Die Arbeit von Florian Illies zum Friedrich Jahr, die ich hier besprach, sagte mir nicht zu. Die knappe Auseinandersetzung von Werner Busch (auch hier besprochen) ließ für mich zu viele Fragen offen. Also griff ich zur Arbeit von Boris von Brauchitsch und wurde nicht enttäuscht. Ich gestatte mir im Folgenden den Namen des Malers wiederum zu CDF zu verkürzen (Caspar David Friedrich – Biografie).

Der Autor geht chronologisch vor und er legt eine Vielzahl der Werke von CDF vor, bringt sie uns näher und das Buch enthält jeweils eine farbige Abbildung dazu. Natürlich kann eine solche Abbildung nicht die Betrachtung des Originals ersetzen, aber sie gibt einen ersten Eindruck und in dem Verzeichnis der Gemälde finden die Lesenden dann auch die jeweilige Gemäldegalerie.

Eingefügt in den gut lesbaren Text sind einige „Exkurse“ zu Themen oder Personen, die für Leben und Werk des CDF von Bedeutung waren. Der Autor nimmt uns mit in die Gedankenwelt des 18. Jahrhunderts und bietet uns jede Menge Stoff zum Nachdenken: „Nach Kant kann ein ‚Gegenstand an sich‘ schön sein, jedoch niemals erhaben. Insofern ist auch die Natur für sich nicht erhaben, denn Erhabenheit sei ein Gefühl, das erst im Betrachter entstehe.“

Über Friedrichs Freund Carl Gustav Carus, der in Dresden die königliche Hebammenschule leitete und Professor für Geburtshilfe und auch Maler und vieles mehr war: „Im Geiste Novalis‘ vertrat er einen magischen Idealismus, der den Menschen als Spiegel des Universums und folglich auch die menschliche Seele als kosmisches Modell verstand. Der durch die Sinne vermittelten bewussten Wahrnehmung der Außenwelt, naturgemäß subjektiv, stand seiner Vorstellung nach eine Introvision gegenüber, die noch weit subjektiver und fragmentarischer ausfallen musste.“

Dieser Carus charakterisiert CDF wie folgt: : „Wie in der Kunst, so war er auch im Leben von strenger Rechtlichkeit, Geradheit und Abgeschlossenheit – deutsch durch und durch -, nie hatte er auch nur versucht, eine der fremden modernen Sprachen zu erlernen, aller Ostentation ebenso fremd wie jeder luxuriösen Geselligkeit.“

Es gäbe hier so vieles zu berichten, es bleibt den Lesenden nichts anderes übrig als dieses Lesevergnügen selbst zu unternehmen. Ich wusste beispielsweise nicht, dass es eine Verbindung zwischen Beckett und CDF gibt: Der Autor stellt das Gemälde „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ vor: „Samuel Beckett, der das Gemälde Friedrichs als Inspiration für ‚Warten auf Godot‘ bezeichnete, hat aus den beiden Männern seine Protagonisten Wladimir und Estragon gemacht.“

Der Maler Friedrich war kein Mann für Konfektionsmalerei! Und wer sich wundert, warum in Russland einige Werke des Malers hängen, erfährt von dem Freund Schukowski, der immer wieder Gemälde an den Zarenhof vermitteln konnte.

Ich lese über die Jahrhundertausstellung deutscher Kunst in Berlin 1906 und bin von den Zahlen beeindruckt. Die Ausstellung zeigte rund 2000 Gemälde und 3000 Zeichnungen ( darunter 37 Werke von CDF).

Am Ende dieser überaus lesenswerten Biografie finden sich zwei gegensätzliche Aussagen. Max J. Friedländer (1947) wird zitiert: „Für die Augen, die Manet geöffnet hat, ist CDF nicht ein schwacher, sondern überhaupt kein Maler.“ Ich gestehe, dass ich dieser Haltung zumindest weitgehend anhing. Vielleicht lag es auch daran, dass die Nazis CDF gnadenlos zu einem Helden der wahren deutschen Kunst stilisiert hatten. Doch unter diesem braunen Dreck kam das Genie des Malers sehr deutlich durch.

Und der Autor schließt: „Ein Trost war Friedrich, was er aus der Geschichte meinte ablesen zu können, ‚dass die Besseren aller Zeiten immer von den Besseren der Nachkommenschaft achtend anerkannt worden sind‘. In seinem Fall hatte sich CDF geirrt, denn er wurde keineswegs nur von den Besseren kommender Generationen geschätzt, sondern sein Werk wurde zur Populärkultur, seine Bilder zu Ikonen, sein Name zum Inbegriff der Romantik.“

Wer die Gemälde von Caspar David Friedrich besser verstehen lernen möchte, der greife zu diesem Werk!

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