Ein knallharter Kriminalroman
Ich beurteile Romane zwar nicht nach deren ersten Sätzen, aber ein erster Satz oder Absatz (da denke ich an Tolstois Anna Karenina) hat eine wichtige Funktion: die Lesenden für die Lektüre zu interessieren, sie „zu fesseln“ und zum Eintauchen einzuladen. Und wenn ein Kriminalroman mit dem folgenden Satz beginnt, dann hat er mich zumindest schon […]
Wetterauer Ortsumgehung I
Ich halte den mir in den letzten Jahren durch zwei Romane bekannt gewordenen Schriftsteller Andreas Maier für einen sehr bedeutenden deutschen Gegenwartsschriftsteller. Er hat vor einigen Jahren mit einem auf elf Bände angelegten autobiographischen Werk begonnen, das als Obertitel „Ortsumgehung“ führen soll. Jetzt las ich den ersten Teil: „Das Zimmer“. Dieser Roman handelt von einem Mann, […]
Erdumlaufbahnen, ein episches Gedicht mit fließenden Versen
Womit beginnen? Meine Gedanken zu dieser Lektüre folgen nicht dem gewohnten Muster: Inhaltsangabe, Wertung und Schlussbetrachtung. Ich lass mich dieses Mal tragen von meinen Eindrücken. Gedankenschnipsel und kurze Bilder. Ich spreche über das Buch „Orbital“ von Samantha Harvey (im Deutschen als „Umlaufbahnen“ erschienen). Es ist kein Roman, kein Sachbuch. Es ist vielleicht tatsächlich das, was die […]
Fall Nr. 13
Der Brite Martin Walker ist ein zu beneidender Mensch. Er lebt in einer der schönsten Regionen Frankreichs, dem Périgord. Er kennt dort inzwischen viele Menschen, mit denen er Kontakte pflegt. Aus diesem Fundus kann er sich bedienen, wenn er die Atmosphäre des kleinstädtischen Lebens erzählen will. Der Autor kocht gern, also füllt er Seiten seiner Romane […]
Mutter – Vater – Eltern
Ich mag den Stil des Autors Joachim Meyerhoff. Er ist in der Lage, schwierige Situationen, die einen kleinen Kern Komik enthalten, so zu schildern, dass den Lesenden nichts anderes übrig bleibt, als zumindest zu schmunzeln. In seinem Roman „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist der Tod nahezu ständig präsent und […]
Die Kunst des 19. Jahrhunderts
Unter dem oben genannten Titel erschien in zweiter Auflage 2020 ein Band von Michael Zimmermann in der großartigen C. H. Beck Reihe Wissen. Für mich als dilettierenden Laien wäre die Antwort einfach gewesen: der Impressionismus, das ist die alles überragende Kunst dieses Jahrhunderts. Nach der Lektüre des schmalen Bandes mit vielen Abbildungen ist die Antwort viel […]
Ein Roman über Paul Heyse?
„Die Landeshauptstadt München erwägt, aus dem Domicil eines der ersten Nobelpreisträger für Literatur – hier wohnhaft – einen Gedenkort und eine Begegnungsstätte für kulturinteressierte Menschen zu machen.“ Das schreibt der Autor Hans Pleschinski in seinem Roman „Am Götterbaum“. Der Dichter ist Paul Heyse, der für sein Werk 1910 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Es ist die […]
Schon mal etwas von Ross Thomas gelesen?
In einer der guten Literatursendungen, die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu hören sind, wurde vor einiger Zeit auf die Neuausgaben der Romane des amerikanischen Schriftstellers Ross Thomas hingewiesen., die in neuer Übersetzung im Alexander Verlag Berlin erscheinen. Wikipedia entnahm ich, dass der Mann erst mit 40 Jahren Romane zu schreiben begann und 25 Romane, durch die Bank […]
Auf der Suche nach …
Und wieder einmal haben wir es mit einem autofiktionalen Roman zu tun: „Silence“ von Albrecht Selge. Die Erzählung beginnt grandios mit der Schilderung einer Wanderung in Südtirol. Die Wanderer werden von der Stille umhüllt und unser Erzähler meint, einen Menschen in der Dämmerung sitzen zu sehen, vielleicht ein Phönizier aus der Zeit der Alpenüberquerung Hannibals. […]
Der zehnte Rath-Roman
Wow! Was für ein Lektüreerlebnis! Es versetzte mich zurück an den Anfang dieser Kriminalsaga. Meine Söhne hatten mir den ersten Band 2007 geschenkt. „Der nasse Fisch“. Und ja, den hatte ich ähnlich „verschlungen“, wie jetzt den zehnten Teil dieser Romanreihe von Volker Kutscher. „Rath“ heißt dieser Band und der Name hat mehrere Bezüge: zunächst natürlich, […]