Ortsumgehung II
Während ich den zweiten Teil, des auf elf Bände angelegten Projekts von Andreas Maier las, erschien Band zehn. Band zwei: „Das Haus“ beschreibt die Jahre des kleinen Andreas, der nicht in den Kindergarten gehen will, der sich, so gut er kann, auch dem täglichen Schulbesuch entzieht. Aber noch einmal zurück zu der Idee dieser autofiktionalen Romanreihe. […]
Aus einem fernen Land
Brigitte Reimann schildert in ihrem autofiktionalen Roman „Die Geschwister“ den Versuch, ihres zweiten Bruders in den „Westen“ zu verhindern. Der erste Bruder ist bereits nach Westdeutschland „abgehauen“. Nun will Uli, ihr Lieblingsbruder, ihm folgen. Uli offenbart seiner Schwester die Absicht und diese ist schockiert. Sie will diese Flucht verhindern; sie ist Malerin, nicht Mitglied der SED, […]
Über geläutete glückliche Glocken
Im dritten Teil seiner autofiktionalen Romane über die tragischen Verluste in seinem Umfeld, erzählt Joachim Meyerhoff über den Tod seiner Großeltern mütterlicherseits: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke “. Zugleich ist es die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht weiß, was er will, und der beschließt, Schauspieler zu werden. Meyerhoff ist ein sehr mutiger Autor; wer würde […]
Ein knallharter Kriminalroman
Ich beurteile Romane zwar nicht nach deren ersten Sätzen, aber ein erster Satz oder Absatz (da denke ich an Tolstois Anna Karenina) hat eine wichtige Funktion: die Lesenden für die Lektüre zu interessieren, sie „zu fesseln“ und zum Eintauchen einzuladen. Und wenn ein Kriminalroman mit dem folgenden Satz beginnt, dann hat er mich zumindest schon […]
Wetterauer Ortsumgehung I
Ich halte den mir in den letzten Jahren durch zwei Romane bekannt gewordenen Schriftsteller Andreas Maier für einen sehr bedeutenden deutschen Gegenwartsschriftsteller. Er hat vor einigen Jahren mit einem auf elf Bände angelegten autobiographischen Werk begonnen, das als Obertitel „Ortsumgehung“ führen soll. Jetzt las ich den ersten Teil: „Das Zimmer“. Dieser Roman handelt von einem Mann, […]
Erdumlaufbahnen, ein episches Gedicht mit fließenden Versen
Womit beginnen? Meine Gedanken zu dieser Lektüre folgen nicht dem gewohnten Muster: Inhaltsangabe, Wertung und Schlussbetrachtung. Ich lass mich dieses Mal tragen von meinen Eindrücken. Gedankenschnipsel und kurze Bilder. Ich spreche über das Buch „Orbital“ von Samantha Harvey (im Deutschen als „Umlaufbahnen“ erschienen). Es ist kein Roman, kein Sachbuch. Es ist vielleicht tatsächlich das, was die […]
Fall Nr. 13
Der Brite Martin Walker ist ein zu beneidender Mensch. Er lebt in einer der schönsten Regionen Frankreichs, dem Périgord. Er kennt dort inzwischen viele Menschen, mit denen er Kontakte pflegt. Aus diesem Fundus kann er sich bedienen, wenn er die Atmosphäre des kleinstädtischen Lebens erzählen will. Der Autor kocht gern, also füllt er Seiten seiner Romane […]
Mutter – Vater – Eltern
Ich mag den Stil des Autors Joachim Meyerhoff. Er ist in der Lage, schwierige Situationen, die einen kleinen Kern Komik enthalten, so zu schildern, dass den Lesenden nichts anderes übrig bleibt, als zumindest zu schmunzeln. In seinem Roman „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist der Tod nahezu ständig präsent und […]
Die Kunst des 19. Jahrhunderts
Unter dem oben genannten Titel erschien in zweiter Auflage 2020 ein Band von Michael Zimmermann in der großartigen C. H. Beck Reihe Wissen. Für mich als dilettierenden Laien wäre die Antwort einfach gewesen: der Impressionismus, das ist die alles überragende Kunst dieses Jahrhunderts. Nach der Lektüre des schmalen Bandes mit vielen Abbildungen ist die Antwort viel […]
Ein Roman über Paul Heyse?
„Die Landeshauptstadt München erwägt, aus dem Domicil eines der ersten Nobelpreisträger für Literatur – hier wohnhaft – einen Gedenkort und eine Begegnungsstätte für kulturinteressierte Menschen zu machen.“ Das schreibt der Autor Hans Pleschinski in seinem Roman „Am Götterbaum“. Der Dichter ist Paul Heyse, der für sein Werk 1910 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Es ist die […]