Damit es alle Lesende seiner Romane auch wissen, schreibt Andreas Maier zu Beginn von „Der Ort“: „Der Ort, die Straße, das Haus, das Zimmer, neulich sagte ich mir, du nimmst jetzt alles, deine Heimat, die ganze Wetterau, deine Familie, deine Geschichte zwischen Grabsteinen und Steinbrüchen, setzt dich ins Zimmer deines Onkels und machst daraus dein letztes Werk, ein Werk, das du so lange weiterschreibst, bis du tot bist, und dieses Werk wirst du Ortsumgehung nennen, benannt nach der Ortsumgehungsstraße, mit der sie deine Heimatstadt jetzt umgehen und auf der immer noch nicht gefahren wird, obgleich sie schon drei Jahre daran bauen und die Genehmigung, ein schönes deutsches Wort, sich über vierzig Jahre hingezogen und eigentlich mein ganzes Leben begleitet hat.“

Er will nun von dem halben Frühling und dem halben Sommer schreiben, indem er mit der Tochter des Buchladenbesitzers in Friedberg zusammen gewesen war. Wie sie Spaziergänge unternehmen und dergleichen mehr. Er war damals so 15 oder 16 Jahre alt.

Worüber schreibt Maier nun? Er schreibt über die Freundin dieser Tochter des Buchladenbesitzers: Katja Melchior. Höhepunkt, eine Fete wo man sich näher kommt. Stirn an Stirn versinkt er in einem Hochgefühl. „Ich war so überwältigt wie nie zuvor in meinem Leben, aber zugleich war ich auch herabgedimmt und in einem quasi rudimentären Zustand, der mit eigentlichem Glück kaum etwas zu tun hat, eher mit den Auswirkungen einer Palliativmedizin.“

Er berichtet von einem Besuch des damaligen CDU-Vorsitzenden in einem Bierzelt und wie die jungen Leute das „Ereignis“ zu einem Protest nutzen wollen, aber an Ordnern und den Besuchern scheitern. Ein alter Mann wird Katja eine Ohrfeige verpassen, weil sie sich, bei der die Veranstaltung abschließenden Nationalhymne, nicht von ihrem Platz erhebt.

Maier scheint als Junge in dem von ihm beschriebenem Alter sehr viel gelesen zu haben. Schwere Kost: Rilke (Laurids Brigge) und Hesse (Steppenwolf) und Thomas Mann (Zauberberg), Alain-Fournier und Dostojewski. Es fehlte nur, dass er auch Joyce und Proust genannt hätte. Er zählt sich „zur Gruppe der sich selbst, d. h. das eigene Wesen, ständig mit Literatur kontaminierenden Leser“.

Wir Lesende bleiben am Ende dieses Teils verwirrt zurück und ich denke bei mir: der Mann braucht Hilfe!

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