Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit

Der Roman von Hernan Diaz lautet im Original „Truth“. Das würde ich mit „Wahrheit“ übersetzen und nachdem ich den Roman in der Übersetzung von Hannes Meyer gelesen habe, hätte ich genau diese Übersetzung gewählt. Auf keinem Fall hätte ich dem Roman den Titel „Treue“ gegeben! Was ist die Wahrheit? In der Sowjetunion hieß eine große Tageszeitung […]

Mit Rilke in Italien

Ich habe die „Italienische Reise“ Goethes häufiger gelesen, die Lektüre hat mich stets inspiriert. Ich freute mich, als ich Verlagszusammenstellungen über Aufsätze anderer Literaten las, die ebenfalls von Italien handeln. Hermann Hesse und Alfred Kerr berichteten von ihren „Zauberorten“. Nun erwartete ich von dem im Insel Verlag erschienenen Buch „Rilke in Italien“ von Birgit Haustedt  Ähnliches. […]

Ein eiskalter Fall

Der vierzehnte Fall für Bruno, „Chef de police“, wird auf Seite 314 der deutschen Übersetzung großartig zusammengefasst: „Die Brände, Jean-Jaques‘ Oscar-Obsession, der Übergriff auf Virginie, Balzacs Welpen, die Mairie von Belleville, das Dresdner Waisenhaus und das mysteriöse Angebot der Rosenholz-Akte an den Élysée-Palast.“ Damit kann niemand etwas anfangen, der den Roman nicht gelesen hat, aber […]

Ortsumgehung III

Andreas Maier ist fünfzehn Jahre jünger als ich und doch erscheinen mir seine Nachrichten aus dem Wetteraukreis umso vieles älter. Kann es daran liegen, dass Maier in seinem Roman „Die Straße“ von dem Mief einer deutschen Provinz erzählt? Ich bin in West-Berlin aufgewachsen und meine, dass dieser Mief bereits verzogen war. Dennoch lese ich die Geschichte […]

Roman über ein anderes Amerika

Heutzutage sind „Triggerwarnungen“ en vogue. Bei dem 1935 erschienenen Roman „Das ist bei uns nicht möglich“ des amerikanischen Autors Sinclair Lewis hätte ich wegen der Schilderung brutaler Taten, dafür ein kleines Maß an Verständnis aufgebracht. Der Roman schildert den fiktiven Aufstieg eines Populisten, Buzz Windrip, der sich gegen Roosevelt und dem fiktiven Kandidaten Trowbridge bei der […]

Ortsumgehung II

Während ich den zweiten Teil, des auf elf Bände angelegten Projekts von Andreas Maier las, erschien Band zehn. Band zwei: „Das Haus“ beschreibt die Jahre des kleinen Andreas, der nicht in den Kindergarten gehen will, der sich, so gut er kann, auch dem täglichen Schulbesuch entzieht. Aber noch einmal zurück zu der Idee dieser autofiktionalen Romanreihe. […]

Aus einem fernen Land

Brigitte Reimann schildert in ihrem autofiktionalen Roman „Die Geschwister“ den Versuch, ihres zweiten Bruders in den „Westen“ zu verhindern. Der erste Bruder ist bereits nach Westdeutschland „abgehauen“. Nun will Uli, ihr Lieblingsbruder, ihm folgen. Uli offenbart seiner Schwester die Absicht und diese ist schockiert. Sie will diese Flucht verhindern; sie ist Malerin, nicht Mitglied der SED, […]

Über geläutete glückliche Glocken

Im dritten Teil seiner autofiktionalen Romane über die tragischen Verluste in seinem Umfeld, erzählt Joachim Meyerhoff über den Tod seiner Großeltern mütterlicherseits: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke “. Zugleich ist es die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht weiß, was er will, und der beschließt, Schauspieler zu werden. Meyerhoff ist ein sehr mutiger Autor; wer würde […]

Ein knallharter Kriminalroman

Ich beurteile Romane zwar nicht nach deren ersten Sätzen, aber ein erster Satz oder Absatz (da denke ich an Tolstois Anna Karenina) hat eine wichtige Funktion: die Lesenden für die Lektüre zu interessieren, sie „zu fesseln“ und zum Eintauchen einzuladen. Und wenn ein Kriminalroman mit dem folgenden Satz beginnt, dann hat er mich zumindest schon […]

Wetterauer Ortsumgehung I

Ich halte den mir in den letzten Jahren durch zwei Romane bekannt gewordenen Schriftsteller Andreas Maier für einen sehr bedeutenden deutschen Gegenwartsschriftsteller. Er hat vor einigen Jahren mit einem auf elf Bände angelegten autobiographischen Werk begonnen, das als Obertitel „Ortsumgehung“ führen soll. Jetzt las ich den ersten Teil: „Das Zimmer“. Dieser Roman handelt von einem Mann, […]