jüdin haben über den Gräbern der Vergangenheit ein Kind gezeugt. Nach näherer Betrachtung ist der Film auch nur eine gut gemachte Liebeskomödie mit herausragenden Schauspielern. Lars Eidinger und Adèle Haenel vorneweg.

Ein durchschnittlicher Film

Filmtrailer werden produziert, um das Publikum ins Kino zu locken.

Das sollte ich mir immer wieder klarmachen. Da werden in 90 Sekunden oder einem ähnlichen Zeitintervall alle Gags oder alle spannenden Momente aneinandergereiht. Und im Kino stellst Du dann fest, mehr Substanz hat der Film auch nicht.

Diese Beobachtung trifft auf den Film „Kundschafter des Friedens“ zu. Der Film setzt sich mit unserer jüngeren Vergangenheit auseinander. Die stolze DDR wird von diesem schrecklichen Kapitalismus einfach verschlungen. Der Geheimdienst der DDR auf Weltniveau einfach abgewickelt. Jetzt braucht man aber eine Spezialeinheit von damals. Und die angegrauten und korpulenten Herren machen ihre Sache gar nicht so schlecht. Hübchen und Gwisdek brillieren und manchmal erinnert der Film an Mission Impossible oder an die Filme der Reihe Oceans 11 – 13. Nur eben nicht auf Weltniveau, sondern auf Provinzialstufe. Schade, es hätte ein richtig großer Spaß werden können. Und im Übrigen muss der Film, weil er von ZDF und Arte mitproduziert wird nach exakt 90 Minuten enden.

Schade!

Was uns verbindet

Der französische Film „Der Wein und der Wind  “, welch saublöder Titel, erzählt die Geschichte dreier Geschwister. Der älteste Bruder hat vor zehn Jahren das Weingut seiner Eltern verlassen und ist ins Ausland gegangen. Hat dem schönen Burgund den Rücken zugekehrt. Jetzt ist er zurück, weil sein Vater im Sterben liegt. Schon den Tod seiner Mutter konnte er nicht zu Hause beweinen, weil gerade sein Sohn in Australien geboren wurde. Die Schwester führt das Weingut, das nun allen drei Geschwistern gemeinsam gehört. Man kommt sich näher, stellt fest, was die Geschwister verbindet und kommt sich näher, versteht sich und am Ende findet man Lösungen. Wie die Erbschaftssteuer zu entrichten ist, wie man einen modernen Wein macht, wie man das Gut erhält und wie der Älteste trotzdem zurück zu seiner Familie kann. Ich verließ sehr beglückt das Kino, weil dieser Film eine heitere Grundstimmung verbreitet. Und zurück zum Titel. Im Original heißt er „Ce que nous lie“ (Regie Cédric Klapisch). Was tatsächlich viel treffender ist als der deutsche Filmtitel, denn die drei Geschwister verbindet sehr viel, trotz unterschiedlicher Lebensläufe. Ich wünsche dem Film trotz des deutschen Titels viele Zuschauer.

Woodys Wonder Wheel

Ach schön, dass es noch Konstanten im Weltenlauf gibt. Einmal im Jahr kann ich mich auf den neuesten Film von Woody Allen freuen. Nun war es wieder so weit.

Die Geschichte ist fast wie immer in den letzten Jahren. Die Mafia kommt darin vor. Eine verworrene Liebesgeschichte. Eine Zuspitzung der Ereignisse und dann, wie in einem früheren Film, kann der Ball, der gegen die Netzkante springt, es über das Netz schaffen oder in das eigene Spielfeld zurückfallen.

Dieser Moment ist dieses Mal ein Telefonat, das die Stieftochter warnen soll vor finsteren Mafiagestalten, die ihrer habhaft werden wollen. Die Stieftochter sitzt derweil in einem Restaurant und hat eine Verabredung mit einem Mann, von dem die Stiefmutter weiß, dass es über Kurz oder Lang nicht bei dem Essen der beiden bleiben wird. Schließlich war sie die Geliebte dieses Mannes, der sich von ihr löst, weil er sich in die Stieftochter verliebt hat. Die Verbindung kommt zustande und nun wird hier nicht verraten, ob die Warnung die junge Frau erreicht oder ob die Stiefmutter das Telefonat vorzeitig beendet.

Was ich allerdings verrate: Der Film ist wieder einmal schlicht meisterhaft komponiert. Die Erzählstränge werden geschickt verflochten und natürlich ist wie immer der Zufall im Spiel. Ebenso, wie bei einem Netzball.

Ein wundervoller Film, wie immer mit großartigen Darstellerinnen und Darstellern. Das Riesenrad dreht sich und dreht sich. Nicht nur in diesem Vergnügungspark auf Coney Island, sondern überall im Leben. Mal sind wir oben, mal nicht.

Wundervoll!

Der junge Herr Kerkeling

Ich bin kein großer Freund dieses Komikers, habe seine Bücher nicht gelesen und bin nur auf Empfehlung in die Verfilmung seiner Autobiographie „Der Junge muss an die frische Luft“ gegangen.

Am Ende des Films sehen sich der Junge und der heutige Hape in dem Film, in einem kleinen Zitat sieht man den Komiker in einer seiner Paraderollen. Die hat der kleine Hape schon entworfen und da habe ich mich gefragt, ob sich der Künstler denn in all den Jahren nicht weiterentwickelt habe.

So genug der kleinen Boshaftigkeit.

Der Film ist schlicht sehenswert und das liegt an dem Darsteller des Jungen, Julius Weckauf, und an der Darstellung der Mutter Kerkeling, Luise Heyer, die sich langsam im Schmerz auflöst, nachdem sie anfangs noch von ihrem Sohn aufgemuntert werden konnte.

Caroline Link hat bei diesem Film Regie geführt und ganz viel Gefühl in die Ruhrpott Szenen der 70iger Jahre gelegt. Und ihr steht eine grandiose Schauspielertruppe zur Verfügung. Die Tanten, die Opas und vor allem die Omas sind wundervolle Charaktere.

Also alles in allem, einfach ganz großes Kino.

Mackie Messer, der Film

Im September des letzten Jahres kam die Verfilmung Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm in die Kinos (Regie: Joachim Lang). Als ich mir den Film anschauen wollte, war er schon nicht mehr im Kino zu besichtigen. Jetzt entdeckte ich ihn in einer Matineevorstellung am Sonntag. Lars Eidinger gibt den Brecht, viele andere bekannte Protagonistinnen und Protagonisten spielen ebenfalls mit. Es beginnt am Tag der Uraufführung, die zu einer Katastrophe zu werden scheint, dann aber sich in einem großen Triumph auflöst. Man möchte einige Monate später den Bühnenstoff in einen Film umsetzen. Eine Filmfirma kauft Brecht die Rechte ab und der wiederum will den Stoff aber nicht so verfilmen lassen, wie es die Filmfritzen sich vorstellen. Kommerz gegen Kunst.

Man streitet sich vor Gericht, Brecht verliert den Prozess, viel schlimmer aber, er verliert seine Heimat, weil die Nazis Deutschland im Sturm erobern.

Wir Zuschauende sehen den Film im Film und das Theaterstück auf der Bühne und sehen Kulissen und erinnern uns ans den V-Effekt.

Das Ensemble ist sehenswert, auch wenn einige nur die Aufgabe zu haben scheinen, Stichwortgeber für Eidingers Brecht sein zu sollen. Dennoch sieht man wundervolle Darstellerinnen und Darsteller, die ich nicht alle aufzählen kann, aber einige möchte ich dennoch nennen: Peri Baumeister als Elisabeth Hauptmann, Meike Drost als Helene Weigel, Hannah Herzsprung als Carola Neher sowie Christian Redl als Polizeichef.

Gerade nach der Lektüre des Buchs Sunset war der Film eine wunderbare Abrundung zum Thema Brecht.

Es ist nicht der Film, der mich aus dem Sessel fegte, aber sehenswert ist er allemal!

Der Vizepräsident

Mit viel Erwartungen sah ich mir den Film Vice von Adam McKay an. Das Leben des Dick Cheney, des Vizepräsidenten der USA, der im Hintergrund der Präsidentschaft von Bush Junior die Strippen zog oder gezogen haben soll.

Der Film ist eine Mischung aus grandiosem amerikanischen Breitwandkino, Dokumentarfilm und Anflügen von Märchenkino.

Da, wo der Film richtig gut ist, bleibt er an der Oberfläche. Denn natürlich rätseln viele Menschen auf der ganzen Welt, wie der gegenwärtige Präsident ins Amt gespült worden ist. Man sieht eine kurze Einblendung des damals noch jungen Abgeordneten Pence. Man hört ein Reagan Zitat, mit dem der derzeitige Präsident seinen Wahlkampf bestritten hat: „make America great again“.

Die eindrucksvollsten Bilder gelingen dem Regisseur als er zeigt, wie auf dem Weißen Haus unter Präsident Carter Photovoltaikelemente installiert und die unter Reagan oder Bush Senior wieder entfernt werden.

Viel mehr Aufklärung vom Film habe ich über die Machenschaften des zweiten Mannes als Firmenvertreter eines großen Rüstungskonzerns erwartet. Der Film bleibt da im Ungefähren. Der Filmregisseur wusste offensichtlich nicht so genau, was er wollte, wo er mit dem Film hinwill. Das ist schade und so bleibt bei mir ein ziemlich schaler Nachgeschmack.

Ohne ansonsten zu viel verraten zu wollen: der Film zwingt zum Zuschauen, auch des Abspanns, man weiß ja nie, ob der Film dann schon zu Ende ist.

Mal wieder im Kino

Ende des letzten Jahres nahm mich meine Freundin mit ins Kino. Wir sahen den französischen Spielfilm „Hors normes“. Ich gestehe, dass ich längst nicht allen Dialogen folgen konnte, und ich vermeide bei Filmen im Original mit Untertiteln, diese zu lesen. Ich sehe lieber in die Gesichter der Akteure. In der deutschen Version heißt der Film „Alles außer gewöhnlich“. Das ist eine gute Übertragung dessen, was der Film uns präsentiert. Die nicht „normengerechten“ Menschen, es handelt sich um Autisten, um die sich in seiner Einrichtung der sympathische Jude Bruno (Vincent Cassel) kümmert. Er arbeitet eng mit einer anderen Organisation zusammen, die von einem Muslim Malik (Reda Kateb) geleitet wird. Der Film wurde kein Kassenschlager, aber er ist ein wichtiger Beitrag, ein so berührendes Thema, wie unseren Umgang mit einer Randgruppe und den Bemühungen, diese zu integrieren, einem breiteren Kreis von Menschen näher zu bringen. (Regie und Drehbuch: Éric Toledano und Olivier Nakache)

Anfang 2020 war ich dann in dem Film „Knives out“, der im Stile von Agatha Christie daherkommt (Regie und Drehbuch Rian Johnson. Ein steinreicher alter Krimiautor (Christopher Plummer) stirbt. War es Mord oder Selbstmord? Und wer hat den größten Vorteil von dem Todesfall? Die Geschichte hat einige Wendungen, man denkt, aha, so also ist das alles abgelaufen und dann kommt eine Drehung in eine andere Richtung. Ein großartiger Spaß! Vor allem, weil Daniel Craig, der aktuelle Bond Darsteller, hier einen betulichen und durchaus fehlbaren Detektiv abgibt. In der Art eines Hecule Poirot, nur, dass dieser sich nie irrte.

Ein großartiger kleiner Film ist „Das Vorspiel“. Eine Geigenlehrerin mit Lampenfieber möchte einen Jungen zu einem großartigen Virtuosen ausbilden. Ihr eigener Sohn hat die Lust am Geigenspiel schon verloren und interessiert sich eher für den Instrumentenbau, den sein Vater betreibt. Die Geigenlehrerin wird hinreißend von Nina Hoss verkörpert. Der Film mit seinen manchmal überraschenden Schnitten, die an französische Filme erinnern, wird kein Publikumserfolg werden. Und dennoch ist es ein Film, der eine größere Zuschauerzahl durchaus verdient hätte. (Regie Ina Weise, die gemeinsam mit Daphne Charizani auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet)

Grandios, überwältigend und einfach hinreißend „Little Women“ in der Regie von Greta Gerwig (auch das Drehbuch ist von ihr). Ich kenne den Roman von Louisa May Alcott nicht, der dem Film zugrunde liegt. Der Film hatte für mich einen Zauber, der auch häufig in Verfilmungen der Romane von Jane Austen für mich spürbar war. Die jungen Frauen, um die es hier geht sind vier Schwestern, deren Vater im amerikanischen Bürgerkrieg ist und deren Mutter den vier viel Humanität und Mitgefühl mit auf dem Lebensweg gibt. Die vier sind alle künstlerisch begabt, die jüngste spielt Klavier, die zweitjüngste zeichnet, die älteste spielt gern Theater und die zweitälteste will Schriftstellerin werden. Diese Jo ist unzweifelhaft die Hauptfigur in diesem Film und wird von einer mir bis dato unbekannten Schauspielerin, Saoirse Ronan, unfassbar grandios dargestellt. Nicht, dass die drei anderen in ihren Rollen nicht auch zu überzeugen wüssten, so läuft doch alles auf Jo hinaus. Der Film läuft auf zwei Zeitebenen ab. Und der Wechsel zwischen diesen Ebenen gelingt den Zuschauenden mühelos. Der Film hüllt dich ein, wie eine Wolldecke im kalten ungeheizten Zimmer. Ein wahrlich großer Film!

Emma – Der Film

Die Verfilmung des Romans Emma von Jane Austen explodiert förmlich in schönen Bildern. So also sieht England aus, das nun nicht mehr zur Europäischen Union gehört.

Die mir bis dato unbekannte Anya Taylor-Joy spielt Emma. Und ich kann es nicht verbergen, sie überzeugte mich nicht. Viel besser ging es mir mit den meisten anderen Mimen aber auch nicht. Sie bemühen sich redlich, aber bringen es nicht fertig, diesen Film dauerhaft mit Leben zu erfüllen. Wunderschöne Landschaften, ausgesucht gut erhaltene Herrenhäuser, aber mehr nicht.

Die Musik war gut, sie passte zum Erzählfluss. Aber sonst?

Ich langweilte mich nicht in dem Film, der mit mehr als zwei Stunden Spieldauer entschieden zu lang ist. Aber das Glücksgefühl, das mich immer überkommt, wenn ich einen Austen Roman lese, kam bei mir nicht auf.

Frantz

Gestern sah ich in „Arte“ den Kinofilm „Frantz“.

Adrien, ein junger Franzose, kommt im Frühjahr 1919 nach Quedlinburg und legt Blumen auf das Grab von Frantz, einem jungen Deutschen, der im September 1918 in Frankreich gefallen war. Die „verwitwete“ Verlobte entdeckt die Blumen, den jungen Mann, der sich bei den Eltern von Frantz meldet. Nach anfänglicher Abneigung kommt er in der Familie an, als Freund von Frantz, der vor dem Krieg in Paris studierte.

Ich breche hier die Nacherzählung ab, ich will auch keine Filmkritik an dieser Stelle schreiben. Mich hat, das ist alles was ich schreiben will, der Film von François Ozon sehr berührt. Seine Erzählweise, die Story und nicht zuletzt die Schauspielerin Paula Beer.

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