Man stelle sich vor, Raymond Chandler, Dashiell Hammett und Ross Thomas hätten sich zusammengesetzt und einen Roman, zumindest den Teil eines Romans geschrieben. Da ist ein ehemaliger Schläger, nunmehr Privatdetektiv, namens Hicks McTaggart, der kurz vor Ende der Prohibition in den USA einen missglückten Bombenanschlag auf einen jungen Schmuggler aufklären soll, dann aber auf einen anderen Fall angesetzt wird: Die Tochter eines reichen Käsefabrikanten, der sich selbst als Al Capone der Käse-Industrie bezeichnet, ist mit einem Musiker nach Europa verschwunden. Hicks und Daphne, die Tochter, kennen sich, weil er ihr einmal das „Leben gerettet hat“. Er denkt, er habe eine Tramperin nur ein Stück mitgenommen. „Aber“, hält man ihm vor, „es bleibt eine Tatsache: Wenn man auch nur den großen Zeh in den Fluss streckt, der das Leben eines anderen ist…“

Also irgendwie kommt unser Held auf die Überfahrt nach Europa, er wird Daphne finden und viele andere Menschen treffen, die hier kurz vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland unterwegs sind. Insbesondere auf viele Agenten der unterschiedlichsten Geheimdienste. Er weilt eine Zeit in Budapest, kommt schließlich nach Rijeka, das damals noch Fiume hieß. Es spielt ein U-Boot der KuK-Monarchie eine Rolle. Und das alles ist grandios miteinander verwoben und macht schon wegen der gnadenlos komischen Dialoge großen Spaß.

Das ist aber, schließlich lesen wir einen Roman von Thomas Pynchon, bei Weitem nicht alles.

Wir lernen das Ass und App kennen: Hicks wollte einst eine Art Totschläger einsetzen, der aber plötzlich nicht mehr in seiner Tasche war. „Wenn ich mit dem Ding getroffen hätte, dann hätte ich einen getötet.“ Kurze Zeit später befand sich der Totschläger wieder in seiner Hosentasche. Die Erklärung, die er erhält: „Es ist in seinen eignen Raum verschwunden, wurde in Sicherheit asportiert.“ „Wenn umgekehrt etwas aus dem Nichts erscheint, ist das ein ‚Apport‘. Passiert oft bei Séancen, eine Art Nebenwirkung.“

Und warum der Roman „Schattennummer“ heißt? „…jenseits der Selbstmörderbrücke, tief in jenem Teil der North Side, den man ‚die Schatten‘ nennt.“

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