Schon häufiger habe ich die C. H. Beck Reihe Wissen gelobt. Immer wieder habe ich ein Buch aus der Kunstreihe als Einstieg in die Beschäftigung mit bestimmten Künstlern genutzt. Nun habe ich mich mit dem Band „Pablo Picasso“ von Ina Conzen auseinandergesetzt.
Naturgemäß kann man Werk und Leben eines Künstlers nicht auf 125 Seiten abhandeln. Es ist lediglich ein Angebot für einen Einstieg in ein weiteres Studium. Frau Conzen weist darauf hin, dass „John Richardson bislang vier Bände über Picassos Leben“ vorgelegt hat und doch erst im Jahre 1945 angelangt ist.
Das schmale Bändchen bietet einen Überblick, eine erste Eingliederung. Und das ist ein sehr wertvoller Beitrag, sich mit Kunst und Kunstschaffenden auseinanderzusetzen!
Ich kann hier nur einige wenige Anstriche anfügen; mit dem Leben des Künstlers muss man sich ohnehin selbst beschäftigen!
- Mit zwanzig Jahren, am 25. Juni 1901 bekommt Picasso eine erste Ausstellung in der Pariser Galerie von Ambroise Vollard mit 64 Gemälden und weiteren Zeichnungen.
- Schon mit sieben Jahren bereits durch seinen Vater auf das Gleis naturalistisch-akademischer Malerei gesetzt, zeigt sich schnell das große Talent des Jungen. …“Das Gemälde „Wissenschaft und Nächstenliebe“ zeigt eine Szene am Krankenbett, bei der sein Vater für den dargestellten Arzt Modell saß – sein Vater, der angesichts der frühreifen Begabung des Sohnes beschlossen hatte, selbst nicht mehr zu malen …“
- Schon 1914 brachte das Gemälde „Die Gauklerfamilie“ bei einer Versteigerung in Paris 11500 Francs (heute ca. 100 000 Euro) ein.
- Es gibt viele Änderungen des Stils des jungen Malers: Schließlich werden Körperproportionen auf wenige blockhafte Volumen reduziert. Gesichter mutieren zu überindividuellen Masken.
- Er porträtiert Gertrude Stein in offenbar achtzig Treffen.
- Interessant ist Picassos Bekenntnis über Paul Cézanne: „…erst anlässlich der großen Retrospektive, die nach dessen Tod im Herbstsalon 1907 eingerichtet wurde, wurden ihm die bahnbrechenden Errungenschaften des Meisters aus Aix wirklich bewusst. Cézannes analytische Malerei, bei der es darum ging, mittels grundlegender Formen und Strukturen eine ‚Harmonie parallel zur Natur‘ zu schaffen, wurde für Picassos und Braques Kubismus von grundlegender Bedeutung. Von Cézanne, den Picasso als ‚seinen einzigen Meister‘ bezeichnete, erwarb er später vier Gemälde und ein Aquarell für seine eigene Sammlung.“
- Synthetischer Kubismus – Zeitungsausschnitte oder Tapetenfetzen werden in die Malerei integriert (Braque als Ideengeber)
- 1911 schenkt August von der Heydt dem Wuppertaler Museum eine Arbeit des Künstlers. Damit war erstmalig ein Werk Picassos in einer öffentlichen Sammlung präsent. Es handelte „sich mit ‚Akrobat und Harlekin‘ um eine Gouache von 1905 aus der Rosa Periode.“
- Conzen erklärt Picassos „existentielle Konfliktsituation“ – die Spannungen zwischen ihm und seiner Ehefrau Olga auf der einen Seite und die zunehmende Anziehung zu seiner Geliebten Marie-Thérèse Walter – als möglichen Grund für die Entwicklung eines „neuen organischen Dynamismus. Die kubistische Methode der Dislozierung von Realitätspartikeln führte zu immer gewaltsameren Neuverteilungen von Gesichts- und Körperpartien.“
- Immer wieder erwähnt die Autorin Henri Matisse, er hätte den Rahmen des schmalen Bandes gesprengt, wäre sie auf die vielfältigen Verknüpfungen dieser beiden großen Maler eingegangen, allerdings wäre ein kleiner Absatz schon hilfreich gewesen.
- „Mit der Intensivierung und stärkeren Verbreitung seiner druckgrafischen Arbeit stand Picasso in diesen Nachkriegsjahren nicht allein, sondern war Teil eines regelrechten Grafikbooms, der die moderne Kunst populär machte und ihr breitere Käuferschichten erschloss.“
Fazit: Es ist ein faszinierender Einstieg in ein großes und aufregendes Leben!