Über den Titel des Romans von Charles Lewinsky „Rauch und Schall“ sollen die Lesenden stolpern. Ist die Reihenfolge nicht andersherum? In Goethes Faust finden wir die Zeilen:

„Nenn es dann, wie du willst,
Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,“

Und Goethe ist eine der beiden Protagonisten dieses intelligenten Romans. Der zwar mit dem grandiosen ersten Satz beginnt: „Goethe hatte Hämorrhoiden.“ Das ist allerdings nebensächlich. Entscheidender ist, dass „seine eigene Gedankentinte endgültig eingetrocknet schien“. Anders ausgedrückt, er litt unter einer massiven Schreibblockade.

Und nun naht der Geburtstag der Herzogin und der Herzog erwartet von dem Genie ein Feiergedicht, das mit einigen Hofdamen zur Aufführung gebracht werden soll. Nun muss ihm etwas einfallen, aber die Dichtkunst versagt dem großen Mann den Dienst. Er kann nicht einfach absagen, denn: „Die Titel und Ämter, die ihm der Herzog verliehen hatte, brachten nicht nur Privilegien mit sich, sondern auch Verpflichtungen; man repräsentierte den Staat nicht unrasiert.“

An dieser Stelle kommt die zweite Hauptfigur dieses grandiosen Stücks ins Spiel. Christian August Vulpius, der Bruder von Christiane, die später Goethes Frau werden wird, die zum Zeitpunkt unseres Romans aber noch nicht mit dem Dichter verheiratet ist, sondern sich um den gemeinsamen Sohn und den Haushalt am Frauenplan kümmert. Vulpius ist in der herzoglichen Bibliothek beschäftigt, bessert seine Einkünfte aber durch das Schreiben von Romanen auf. Er wird für seinen Schwager in spe also ein Jubelgedicht verfertigen, das Goethe unter seinem Namen aufführen kann.

Die Schreibblockade hält an, Christian August verrät Johann Wolfgang ein „Rezept“ seiner Großmutter, der Großdichter wird die Schreibblockade überwinden, „Faust“ zu Papier bringen und wie alles dieses so passiert, darf selbst gelesen werden.

Die Lektüre ist so kurzweilig, so perfekt „komponiert“, dass wir Lesende fast ein wenig traurig das Buch aus der Hand legen, denn wann kann man sich so ungeniert über einen der Olympier so königlich amüsieren.

Die letzten Sätze des Romans zitiere ich hier nur, um zu beweisen, dass Charles Lewinsky aber auch wirklich nichts vergessen hat: „Er (Goethe ist gemeint) war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Und seine Hämorrhoiden waren auch kaum mehr zu spüren.“

Eine großartige Lektüre!

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