Als ich im Radio vom Tode des Schriftstellers Friedrich Christian Delius erfuhr, fragte der Moderator der Sendung einen Experten, was er denn zum Einstieg in das umfangreiche Werk des Dichters empfehle. Die Antwort: „Die Birnen von Ribbeck“!
Auf rund 70 Seiten erzählt ein Bauer des Dorfes in einem schieren „stream of consciousness“ vom „Einfall“ der Leute aus dem Westen, noch vor dem Beitritt der Länder der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes. Sie pflanzen im Dorf einen neuen Birnbaum und laden alle Einwohner zu Bier und Birnenschnaps ein.
„… jetzt kommen sie alle nach Ribbeck, die Journalisten, und wechseln die Batterien und fragen und fallen zurück in das warme Entsetzen ihrer dörflichen Kindheit und suchen die milden Großväter in der Figur des alten Ribbeck, und lieben die Zeit, die es nie gegeben hat, die gute alte, als ein Ribbeck berühmt werden konnte, weil er außer seinem Samen und dem Kontingent an Schlägen, Kartoffeln und Weizen aus reiner Freundlichkeit Birnen austeilte an Kinder, …“
In einem einzigen Satz redet der Bauer sich alles von der Seele. Er nimmt gern noch ein Bier und noch einen Schnaps und das merkt man dem sich langsam verändernden „Bewusstseinsstrom“ auch an. Hier zeigt der Autor seine große Könnerschaft. Ihm, dem Mann aus dem Westen, gelingt es scheinbar mühelos sich in die Person des Ribbecker Bauern hineinzufinden.
Noch nie hat der Mann so viele Gedanken durch seinen Kopf gezwängt und in die neue Freiheit entlassen: „… deshalb hör ich nicht auf, wenn ich jetzt nicht rede, red ich nie, denn der Kopf steht uns kopf und alles so schnell, dass du vergisst, wo dein Herz sitzt, …“
„… teilen sollen wir miteinander, teilen und herrschen, wir teilen, ihr herrscht, denn wir sind nicht auf der Höhe, heißt es, auf eurer Höhe, und sollen den Kopf nicht hängen lassen…“
Diese Erzählung hat mir Appetit auf mehr gemacht; auf mehr von FC Delius!
Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich Ihnen empfehle.