Die englische Autorin Susan Fletcher hat sich eine sehr schöne Geschichte um zwei Gemälde und die Tatsache herum, dass van Gogh ein Jahr (1889/1890) in der „Irrenanstalt“ von Saint-Rémy etwa 30 Kilometer von Arles entfernt verbrachte, ausgedacht.

Der Roman mit dem etwas sperrigen Titel „Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte“ imaginiert die Bekanntschaft zwischen der Freu des Anstaltsleiters Charles Trabuc, Jeanne, und dem Maler.

Vincent hatte sich nach anfänglichem Zögern freiwillig in die Anstalt begeben. Er durfte malen, sich anfänglich auf dem Gelände, später auch in der Umgebung frei bewegen. Er war sehr produktiv und malte Weizenfelder, Zypressen, die Sternennacht.

Die Frau des Anstaltsleiters interessiert sich für diesen sonderbaren Mann und will sich schließlich von ihm porträtieren lassen. Sie ist in der Ehe nicht mehr glücklich, ihre drei Söhne sind erwachsen, ihr Mann hat jeglichen körperlichen Kontakt zu ihr eingestellt. Auch er ist sicherlich nicht glücklich, aber man findet keine Gesprächsebene mehr.

Der Roman ist ein zarter Text über eine sich emanzipierende Frau, ist ein Text über die Hoffnung und die Möglichkeit, etwas „im Leben verändern“ zu können. Es ist ein Roman über Szenen einer Ehe. Schließlich wird sie ihrem Enkelsohn am Ende von einem Mann erzählen können, den sie einst kannte.

Die Porträts der beiden Eheleute kann man sich heute noch in Museen anschauen – dasjenige der Madame Trabuc momentan leider eher nicht, es hängt in St. Petersburg.

Mir kam dieser Roman zu der Zeit meiner ersten Corona-Infektion gerade recht. Und nach Arles und Sait-Rémy wollte ich schon immer mal.

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